Montag, 26. Juli 2010

Exotische Wetterkarten

Hallo,

viele Meteorologen im Vorhersagedienst geben sich heutzutage mit meteorologischem Packelfutter a la Knorr Französische Zwiebelsuppe zufrieden. Etwas spitz formuliert meine ich damit folgendes. Bereits interpretierte Wetterkarten werden interpretiert (Fertigmischung + heißes Wasser drauf), Regen, Wolken, Wind, volia, fertig ist die Vorhersage. Genauso wie an Packelfutter noch keiner gestorben ist, muss daraus keine schlechte Vorhersage resultieren. Spaß macht die Sache allerdings erst, wenn man als Meteorologe selbst kocht und den Ursachen der Phänomene, wie Regenfelder und Starkwindbänder, die man zur Ableitung der Vorhersage benötigt, auf den Grund geht.

Auf den Grund gehen, heißt zurück zum Ursprung und sich des Gleichungssatzes zu entsinnen, der einem im Studium vielleicht nicht zu Jubelschreien verleitete, zum Beispiel zu den Gleichungen der quasigesotrophsichen Dynamik, der kleinen Fibel des 1x1 für Meteorologen, die etwas von ihrem Handwerk verstehen möchten.

Da kommt man man um so abstrus klingende Dinge wie... Divergenz, Vorticityadvektion, Temperaturadvektion und Isentrope potentielle Vorticity nicht herum, denn in diesen Feldern liegt der Urgrund dessen was wir gemeinhin als Dynamik im Wettergeschehen bezeichnen. Tiefs, die sich vertiefen, Hochs die sich erhöhen, Fronten, die durchrauschen und Regen der uns Open Airs versalzt.

Nehmen wir uns diese simple Bodenvorhersagekarte für morgen 14 Uhr (Quelle Deutscher Wetterdienst):




Ab in die Höhenströmung zum selben Termin. Dieser Karte kann man ja noch einigermaßen verstehen:

Ein Höhenströmungsfeld auf einer Druckfläche die auf auf gut 5500m Höhe liegt.

Die Divergenz auf einer Fläche, die auf ca 9100m Höhe liegt, vielleicht weniger:

Auf einer Ebene gesehen heißt Divergenz Auseinanderströmen (positive Werte) , Konvergenz zusammenströmen (negative Werte). Die Divergenz entspricht der Flächenanderung eines unendlich dehnbaren Gummituchs, das man in die Strömung wirft. Wirds auseinandergezogen wie ein Strudelteig oder pappt es sich zu einem Knödel zusammen ?

Damit in engem Zusammenhang und 1:1 ineinander umrechenbar: Die Vortictyadvektion:

Die Karte zeigt uns, in welchen Regionen positive Krümmung (pos Werte) mit dem Wind herangeweht werden, oder wo negative Krümmung herangeweht wird.

Die Temperaturadvektion in ca 1500m Höhe:

Wo wirds kälter, wo wirds wärmer ? Aufpassen: Die Advektion ist i.d.R gleich -1 mal der lokalen Änderung. Also: neg. Temperaturadvektion: es wird wärmer.

gehts noch schlimmer: Ja, es geht ;). Die Isentrope potentielle Vorticty:


Die IPV enstammt dem Ertelschen Wirbelsatz und der Suche nach einer perfekten Erhaltungsgröße für unsere Atmosphäre. IPV kann dazu benutzt werden, Einschlüsse von Stratosphärenluft zu detektieren. Diese Einschlüsse sind prickelnd, weil sich in ihrem Umfeld z.B im Winter extreme Orkantiefs enwtickeln können.

Das Resultat all dieser Karten ist dann so etwas simples wie eine Karte des 3-stündigen Niederschlags :


Die Regel ist vergleichsweise simpel: mit der Höhe zunehmende positive Vorticityadvektion ist gleichbedeutend mit mit der Höhe zunehmender Divergenz und sorgt für Aufsteigen, Kondensation und damit Regen/Schnee. Warmlufttransport steigert das ganze, Kaltlufttransport dämpft das Ganze, und oft wirken beide Mechanismen gegeneinander, wie das fleckige Niederschlagsbild zeigt.

Die Vorticityadvektion in 9000m zeigt oft ausgeprägte Schlieren- und Bandform, dem treibenden Faktor, den Jetstreams folgend. Die Plausibilisierung der Niederschlags und Sonnenscheinprognose mit diesen exotischen Feldern macht die Prognose vielleicht nicht so viel besser als das Packelglumpert, aber jedenfalls ehrlicher. Selfmade versus Packelfood eben.


Ich haben morgen sowie für den Rest der Woche gem. mit Blogkollegen Clemens die Ehre das A1 Beach Volley Ball Grad Slam in Klagenfurt meteorologisch rundum vor Ort zu betreuen, wird eine spannende Sache bei der eigenartigen Wetterlage, die sich da anbahnt... besser als fades Hochdruckwetter jedenfalls.

Einen Blick noch ein gros und en detail auf den aktuellen Südwinter...

*brr*





In dem Sinne, bis bald aus Südösterreich

Lg

Manfred

2 Kommentare:

  1. danke für ein bisschen Teorie das fachchinesisch muß man erstmal gut durchkauen damit was hängen bleibt und wiederholen hab noch nicht soviel Erfahrung beim machen wie ihr beim schauen hab mir die Arbeit versaut hätte die Wolken über England u. Norwegens Küste nicht so sehr zupfen dürfen(Satelitenbild von 19 Uhr) naja muß eben neuen Nachschub übern großen Teich holen... woanderst sehe ich keine feuchte Luft. (versuche Klagenfurt trocken zu halten)

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Da kenntat ja jeder kumman ...! Dennoch ... Hier ist Platz dafür :) !