das heutige Posting stellt den Start einer kleinen Serie dar, im Zuge derer ich mich detailliert den wettertechnischen Spezialitäten unserer österreichischen Bundesländer widmen möchte. Den Anfang macht hier, nicht ganz überraschend für die die mich kennen, das Burgenland, zum einen, weil ich mich ob meiner Herkunft gerade dem Mittelburgenland sehr verbunden fühle und zum anderen weil es in der herkömmlichen Wetterberichterstattung das Bundesland ist, über das am grausigsten drübergefahren wird.
Die grobe Charakteristik des Burgenlandes ist die ob seiner Kleinheit doch große Nord-Süderstreckung. Von Kittsee im Bezirk Neusiedl am See bis Bonisdorf im Bezirk Jennersdorf muss man exakt 234 Straßenkilometer zurücklegen. Das entspricht der grössten Entfernung in Straßenkilometern, die 2 Orte in einem anderen Österreichischen Bundesland auch haben können. (Ausnahme Vorarlberg und Wien: deutlich weniger und Tirol mit Osttirol: deutlich mehr). Weiters hat das Burgenland Anteil an grundsätzlich verschiedenen Klimazonen, dem pannonischen Klima im Norden, einem Mischklima im Mittelburgenland und illyrischen Einflussfaktoren im Süden. dem Pannonischen Klima eigen sind große Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter mit einem relativen Maximum an solarer Strahlung (Andau: Sonnenkaiser Österreichs) bei vergleichsweise geringen Niederschlagsmengen und langen Trockenperioden. Im Gegenzug dazu gestaltet sich das illyrische Klima fühl- und sichtbar feuchter, mit etwas weniger Sonnenschein. Die Bezirke Mattersburg und Oberpullendorf stellen einen Übergang zischen den Typen dar.
Orografisch hat das Burgenland Anteil an der kleinen Ungarischen Tiefebene, hier liegt im Bez. Neusiedl auch der tiefste Punkt Österreichs, an der Flyschzone (Ödenburger Gebirge) sowie an den Zentralalpen (Günser Gebirge und Teile des Leithagebirges) sowie tw. Vulkanischen Typen der Thermenregion (Mittel- und Südburgenland). Landschaftlich prägend ist im Norden das Leithagebirge im Kontrast zum Neusiedler See und der endlosen Weite des Seewinkels. Das Mittelburgenland dominieren tw. markante Hügel- und Mittelgebirgszüge, wie das Rosalien- das Ödenburger und das Günser Gebirge. (bis 718m, 555m und 883m Höhe am Geschriebenstein). Zwischen Ödenburger und Günser Gebirge liegt ein nach Osten hin abfallendes Becken das die BH Oberpullendorf beherbergt. Südlich des Geschriebensteins dominiert eine sanftere, jedoch nur selten ebene Hügellandschaft bis runter zum Dreiländereck Österreich-Ungarn-Slowenien.
Wettertechnisch interessant mach das Burgenland seine Postion als Schwellen- und Übergangsland (nicht wirtschaftlich gesehen) zwischen den Alpen und der ungarischen Tiefebene, sowie im Süden die relative Nähe zur Adria, ohne von großen Gebirgen abgeschnitten zu sein.
Folgende Wetterstationen sind zur Erfassung des aktuellen Wetters im Burgenland (TAWES und UBIMET)
von Nord nach Süd installiert:
Bruckneudorf
Neusiedl am See
Andau
Eisenstadt
St. Margarethen
Mattersburg
Ritzing
Lutzmannsburg
Hirschenstein
Bad Tatzmannsdorf
Bernstein
Rechnitz
Kleinzicken
Wörtherberg
Güssing
Hier ein Bild der Wetterstation in Ritzing. (Im Garten meiner Eltern). Es ist keine WMO-genormte Station, wie die anderen UBIMET Stationen oder TAWES Stationen, sondern vom Typ DAVIS. Dieses System ist um ein vielfaches kostengünstiger, ist aber mit einer genormten Station nicht zu vergleichen uns dient als Stützmessung, nicht aber zur klimatologischen Betrachtung. Z.B ist der Niederschlagsmesser anders dimensioniert und liefert bei Wind oder Schneefall zu geringe Werte. Sehr gut und bis aufs Zehntel konkordant mit genormten Stationen ist hingegen die Temperaturmessung. Ritzing zeigt also, dass man mit etwas mehr Aufwand (freistehend, 2m Temperaturmessung und 7m Windmast) mit vergleichsweise geringem finanziellen Aufwand eine schöne Messung zur (Unwetter) Referenz bekommen kann, wie der Vergleich mit den WMO-Stationen in Lutzmannsburg und Mattersburg zeigt:
Der Norden des Bundeslandes ist wie Wien und Niederösterreich vom Wechsel von atlantischen/Nordsee Störungen und kontinentalen Hochs, unterbrochen von ein paar Tiefs aus Süden geprägt und bezieht aus diesen Konstellationen seine (geringen) Jahresniederschläge und seine große Anzahl an Jahressonnenstunden. West- und Nordweststürme gehören mit zähem Nebel und Hochnebel mithin zu den unangenehmsten Wetterseiten, Schnee in Verbindung mit Wind führt den heftigsten Schneeverwehungen, die man abgesehen vom Waldviertel und den Hochgebirgen in Österreich beobachten kann.
Der atlantische Einfluss ist im Süden des Burgenlandes deutlich geringer, da die Fronten hier meist nur sehr abgeschwächt übergreifen. Hier sind im Süden vorbeiziehende, wellende Fronten die großen Niederschlagsbringer. Relative Windarmut zeichnet das Gebiet durch die Abgeschnittenheit von der Westwindzone im Norden Österreichs aus, grössere Windgeschwindigkeiten gibt es bei föhnigen Windströmungen aus Süden oder ausgeprägten Nordwestwetterlagen (ebenfalls Nordföhn oder Kanalisierung der Umströmung der Ostalpen) . Extremwettertechnisch interessant ist hier die Gebietszugehörigkeit zur Ost- Süd und Weststeirischen österreichischen *Tornadoalley* mit einer Häufung von Schwergewittern im Frühjahr und Sommer gegenüber dem gewittertechnsich eher langweiligen Norden.
Das Mittelburgenland ist recht schwer zu beschreiben, da es aufgrund seiner Lage mal eher mit dem Norden gemeinsame Sache macht oder ähnliche Charakteristik aufweist wie der Süden. In jedem Fall charakteristisch ist die Häufung von Schwergewittern gegenüber Pannonien.
Kommen wir nun zu den schwersten Fehlern, die man bei der Wetterprognose für das Burgenland machen kann.
Regel 1) Wirf das Burgenland nie mit Wien und dem östliche Niederösterreich in einen Topf. Gerade wenn in den beiden genannten Bundesländern Westwind weht tun sich strömungstechnisch interessante Aspekte auf, wie ich es beim Vortex Vindobonensis- Posting dargelegt habe. Mäßiger Westwind endet meist an der Wiener Neustädter Pforte, östlich davon weht häufig Süd und Westwind. Wenn man das nicht bedenkt, macht man gerade im Winter gern mal Temperaturprognosefehler von 5 Grad und mehr.
Regel Nummer 2) Bedenke, dass das Burgenland (Anlassfall Daisy) sehr offen nach Osten hin ist und sich anders als im Wiener und Grazer Becken, wo Girgszüge im Westen blocken, milde Luft sehr leicht durchsetzen kann. Bei Grenzwetterlagen mit Südtiefeinfluss iim Winter ist hier die Chance für Regen und gefrierenden Regen am größten.
Regel Nummer 3) Bedenke die Gewittergefahr: Man kann nicht schwere Gewitter in der südöstlichen Steiermark prognostizieren, ohne das auch im Süd- und Mittelburgenland zu tun.
Regel Nummer 4) Bedenke Föhn und Alpenumströmung. Sowohl Nordwest- als auch Südwind kanalisieren im Mittel, - teilweise im Südburgenland. Die Rekordstation bei Nordwind ist wohl der 862m hohe Hirschenstein im Günser Gebirge, bei ausgeprägtem Südwind sind die Abstiege bei Lockenhaus und Pilgersdorf (Oberpullendorf ) als auch bei Marz, Rohrbach und Mattersburg zu bedenken. Schadensmeldungen treten gehäuft bei Südföhn dort auf, und es ist auch logisch nachzuvollziehen.
Als stachelig und knifflig lässt sich die Prognosearbeit für dieses kleine Bundesland am besten zusammenfassen. Als nächsten Bundesland habe ich mir Oberösterreich vorgenommen, das folgt dann in ein paar Tagen, sobald das Wetter bei uns wieder vollkommen fad geworden ist.
Lg
Manfred
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Da kenntat ja jeder kumman ...! Dennoch ... Hier ist Platz dafür :) !