Hallo,
an diesem angekündigterweise schirchen Ostermontag ist es keine schlechte Idee, synoptische Ästhetik des Augenblicks zu präsentieren:
Man richte das Augenmerk auf Nordwesteuropa, das gerade vom Schirm einer 5* Warmfront, die zu einer SHPK Orkanzyklone mit Kern westlich von Irland gehört. Viel schöner gehts bei Warmfronten fast gar nicht.
Auf der zugehörgen 500/1000 Karte sieht man, dass die Warmfront fast zur Gänze an der Vorderseite eines Keiles mit Achse über den Britischen Inseln liegt. Das ist für Warmfronten typisch und räumt mit der Mär auf, dass an der Vorderseite von Keilen zwingend Absinken herrscht. Die negative Krümmungsrotationsadvektion wird durch Warmluftadvektion und möglicherweise pos.Scherungsrotation (bei Jets kann man nie so genau wissen) überkompensiert und ist für den breiten Wolkenschild verantwortlich.
Auf dem Weg nach Osten verliert das Tief in den kommenden Tagen rasch an Kraft bzw. erreicht uns am Mittwoch nur noch in Form eines bodentieflosen Randtroges, der sich Richtung Donnerstag möglicherweise volkommen abschnürt und dann als Kaltlufttropfen in unprognostizierender Weise sein Unwesen über dem zentralen Europa treiben kann.
Warum Kaltlufttropfen. Nun das ist sehr bildlich, es handelt sich um ein Gebiet hochreichender Kaltluft, das vollständig von Warmluft umzingelt ist. Er zeichnet sich dadurch aus, dass die Isohypsen in tiefen Schichten beinahe geradlinig sind, in der Höhe aber deutlich zyklonal. Bildet man bei so einer Konstellation die relative Topografie, die ja der Temperatur propotional ist, kommt ein abgeschlossenes Kaltluftgebiet heraus. KLT's sind die letzte Entwicklungsstufe ehemaliger Zyklonen.
Innerhalb von Kaltlufttropfen, die meist schon frei von frontaler Bewölkung sind, kann die schon recht kräftige Aprilsonne die Kaltluft schön aufkochen (fachlich gesagt: Diabatische Wärmeübergänge, Konvektion) und für zahlreiche Regenschauer und ein paar Gewitter sorgen (Aprilwetter ..). Genau so wird den Tropfen auch der Garaus gemacht, denn dadurch wird die Luft in hohen Schichten durch freiwerdende Kondensationswärme erwärmt, die Labilität nimmt sukzessive ab.
Als recht kleinräumige Gebilde werden sie von den globalen Modellen tw. nur schlecht erfasst und werden in die Vorhersage der nächsten Woche gehörige Unsicherheit bringen.
Glaubt man GFS und EZ aber zumindest tendenziell, wird es nicht bei diesem einen Kaltlufttropfen bleiben, sondern da bilden sich in der kommenden Woche einige, quer über Europa verstreut Einen stabil-sonnig-warmen April wie letztes Jahr können wir uns also auch tendenziell abschminken.
Lg
Manfred
Also für mich ist das keine SK-Zyklone, weil die doppelte Jetkonfiguration fehlt und weil die Okklusion als klassische cold-conveyorbelt-Okklusion entstanden ist. Das mächtige Warmfrontsystem rührt eher daher, dass hier zwei Sturmtiefs verschmelzen bzw. das zweite auf das erste aufläuft.
AntwortenLöschenhttp://www.wetteran.de/satpics/doppelzyklone.PNG
Meine Analyse basierend auf Satreponline/TFP
Wenn man die 300hPa Isotachen drüberlegt, sieht man auch, dass der Tiefkern im linken Jetauszug liegt - im Reifestadium - was für SK untypisch ist.
Synoptische Ostergrüße,
Felix
Hallo Felix,
AntwortenLöscheninteressanter Einwurf, war mir aber beim verfassen des Posts klar. Im Erstentwurf schrieb ich SHPK-artige Zyklone, wegen der angesprochenen Ungereimtheiten, habe mich aber dann zu SHPK entschlossen.
Man muss m.E nach aufapssen, dass man bei den konzeptionellen Modellen, und ein solches ist sowohl die PF-Zyk als auch die SHPK, nicht zu sehr ins Kategoriendenken verfällt, man muss auch die Abwandlungen und Varianten zuordnen können.
A) 2 Tiefs.. war in den 00-er Analysen noch schön zusehen, der Rest des vorlaufenden Tiefkerns. Das Verschmelzen ist allerdings keine Erklärung für die stark Sat- als auch wetteraktive Warmfront, der enorm breite Warmsektor um 6 bzw 12z such so bei klass. Zyklogenesen in diesem sehr fortgeschrittenen Stadium seinesgleichn vergeblich.
3) Vom 4-er Feld ausgehend ist bei solchen Paarungen die erste eine normale, die zweite tendenziell eher eine SHPK bei der Entstehung, richtig. m.E Ansicht nach verändert sich aber der Jet zwangsläufig im Verlauf einer intensiven Entwicklung, da auch bei starken SHPK die Rotation in der Höhe im Lauf der Zeit zunimmt, siehe Xynthia und auch die andere, deren Name mir entlaufen ist. Ich würde die Pos. rel. zum Streak auf die Entstehung zurückführen, im Reifestadium muss das nicht mehr gegeben sein warum denn auch.
Im SatMan wird die SHPK als Spez. einer RC angegeben, insofern ist eine CCBO nicht ausgeschlossen.
Was deine Bilder mit dem TFP angeht, so zeigen diese deutlich eine Schwäche des TFP. Er kann bei Okklusionen versagen. Die TFP freie der Okk. steht im krassem Widerspruch zum Thate-E 850 Feld zu diesem Zeitpunkt. Das zeigt die problematik eines automatisueretn Frontenmasses auf. R. Steinacker hat zum Ende meines Studiums zur beh. der TFP-Schwäche an einem ONFP ... orthogonalen Frontparameter gearbeitet, der Okk. stärker betont.
Lg
Manfred
Hmmm, bin noch nicht überzeugt, denn für SHPK-Zyklogenesen ist das Kriterium des konfluenten Jets zu Beginn praktisch zwingend,
AntwortenLöschenjedenfalls nach Schultz und Wernli (2001)
"Cyclones embedded within diffluent flow (e.g. jet-exit regions) tend to evolve like the Norwegian cyclone model, whereas cyclones embedded within confluent flow (e.g. jet-entrance regions) tend to evolve like the Shapiro-Keyser cyclone model."
http://weatherfaqs.org.uk/node/98
Die Wetteraktivität der breiten Warmfront würde ich eher auf das erste Tief zurückführen, sieht man auch anhand der massiven Schichtdickenadvektion in den Wetter3-Archivkarten.
Vielleicht denke ich auch zu kategorisch, würde
aber doch eher SHPK-artig als SHPK schreiben, da auch die Kaltfront deutlich markanter ausgeprägt ist und ein deutliches Einringeln der BBOC stattfindet, was man bei SHPK's wie etwa Xynthia und die 3 Nachfolger (1.3., 17.3., 19.3.) nicht hatte.
TFP-freie Grüße,
Felix