Montag, 5. Juli 2010

Nachbetrachtung der schweren Unwetter am Sonntag 4.7

Hallo,

nun, nicht das ganze Leben besteht aus Freizeit, deswegen wird der geneigte Leser und die noch geneigtere Leserin feststellen, dass die Posts etwas seltener als früher kommen, und auch zwischen Ereignis und Analyse ein grösserer Zeitraum als früher vergeht. Sorry, aber ich komm eben nur so hinterher. Genug gejammert, gehen wir zurück zum gestrigen Sonntag.

Was ist gschehen ? Teile des Salzkammergutes wurden versenkt.

In den Niederschlagssummen sieht das so aus:


Zentrum der Niederschlage waren Bad Aussee und Bad Ischl mit mehr als 120 L/m² in 24 Stunden. Aber auch in weiten Teilen Salzburgs und des Ennstales gab es verbreitet starke Niederschläge. Im wesentlichen handelte es sich um Zellen, die sich am Alpennordrand des Salzkammergutes bildeten und dann nach Süden zogen und über Stunden gewittrigen Starkregen brachten. Dabei war auffallend, dass sich die Zellen immer wieder im selben Streifen bildeten, eine Situation, die bis heute Vormittag anhielt.

Dieses Bild war typisch für Sonntag und die Nacht auf Montag:


Die Frage stellt sich nun, ob dies Zufall war, oder System dahintersteckte....

Einmal ein Blick auf die 500/Bodenanalyse von Sonntag 14 Uhr:


Die Karte sieht denkbar unspektakulär aus: Österreich liegt an der Vorderseite eines kleinen Keiles in Nordwestlicher Höhenströmung. Der Kleine Trog über Frankreich hat keine Bedeutung, das Höhentief im Nordosten ebenso wenig.

Sieht man aber nun auf die Temperaturverteilung, so kommen wir der Sache schon näher:

Man sieht über Oberösterreich und nördlich davon eine Zunge mit wärmerer Luft als in der Umgebung, zudem auch eine ganz schwache Delle im 850hPa Geopotential.

Die delle gehörte zu einer Okklusion, die vom Islandtief der letzten Woche nach Europa gezogen ist und als ganz flacher Trog den Keil über Westeuropa umrundet hat und von Nordwesten her strömungsparallel gegen die Alpen geschoben wurde.

Diese Front dindet man auch in den Wetterstationsmeldungen wieder:

Windrichtung:



Westwind über Oberösterreich, Nordostwind über Ostösterreich.

Auch in der Äquipotentiellen Temperatur, die ein schönes Mass für den Energieinhalt der Luft ist, findet man ein schönes Signal:


In Oberösterreich Werte bis 70°, westlich davon und vor allem östlich deutlich energieärmere Luft.

Zugegeben, das Frontsignal ist nicht mehr gigantisch und von organisierter Bewölkung ist wenig zu sehen gewesen, deswegen haben die Synoptiker der alten Schule diese Art von gewittern, die in zerfallenden Okkusionen auftreten, Warmlufteinschubgewitter genannt. Die energiereiche Luftmasse ist dabei zwsichen 2 potentiell kälteren Luftmassen eingezwickt. Wird die dann auch noch wie im gestrigen Fall von Nordwesten her gegen die Alpen gedrückt und zwangsweise gehoben, entstehen immer wieder, in einem schmalen Streifen teils schwere Gewitter.

Haben die Modelle das kommen sehen ?

Ansatzweise sicher. Hier ein beispiel einer Modellsimulation, die gar nicht mal so übel war..



Der Effekt des Ausquetschens der warmen Luft an den Alpen bzw. im Luv davon ist schön zu sehen, die Mengen sind nicht schlecht, allerdings meinte das Modell, dass dies ca 50km weiter westlich geschehen würde, als es tatsächlich geschah. Andere Lokalmodelle hatten ähnliche Ergebnisse, mit anderen Abweichungen


Mit den gewittern ist es jetzt erst einmal im Wesentlichen vorbei, nach einem wechselhaften und frischeren Dienstag kommt ab Mittwoch Nachmittag wieder der Hochsommer zum Zug und wird sich bis über das Wochenende hinaus wahrscheinlich nicht wieder vertreiben lassen.

Lg

Manfred

1 Kommentar:

  1. hi manfred!

    Vielen Daank für deine hochinteressante und verständliche erklärung.

    wirklich beeindruckende Regenmengen

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Da kenntat ja jeder kumman ...! Dennoch ... Hier ist Platz dafür :) !