Hallo,
da ich morgen nicht dazu kommen werde, heute der präliminäre Klimarückblick auf den Mai 2010 in Österreich.
Ich denke, es ist erlaubt zu sagen, dass der Allgemeine Eindruck vom Wetterablauf zusammenfassend mit dem Wort *schirch* beschrieben werden kann. Werfen wir mal einen Blick auf die Zahlen und prüfen ob das stimmt....
Ein Hinweis vorab in eigener Sache: Alle Karten sind zur Vergrößerung ANKLICKBAR ! In der Übersicht kann man die Zahlen nicht lesen und wird den Kommentaren daher nur bedingt folgen können.
Zunächst die Karte der Temperaturabweichungen gegenüber dem langjährigen Durchschnitt:
Mit Ausnahme des äußersten Südens Kärntens und der Steiermark, wo es wärmer als im Schnitt war, war es überall etwas bis mäßig zu kalt. Die größten Abweichungen gibt es in den Nordalpen von Oberösterreich bis Vorarlberg.
Die Niederschlagsmengen:
Die größte Menge wurde an der UBIMET Wetterstation in Hollenthon /Niederösterreich mit 270 L/m² registriert. Der Trend auf der Karte ist natürlich von lokalen Gewitterereignissen sehr stark überlagert, zeigt aber eine sehr feuchte Alpennordseite gegenüber einem relativ trockenen Südosteck.
Nun im Vergleich zum Klimaschnitt:
Bis auf den Süden hat es überall mehr geregnet als im Schnitt, im Weinviertel sogar lokal das 3,5 fache der durchschnittlichen Monatsmenge
Die Sonnenscheindauer im Vergleich zum Klimaschnitt:
Hier sehen wir teilweise erbärmliche Werte, in Oberösterreich z.B zur Zeit weniger als die Hälfte der durchschnsittlichen Sonnenscheindauer. Etwas besser sieht die Bilanz im teils nordföhnigen Süden aus, aber auch hier wird es zu trüb bleiben.
Anzahl der Tage mit Höchstwerten über 20 Grad:
Die größte Anzahl so genannter warmer Tage gab es, zu den anderen Karten passend im Südosten, namentlich Güssing, sowie generell im Süden.
Anzahl der Tage mit messbarem Niederschlag:
Hier rangieren die Werte von ca. 10 bis 28, am Feuerkogel hat es also fast jeden Tag geregnet, in Wien beispielsweise an 2 von 3 Tagen.
Ein Blick auf die Unwettersituation. Einzelne Ereignisse kann man ja im Blogarchiv bei mir behandelt nachlesen, hier nun aber ein paar spezielle Kennzahlen.
Die stärkste gemessene Böe:
Hier stechen die hohen Werte im Osten und Südosten ins Auge, die in Zusammenhang mit dem Sturmtief über Ostungarn zur Monatsmitte stehen. Rekord einmal mehr die Station am Hirschenstein im Burgenland mit 151 km/h, eine Station des Lawinendienstes auf der Veitsch in der östlichen Obersteiermark hat 170 km/h registriert. Im Flachland traten die stärksten Böen mit jeweils 108 km/h in Eichberg bei Pöllau sowie in Payerbach an der Rax auf.
Die stärkste Niederschlag innerhalb einer Stunde:
Hier schlagen natürlich die Gewitter durch, Spitzenreiter ist Hollenthon mit 64 Litern, genau genommen innerhalb von 30 Minuten.
Innerhalb des nachfolgenden Ausschnittes wurden im Mai 180.000 Wolken- und Bodenblitze registriert:
Die Animation zeigt die summierte Blitzaktivität jeweils in 3 Tages Abschnitten
Zusammenfassend: Alpennordseitig, inneralpin und im Osten:
Von West nach Ost zunehmende relative Niederschlagsmengen, mäßig bis deutlich zu kalt, aussergewöhnlich windig und recht wenig Sonnenschein, dazu an vielen Tagen Regen, verbunden mit teils schweren Gewittern. Mir fällt hier nichts anderes als "Schirch" dazu ein.
Ein etwas anderes Bild ergibt sich für den Süden. Hier nur geringe negative Abweichungen bei der Temperatur bis hin zu um 1,7 Grad zu warm in Wagna/Südsteiermark, mit nach Osten hin deutlich abnehmenden Niederschlagsmengen, deutlich weniger Regentagen als im Norden und höhere Sonnenscheindauern. Vergleichsweise kann man hier mit "gar nicht so übel" zusammenfassen.
Lg
Manfred
Montag, 31. Mai 2010
Sonntag, 30. Mai 2010
Erneut Hochwassergefahr in Zentral/Osteuropa...
Hallo,
der bald beginnende Juni wird wettertechnisch den Stil des Mais 2010 fortführen, soviel kann man als Trend für die neue Woche schon mit Sicherheit festmachen.
Beginnen wir mit dem aktuellen Satellitenbild
Ein Tief liegt im Moment mit seinem Zentrum über Nordwesteuropa, sein weitgehend okkludiertes Frontensystem greift bereits jetzt auf Österreich über.
Entscheinend ist bei der Verlagerung des Tiefs die heftige Entwicklung des Tiefs über dem Mittelatlantik am linken Bildrand. Es wölbt durch seinen vorderseitigen Warmlufttransport einen Keil über dem Ostatlantik auf, dieser drängt *unser* Tief auf einen Südostkurs, also direkt über Österreich nach Zentral-Osteuropa.
Im GFS sieht das bis Freitag etwa so aus:
der bald beginnende Juni wird wettertechnisch den Stil des Mais 2010 fortführen, soviel kann man als Trend für die neue Woche schon mit Sicherheit festmachen.
Beginnen wir mit dem aktuellen Satellitenbild
Ein Tief liegt im Moment mit seinem Zentrum über Nordwesteuropa, sein weitgehend okkludiertes Frontensystem greift bereits jetzt auf Österreich über.
Entscheinend ist bei der Verlagerung des Tiefs die heftige Entwicklung des Tiefs über dem Mittelatlantik am linken Bildrand. Es wölbt durch seinen vorderseitigen Warmlufttransport einen Keil über dem Ostatlantik auf, dieser drängt *unser* Tief auf einen Südostkurs, also direkt über Österreich nach Zentral-Osteuropa.
Im GFS sieht das bis Freitag etwa so aus:
Montag
Dienstag
Mittwoch
Donnerstag
Zusammenfassend lässt sich sagen: Das Tief zieht unter Abschnürung , also Entkopplung von der Frontalzone über uns hinweg, sobald die Entkopplung vollzogen ist bremst sich die weitere Verlagerung ein, es erfolgt östlich von Österreich ein Übergang zu einem quasistationären Verhalten.
Die farbigen Linien symbolisieren dabei in etwa den Verlauf der Frontalzonen in der höheren Atmosphäre.
Die farbigen Linien symbolisieren dabei in etwa den Verlauf der Frontalzonen in der höheren Atmosphäre.
Dieses quasistationäre verhalten ist dadurch gekennzeichnet dass sich der Schwerpunkt des Höhentiefs nicht mehr von der Stelle rühren, an dessen Periferie aber Randtröge und Wellen um das Zentrum zirkulieren.
In der Abfolge und Position dieser Randwellen unterschieden sich GFS und EZ in der Simulation wesentlich. So lässt sich z.B heute noch nicht sagen, ob es im Zuge dieses Prozesses zu andauernden Starkrniederschlägen mit stationärer Okklusion über Ostösterreich kommt (GFS knapp nicht, EZ vielleicht), kräftige Stauniederschläge entlang der gesamten Alpennordseite sind aber jedenfalls wahrscheinlich. Prekär kann es in Polen und Teilen Tschechiens, vor allem in Südpolen stehen neuerlich Extremniederschläge im Bereich von mehr als 150-200 L/m² im Raum, und das gerade in den Gebieten, vor allem Einzugsgebieten, die beim letzten Ereignis am schlimmsten betroffen waren. Auch das Einzugsgebiet der March in Mähren steht in Gefahr von heftigen Niederschlägen betroffen zu sein, was wiederum keine guten Nachrichten für die Anwohner des österr. Marchufers sind.
Die Details sind also noch unklar und wahrscheinlich erst 24-48h vorher einigermaßen abgesichert. Klar ist dass wir uns auf eine ziemlich ungemötliche, im Osten auch windige, im Hochgebirge vorübergehen winterlich anmutende Wetterlage einstellen müssen.
Am nettesten wird es ab Mo/Di mit Nordföhn südlich des Alpenhauptkammes.
Lg
Manfred
Freitag, 28. Mai 2010
Tornados in Mitteleuropa, Detektion, Vorhersage und Probleme
Hallo,
der oder besser gesagt die aufgetretenen (wahrscheinlichen) Tornados am 26.5.2010 haben für einigen Medienrummel gesorgt. (Siehe mein gestriges Posting HIER )
Hier nochmals der Radarloop, das Augenmerk liegt auf der Zelle, die vom Manhartsberg über Tulln und Klosterneuburg über das nördliche Wien und später bis Hainburg zieht.
Das Leser-Echo war durch die Bank Erstaunen, Jessas Na, Klimawandel, Vulkan ... auf der Einen Seite, auf der Anderen Seite : .. Früher hat man das Windhose genannt, alles halb so wild.
Als Jemand, der ein bisschen Ahnung hat (sic !!) muss ich mich natürlich auf die Seite der letzteren schlagen und fange mit der Begriffsdefinition an:
Tornado
Großtrombe
Windhose
(Wasserhose)
bezeichnen EIN UND DAS SELBE Phänomen. Windhose klingt nur irgendwie .. in der heutigen Zeit, harmlos. Ist sie aber nicht.
Weiters: Mini-Tornados und kleine Tornados GIBT ES NICHT. Windhosen/Tornados treten in verschiedenen Größen, sichtbaren Formen auf, wobei die äußere Form keinen Rückschluss auf die Stärke zulässt. Die Stärke bezieht sich auf die aufgetretenen Windgeschwindigkeiten, da Messungen so gut wie nicht existieren, geht man zur Einteilung der Tornados auf der dafür vorgesehenen FUJITA-Skala (nach Ted Fujita, 1971) von der Beurteilung der entstandenen Schäden auf. Es gibt auf dieser Skala die Klassen von F0 bis F5.
Tornados sind an verschiedene andere meteorologische Phänomene gebunden. Zum einen an die Existenz von Superzellen, die eine rotierende Mesozyklone aufweisen (Typ I oder Superzellentornandos), zum anderen an Schauer, Squallines, Böenfronten im Allgemeinen (Typ II, nicht superzellige Tornados). Typ II weist die Tendenz auf, häufiger zu sein, aber nicht die Stärke von Typ I zu erreichen. Aber auch bei Typ I Tornados ist die schwächste Klasse die häufigste.
Zusammengefasst: Tornados, Typ I wie Typ II sind in Mitteleuropa, gerade in der warmen Jahreszeit nichts Neues. (Nix Klimawandel) Im Unterschied zu Teilen der Vereinigten Staaten (Tornado Alley), Brasilien, Argentinien, Myanmar oder der australischen Tornado Alley sind bei uns die Voraussetzungen für Tornados seltener gegeben (hohe Labilität UND starke Scherung) als in den genannten Gebieten. Sind sie aber im seltenen Falle gegeben, unterscheidet sich ein Tornado in St. Johann am Heuhaufen in nichts von einem in selber Stärke wütenden über Oklahoma.
Die Detektion der Tornados gestaltet sich gerade in Österreich sehr schwierig. Ein Wetterradarbild und eine darauf erkannte superzellenartige Struktur sagen nichts aus, da, wie Felix im Kommentar gestern angemerkt hat, nur 10%, vielleicht 15% aller Superzellen bei uns einen Tornado entwickeln. Bei TypII sieht es noch schlechter aus. Nun sind viele Radarsysteme fähig, unter Ausnutzung der Dopplerverschiebung von reflektierten Wellen sich bewegender Partikel, Rückschlüsse über die Radialwindgeschwindigkeit zu geben, also Bewegungen hin oder weg vom Radar. Im Idealfall, und da gibt es in den USA viele schöne Dopplerradarbilder, kann man an einem engen Nebeneinander von Richtungen zum und vom Radar weg, Tornadosignaturen in den Dopplerbildern finden. In Österreich geht das leider nicht.
Das hat mit den physikalischen Grundlagen der Wetterradarerfassung zu tun. Auf einen Reim gebracht: Je größer die Reichweite des Radars sein soll, desto beschränkter sind die Radarwinde, die man damit erfassen kann. Hier wird erklärt warum das so ist. In Österreich hat man sich im Moment für möglichst hohe Reichweite und gegen detaillierte Winderfassung entschieden, sodass die Grenze der auswertbaren Radarwinde bei ca. 8 Meter pro Sekunde liegt. Werte darüber werden ein oder mehrfach ins negative gefaltete. Ein Tornado, der sagen wir 50 m/s zusammenbringt, wird im Bild 4 fach gefaltet, das Bild ist auch für den klügsten Kopf uninterpretierbar. So veraltet es klingt, wenn es um Tornados in Österreich gibt, haben wir nur die Augenbeobachtung als Basis der Vorhersage zur Verfügung.
Auf das Ereignis vom Manhartsberg über Hippersdorf und Tulln bis Klosterneuburg und Floridsdorf zu sprechen zu kommen: Eine Vorhersage des oder der der Tornados war unmöglich, weil Augenbeobachtungen erst nachträglich zu den Medien gekommen sind,zu einer Zeit, als die verursachende Zelle längst den Jordan überschritten hatte.
Wer ist "weiter" ? Deutschland zum Beispiel.. durch fast flächendeckende bodennahe Nahbereichscans (Beschränkung auf 100km statt 250km, wie in Österreich) gibt es eine vernünftige Dopplerwinderfassung für Geschwindigkeiten bis über 30 m/s. Eine Tornados wurden bei den Nachbarn in den letzten Jahren dadurch schon frühzeitig detektiert.
Müssen wir bei uns etwas ändern ? Jein. Einen derartigen Leidensdruck wie in den USA gibt es bez. Tornados in Mitteleuropa oder Österreich im speziellen nicht, da bei Gewittern aufgrund der Häufigkeit und Heftigkeit von Squallines und Bowechos, Downbursts im Allgemeinen die viel größere Gefahr ausgeht, die auch eine viel breitere Masse betreffen können.
In der derzeitigen Situation ist Bewusstseinsbildung um das Phänomen und die Grenzen der Vorhersagbarkeit das beste was man tun kann. Und Organisierter Augenbeobachtung, wie etwa von Skywarn Austria und Stormhunters Austria kommt eine nicht hoch genug einzuschätzende Rolle zu, den der Schlüssel liegt in einer Vielzahl von geschulten Augen und einem darauf basierenden Verbreitungsnetz von Informationen.
Zum Abschluss noch einen Fall, der zeigt, wie problematisch das Radar allein bei der Betrachtung schwerer Gewitter sein kann.
der oder besser gesagt die aufgetretenen (wahrscheinlichen) Tornados am 26.5.2010 haben für einigen Medienrummel gesorgt. (Siehe mein gestriges Posting HIER )
Hier nochmals der Radarloop, das Augenmerk liegt auf der Zelle, die vom Manhartsberg über Tulln und Klosterneuburg über das nördliche Wien und später bis Hainburg zieht.
Das Leser-Echo war durch die Bank Erstaunen, Jessas Na, Klimawandel, Vulkan ... auf der Einen Seite, auf der Anderen Seite : .. Früher hat man das Windhose genannt, alles halb so wild.
Als Jemand, der ein bisschen Ahnung hat (sic !!) muss ich mich natürlich auf die Seite der letzteren schlagen und fange mit der Begriffsdefinition an:
Tornado
Großtrombe
Windhose
(Wasserhose)
bezeichnen EIN UND DAS SELBE Phänomen. Windhose klingt nur irgendwie .. in der heutigen Zeit, harmlos. Ist sie aber nicht.
Weiters: Mini-Tornados und kleine Tornados GIBT ES NICHT. Windhosen/Tornados treten in verschiedenen Größen, sichtbaren Formen auf, wobei die äußere Form keinen Rückschluss auf die Stärke zulässt. Die Stärke bezieht sich auf die aufgetretenen Windgeschwindigkeiten, da Messungen so gut wie nicht existieren, geht man zur Einteilung der Tornados auf der dafür vorgesehenen FUJITA-Skala (nach Ted Fujita, 1971) von der Beurteilung der entstandenen Schäden auf. Es gibt auf dieser Skala die Klassen von F0 bis F5.
Tornados sind an verschiedene andere meteorologische Phänomene gebunden. Zum einen an die Existenz von Superzellen, die eine rotierende Mesozyklone aufweisen (Typ I oder Superzellentornandos), zum anderen an Schauer, Squallines, Böenfronten im Allgemeinen (Typ II, nicht superzellige Tornados). Typ II weist die Tendenz auf, häufiger zu sein, aber nicht die Stärke von Typ I zu erreichen. Aber auch bei Typ I Tornados ist die schwächste Klasse die häufigste.
Zusammengefasst: Tornados, Typ I wie Typ II sind in Mitteleuropa, gerade in der warmen Jahreszeit nichts Neues. (Nix Klimawandel) Im Unterschied zu Teilen der Vereinigten Staaten (Tornado Alley), Brasilien, Argentinien, Myanmar oder der australischen Tornado Alley sind bei uns die Voraussetzungen für Tornados seltener gegeben (hohe Labilität UND starke Scherung) als in den genannten Gebieten. Sind sie aber im seltenen Falle gegeben, unterscheidet sich ein Tornado in St. Johann am Heuhaufen in nichts von einem in selber Stärke wütenden über Oklahoma.
Die Detektion der Tornados gestaltet sich gerade in Österreich sehr schwierig. Ein Wetterradarbild und eine darauf erkannte superzellenartige Struktur sagen nichts aus, da, wie Felix im Kommentar gestern angemerkt hat, nur 10%, vielleicht 15% aller Superzellen bei uns einen Tornado entwickeln. Bei TypII sieht es noch schlechter aus. Nun sind viele Radarsysteme fähig, unter Ausnutzung der Dopplerverschiebung von reflektierten Wellen sich bewegender Partikel, Rückschlüsse über die Radialwindgeschwindigkeit zu geben, also Bewegungen hin oder weg vom Radar. Im Idealfall, und da gibt es in den USA viele schöne Dopplerradarbilder, kann man an einem engen Nebeneinander von Richtungen zum und vom Radar weg, Tornadosignaturen in den Dopplerbildern finden. In Österreich geht das leider nicht.
Das hat mit den physikalischen Grundlagen der Wetterradarerfassung zu tun. Auf einen Reim gebracht: Je größer die Reichweite des Radars sein soll, desto beschränkter sind die Radarwinde, die man damit erfassen kann. Hier wird erklärt warum das so ist. In Österreich hat man sich im Moment für möglichst hohe Reichweite und gegen detaillierte Winderfassung entschieden, sodass die Grenze der auswertbaren Radarwinde bei ca. 8 Meter pro Sekunde liegt. Werte darüber werden ein oder mehrfach ins negative gefaltete. Ein Tornado, der sagen wir 50 m/s zusammenbringt, wird im Bild 4 fach gefaltet, das Bild ist auch für den klügsten Kopf uninterpretierbar. So veraltet es klingt, wenn es um Tornados in Österreich gibt, haben wir nur die Augenbeobachtung als Basis der Vorhersage zur Verfügung.
Auf das Ereignis vom Manhartsberg über Hippersdorf und Tulln bis Klosterneuburg und Floridsdorf zu sprechen zu kommen: Eine Vorhersage des oder der der Tornados war unmöglich, weil Augenbeobachtungen erst nachträglich zu den Medien gekommen sind,zu einer Zeit, als die verursachende Zelle längst den Jordan überschritten hatte.
Wer ist "weiter" ? Deutschland zum Beispiel.. durch fast flächendeckende bodennahe Nahbereichscans (Beschränkung auf 100km statt 250km, wie in Österreich) gibt es eine vernünftige Dopplerwinderfassung für Geschwindigkeiten bis über 30 m/s. Eine Tornados wurden bei den Nachbarn in den letzten Jahren dadurch schon frühzeitig detektiert.
Müssen wir bei uns etwas ändern ? Jein. Einen derartigen Leidensdruck wie in den USA gibt es bez. Tornados in Mitteleuropa oder Österreich im speziellen nicht, da bei Gewittern aufgrund der Häufigkeit und Heftigkeit von Squallines und Bowechos, Downbursts im Allgemeinen die viel größere Gefahr ausgeht, die auch eine viel breitere Masse betreffen können.
In der derzeitigen Situation ist Bewusstseinsbildung um das Phänomen und die Grenzen der Vorhersagbarkeit das beste was man tun kann. Und Organisierter Augenbeobachtung, wie etwa von Skywarn Austria und Stormhunters Austria kommt eine nicht hoch genug einzuschätzende Rolle zu, den der Schlüssel liegt in einer Vielzahl von geschulten Augen und einem darauf basierenden Verbreitungsnetz von Informationen.
Zum Abschluss noch einen Fall, der zeigt, wie problematisch das Radar allein bei der Betrachtung schwerer Gewitter sein kann.
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Die Bilder 1-7 markieren einen Abschnitt im Wüten der Zelle im Niederösterreichisch-Burgenländischen Grenzgebiet am 26.5. Die 2 schwarzen Striche markieren den Sichtkegel des Radars in Wien Schwechat auf den Bezirk Oberpullendorf, das als einziges die Zelle erfassen konnte.
Man richte nun das Augenmerk auf die kleine, extreme Zelle, die südlich von Schwechat ab Bild 3 in diesen Sichtkegel eintritt. Sobald dies vollzogen ist, erfolgt eine radikale Abschwächung der Reflektivitäten im Bereich des Bezirkes Oberpullendorf. Nicht weil das Gewitter schwächer geworden ist, sondern weil die kleine Zelle dem Radar die Sicht ins Burgenland versperrt und nur ein Bruchteil der Refs wieder beim Radar ankommt.... Zus. war an diesem Tag auch das Radar am Zirbitzkogel nicht in Betrieb, was zu einer allgemeinen 4,5 minütigen Verzögerung bei der Kompositerstellung geführt hat. Hätte man nicht auch noch andere Quellen, wäre man als Warnmeteorologe ziemlich aufgeschmissen ....
Lg
Manfred
Donnerstag, 27. Mai 2010
26.5: Schwerer Unwettertag, Funnel, Tornado + Überschwemmungen
Hallo,
heute muss ich mich im Ton etwas zurücknehmen. Wie die meisten den Medien entnommen haben, war der 26.5 in Österreich ein spektakulärer aber auch tragischer Unwettertag. Eine Frau ist in der Buckligen Welt in einem reißenden Bach ums Leben gekommen, ein Mann ist aufgrund der Aufregung um eine mögliche Überflutung seines Hauses an einem Herzinfarkt verstorben. Schwer betroffen waren Niederösterreich (Bucklige Welt sowie Hollabrunn und Wien Umgebung), das Burgenland (Bezirk Oberpullendorf) und auch in Teilen Salzburgs und Oberösterreichs kam es zu schweren Gewittern. Vor den Toren Wiens gab es vermutlich im Bereich einer kleinen, giftigen Zellen einen Tornado mit Touchdown in Klosterneuburg-Kritzendorf.
Hier zum Überblick einmal die Animation der Radarechos und der registrierten Blitze:
Radar:
Blitz:
Zwei dieser Ereignisse, den (wahrscheinlichen) Tornado in Kritzendorf mit Funnelcloud über Wien, sowie das Unwetter im Grenzgebiet Niederösterreich-Burgenland nehme ich mir zur heutigen Besprechung heraus.
Beginnen wir nordwestlich von Wien. Gegen Mittag bildete sich in der Region des Manhartsberges ein Gewitter, das sich superzellenartig entwickelte und Südostkurs Richtung Wien nahm. Im Bereich Hollabrunn gab es Schäden vermutlich durch Downbursts, aber auch hier sind andere Phänomene nicht ausgeschlossen.
Die Zelle, es handelt sich um eine Einzelzelle, ist gestreckt und weist am Südrand einen scharfen Gradienten aus, was 2 Superzellenmerkmale auf Radarbildern sind.
Im weiteren Verlauf verkleinert sich die Zelle deutlich, die superzellige Erscheinungsform bleibt aber im wesentlichen bestehen, bis die Zelle bei St. Andrä-Wördern nur noch wenige km vor Klosterneuburg steht.
Das letzte Bild stammt nun vom dem Zeitpunkt des wahrscheinlichen Touchdowns. Kritzendorf befindet sich am scharfen Südwestrand der kleinen Zelle, dort wo man bei dem herrschenden Scherungsprofil den Aufwindschlauch vermuten würde.
Hier ein Video von Barbara Mölcnik, via orf.at
Im weiteren Zug über Wien wurde dann von mehreren Beobachtern die Funnelcloud (Trichterwolke) fotografiert und gefilmt. Zu diesem Zeitpunkt kann man über einen möglichen Bodenkontakt anhand der Bilder nur spekulieren.
Die Aufnahme stammt vom Skywarn-Poster Stefan Hofer, der gesamte Thread und seine anderen Bildern können unter diesem LINK zum Forum von Skywarn Austria bestaunt werden.
Mein Kollege Steffen Dietz hat vom 5. Bezirk aus folgendes Foto geschossen:
UWZ-Meteorologe Martin Puchegger hat das ganze von unserem Firmensitz in der Dresdnerstrasse gefilmt: siehe Video auf unserer Facebook-Seite
Dieser Fall lehrt uns eindrücklich, das Superzellen nicht groß sein müssen, sondern auch auf kleinem Raum sehr giftige Strukturen entwickeln können.
Die nächste Zelle, die ich besprechen möchte entwickelte sich ab 13/14 Uhr über dem Südöstlichen Niederösterreich, der Buckligen Welt.
Die Zelle bewegte sich nur sehr langsam und regenerierte sich auch immer wieder, sodass es an einigen Orten über 2 Stunden hindurch schüttete und hagelte.
Die UBIMET Wetterstation Hollenthon, am scharfen Rand der Zelle gelegen, registrierte binnen 30 Minuten 61 Liter Regen pro Quadratmeter, das Zentrum der regenfälle lag aber wie die Radaranalyse andeutungsweise zeigt, noch weiter im Südosten, an der Grenze zum Burgenland, südlich der Ortschaft Landsee.
Die roten Zahlen markieren die Messwerte der Wetterstationen für den Regen über den Verlauf von 3 Stunden.
Im Zentrum des Kernes die burgenländische Ortschaft Karl, an der Verbindungsstrasse von Oberpullendorf nach Kirchschlag. Aber auch die Bezirkshauptstadt selbst war in Mitleidenschaft gezogen.
Vor dem einsetzen des Regens besteht auch in der Nähe von Hollenthon der Verdacht, dass ein Tornado kurz existiert haben kann, wie die Webcambilder der UBIMET Wetterstation zeigen.
Es könnte hier ein kurzer Touchdown mit Aufwirbelungen zu sehen sein, es könnte sich aber auch nur um einen aufgewirbelten Nebelfetzen handeln, nähere Erkenntnisse können wiederum nur Untersuchungen am Ort des vermeintliche Touchdowns bringen.
Im Bereich Österreich Bayern wurden mehr als 45.000 Blitze (Boden und Wolke) registriert
:
Alle Blitze und Hagelparameter
Bodenblitze
Wolkenblitze
Auch in Innsbruck gab es ein kräftiges Gewitter, das von Blogkollegen Clemens dokumentiert wurde, nachzulesen hier... Alpenwetter-Blog
Eine beeindruckende Superzelle zog auch über Niederbayern, wie dem leser bei betrachtung des von mir geposteten Radarloops sicher aufgefallen ist. Dazu hat der Hagelwalter in der Wetterzentrale einige geniale Bilder gepostet.. LINK HIER
Ein wettertechnisch höllischer und spannender Tag war dieser 26.5, ich bin gespannt auf weitere Untersuchungsergebnisse bezüglich der Klosterneuburger Tornados und des Verdachtsfalles in Hollenthon.
Zur Info noch: Zwischen 13:30 und 15:30 haben irgendwelche Schweine mit einer DDoS Attacke unsere UWZ in die Knie gezwungen.. das wird für die Culprits ein Nachspiel haben.
Lg
Manfred
Quellenangabe: Radar by Austrocontrol, Stationen by UBIMET bzw. zamg, Blitze by UBIMET, Bilder und Videos nach Quellenangabe beim Objekt.
heute muss ich mich im Ton etwas zurücknehmen. Wie die meisten den Medien entnommen haben, war der 26.5 in Österreich ein spektakulärer aber auch tragischer Unwettertag. Eine Frau ist in der Buckligen Welt in einem reißenden Bach ums Leben gekommen, ein Mann ist aufgrund der Aufregung um eine mögliche Überflutung seines Hauses an einem Herzinfarkt verstorben. Schwer betroffen waren Niederösterreich (Bucklige Welt sowie Hollabrunn und Wien Umgebung), das Burgenland (Bezirk Oberpullendorf) und auch in Teilen Salzburgs und Oberösterreichs kam es zu schweren Gewittern. Vor den Toren Wiens gab es vermutlich im Bereich einer kleinen, giftigen Zellen einen Tornado mit Touchdown in Klosterneuburg-Kritzendorf.
Hier zum Überblick einmal die Animation der Radarechos und der registrierten Blitze:
Radar:
Blitz:
Zwei dieser Ereignisse, den (wahrscheinlichen) Tornado in Kritzendorf mit Funnelcloud über Wien, sowie das Unwetter im Grenzgebiet Niederösterreich-Burgenland nehme ich mir zur heutigen Besprechung heraus.
Beginnen wir nordwestlich von Wien. Gegen Mittag bildete sich in der Region des Manhartsberges ein Gewitter, das sich superzellenartig entwickelte und Südostkurs Richtung Wien nahm. Im Bereich Hollabrunn gab es Schäden vermutlich durch Downbursts, aber auch hier sind andere Phänomene nicht ausgeschlossen.
Die Zelle, es handelt sich um eine Einzelzelle, ist gestreckt und weist am Südrand einen scharfen Gradienten aus, was 2 Superzellenmerkmale auf Radarbildern sind.
Im weiteren Verlauf verkleinert sich die Zelle deutlich, die superzellige Erscheinungsform bleibt aber im wesentlichen bestehen, bis die Zelle bei St. Andrä-Wördern nur noch wenige km vor Klosterneuburg steht.
Das letzte Bild stammt nun vom dem Zeitpunkt des wahrscheinlichen Touchdowns. Kritzendorf befindet sich am scharfen Südwestrand der kleinen Zelle, dort wo man bei dem herrschenden Scherungsprofil den Aufwindschlauch vermuten würde.
Hier ein Video von Barbara Mölcnik, via orf.at
Im weiteren Zug über Wien wurde dann von mehreren Beobachtern die Funnelcloud (Trichterwolke) fotografiert und gefilmt. Zu diesem Zeitpunkt kann man über einen möglichen Bodenkontakt anhand der Bilder nur spekulieren.
Die Aufnahme stammt vom Skywarn-Poster Stefan Hofer, der gesamte Thread und seine anderen Bildern können unter diesem LINK zum Forum von Skywarn Austria bestaunt werden.
Mein Kollege Steffen Dietz hat vom 5. Bezirk aus folgendes Foto geschossen:
UWZ-Meteorologe Martin Puchegger hat das ganze von unserem Firmensitz in der Dresdnerstrasse gefilmt: siehe Video auf unserer Facebook-Seite
Dieser Fall lehrt uns eindrücklich, das Superzellen nicht groß sein müssen, sondern auch auf kleinem Raum sehr giftige Strukturen entwickeln können.
Die nächste Zelle, die ich besprechen möchte entwickelte sich ab 13/14 Uhr über dem Südöstlichen Niederösterreich, der Buckligen Welt.
Die Zelle bewegte sich nur sehr langsam und regenerierte sich auch immer wieder, sodass es an einigen Orten über 2 Stunden hindurch schüttete und hagelte.
Die UBIMET Wetterstation Hollenthon, am scharfen Rand der Zelle gelegen, registrierte binnen 30 Minuten 61 Liter Regen pro Quadratmeter, das Zentrum der regenfälle lag aber wie die Radaranalyse andeutungsweise zeigt, noch weiter im Südosten, an der Grenze zum Burgenland, südlich der Ortschaft Landsee.
Die roten Zahlen markieren die Messwerte der Wetterstationen für den Regen über den Verlauf von 3 Stunden.
Im Zentrum des Kernes die burgenländische Ortschaft Karl, an der Verbindungsstrasse von Oberpullendorf nach Kirchschlag. Aber auch die Bezirkshauptstadt selbst war in Mitleidenschaft gezogen.
Vor dem einsetzen des Regens besteht auch in der Nähe von Hollenthon der Verdacht, dass ein Tornado kurz existiert haben kann, wie die Webcambilder der UBIMET Wetterstation zeigen.
Es könnte hier ein kurzer Touchdown mit Aufwirbelungen zu sehen sein, es könnte sich aber auch nur um einen aufgewirbelten Nebelfetzen handeln, nähere Erkenntnisse können wiederum nur Untersuchungen am Ort des vermeintliche Touchdowns bringen.
Im Bereich Österreich Bayern wurden mehr als 45.000 Blitze (Boden und Wolke) registriert
:
Alle Blitze und Hagelparameter
Bodenblitze
Wolkenblitze
Auch in Innsbruck gab es ein kräftiges Gewitter, das von Blogkollegen Clemens dokumentiert wurde, nachzulesen hier... Alpenwetter-Blog
Eine beeindruckende Superzelle zog auch über Niederbayern, wie dem leser bei betrachtung des von mir geposteten Radarloops sicher aufgefallen ist. Dazu hat der Hagelwalter in der Wetterzentrale einige geniale Bilder gepostet.. LINK HIER
Ein wettertechnisch höllischer und spannender Tag war dieser 26.5, ich bin gespannt auf weitere Untersuchungsergebnisse bezüglich der Klosterneuburger Tornados und des Verdachtsfalles in Hollenthon.
Zur Info noch: Zwischen 13:30 und 15:30 haben irgendwelche Schweine mit einer DDoS Attacke unsere UWZ in die Knie gezwungen.. das wird für die Culprits ein Nachspiel haben.
Lg
Manfred
Quellenangabe: Radar by Austrocontrol, Stationen by UBIMET bzw. zamg, Blitze by UBIMET, Bilder und Videos nach Quellenangabe beim Objekt.
Mittwoch, 26. Mai 2010
Die schöne Burgenländerin
Hallo,
halbwegs genesen ist es mir eine Freude, Teile des gestrigen Wetterablaufs in Österreich aufzurollen. Es ist ja Einiges geschehen... klimatologisch interessant, dass es an 2 Stationen in Österreich erstmals ein Temperaturmaximum von größer gleich 30 Grad gegeben hat... Leibnitz-Wagna hatte 30,1 Grad, Feldkirchen 30,0 ...
Hier die Temperaturverteilung um 16 Uhr:
Und die Liste aller Stationen über 29 Grad:
Dem geneigten Leser und der noch geneigteren Leserin fällt in der Temperaturkarte der vergleichsweise kühle Nordosten auf... was war denn ja ? Richtig. Dort hats um die selbe Zeit schwer gescheppert.
Unter den vielen Zellen, die es um die Zeit und auch später noch in Österreich gab, such ich mir die aus, die es wegen schweren Unwetterschäden in die Nachrichten geschafft hat... die Burgenländerin.
Wir beginnen mit der Landeshymne des Burgenlandes:
(kannte ich noch nicht .. ist aber für so ein kleines Bundesland sehr epochal und breit).
Zum Wetter... das Infrarotbild zeigt Österreich in einer westlichen Höhenströmung, mit einer recht augenscheinlichen Änderung des Bewölkungstyps knapp nördlich unserer Landesgrenzen:
Zoom Mitteleuropa (14 Uhr) :
Hochauflösendes Polarsatellitenbild (14:55):
Im Wasserdampfbild sehen wir Österreich im Übergangsbereich zwischen einen feuchten Schliere im Norden und trockener Luft im Süden, in diesem Grenzbereich sind um 14 Uhr auch schon die ersten Gewitterbildungen punktuell zu sehen..
Zoom Mitteleuropa:
Beides, der Übergang von feuchterer zu trockenerer Luft im Norden Österreichs, als auch der Übergang in zelluläre Bewölkung nördlich von uns deuten auf eine schwach aktive Frontalzone, die knapp nördlich der Landesgrenze verharrte.
Dies spiegelt sich auch in den Labilitätsprognosen der Modelle für den fraglichen Zeitraum wider:
Die ersten Zellenbildungen des nachmittags gab es im Wald- und Mühlviertel, sowie an der Grenze Tschechien-Österreich .. Anbei nun Schnappschüsse der Entwicklung der Radarechos am Nachmittag:
Wir sehen an dieser Sequenz von ca. 15 bis 18 Uhr 2 markante Entwicklungen: die erste: Ausgehend von einer Linie von Zellen an der Grenze zwischen dem Weinviertel und Tschechien, schert eine Zelle nach Süden aus, nimmt zwischendurch auch durchaus ein paar äußere Erscheinungsformen einer Superzelle an und zieht weiter über das nördliche Marchfeld in die Slowakei.
Die zweite Entwicklung: Am Rand eines alten Komplexes der vom Waldviertel kommend über den Wagram Richtung Wien zieht, verstärkt sich vor und über der Stadt deutlich, schert nach Süden aus, verstärkt sich im Bereich Bruck an der Leitha nochmals massiv und zieht als massives Squall-Line artiges, kurzzeitig auch Bowechoförmiges Gebilde vor allem über die östlichen Teile des Neusiedler Sees und den Seewinkel nach Süd-Südost.
Jetzt kann man sich fragen, warum es am Nachmittag zuerst im Nordosten los ging, wo doch die Labilitätswerte im Süden Österreichs viel höher waren ? Gute Frage, aber leichte Antwort: Labilität ist ein Potential, das erst einmal ausgelöst werden muss. Und da gab es im Nordosten ein delikates Detail, das der Süden nicht für sich verbuchen konnte... zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt. Eine ausgeprägte Windkonvergenz, wie die nachfolgenden Stationskarten zeigen.
Der Zeitraum umfasst 14-18 Uhr in ein-Stunden-Schritten. Die rote Linie markiert die Konvergenzlinie zwischen Ost-Südwind und westlichen Komponenten. An der Linie gibt es ein Zusammenströmen, das in Vertikalbewegung resultiert, im Bereich dieser Linien bilden sich bei vorhandener Labilität bevorzugt. Man sieht, dass die Linie erst kaum vom Fleck kommt, später aber mit den heftigen Gewitterbildungen rasch nach Südosten wandert.
Hier nun noch die komplette Animation der Radarechos und der Blitze im Zeitraum zwischen 14 und 18 Uhr.
Auffallend ist die regelrechte Explosion der Blitzaktivität über dem östlichen Wien und dem Seewinkel..
Hier noch 3 Bilder, die auf unsere Facebookseite bzw. auf die Unwetterzentrale hochgeladen wurde... ( ich setze das Einverständnis der Urheber einmal voraus)
Explosive Phase über Wien
Geschossen von Kollege Steffen ..
Geschossen von UWZ-Nutzer Harleybear - Simmering
Zelle über dem Seewinkel (von Wiener Neustadt aus geschossen)
geschossen von Mathias Stampfl (Skywarn Austria). Man beachte den wunderschönen Pileus
Um langsam zum Schluss zu kommen, noch eine Detailbetrachtung der Blitzverteilung....
Das sind alle registrierten Blitze der letzten 24 Stunden, darüber gelegt der Hagelparameter (Wahrscheinlichkeit für Hagel größer 2cm). Sowohl die Weinviertlerin als auch die Burgenländerin sind in ihren Spuren gut zu erkennen.
Versuchen wir nun eine Aussage über die Schwere der Gewitter zu machen.
Diese Karte zeigt alle Bodenblitze...
.. und diese alle Wolkenblitze. Die Charakteristik springt ins Auge... und die Spreu trennt sich vom Weizen .. als die Burgenländerin noch über Wien war, gab es hauptsächlich Bodenblitze... gefährlich zwar, spricht aber nicht für ein Schwergewitter, Richtung Burgenland explodiert dann die Zahl der Wolkenblitze.. wird haben es also mit einem Brummer zu tun ... ebenso wie die Zelle über dem östlichen Weinviertel und der Grazerin. Über Vorarlberg sind die Wolkenblitze wiederum vergleichsweise spärlich gesät.
Zusammenfassend. Eine schöne Schwergewitterlage. Der Nordosten in der nähe einer Front, starke Scherung und Labilität vorhanden, bodennah existierte eine stark konvergente Situation, getriggert wurde an der Konvergenz, danach ein Selbstläufer. Schäden im Burgenland (Neusiedl und Seewinkel) wahrscheinlich durch die Böenfront/Downburst verursacht, zumindest braucht man keinen Tornado um das zu erklären. Ich mein, ausschließen kann man auch den T. nicht, aufgrund der Scherung und der Regenraten im Bereich des Gewitters kann ich mir lokal 120-140 km/h an Gewitterböen durchaus vorstellen, was zu den Schäden wie Dach+Dachstuhl weg, Fenster eingedrückt etc, dann schon irgendwie passt. Ich revidiere das natürlich, wenn ein Foto mit einem Rüssel auftaucht, oder auf Tornados passende Schäden gefunden werden.
Im Süden zwar labiler und wärmer, allerdings kein Forcing durch Konvergenzlinie und auch schwächere Scherung, deshalb spätere Auslöse.
Mal schauen was der heutige Tag bringt.
Lg
Manfred
Quellenangabe: Radar by Austrocontrol, Satellitendaten by Univ. of Dundee und Uni Bern, Blitze by UBIMET, Stationsdaten by UBIMET, Zamg, CHMI
halbwegs genesen ist es mir eine Freude, Teile des gestrigen Wetterablaufs in Österreich aufzurollen. Es ist ja Einiges geschehen... klimatologisch interessant, dass es an 2 Stationen in Österreich erstmals ein Temperaturmaximum von größer gleich 30 Grad gegeben hat... Leibnitz-Wagna hatte 30,1 Grad, Feldkirchen 30,0 ...
Hier die Temperaturverteilung um 16 Uhr:
Und die Liste aller Stationen über 29 Grad:
Dem geneigten Leser und der noch geneigteren Leserin fällt in der Temperaturkarte der vergleichsweise kühle Nordosten auf... was war denn ja ? Richtig. Dort hats um die selbe Zeit schwer gescheppert.
Unter den vielen Zellen, die es um die Zeit und auch später noch in Österreich gab, such ich mir die aus, die es wegen schweren Unwetterschäden in die Nachrichten geschafft hat... die Burgenländerin.
Wir beginnen mit der Landeshymne des Burgenlandes:
(kannte ich noch nicht .. ist aber für so ein kleines Bundesland sehr epochal und breit).
Zum Wetter... das Infrarotbild zeigt Österreich in einer westlichen Höhenströmung, mit einer recht augenscheinlichen Änderung des Bewölkungstyps knapp nördlich unserer Landesgrenzen:
Zoom Mitteleuropa (14 Uhr) :
Hochauflösendes Polarsatellitenbild (14:55):
Im Wasserdampfbild sehen wir Österreich im Übergangsbereich zwischen einen feuchten Schliere im Norden und trockener Luft im Süden, in diesem Grenzbereich sind um 14 Uhr auch schon die ersten Gewitterbildungen punktuell zu sehen..
Zoom Mitteleuropa:
Beides, der Übergang von feuchterer zu trockenerer Luft im Norden Österreichs, als auch der Übergang in zelluläre Bewölkung nördlich von uns deuten auf eine schwach aktive Frontalzone, die knapp nördlich der Landesgrenze verharrte.
Dies spiegelt sich auch in den Labilitätsprognosen der Modelle für den fraglichen Zeitraum wider:
Die ersten Zellenbildungen des nachmittags gab es im Wald- und Mühlviertel, sowie an der Grenze Tschechien-Österreich .. Anbei nun Schnappschüsse der Entwicklung der Radarechos am Nachmittag:
Wir sehen an dieser Sequenz von ca. 15 bis 18 Uhr 2 markante Entwicklungen: die erste: Ausgehend von einer Linie von Zellen an der Grenze zwischen dem Weinviertel und Tschechien, schert eine Zelle nach Süden aus, nimmt zwischendurch auch durchaus ein paar äußere Erscheinungsformen einer Superzelle an und zieht weiter über das nördliche Marchfeld in die Slowakei.
Die zweite Entwicklung: Am Rand eines alten Komplexes der vom Waldviertel kommend über den Wagram Richtung Wien zieht, verstärkt sich vor und über der Stadt deutlich, schert nach Süden aus, verstärkt sich im Bereich Bruck an der Leitha nochmals massiv und zieht als massives Squall-Line artiges, kurzzeitig auch Bowechoförmiges Gebilde vor allem über die östlichen Teile des Neusiedler Sees und den Seewinkel nach Süd-Südost.
Jetzt kann man sich fragen, warum es am Nachmittag zuerst im Nordosten los ging, wo doch die Labilitätswerte im Süden Österreichs viel höher waren ? Gute Frage, aber leichte Antwort: Labilität ist ein Potential, das erst einmal ausgelöst werden muss. Und da gab es im Nordosten ein delikates Detail, das der Süden nicht für sich verbuchen konnte... zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt. Eine ausgeprägte Windkonvergenz, wie die nachfolgenden Stationskarten zeigen.
Der Zeitraum umfasst 14-18 Uhr in ein-Stunden-Schritten. Die rote Linie markiert die Konvergenzlinie zwischen Ost-Südwind und westlichen Komponenten. An der Linie gibt es ein Zusammenströmen, das in Vertikalbewegung resultiert, im Bereich dieser Linien bilden sich bei vorhandener Labilität bevorzugt. Man sieht, dass die Linie erst kaum vom Fleck kommt, später aber mit den heftigen Gewitterbildungen rasch nach Südosten wandert.
Hier nun noch die komplette Animation der Radarechos und der Blitze im Zeitraum zwischen 14 und 18 Uhr.
Auffallend ist die regelrechte Explosion der Blitzaktivität über dem östlichen Wien und dem Seewinkel..
Hier noch 3 Bilder, die auf unsere Facebookseite bzw. auf die Unwetterzentrale hochgeladen wurde... ( ich setze das Einverständnis der Urheber einmal voraus)
Explosive Phase über Wien
Geschossen von Kollege Steffen ..
Geschossen von UWZ-Nutzer Harleybear - Simmering
Zelle über dem Seewinkel (von Wiener Neustadt aus geschossen)
geschossen von Mathias Stampfl (Skywarn Austria). Man beachte den wunderschönen Pileus
Um langsam zum Schluss zu kommen, noch eine Detailbetrachtung der Blitzverteilung....
Das sind alle registrierten Blitze der letzten 24 Stunden, darüber gelegt der Hagelparameter (Wahrscheinlichkeit für Hagel größer 2cm). Sowohl die Weinviertlerin als auch die Burgenländerin sind in ihren Spuren gut zu erkennen.
Versuchen wir nun eine Aussage über die Schwere der Gewitter zu machen.
Diese Karte zeigt alle Bodenblitze...
.. und diese alle Wolkenblitze. Die Charakteristik springt ins Auge... und die Spreu trennt sich vom Weizen .. als die Burgenländerin noch über Wien war, gab es hauptsächlich Bodenblitze... gefährlich zwar, spricht aber nicht für ein Schwergewitter, Richtung Burgenland explodiert dann die Zahl der Wolkenblitze.. wird haben es also mit einem Brummer zu tun ... ebenso wie die Zelle über dem östlichen Weinviertel und der Grazerin. Über Vorarlberg sind die Wolkenblitze wiederum vergleichsweise spärlich gesät.
Zusammenfassend. Eine schöne Schwergewitterlage. Der Nordosten in der nähe einer Front, starke Scherung und Labilität vorhanden, bodennah existierte eine stark konvergente Situation, getriggert wurde an der Konvergenz, danach ein Selbstläufer. Schäden im Burgenland (Neusiedl und Seewinkel) wahrscheinlich durch die Böenfront/Downburst verursacht, zumindest braucht man keinen Tornado um das zu erklären. Ich mein, ausschließen kann man auch den T. nicht, aufgrund der Scherung und der Regenraten im Bereich des Gewitters kann ich mir lokal 120-140 km/h an Gewitterböen durchaus vorstellen, was zu den Schäden wie Dach+Dachstuhl weg, Fenster eingedrückt etc, dann schon irgendwie passt. Ich revidiere das natürlich, wenn ein Foto mit einem Rüssel auftaucht, oder auf Tornados passende Schäden gefunden werden.
Im Süden zwar labiler und wärmer, allerdings kein Forcing durch Konvergenzlinie und auch schwächere Scherung, deshalb spätere Auslöse.
Mal schauen was der heutige Tag bringt.
Lg
Manfred
Quellenangabe: Radar by Austrocontrol, Satellitendaten by Univ. of Dundee und Uni Bern, Blitze by UBIMET, Stationsdaten by UBIMET, Zamg, CHMI
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