Samstag, 28. November 2009

Starkregen im Süden und ordentlich Neuschnee in VBG in Sicht

Das ist ein Follow-Up zu meinem gestrigen Hinweis auf den Föhn. Diese Südstaulage hat auch andere Seiten, nämliche nasse zum einen und weiße zum anderen. Am Sonntag beginnt es an der Alpensüdseite allmählich zu regnen, die Schneefallgrenze ist noch weit oben im Hochgebirgsniveau.





Das erste Bild zeigt die Temperatur in etwa 1500m Höhe, das zweite die auffsummierte 24-stündige Niederschlagsmenge.

Im Lauf des Sonnatgs kommen dann schon teilweise ordentliche Regenmengen zusammen, allen voran in Südtirol, Teilen der Schweiz, in Krajnska Gora, aber auch schon in Teilen Kärntens und Osttirols. Die Schneefallgrenze ist immer noch hoch :

 

 


Am Montag in der Früh erreicht dann die Kaltfront des Tiefdrucksystems Vorarlberg und zieht langsam weiter nach Osten. Hier und im Tiroler Oberland setzen verbreitet Niederschläge ein, zudem kommt aus Westn vor allem in den tieferen Schichten deutlich kältere Luft herein. Die Temperatur in 1500m höhe sinkt in der Nacht auf Dienstag und am Dienstag selbt auf minus 4 Grad, das heisst normalerweise dass der Schnee oberhalb etwa 600-700m auch liegen bleibt.


Zur selben Zeit fallen in Teilen Osttirols und Oberkärntens an die 100 L/m² als Regen ......










Das heißt also, ändern sich die Modelle nicht wensentlich kann es in Teilen Vorarlbergs ind des Tiroler Oberlandes von Montag auf Dienstag ziemlich winterlich mit einem ordentlichen Neuschneebatzen bis in die Täler werden. Die Variation reicht im Moment noch von 20cm bis 1m in den Hochtälern. Da der Rest der Woche auch ein bissl kühler aussieht würde sich der Schnee in den Tälern auch einige Zeit halten ... Das ist ja schon ein Wunder in diesen Tagen ...


Gruß

MS


Freitag, 27. November 2009

Föhnsturm am Sonntag und Montag, kälter ab Dienstag

Ab Samstag Mittag zeichnet sich die Entwicklung einer doch recht markanten Wetterlage für ein Alpenraum ab, ein ordentlicher Föhnsturm, der auch in die Täler durchgreifen kann, steht uns ins Haus. Die Entwicklung beginnt bereits jetzt über dem Atlantik. Östlich von Neufundland liegt ein unscheinbares Tief, das bis Samstag Abend rasch unter Verstärkung zum Ostatlantik ziehen wird. Damit dreht die Höhenströmung bei uns von West auf Süd, auch am Boden verstärken sich die Druckunterschiede zwischen Norditalien und dem bayrischen Alpenvorland markant.



 

 






Nach den Simulationen des amrikanischen Wettermodells erreicht der Föhnsturm in den westlichen Teilen Österreichs am Sonntag Abend, bzw. in der Nacht auf Montag seinen Höhepunkt, dann bricht er hier mit einer Kaltfront aus Westen langsam zusammen. Von den Hohen Tauern ostwärts erreicht der Sturm am Montag seine größte Intensität. Bei einer derartigen Ausprägung muss man auf exponierten Bergen schon mit Böen von 150, 160 km/h, rechnen, vereinzelt wären bis zu 180 drinnen. Auch in zahlreichen Föhntälern kann der Sturm dann mit Böen über 80, vielleicht auch über 100 km/h durchgreifen.



 

 
 

Am Montag setzt dann in Osttirol und dem westlichen Oberkärnten teils kräftiger Regen ein, auch im Westen wird es feucht. Hier liegt die Schneefallgrenze zuerst über 1500m, sinkt aber in der Nacht auf  Dienstag bis in vieler Täler (Tiroler Oberland und Vorarlberg).

Wahrscheinlich greift der starke, warme Wind am Montag auch im Flachland durch, sollte das passieren sind Höchsttemperaturen bis 18 Grad, in einzelnen Föhntälern der östlichen Alpennordseite auch 20 Grad drinnen.

Zum Dienstag hin bricht der Föhn dann mit einer Tiefdruckentwicklung südlich der Alpen überall zusammen, es kühlt deutlich ab. Der Mittwoch sieht dann generell kalt (jahreszeitgemäße Temperaturen zwischen 0 und 5 Grad) aus, schneien sollte es aber kaum mehr.

Gruß

MS

Mittwoch, 25. November 2009

warm, wärmer ....


heute eine aktuelle satellitenbildinterpretation, wiederum mit sehr markanten und ausgeprägten formationen.




Westlich von Schottland liegt der Kern eines kräftigen Tiefdruckgebietes. Ausgehend von diesen findet man auf dem Infrarotbild sehr gut definierte, nahezu klassische Frontenzüge. Das langegestreckte Wolkenband einer Kaltfront von Südnorwegen über Nordspanien auf den Atlantik hinausreichend, der Schirm einer Warmfront  über Schweden und der Ostsee bis nach Osteuropa, das Band einer Okklusion von Südskandinavien nach Westen reichend. Im Bereich des Tiefkernes findet man auch noch organisierte Verstärkungen der Schauerwolken, so genannte Kommata. Österreich kommt genau zwischen Warm- und Kaltfront zu liegen, im so genannten Warmsektor. Wie der Name schon sagt, ist das meist der Bereich der wärmsten Luft, durchzogen mit einigen Cirrus(Schleier)wolken. Die Warmluft, die uns erreicht hat hat ihren Ursprung über Südwesteuropa, bzw. sogar Nordafrika und erreicht uns rechtsgekrümmt aus Westen.

Wie warm dieser Warmsektor wirklich ist zeigt die hochauflösende Analyse der Schneefallgrenze.

  

 Die Farben geben die Schneefallgrenze in Höhe über Grund an. Das sind über Wien z.B mehr als 2000m. Auf den weiß dargestellten Flächen liegt die Schneefallgrenze am Boden auf. D.h würde jetzt Niederschlag fallen, würde es in den weißen Gebieten schneien. Allerdings sind nur die höchsten Gebirgszüge der Alpen mit weiß versehen, und das ist für die Jahreszeit schon recht ungewöhnlich, nähern wir uns doch den klimatologisch gesehen kältesten Tagen des Wetterjahres in ca. 4-5 Wochen.

Für die Schiopenings sieht es jedenfalls denkbar schlecht aus. Zwar erwischt uns morgen allmählich in abgeschwächter Form die Kaltfront des Tiefs, nennenswerte Abkühlung ist damit aber nicht verbunden. Vor der Kaltfront kommt teilweise auch noch der Schneefresser Föhn auf. Und auch mittelfristig sind, jedenbfalls für mich, keinerlei Anzeichen der Chance auf jahreszeitgemäße Temperaturen in Mitteleuropa zu finden.

Gruß

MS


Montag, 23. November 2009

Wieder im Lande

Das Wetter bzw. die Ereignisse  auf meiner etwas längeren Reise zurück nach Wien kurz zusammengefasst.

Melbourne habe ich bei bedecktem Himmel und aufziehendem Regen verlassen. Anscheinend war das was sich Stunden später abspielte dann doch irgendwie aussergewöhnlich (typisch, kaum fliegt man weg wird das Wetter interessant):

Starkregen in Victoria




Jedenfalls, der Flug mit einer B747 (QF093) quer über den Pazifik war dann abgesehen von gröberen Turbulenzen südlich von Fiji, ereignislos.

Hier eine humoristische Kleinigkeit:





Los Angeles, glanzlos wie eh und je, präsentierte sich mit aufgelockertem Stratocumulus, jedenfalls mit Nichts, das einen Meteorologen wach und interessiert halten könnte. Also schlief ich in der Lounge ein.

Ebenfalls die meiste Zeit ereignislos verlief die Überquerung des Atlantik, wieder mit einer B747 (BA282).

Eine weitere humoristische Kleinigkeit, die sich wohl über dem von mir überflogenen Neufundland vor einigen jahren zugetragen haben dürfte:

The chief of United States naval operations has released the following transcript of a radio conversation between a US Navy ship and Canadian authorities off the coast of Newfoundland.
US ship: Please divert your course 0.5 degrees to the south to avoid a collision.
Canadian reply: Recommend you divert your course 15 degrees to the south to avoid a collision.
US ship: This is the captain of a US Navy ship. I say again, divert your course.
Canadians: No. I say again, you divert your course!
US ship: This is the Battleship USS Missouri; we are a large warship of the US Navy. Divert your course now!!
Canadians: This is a lighthouse. Your call.





Westlich von Irland wurde es dann ziemlich ruppig. Man hat es ja auch hierzulande vernommen, dass ein Tief Teilen Großbritanniens verheerende Überschwemmungen brachte. genau durch dieses ging es nach London Heathrow. Dass es ein guter Pilot war, zeigte sich dass er den den Landeschwinger (sehr starker Seitenwind) ziemlich gekonnt aufs Parkett setzte und nur ein Paar Tassen in der Galley zu Bruch gingen. (ausserdem löste sich irgendeine Isolierung von der Decke ...)

Die Wartezeit bis zum Weiterflug nach Wien verbrachte ich mit ein paar Zigaretten (maranktes Wetter: CB, Regenschauer und ein kurzes Gewitter).

Boarding war pünktlich, Abflug nicht. Es zeigt sich einmal mehr, dass LHR einfach ein Moloch ist und selbst mit dem stark reduzierten Flugverkehr an einem Sonntag Nachmittag nicht mehr zurecht kommt.

Zum Schluss hob die B757 der BA dann doch ab und landete 1:50 später im hochnebelig-kalten Wien (4 Grad). Ich sag jetzt nicht was mir vom Wetter her besser gefallen hat.

Jetzt gehts ab in die Arbeit.


Gruß

MS

Freitag, 20. November 2009

Hitzewelle in Südaustralien zu Ende

Gestern, am Donnerstag erreichte die Hitzwelle ihren Höhenpunkt. Im Küstenort Ceduna in South Australia wurden 45,1 Grad erreicht. In Adelaide wurde mit 43,1 Grad ein neuer Novemberrekord aufgestellt.




Mittelweise ist aus Südwesten eine Kaltfront schon bis weit in den Osten vorgedrungen und hat mit Schauern und Gewittern dieser aussergewöhnlichen Hitzewelle ein Ende bereitet. Es zeichnet sich bereits ab, dass dieser November der heisseste aller Zeiten für Süd- und Ostaustralien werden wird.

Ich für meinen Teil kehre Australien nun den Rücken und mache mich wieder auf den Weg nach Wien.






22807 km

Grüße

MS

Mittwoch, 18. November 2009

Warum es bei uns nicht kalt werden kann - Die Zirkumpolarkarte

Die Karte, um die sich dieses Post dreht, ist nicht einfach zu verstehen, aber sie sagt eine Menge über die mittelfristige Wetterentwicklung aus. Ich schreibe über eine besondere Wetterkarte - die Zirkumpolarkarte. Bei der Zirkumpolarkarte befindet sich der Beobachter über dem Pol, in unserem Fall dem Nordpol und schaut auf die Erde. In diesem Fall sieht er den Bodendruck und die Temperatur in 1500m Höhe. Die Karte ist so gewählt dass Europa *unten* ,also wenn man die parallele mit einer Uhr zieht, bei 6 Uhr zu liegen kommt.



Für den Meteorologen wichtig ist hier eine Symmetriebetrachtung. Wo liegt das Zentrum der kalten Luft ? Liegt es direkt über dem Nordpol (Was man vermuten möchte) oder ist es verschoben, und wenn ja, wohin ?

Sieht man sich die Karte genauer an, bemerkt man das das Zentrum der Kaltluft vom Nordpol Richtung Asien/Sibirien verschoben ist, von uns aus gesehen also auf die andere Seite der Erde.

Zur Orientierung: China befindet sich (wieder an das Ziffernblatt einer Uhr denkend) zwischen eins und halb 3, bei 3 liegt Indien, während die USA bei 9 Uhr zu liegen kommen.

In weiten Teilen Chinas ist es derzeit bitterkalt, sogar die beinahe tropische Temperaturen gewöhnten Bewohner von Hong Kong haben es mit eher mauen 10 bis 15 Grad zu tun. Der Kältepol liegt über Sibirien, während es zwischen den USA und Europa vergleichsweise warm ist. Das ist aber nun das Thema. Genau aus dieser Gegend etwas östlich von Grönland kommen aber die winterlichen Kaltluftvorstösse  die uns Schnee und Frost bringen. Dort ist aber zur Zeit nix zu finden ! Ganz im Gegenteil. Auch über den USA weit und breit keine Spur eines Kaltluftreservoirs.

Und dass die Kaltluftblase von Sibirien Richtung Westen zu uns wabert ist extrem unwahrscheinlich. Der Prozess der Verlagerung des Kaltluftzentrums, das auch die Tiefs und Hochs und damit Strömungen und Winde bei uns steuert zieht sich über Wochen hinweg. Ist das Zentrum, einmal um den Pol herumgewabert, nördlich von Skandinavien angekommen, dann wird es für uns interessant und dann kann es auch eine markantere Umstellung der Großwetterlage geben. Bis dahin rinnt aber noch viel Wasser die Donau hinunter.

Gruß

MS

Dienstag, 17. November 2009

Schmähführen beim Wetter

Am Heimweg kam es mir in den Sinn, eine zufällige Sammlung der besten mir bekannten "Gschichteln", die rund ums Wetter "gedruckt" werden festzuhalten.

Die erste widme ich meinem Vater: "Im März kommt kein Winter mehr". Falsch, Herr Spatzierer Senior. Massive Kaltlufteinbrüche kann es bis weit ins Frühjahr hinein geben, es hat auch im Mai schon einmal in Wien geschneit.


Bauernregeln: Die meisten kann man getrost vergessen, es gibt aber so genannte Singularitäten, wie die Siebenschläferregel, die Eisheiligen oder die Schafskälte, an denen schon etwas dran ist. Zumindest in Mitteleuropa.

Gewitter: Buchen sollst du suchen, Eichen sollst du weichen. Teilweise tödlicher Irrtum. Blitzen ist es egal, in welche Baumart sie einschlagen.


Staatsfunk: - Weststurm: In Wien, Niederösterreich und im Nordburgenland.... meist falsch. Gerade bei westlicher Anströmung kann man diese Gebiete nicht in einen Satz verpacken. Der Westwind ist dabei in Wien immer am stärksten, weil es hinter dem Wienerwaldsporn ein Leetief gibt. Richtung Neusiedlersee läuft der Wind dann gegen ein Druckpolster und bremst deutlich ab. Anders bei Nordwest- und Nordwind. Der ist im Burgenland am stärksten, was an der Umströmung der Alpen liegt. Am heftigsten ist der Wind dann im Ödenburger- und Günser Gebirge.

Noch etwas zum Wind in Wien: Der Düseneffekt zwischen Leopolds- und Bisamberg ist nicht mehr als eine schöne Theorie. Bei einem ordentlichen Sturm kommt der Wind egal wo in Wien aus 260 bis 290 Grad, also genau über den Wienerwaldrücken. Nordweststurm (der käme durch den Einschnitt) erreicht nie die Stärke eines Weststurmes.

"Föhn unterdrückt Gewitter": Falsch. Gerade bei sommerlichen Föhnlagen kommt es im nördlichen Alpenvorland zur Bildung besonders schwerer Gewitter. Der Mechanismus ist unklar, Föhnwellen können aber eine Rolle spielen, genauso wie die kleinräumigen, krassen Unterschiede zwischen Föhnluft (trocken und heiß) und Nicht-Föhn-Luft (feucht und warm).

Noch etwas für die Wiener: "Westwind mindert den Regen". Falsch. Gut 80% aller Niederschläge in Wien fallen wenn gleichzeitig Westwind weht (Gewitter ausgenommen). So gut wie alle markanten Starkregen- und Überflutungsereignisse fanden bei West- bis Nordwestwind statt.

Blitze (in einem Buch für Erwachsene gelesen): "Blitze entstehen wenn kalte und warme Winde sich aneinander reiben". Das ist natürlich Topfen. Die Wahrheit ist vielmehr dass bei Blitzen die Prozesse beim Gefrieren von Wassertropfen eine ganz entscheidende Rolle spielen.

Wirbelstürme: (gelesen in einem Physikbuch - Gerthsen). "In der Atmosphäre gibt es Wirbel. Ziehen sich diese zusammen enstehen Wirbelstürme". Man darf mir glauben, dass der Prozess der Entstehung eines Orkanes oder Hurrikanes weitaus komplexer ist. Annähernd hin, wenn auch nicht die Ursache wiedergebend, kommt die Annahme beim Tornado.

Azorenhoch und Islandtief: Beide sind gängig in der Wetterberichterstattung, real sind sie meist nur in der statistischen Betrachtungsweise, nämlich in der Hinsicht, das der Luftdruck im Jahresmittel an den angegebenen Orten eben tiefer bzw. höher als in der Umgebung ist. Und gibt es im Sommer mal ein richtig schönes Hoch bei den Azoren heisst das noch lange nicht, dass es in Mitteleuropa schön ist. Wahrscheinlich ist dann vielmehr, dass es bei uns eine grausige Nordwestwetterlage gibt.

Gewitter machen an Flüssen halt. Ein Märchen.

"Wettbewerb": Nur wer lokal vor Ort ist kann auch das Wetter lokal gut vorhersagen. Falsch. Die Wetterwarte in Innsbruck sieht nicht besser was im Zillertal passiert als wir es aus Wien tun. Sind halt auch Berge dazwischen. Wichtig ist vielmehr, dass die jeweiligen Meteorologen gut um das regionale Wetter Bescheid wissen und die Wettermodelle kritisch hinterfragen können. Von wo aus sie das tun, ist egal.

Sollten mir noch mehr dieser "Gschichteln einfallen", werde ich das Post erweitern.

BG

MS

Gedanken zur Unwetterinformation

Die gezielte Unwetterinformation ist, zumindest in Europa, ein relativ junger Bereich in der Tätigkeit der Wetterdienste. Die weltweite Vorreiterrolle hatten in diesem Fall ganz klar die USA, auf deren mehrstufigen Warnkonzept die meisten heutigen Warnsysteme fußen. Das eine ist, einen solchen Warndienst (meteorologisch) zu betreiben. Dazu braucht man natürlich Daten, Modelle und Erfahrung mit dem regionalen Wettergeschehen. Als Betreiber eines solchen Informationsdienstes weiß ich darüber mittlerweile eine ganze Menge. Die andere Sache ist die Botschaft (modern Message) oder Intention die dahinter steckt. In der reinsten Natur der Sache soll der Nutzer solcher Informationen rechtzeitig vor potentiell gefährlichen Wetterereignissen informiert werden. Was sind bei uns in Mitteleuropa solche Ereignisse ?

Heftiger Regen: Die Folge können Überschwemmungen, Hangrutschungen und Muren sein.

Starker Schneefall: Lawinen, gefährliche Straßenverhältnisse, Nichterreichbarkeit ganzer Regionen, starke Beeinträchtigung der Infrastruktur

gefrierender Regen: Eisbruch, gefährliche Strassenverhältnisse

Gewitter: Heftiger Regen, großer Hagel, Sturm, Blitzschlag, Tornados

Sturm: Herabfallende Teile, umstürzende Bäume, gefährliche Strassenverhältnisse, Beeinträchtigung und Zerstörung der Infrastruktur

Diesen Phänomenen ist folgendes gemeinsam: relativ seltenes Auftreten, das heißt statistisch gesehen: am Rand der Häufigkeitsverteilung, direkte Schadens oder Gefahrenwirkung.

Natürlich kann das Wetter auch anders bzw. indirekt für Gefahrensituationen sorgen.

Häufige Phänomene: Nebel (Sichtbehinderung), Rauhreif (Glätte), Frost im Allgemeinen. Der Unterschied zu den oben genannten Phänomenen ist, dass die gerade bei uns sehr häufig auftreten und gerade im Winter Bestandteil des alltäglichen Wetterablaufes sind, man also damit rechnen muss. Davor zu *warnen* ist nicht im Sinne des Erfinders, denn der Anspruch auf Übernahme jeder wetterrelierten Eigenverantwortung im alltäglichen Ablauf is m.E nach Irrsinn.


Indirekte Phänomene: Große Hitze, lange Trockenheit, Dürre, Waldbrandgefahr.

Hitze führt zu verstärkten Kreislaufbelastungen, bei geschwächten Personen im Extremfall zu Kreislaufkomplikationen mit nicht auszuschließenden fatalen Folgen. Hitze in Kombination mit Trockenheit führt zu Dürre, Ernteausfällen, Wasserknappheit und erhöhter bis hoher Wald- und Flurbrandgefahr. Hier ist die direkte Wirkung des Wetters nicht gegeben, sondern eine Kombination mit im einen Falle angegriffener Gesundheit, in den anderen Fällen Vegetation, Bepflanzung und Bodenverhältnissen führt zu potentiell gefährlichen Ereignissen. Auch hier ist eine Deklaration als Unwetterinformation fehl am Platz.

Weniger ist mehr: Da die Reizüberflutung auf der einen Seite und Medienhysterie auf der anderen Seite heutzutage leider Betsandteile des alltäglichen Lebens sind, ist gerade bei der Unwetterinformation die Minimalvariante die Taktik der Wahl.

So wenig wie möglich
So viel wie notwendig
So früh wie vertretbar

Klar ist, dass man/wir als Dienstleister außerhalb der Kette staatlicher Wetterdienstleister mit diesen in einer Konkurrenzsituation stehen, doch gerade bei der Unwetterinformation ist *Früher als die anderen* und *höher als die anderen* reiner Schwachsinn. Die Qualität des Dienstes stellt sich am Ende des Tages aus anderen Komponenten zusammen.

Letztlich sind wir bei unserem 4-stufigen Warnschema gelandet, dessen Sinn sich aus  unserer Sicht so darstellt:

Gelb: Eine Vorinformation. In nächster Zeit kann es zu markanten Wettererscheinungen oder Unwetter kommen, die genaue Zeitlichkeit oder regionale Ausprägung ist aber noch mit einer gewissen Unsicherheit versehen.

Orange: markantes Wetter. In der Regel geht hiervon keine Gefahr für Menschen oder Infrastruktur aus, einzelne Nischenbereiche können aber sehr wohl betroffen oder beeinträchtigt sein. Hier seien Kläranlagen, Erhalter kommunaler Kanalnetze, Seilbahnbetreiber etc. genannt.

Rot: Unwetter. Das Ereignis nimmt ein Ausmaß an, das potentiell Gefahr darstellt oder zu erheblichen Beeinträchtigung der Infrastruktur führen kann.

Violett: starkes Unwetter. Das Ereignis stellt in jeglicher Hinsicht Gefahr dar, und markiert Ereignisse die jährlich oder noch seltener vorkommen.

Dieses und anderes kann man nicht von Anfang an wissen und es steckt auch bei mir/uns ein langer Lernprozess dahinter. Gerade an dem Leitfaden bzw. der Philosophie hinter den Informationen hat sich vom Beginn des Dienstes 2004 bis jetzt einiges, und ich denke zum wesentlich besseren, gewandelt.  Diesbezüglich ist es uns also relativ wurscht, was andere Dienste bewarnen oder nicht bewarnen. Lasset die Grabesstimmen aus den Autoradioboxen tönen: Dies ist eine Unwetterwarnung ... hm. Na vielleicht doch nicht. Dies ist eine Entwarnung .... Der Vergleich mit anderen ist nicht zielführend und nur allein die Tatsache, dass man besser ist als andere, hat keinen Wert, solange man nicht einen guten Service betreibt. Das Urteil fällen letztendlich nicht wir, aber ich bin da relativ optimistisch, dass unser Service gut ankommt....

Gruß

MS

Montag, 16. November 2009

Hitze in Südaustralien erreicht Höhepunkt

Nach einer kurzen Verschnaufpause in Form eines Kaltfrontstreifers bereitet sich der Süden Australiens auf den bisherigen Höhepunkt der Hitzewelle am Donnerstag vor.

Ein Tiefausläufer zieht von Westaustralien herein und schiebt an seiner Vorderseite für die Jahreszeit extrem heiße Luft aus dem Zentrum des Kontinents an die sonst kühleren Südküsten.





Die Temperaturen in etwa 1500m erreichen dabei mehr als 25 Grad, bei voller Sonneneinstrahlung bedeutet das Höchstwerte bis 43 Grad.



 

Im zentralen South Australia sind sogar potentiell 45 bis 48 Grad möglich. In Australien wird es zwar im Sommer immer heiß, jedoch gilt es zu bedenken, dass es noch einige Wochen bis zum Sonnenhöchststand hin sind und diese hohen Werte meist erst im Jänner oder februar erreicht werden. Der Klimarekord für einen Novembertag in Melbourne liegt bei 40,9 Grad aus dem Jahr 1894. In Adelaide hatte es im November 1993 42 Grad, in Mildura 1980 44,5 Grad. Sollten sich die Wettermodelle nicht grundlegend ändern, werden einige dieser Rekorde fallen. Soweit die Statistik. Da es seit Mitte Oktober in weiten Teilen der Region nicht mehr geregnet hat werden die Bedingungen für gefährliche Buschbrände immer opportuner, und das lässt speziell so früh im Sommer eine ungnädige Buschbrandsaison fürchten.

MS



Mittelfristiger Wettertrend: Weiterhin sehr mild

Die Annahmen von letzter Woche bezüglich des mittelfristigen Wettercharakters haben sich im großen und Ganzen bewahrheitet. Jetzt ist es an der Zeit das ganze unter dem Blickwinkel der aktuellen Wetterlage und der neuen Prognosen der internationalen Wettermodelle zu betrachten.




Die derzeitige Großwetterlage ziegt das Zentrum der Tiefdruckaktivität westlich und südwestlich der Britischen Inseln. Wie auch schon letzte Woche denotiert, lässt dies nur einen Schluss auf das Wetter der kommenden Tage in Österreich zu: Mild, Mild, Mild, Föhn, Föhn, Föhn. Die Persistenz dieser Winterkillerlagen ist uns vor allem aus dem Winter 2007/2008 bekannt...




Weiterhin ist bei uns Südwestströmung dominierend, die Randtiefs ziehen nach Skandinavien und hinterlassen lediglich ein paar Streifschässe, die polare Kaltluft bleibt weit im Norden.




Das geht sogar soweit, dass die atlantischen Tiefs eine Position einnehmen werden, in der sie die Bildung eines starken, warmen Hochs über Mitteleuropa unterstützen werden. Da der stärkste Schneekiller (auch im Winter) die direkte Sonnenstrahlung ist, die hohen Temperaturen ihr übriges tun, gehen wir auf Tage mit Tauwetter bis weit über 2000m zu. Das Schneekanonisieren einzelner Liftbetreiber der letzten Woche war somit quasi für die Fisch bzw. den Fluss.




Während das amerikanische Modell auch bis zum Ende der Vorhersageperiode keine Abkehr vom Südwestwetter zulässt, gibt es im Europäischen Modell zarte Hinweise auf eine Umstellung etwa um den 25 oder 26. November.  Dazu aber mehr, wenn es konkreter werden sollte.

MS

Donnerstag, 12. November 2009

Ungewöhnliche Hitzewelle in Südaustralien

Der Süden Australiens wird derzeit von einer für die Jahreszeit ungewöhnlichen Hitzewelle heimgesucht. Der November entspricht auf der Südhalbkugel ja dem europäischen Mai, was die Jahreszeiten angeht.Normalerweise dauern selbst im Hochsommer die Hitzewellen nur einige wenige Tage, da durch die Nähe zum kalten, antarktischen Meer immer wieder Kaltfronten mit kühler Meeresluft streifen.




Aktuelles Satellitenbild


Seit nunmehr einer Woche lagert aber ein starkes Hoch über der Region und beschert vor allem dem zentralen Süden rund um die Metropole Adelaide andauernd Tage mit um die 40 Grad Nachmittagstemperatur.



Hier die Nachmittagstemperaturen.




Das ist eine Boden- und Höhenwetterkarte. Man sieht ein kräftiges Hoch über dem zentralen Süden des Landes. Die Lage des Hochs am Boden ist so, dass wenigstens an den Küstenabschnitt der Wind vom Meer kommt und damit direkt am Meer die Hitze etwas dämpft. Weiter im Osten, Richtung Victoria und Melbourne hat andauernder Südwestwind die Hitze wenigstens für ein paar Tage unterbrochen.




Diese Karte zeigt die Temperatur in ca. 1500m Höhe. Sie gibt dem Meteorologen einen guten Anhaltspunkt, wie warm es am Boden tatsächlich werden kann. Für Australien gilt hierbei die Faustformel: Höchsttemperatur ist gleich Temperatur in 1500m plus 18 Grad.(Bei voller Sonneneinstrahlung)


 Wie vorher angesprochen, zeigt der Wind, dass in direkter Küstennähe auflandiger Wind herrscht, hier ist es angenehm warm. 50km landeinwärts hilft das nicht mehr und es ist brennheiss.



Die Temperaturkarte zeigt schön die am meisten betroffenen Regionen.

In den nächsten Tagen wird das Hoch etwas nach Osten wandern, damit dreht der Wind im gesamten Süden das Landes auf Nord und verschlimmert die Hitze weiter, da dann auch kein Seewind mehr auftritt. Es wird ca. auf eine 2-Wöchige Hitzeperiode hinauslaufen, zum Ende der nächsten Wochen kommt an der Vorderseite eines Tiefs wieder mehr Dynamik ins Wettergeschehen und damit ergibt sich eine reelle Chance auf Abkühlung.

Gruß

MS


Dienstag, 10. November 2009

Satellitenbildinterpreation 10.11, 1 Uhr MEZ

auf dem aktuellen Infrarotsatellitenbild von Europa/Nordatlantik gibt es ein paar sehr schöne Formationen, die ich heute etwas näher erklären will.






Links im Bild der Komplex einer so genannten WELLE, mit Warmfront und Kaltfrontteil. Das Wellenstadium ist das Frühstadium der Bildung eines neuen Tiefdruckgebietes. Die Verwellung entlang einer ursprünglichen Kaltfront (seltener Warmfront) wird im Lauf der Zeit immer ausgeprägter und geht im Idealfall in Spiralform über, was das Reifestadium eines Tiefs markiert.

An den Warmfrontteil der Welle anschliessend über Großbritannien erstreckt sich das Wolkenband einer Okklusionsfront. Okklusionen sind meist Frontengebilde im fortgeschrittenen Alter und bestehen aus einer zwischen kühleren Luftmassen eingezwickten Warmluftmasse.

Über Island liegt das Zentrum eines Höhentiefs, erkennbar an den spiralförmig gewirbelten Wolkenstrukturen. Es ist ein sehr gealteretes Tief, am Ende der Entwicklung und bereits vollstündig mit Kaltluft (Schauerwolken) aufgefüllt.

Win weiters Höhentief, bei weitem nicht so schön spiralfürmig wie das Islandtief befindet sich über Mitteleuropa. Die daran angeschlossene Okklusionsfront erstreckt sich von Südostfrankreich über West- und Norddeutschland weiter nach Osteuropa. Hierbei kann man eventuell noch über eingelagerte Wellen sprechen, das ist aber für die Diskussion hier irrelevant. Über dem Mittelmeer sieht man Jahreszeitetypisch heftige Schauer- und Gewittertätigkeit im Bereich der Kaltluft des Höhentiefs.

Westlich von Afrika für den Meteorologen und Urlauber gleichermassen langweilige Wolkenstrukturen. Im Bereich eines Hochs driften mit Nordostwind tiefe Stratus und Stratocumuluswolken (Passatwindzone) nach Südwesten, Richtung Kanaren.

Gruß

MS

Montag, 9. November 2009

Gedanken zur mittelfristigen Wetterentwicklung

Ich beginne mal mit etwas einfachem und schreib ein paar Gedanken zur Entwicklung der Europäischen Großwetterlage der nächsten 10 Tage nieder.

Nach sprichwörtlichem Heiß+Kalt im Oktober ist ja im November erstmal die Normalität eingekehrt. Die großen Schigebiete scharren in den Startlöchern und denken laut über einen Vorzeitigen Start der Saison nach, wenn die Saison nicht gar schon begonnen hat. So viel gleich vorweg: Hochwinterwetter mit Schnee bis in die Täler und Niederungen wirds in der Mittelfrist, also den nächsten 5-10 Tagen nicht mehr spielen, das ist schon recht gut abgesichert. Warum, mag man fragen ? Gehen wir mal vom aktuellen Zustand aus:



Das ist eine Höhenwetterkarte, eine Prognose für die mittelhohe Atmosphäre für Montag, 12 Uhr Weltzeit. Das grüne Ei südwestlich von Österreich ist ein Höhentief, das langsam weiter nach Osten zieht und für Regen bzw. Schneefall im Gebirge sorgt. das Wetter der kommenden Tage wird allerdings über dem Atlantik kreiert. In der linken oberen Bildecke sieht man ein vielbesungenes Islandtief, dazwischen, über dem Ostatlantik liegt ein kräftiges Hochdruckgebiet. Das geschulte Auge sieht sofort, dass sich mit so einer Konstellation kein Winter machen lässt, ganz im Gegenteil. Zieht das Genuatief erstmal ab, macht sich das Hoch aus Westen bei uns breit und in weiterer Folge kommen wir an die Vorderseite des Islandtiefs, das Richtung Skandinavien weiter zieht. Vorderseite heisst Südwestströmung und damit Herantransport von milder Luft.




Das vollzieht sich dann bis zum Freitag und ist auch von den Modellen her gut abgesichert. Nach ca. 5 Tagen kommt die Zeit ab der man sich auf die Modelle nicht mehr richtig verlassen kann und mehr mit seinem Gespür bzw. mit Logik arbeiten muss um überhaupt eine Vorhersage über den generellen Trend des Wetters machen zu können. Bei dieser Konstellation heisst das: Der Tiefdruckkomplex westlich von England ist sehr ausgeprägt, da werden immer wieder Randtiefs vom Mittelatlantik Richtung Skandinavien ziehen. Vorherschend bei uns Südwest- bis Südostwind, in den Bergen mild, im Flacghland teilweise kalte Nebelsuppe. Zwischendurch vielleicht mal ein Kaltfrontstreifschuss mit Winddrehung auf West und etwas Schneefall bis ins Mittelgebirge, dann aber gleich wieder föhnig.



An der Angelegenheit würde sich wahrscheinlich bis weit in die nächste Woche hinein nichts ändern.  Damit sich der generelle (milde) Wettertrend dieser unter den Meteorologen als *südliche Westsüdwestlage* verschrieenen Winterkillerlage ändert muss z.B über dem Mittelatlantik der Luftdruck steigen, das würde dann allmählich Tiefs aus Nordwesten zu uns lenken, damit würde es kälter. Oder es baut sich über Mitteleuropa ein blockierendes Hoch auf, das in weiterer Folge etwas nach Westen rutscht und den Weg für Kaltluft aus dem Nordosten freigibt. Damit sind wir aber im Bereich der Spekulation bzw. des Wunschdenkens gelandet und es ist an der Zeit hier zu enden.

Die Essenz: Die Etablierung massiver Tiefdrucktätigkeit westlich von England wird das Wetter bei uns über Tage hinweg für die Jahreszeit mild gestalten. Der nächste Gruß vom Winter ist noch weit weg. Alles normal.

MS