Dienstag, 4. Mai 2010

Verhatschte SHPK-Zyklone und ein Superzellerl + Hinweis

Der Hinweis vor dem aktuellen Posting. Eben musste ich feststellen dass so gut wie alle Versionen des Internet Explorers zu blöd sind, den simplen, verwendeten Flashplayer richtig zu verwenden. Im Rahmen dieses Blogs (und auch überhaupt für alles andere) empfehle ich aktuelle Versionen von Firefox zu verwenden (oder Safari oder Chrome, nach Geschmack)


Hallo,

anhand der aktuellen Situation kann man schön demonstrieren, dass so gut wie nichts in der alltäglichen Synoptik eindeutig ist. Die Leser meines Blogs wissen ja aufgrund der Postings, die schon ein paar Wochen zurück liegen, dass man versucht hat, die aussertropischen Zyklonen (deutsch Tiefdruckgebiete) in 2 Wesentliche Kategorien zu gliedern. Die klassischen Polarfrontzyklonen nach dem Norwegischen Modell (ein Modell das auf die 20-er Jahre des letzten Jahrhunderts zurückgeht) und die so genannten Shapiro-Keyser Zyklonen, die auf die 90-er Jahre des letzten Jahrhunderts zurückgehen. Dann fehlen noch die gemischt tropisch-aussertropischen Systeme, die dann entstehen, wenn tropische Zyklonen mit der Polarfront interagieren (z.B wenn ein Ex-Hurrikan auf den nördlichen Atlantik zieht und gewisse Eigenschaften eines aussertropischen Tiefs (Frontenbildung) andere tropische Eigenschaften aber behält (z.B den warmen Kern).

Leider ist die Kategorisierung im Einzelfall aber selten eindeutig, wie der aktuelle Fall des Sturmtiefs südlich von Genua zeigt:


Die eine Seite des für SHPK-Zyklonen typischen und chrarakterisierenden T's ist da (die linke), die andere ist etwas zerfleddert, gerede da, wo die markante Warmfront sein sollte. Die Warmfront ist im Temperaturbild aber mehr als markant, nur in Wolkenbildung will sie sich nicht so recht äussern, zumindest nicht in hochreichenden Wolken.

Zum anderen ist die im SHPK Modell eher unterbelichtete Kaltfront als sehr markantes Wolkenfeld abgebildet, und das obwohl die Temperaturdifferenzen quer zur Front sehr gering sind, bzw. fast verschwinden.

Das es sich im Grunde um eine SHPK Zyklone handelt, beweist die Genese (deutsch Entwicklung) der Zyklone, wie der Satellitenloop der letzten 72 Stunden zeigt:






Man sieht in der ersten Hälfte des Films wie sich der Trog über Westeuropa, ausgehend vom Zentraltief bei Irland vertieft, und dann zur Hälfte etwas von *hinten* bei Gibraltar in das System in Form vorwiegend hoher Wolken reinläuft, in dessen Umgebung sich dann die Fronten verschärfen, Wolkenbildung und nachfolgend Niederschläge einsetzen und sich bis hin zum jetzigen markanten Wirbel evolvieren.

Dieses *von hinten* Reinlaufen spricht für eine Entwicklung im so genannten rechten Eingangsbereichs des Jetstreaks in der Höhe (Jet streak: lokales Geschwindigkeitsmaximum der Höhenströmung), im Gegensatz zur klassischen Polarfrontzyklone, die sich vorzugsweise im linken Ausgangsbereich eines solchen Maximums bilden.

Das es eine SHPK-artige Entwicklung ist, ist somit klar, für die Abweichungen habe ich (nur) Erklärungsversuche: Man sieht, dass die Kaltfront mit gigantischen Gewitterentwicklungen durchsetzt ist und diese massiv zur Bewölkungsbildung beitragen. Wären da keine Gewitter drin, würde die Front wahrscheinlich mickrig aussehen. Allerdings führt gerade über dem warmen Wasser die Mittelmeers beinahe zu jeder Jahreszeit auch nur der geringste Ansatz von Baroklinität und Kaltluft mehr oder weniger instantan zu organisierter Gewitterbildung... Soll heissen: Die markante Kaltlfront im Satbild kann ein spezifisch-mediterranes Feature sein.

Die zerissene Warmfront hingegen könnte ein jahreszeitliches Phänomen sein, denn selten, egal um welchen Zyklonentyp es sich handelt, können wir Meteorologen in der warmen jahreszeit von April bis September über dem kontinentalen Mitteleuropa ausgeprägte Warmfrontschirme beobachten, sehr oft zerlegen sich die baroklinen Zonen auch im Zuge von Warmfronten durch diabatische Wärmeübergange mehr in zellulares Schauerzeug, was das Radarbild der Warmfront gut zeigt. Schöne Warmfronten am Satellitenbild gibts bei uns tendenziell von Oktober bis März....


Wie dem auch sei, von den heftigsten Niederschlägen dieser Zyklone bleiben wir in Österreich aller Wahrscheinlichkeit nach verschont, das alles wird drumherum stattfinden, allen voran über dem Piemont (zu deutsch: Fuss der Berge..), verschont auch dann, wenn wir am Donnerstag und Freitag im Zentralbereich der zerfallenden Zyklone liegen bleiben. Was überbleibt sind wahrscheinlich zahlreiche Blitze aus wabernden nachmittäglichen gewittrigen Schauern....

Zum Abschluss hätte ich dann noch ein Gustostückerl vom Sonntag: Wie sich über dem Flachgau und Teilen Oberösterreichs aus dem Südostzipfel eines Bow-Echos eine Superzelle bildet und diese dann wiederum in einem Line-Echo-Wave-Pattern aufgeht um sich anschliessend vollkommen zu entleiben...

Radar:




Blitze:




Enjoy&Lg

Manfred

(Radarbilder wie immer C by Austrocontrol)

2 Kommentare:

  1. Danke, dass Du das Thema aufgreifst, hätte auch verhatschte SHPK gesagt (bzw. nicht verhatscht, aber shpk-ähnlich).

    Bei der Kaltfront sollte man überprüfen, ob das wirklich komplett durch hochreichende Quellbewölkung entstanden ist, oder der kompakten hohen Bewölkung nicht auch Saharastaub seine Finger im Spiel (Stichwort: Aerosoleintrag).

    vgl. http://oiswww.eumetsat.org/WEBOPS/iotm/iotm/20100211_dust/20100211_dust.html

    Übrigens denke ich nicht, dass die KF zwingend mickrig bei SHPK sein muss, da SHPK naturgemäß eher von wärmeren Gefilden herkommen und absolut feuchter bzw. potentiell instabiler sind tendenziell, als vom Meer her kommend von sich aus schon eine höhere Bereitschaft zur Konvektion hat, selbst wenn die Front parallel zur Strömung läuft.

    Aber vielleicht findest sich dazu ja was innem Paper.

    Gruß aus dem aufgelockerten Innsbruck,
    Felix

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  2. Grammatik und Satzbau bitte ignorieren, wird Zeit für Feierabend...

    Felix

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Da kenntat ja jeder kumman ...! Dennoch ... Hier ist Platz dafür :) !