Donnerstag, 30. Dezember 2010

Letzte Wetterinfoszeilen 2010: Silvester rund um die Welt, + Vorschau Kw1 2011

Hallo,

mit diesem Posting schließe ich den Wetterinfos-Zyklus 2010, da ich morgen unterwegs sein werde, dazu aber später mehr.

Vielleicht ein kleiner Exkurs dazu, wie andere Menschen wettertechnisch den letzten Tag des Jahres 2010 erleben werden....

nach Nordamerika:


nach dem großen Blizzard hat an der Ostküste teils kräftiges Tauwetter eingesetzt. Vor einem mächtigen Trog über dem Mittelwesten wird subtropische Warmluft nach Norden geschaufelt. Im Westen des Kontinents geht das Jahr teils knackig kalt und mit Neuschnee zu Ende...


New York


Salt Lake City

Auf der Südhalbkugel herrscht Hochsommer...


Brennheiß wird es am 31. im Südosten Australiens mit bis zu 40 Grad, während ein sich entwickelndes Tropentief im Nordwesten für teils sintflutartigen Regen sorgt..


Melbourne


Perth

In Ostasien herrscht hingegen Hochwinter... ein kräftiger Trog schwenkt über Japan hinweg und bringt teils Schnee bis auf Meeresniveau.



 Sapporo


Vladivostok

In Österreich sollte der letzte Tag des Jahres versöhnlich-ruhig, mit einigem Sonnenschein, vor allem in den Bergen ablaufen. Zarte Plusgrade in den Niederungen und den mittleren Höhen am Nachmittag sind Vorboten eines Durchputzers am Neujahrstag.


Wie geht es dann 2011 weiter ? Nach dem kurzen Tauwetter am 1.1. und dem Trogvorstoss vom 2-4.1. mit etwas Schnee stehen wir ab dem 5.1 am Scheideweg, nach wie vor... etabliert sich eine Westsüdwestdrift mit durchgreifender Milderung oder kommt ein neuer Trog aus Nordwesten ?


Nun, das GFS in seiner aktuellen Simulation beibt beim Wechsel zu westartigem Wetter...




Zwar hält ein Rest eines Hochs noch seine Stellung bei Grönland, doch wären seine Tage gezählt... in der weiteren Simulation wird das Westwindband in der Höhe von Tag zu Tag stärker:



wobei man hierbei von keiner klassischen, sondern einer mehr südlichen Westlage sprechen müsste, deren Charakter im Alpenraum eher sumpfig ist.

Ich halte das für möglich... on verra. Wär mal was Anderes.

Etwas Statistik noch:





Etwas mehr als 100.000 mal hat es im Jahr 2010 auf dem wetterinfos-Blog *Klick* gemacht, wobei mehr und mehr zum Ende des Jahres die Adresse direkt aufrufen, was das Herz freut :-)

Und: auch Euch ist Firefox in der Mehreheit am Liebsten !


Ich lasse das Jahr hier ausklingen: 


.. im Nationalpark von Port Campbell an der Great Ocean Road, südwestlich von Melbourne... mit Decke, Speis/Trank, deswegen post ich morgen auch nix ;)

Ein verfrühtes Prosit der Leserschaft und ein gutes neues Jahr,

lg

Manfred

Mittwoch, 29. Dezember 2010

Doppeldecker vor Spanien und .. kommt im neuen Jahr endlich die milde Westlage ?

Guten Morgen,

beim Aufstehen fiel mir heute, als es bei Euch pechschwarze Nacht war, eine merkwürdige Struktur auf dem Satellitenbild über Westeuropa, genauer gesagt vor Spanien auf:


.. um meinen ersten Gedanken dazu zwei plakativ auszusprechen: 2 Shapiro-Keyer Zyklonen im intim-engen Körperkontakt, ein Doppelhammer sozusagen, oder ein Eierschwammerl gefolgt von einem Parasol. Ist natürlich Blödsinn, denn auf den Analysekarten sieht man dort nur ein Tief, (und vielleicht einen schwachen rest über der Iberischen Halbinsel)


Was hier auf dem Satellitenbild tatsächlich geschehen ist, erklärt nur der Loop über die letzten 48-72 Stunden....







Was mich zu folgender in-etwa Frontenlegung geführt hat, quasi als *Tatrekonstruktion*:


Das spielte sich wie folgt ab: Die Okklusion des Atlantiktiefs greift in den ersten Stunden auf Kontinentaleuropa über und gerät teilweise in die Rückseite unseres alten Troges und wird dadurch nach Süden gezerrt und am Weiterziehen gehindert. Eine Welle entwickelt sich vor der Iberischen Halbinsel und  wölbt vor ihr einen Keil auf, der die die gesamte Front aufbuckelt, und als I-Tüpfelchen der gesamten Entwicklung läuft von hinten ein neues Vorticitymaximum in den Trogbereich vor Spanien, es bildet sich eine neue Front hinter der alten, ein kräftiger Wirbel entsteht und schwächt das vor ihm ziehende System deutlich ab ... ein bisschen viel auf einmal, aber wenn man sich den Satloop ein paar mal ansieht wird das gesagt einigermaßen klar, hoff ich doch :-)

Österreich hat von dem alldem nicht viel, außer der Westen, der bekam aus der ersten, alten Okklusion teils einige cm Neuschnee. Damit ist aber bald schluß, wie auch mit dem alten Jahr.

Das neue Jahr bringt gleich mal frischen Wind:


Zum Jahreswechsel erreicht ein kräftiges Tief aus Nordwesten Südskandinavien und verbläst sprichwörtlich unseren alten Trog nach Osten. Es wird in den Niederungen deutlich milder als zuletzt. Der nachfolgende Trogvorstoß ist laut EZ und GFS nicht von Nachhaltigkeit gesegnet, da alsbald ein Hochdruckausläufer aus Westen die Zufuhr von polarer Kaltluft abschneiden wird, während gleichzeitig der zuletzt dominante Atlantikkeil immer mehr abflacht:


Bei dieser Konstellation kommt Mitteleuropa an einem Scheideweg an. Schafft es jenes Tief vor Skandinavien nicht, nach Süden vorzustossen, wird von den Mittelatlantiktiefs getrieben die Westdrift bei uns durchbrechen. Das meint GFS beharrlich seit einigen Läufen.  EZ favorisiert in seinem 00-er Lauf einen nochmaligen Trogvorstoss um den 5/6.1 , beinahe eine wundersame Wiederholung der jetzigen Lage.

Bauchgefühl lasse ich einmal aus dem Spiel und schließe vorsichtig so: Seit langem war die Chance auf die Etablierung einer (nicht)winterlichen Westlage nicht mehr so hoch wie in den ersten Tagen des neuen Jahres. Mal schauen was draus wird.


Lg

Manfred

Dienstag, 28. Dezember 2010

Die Wetterinfos-Wetterstation. Eure Meinung ist gefragt !!

Hallo,

es ist soweit, 9 Vorschläge für den neuen Aufstellungsort der von mir zur Verfügung gestellten Wetterinfos-Wetterstation sind eingegangen.

Die 9 Orte wären:

Weibern im Hausruck, Bezirk Grieskirchen

Eibiswald, Bezirk Deutschlandsberg

Neustift, Bezirk Feldbach


Rechnitz, Bezirk Oberwart

Kreuth, Bezirk Tulln


Minihof-Liebau, Bezirk Jennersdorf

Gröbming-Bergstation, Expositur Gröbming


auf dem Mayrhofberg, Bezirk Eferding

Parkbad Königstetten, Bezirk Tulln


(Jeder der Vorschläge ist mit google maps verlinkt)


Ich habe auf der Facebook-Fanpage eine Umfrage eingerichtet, im Zuge derer ich die werte Leserschaft um ihre Meinung befragen möchte, welcher Ort den der Beste sei.  Hier geht es zur

*tata*

Umfrage.


*tata ende*


Jeder wetterinfos-Fan kann, um die Sache fair zu halten, nur 1x abstimmen. Es ist leider nötig die Applikation auf Facebook zu installieren, man kann sie aber nach dem Ende der Umfrage getrost wieder löschen. Die Umfrage bleibt bis 4.1.2011 20h Melbourner Zeit offen.

Ich bilde mir in der Zwischenzeit auch eine Präferenzliste und gewichte die Orte für mich selbst. Nach dem Ende der Umfrage gewichte ich meine und Eure Vorschläge mit dem Gewicht 2/3 zu 1/3  und stelle somit die ersten 3 Platzierungen fest. Mit denen werde ich top-down reden, so lange bis alles passt. Soll heißen... klappt es mit Nr. 1 partout nicht, spreche ich mit Nr. 2 etc. pp.

In der Kommentarfunktion zu diesem Beitrag können die Kandidaten nochmals für die Leserschaft auf Ihre Vorschläge eingehen und Werbung dafür machen, warum gerade ihr Vorschlag der Beste ist.

Viel Spaß und mögen wir den besten Ort für die Wetterstation eruieren !

Lg

Manfred

Montag, 27. Dezember 2010

Der Wetterinfos Jahresrückblick

Liebe Gemeinde ;-)

In diesen Tagen geht ein wettertechnisch ereignisreiches Jahr in Mitteleuropa (und auch anderswo zu Ende). In den kommenden Tagen wird jedes Print- und Onlinemdium dieses Landes eine Art von Wetterrückblick veröffentlichen, wann es wo um wieviel etc. pp. *gähn* (obwohl das natürlich wertvolle Arbeit ist, ich kanns aber schon nicht mehr lesen, selbst wenn es aus der Firma kommt, der ich mich zugehörig fühle ..).

Im Rahmen dieses Blogs kann ich das auf eine etwas andere Art und Weise machen, da ich seit dem 1.1.2010 auf immerhin 315 Einträge meinerseits zurückgreifen kann (von denen ich nicht auf jeden im selben Maß stolz bin ...) und anhand der Einträge die großen Ereignisse in meinem Wetterjahr zurückblicken kann...



Der Jänner, der Jänner... unmittelbar mit dem Jänner 2010 ist ein Name auf immer und ewig verquickt. DAISY. Daisy hielt mich in der Bloggerwelt über einige Einträge hinweg in ihrem Bann und erst knapp vor Daisy's Ankunft im Alpenraum konnte ich prognostisch so halbwegs die Kurve kratzen ....




Der Februar... ja, kalt wars... und durch meinen Kollegen Felix bin auf einen bis dahin mir unbekannten Typ von Zyklonen gestoßen, nämlich die Shapiro-Keyser Zyklonen. Sie entsprechen meinem Sinn für Ästhetik auf Satellitenbildern mehr als stinknormale Polarfrontzyklonen...

Hier gehts zum Beitrag, der den Orkan Xynthia das erste Mal erwähnte ... das Wissen um die Genese vom Typ Shapiro-Kesyer folgte aber erst im März ...




Der März, .. in meine persönliche Wettergeschichte geht hier das schwere Hagelunwetter, ausgelöst durch mehrere Superzellen am 6.3. , das ich hautnah miterleben durfte ein .... 2 Beitrge hierzu gibt es HIER und HIER




April .. Ein Unmonat voll Kälte, Asche und Regen .. in tieferer Erinnerung blieb mir der nasse Tod eines Kaltlufttropfens, nachzulesen HIER und die traurigen Auswirkungen dieses Todeskampfes stehen HIER.



Im Mai begann die Gewittermaschinierie über weiten Teilen Mitteleuropas auf Hochtouren zu arbeiten... Dokumentationen über die für mich interessantesten Gewittertage wären zum Beispiel Hier, Hier und Hier nachzulesen....



Nachdem ich mir im Juni eine Auszeit für 2 Wochen in den Kornaten genehmigt hatte, wurde ich zurück im heimatlichen Wien von der mindestens 2.stärksten Squallline meines Lebens beehrt ... zu lesen HIER !




Im Juli bekam Johnnie Cash's *Ring of Fire* für mich eine neue Bedeutung. Warum ? Einfach hier nachlesen ;-)



Und der August legte zumindest bis zur Monatsmitte gewittertechnisch noch eins drauf, mit dem blitzreichsten Gewittercluster über der Osthälfte des Landes seit Jahren .... .. so sah das aus...




Im September beschäftigte ich mit unter anderem mit dem guten IGOR, sowie kleinkarierter Wetterpolitik,. wie z.B Hier und Hier




Im Oktober war mangels richtiger Wettererscheinungen der Hochnebel und dessen verborgene Reize mehrfach das Thema....


Mein mir liebster Eintrag im November beschäftigt sich abermals mit einer Shapiro-Keyser Zklone namens *Felice*




Und der Beitrag, der im Dezember für am meisten Aufregung gesorgt hat beschäftigt sich mit dem Fall wenn Grenzen zwischen Kategorien verschwimmen ....



So, der Rest des Jahres wird ruhig und vergleichsweise kalt ausklingen. Morgen gibt es dann die ersehnten neuigkeiten zur Wahl des wetterinfos-Stationsstandortes....

Lg

Manfred

Sonntag, 26. Dezember 2010

Rekapitulation des Weihnachtstauwetters und Ausblick ins Neue Jahr

Vorwort:


Ich starte mit einem Dokument, das sich auf die Diskussion zur Weihnachtaswarmfront mit Georg bezieht. Da ich denke, dass das Thema für das Gros der leserschaft langsam das Maß des zumutbaren übersteigt, ich mich aber doch bemüßigt fühle, hier Klarheit zu erzielen, die Kommentarfunktion des Blogs weiters denkbar ungenügend zur fruchtbaren Diskussion ist, hab ich meine Erläuterungen in ein Dokument gepreßt, welches HIER abrufbar ist. Wohl bekomms :-)

Hallo,

schon quasi deswegen weil ich die Hälfte des doch recht specktakulären Wetterablaufs in Österreich und Umgebung um den 24.12 durch meine Absenz bzw. Präsenz zwischen Hüben und Drüben versäumt habe, erscheint es mir sinnvoll, in diskreten Zeitschritten die Abfolge hier nochmals abzubilden.

Zur Ausgangslage am Mittwoch:

In vielen Alpentälern sowie im Bayrischen Alpenvorland hat sich bereits milde Luft durchgesetzt, im Osten hält ein Vortex Vindobonensis mit Nordwind und dickem Nebel noch Reste der Kaltluft am Leben:




Im Lauf des Donnerstags verlagert der Vortex seinen Kern weiter nach Westen, die milde Luft überflutet auch weite Teile des Flachlandes:


Während im Lauf des Freitags von Westen her allmählich wieder überall kaltluft einsickert und das specktakuläre Weihnachtstauwetter früher als im *Schnitt* wieder beendet.




Satloop für diese Tage:






Vielerorts, in den Tälern und höheren Lagen hat bis zu dem Moment wo in der Nacht auf Samstag die Schneefallgrenze wieder überall bis zum Boden absank etwas Schnee überlebt, ganz im Osten wurde dem Matsch aber der Garaus gemacht. Knapp daneben ist auch vorbei.

In sofern haben meine Prognosen (ab und zu muss man sich auch auf die Schulter klopfen ...) ganz gut hingehauen, mit kleineren Abstrichen, was den Zeitpunkt des Übergangs in Schneefall angeht, das war im letzten Posting zu dem Thema für den Osten und Südosten zu optimistisch eingeschätzt worden.

Nachdem sich also wieder überall Frostluft, mit teils mäßigen Schneefällen entlang der Alpennordseite durchgesetzt hat, sehen wir uns synoptisch mit einer klassischen Trogrückseitenlage konfrontiert:


.. und obwohl es auf den ersten Blick so aussieht, als würde vom Atlantik alsbald  mildes Westwetter ob der dort situierten monströsen Zyklone drohen, so sind derartige Ängste zumindest in der Wochenvorschau erst einmal unbegründet, da es so aussieht, als ob wir auf längere Zeit im Einflußbereich des Troges über Osteuropa, der sich kaum noch verlagert, bleiben werden. An dessen Rückseite ist es zwar kalt, aber recht undynamisch, das heisst, auf mittlere Sicht wird dieses System dem Flachland nicht das zurückgeben, was es an seiner Vorderseite gestohlen hat, nämlich ein stattliches Schneedeckerl.

Zum Jahreswechsel lassen beide prominenten Modelle, ECMWF und GFS im Rahmen einer nicht unbekannten Entwicklung um den sich aufbauenden keil über Westeuropa herumgeführt neue Tröge aus Nordwesten Richtung Zentral-Osteuropa vorankommen, d.h auch dann sieht es nicht nach einer durchgreifenden Erwärmung über den klimatologischen Durchschitt aus, sodass der Dezember in weiten Teilen des Landes ein dickes minus zur Jahrestemperaturbilanz (eben im Vergleich zum Mittel) beitragen wird.

So sieht es bis dato aus:


mit Abweichungen von mehr als 3 Grad nach unten wird es wohl der kälteste Dezember im Nordosten seit mindestens 1996 (bis dahin reicht meine Erinnerung, ich nehme aber an, es ist schon länger her..), während der Süden teilweise ein zartes Plus ins neue Jahr hinüberretten könnte..).

Und etwas das sich auch ins neue Jahr fortsetzen wird. Die Absenz jeglicher stabiler Hochdrucklagen (schon seit Monaten ..) und die Absenz klassischer Westlagen .. langsam fehlen sie mir wirklich ...


Zum Abschluss noch 3 Impressionen von *meinen* australischen Weihnachten:


Blick über die Bucht nach Williamstown


Me&Friends


Dattelpalme+Christbaumimitat (Norfolk Island Pine) + Sonne + Altocumulus


Lg

Manfred

Freitag, 24. Dezember 2010

Weihnachtsgrüße von der Südhalbkugel

Hallo,

ordungsgemäß gelandet entbiete ich der Leserschaft Wünsche betreffend eines erbaulichen Heiligen Abends in Österreich. Das wetterinfos-Weinhachtsgeschenk, die Wetterstation, gibt es dann in einigen Tagen, muss mir aber die zahlreichen guten Vorschläge erst einmal Gedanken machen :)

Weihnachten wird hier traditionell erst am 25. gefeiert, und da es jetzt der 25. um 6:17 in der Früh ist, verpaß ich den obligatorischen Truthahn nicht.

Wetter: 6/8 Cirrus und Cirrostratus (Kaltfrontannäherung), 17 Grad.

Lg

Manfred

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Farewell

Liebe Lesergemeinde...

durch ein paar Innuendos mehr oder weniger explizit bereits angedeutet, verlasse ich in diesen Minuten die heimischen Gefilde gen Australien.

Ich wünsche euch Zeit, um von der Hektik des Alltags, der uns zumindest 330 Tage im Jahr begleitet, Abstand zu nehmen.

Sollte die B747 der QANTAS nicht abstürzen, was ja durchaus im Bereich des Denkbaren  ubifiziert ist, lesen wir uns alsbald wieder, diesmal aufgrund der Sicht von ganz außen jeglicher Subjektivität (die die Sache bisweilen aber auch spannend gestaltet) beraubt.

Schöne Feiertage & Lg

Manfred

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Kommentar zu Kommentaren

Hallo,

ich denke ich sollte zu dem Kommentarwechsel zum letzten Posting (Warm- oder Kaltfront) noch ein bisschen was klarstellen.

A) Ich wollte hier sicher nicht *patzig* sein, das liegt mir nicht.

B) In der Wissenschaftlichen Diskussion können Kontroversen stehen bleiben, da es, und da hab ich den Begriff *Veritas* nicht richtig verwendet, hier nicht um Wahrheit geht, sondern darum, ob es verschiedene Moden eines Phänomens geben kann bzw. man diese zulässt. Meine Mitdiskutanten haben keine Moden zugelassen.  Für mich sind verschiedene Moden beim Frontbegriff sicher vorhanden, und in dem Modus, den ich wähle und hier im Blog immer gewählt habe, handelt es sich um eine Warmfront. Man ist ja nicht im missionarisch unterwegs.

C) Es kommt auf das Wesentliche an. Ob es entlang der Front kleiner Wellen gibt ist für mich in der Betrachtung irrelevant. Auf der synoptischen Skala kommt es für mich darauf an, ob der Bodendruck (oder das Geopotential) entlang der Front netto fällt oder steigt, bezogen auf die Luftmassenverteilung. In dem Fall kann man sehen, dass der Druck nach Norden hin netto steigt, bis weit nach Russland hinein, deshalb Warmfront. Würde er netto fallen, wärs eine Kaltfront, wie die Mitdiskutanten meinten. Das man mit einem kleinen Zeichenprogramm nicht genau den Tiefdrucktrog nachfahren kann, und daher die Front manchmal ein bisschen ins Hoch, manchmal ein bisschen Tiefs rutscht, sind Peanuts, und der daraus resultierende Vorwurf, ich wüsste nicht, wann Fronten umzukehren sind, ist ein bisschen witzlos, fällt aber sicher unter Weihnachtsamnestie.

Zum Abschluß schenke ich der Leserschaft eine Weihnachtswarmfront :-)



So long

Manfred

Montag, 20. Dezember 2010

Relative Warmfront, absolute Kaltfront --- weiße Christnacht

Hallo,

es dürfte für Euch ein interessanter 24. Dezember werden, da es mittlerweile als fix gilt, dass nach dem noch fixeren Tauwetter von Dienstag bis Donnerstag die Temperaturen im Lauf des 24. so weit absinken, dass von West nach Ost fortschreitend die Schneefallgrenze in die Täler und Niederungen absinken wird. (und ja, Niederschläge wird es geben, vielleicht gar nicht zu knapp). Gemeinhin bezeichnet man das als eine Kaltfront .. so auch der Kollege der Zamg. Wir werden uns heute der Wahrheitsfindung widmen ...

Die Lage:


Österreich liegt bereits zur Gänze auf der warmen Seite der Frontalzone, in den Niederungen und vielen Tälern liegt noch eine dünne Kaltluftschicht, denn die dicke von gestern ist ziemlich erodiert worden, wie prognostiziert. An dem alten Tief über Spanien wird in Verbindung mit der nördlicheren Front in den den nächsten Stunden und Tagen ein sehr kräftiges Tief entstehen, das subtropische Warmluft, zumindest in der Höhe bis in den Norden Deutschlands schaufeln wird.


Dabei erlebt der entstehende Tiefdruckkomplex eine Zellteilung mit einem neuen Tiefdruckzentrum über der Iberischen Halbinsel, das sich zunehmend vom Erstief, da schon über Benelux, abnabelt. Die langgezogene Frontalzone ist von Spanien bis weit hinein nach Russland warmaktiv.

Ein Blick auf den dahinter liegenden Höhentrog:


Dieser hat eine recht kurze Wellenlänge und überschlagsmäßig kann man ableiten dass er deshalb progressiv nach Osten ziehen muss. Mit dem Trog zieht natürlich auch das frontogenetische Feld und das Forcing (Hebung) an seiner Vorderseite weiter nach Osten, und nimmt auch die Frontalzone auf seine Reise mit. Das ist aber insofern witzig, als dass es sich eindeutig um eine Warmfront handelt, die warme Luft im Osten von kalter im Westen trennt.  Noch krasser wird die Situation am 24. selbst:


Hier liegt die Warmfront bereits quer über Österreich. Ich habe übrigens bei der Frontenlegung die Möglichkeit der Entwicklung einer Zyklone vom Typ Shapiro-Keyser angedeutet, was durch die Form des Temperaturfeldes ganz gut gestützt wird... .. und bis zum Abend ist sie dann schon über Ungarn angelangt:

Fazit: Wir erleben also am 24. den Durchgang einer ausgeprägten Warmfront, begleitet von starker Abkühlung.

In einer Welt, in der mehr und mehr nur das Absolute zählt, ist das natürlich schwachsinnig. In der Meteorologie ganz und gar nicht. Luftmassengrenzen, also Fronten existieren in einer relativen Welt. Die Front weiß nicht, dass der Trog, der sie steuert gegenüber unserer fixen Position auf dem Erdball zieht. Die Warmfront im konkreten Fall schiebt Warmluft aus Osten gegen die Kaltluftmasse des Troges im Westen und gleitet relativ an dieser auf, diese Relativbewegung ist allerdings geringer als die Absolutbewegung des Troges nach Osten und in der Differenz siegt die Trogbewegung, was dazu führt, dass auch die Warmfront absolut nach Osten wandert.

Genau betrachtet geht also zu Weihnachten keinesfalls eine Kaltfront durch, denn diese ist ein unabänderlicher, stehender Begriff in der Meteorologie, sondern eben eine Warmfront. Um Klarheit zu schaffen, ich kritisiere den Bericht nicht, denn A) ist es für die meisten *Zeitungs* Leser irrelevant, einem normalen Redakteur nicht zumutbar und daher vertretbar, von Kaltfront zu sprechen. In der akademischen Diskussion aber nicht.

Denen, die sich weiße Weihnachten wünschen, wird diese Spitzfindigkeit egal sein. Ich würde davon ausgehen, dass wir gegen Mitternacht in so gut wie allen Landeshauptstädten (in den höheren Lagen und im Westen sowieso schon früher)  Schneefall haben werden, teils aber halt etwas batzert.

Noch etwas: Ich gehe anders als in dem Artikel nicht davon aus, dass uns am Mittwoch , speziell am Donnerstag im Nordosten eine Hochnebeldecke den Schnee *retten* wird. Zu stark ist die Advektion aus Süden. Ich gehe von Mischluft und ca 6-8 Grad auch im Oschten aus.


Lg

Manfred

Sonntag, 19. Dezember 2010

Gravierendes Mobilitätsproblem in Europa

Hallo,

das Wetter macht vielen, die Mobilität zu Lande und in der Luft als selbstverständlich erachten, einen dicken Strich durch die Rechnung, sowohl was kürzere und aber vielmehr längere Strecken betrifft. Im *Besten* Fall steht man ein paar Stunden im Stau, im schlimmeren Fall übernachtet man derzeit auf Flughäfen in ganze Europa. Das prekäre an der Situation ist, dass gerade in Westeuropa, wo sich z.B viele große Drehkreuze des Luftverkehrs wie Frankfurt, Paris und London befinden, die Situation den kommenden Tagen noch schlimmer werden wird. Daran ist eine ausgeprägte Grenzwetterlage schuld, die den Kontinent in einen kalten, schnee-eisigen Westen und Norden und einen milderen tauwettrigen Osten und Süden teilen wird. Zur Situation:


Ein Tief zieht in den kommenden Stunden von den Britischen Inseln über Benelux und Deutschland weiter nach Osten, in Kernnähe des Tiefs treten dabei teils kräftige Schneefälle auf, in der Nacht und am Montag legt sich die Kaltfront des Tiefs an die Alpennordseite, kommt aber dann aufgrund der rückdrehenden Strömung kaum mehr voran, wird stationär und schneit sich lokal über Süddeutschland ordentlich aus. Nach dem Schneepackerl für London und teils auch Frankfurt kehrt am Montag Abend vorübergehend Ruhe ein, die aber nicht lange wärt, denn schon am Dienstag marschiert vom Mittelatlantik das nächste Tief mit Kurs auf Westeuropa:




Am Mittwoch überquert der warmaktive Teil der Front Deutschland von Südwest nach Nordost, bringt erst Schnee, und dann stellenweise über die Eisregenphase gehend zunehmend Regen, während z.B London auf der kalten und windigen Seite des Aufgleitgebietes bleibt. Bis zum Donnerstag verschärfen sich dann die Luftmassengegensätze über Westeuropa, sodass man auf der kalten Seite, also über den Britischen Inseln mit teils sehr heftigen Wettererscheinungen rechnen muss, während sich die Situation im Rest Europas in der verhältnismäßig milden Luft beruhigt.

Als Realist muss man die Sache relativieren. Wenn es so ist, dass Schneefall und Eis den Flugverkehr recht effizient behindern können, dann muss man in Europa eben gerade im Winter mit diesen Ausfällen und Verzögerungen leben bzw. sie als gegeben ansehen. Wenn ich lese, dass es z.B in Frankfurt zu Tumulten unter den Wartenden gekommen ist, orte ich zunächst einmal ein Mentalitätsproblembei einigen Zeitgenossen, die vielleicht schon so von der Natur abgehoben sind, dass sie den Fehler beim Flughafenpersonal sehen.

Und solange es Drecksblätter gibt, die diese Abgehobenheit mit Killerwinter und Terrorkälte auch noch schüren, wird das Unwissen um das Klima, in dem wir leben größer und größer.

Lg

Manfred