Hallo,
wie gestern angekündigt eine kurze Betrachtung der Besonderheiten der morgen bevorstehenden Wetterlage in Österreich. Eine kleine Zusammenschau der aktuellen Gegebenheiten:
Die Frontensituation ist sehr diffizil und fragil zu beschreiben. Zwischen hereinströmender Arktikluft aus Norden und vorprwschender Subtropikluft aus Süden, gesteuert von einem Tief über der Iberischen Halbinsel, einem über Nordosteuropa und einem Ostatlantikhoch haben sich quer über Europa mehrere Luftmassengrenzen ausgebildet.
Für das Österreichwetter relevant ist jene Grenze über dem Mittelmeer, die sich nach Norden vorwärts bewegt und allmählich eine kräftige Erwärmung in den höheren Luftschichten bewirkt. Wären die Alpen nicht, so würde die Erwärmung zügig und gleichmäßig erfolgen. Die Alpen sind aber da und wie diese die Vorgänge modifizieren, kann man sehr schön an der kleinen Skala sehen.
Die Farben repräsentieren den Energiegehalt der Luft. Mit der föhnigen Südsüdostströmung setzt sich die mildere Luft im Lauf des Mittwochs recht rasch in den höheren Luftschichten der Alpennordseite durch, während die Kaltluft am Alpenostrand noch lange zäh liegen bleibt. Man kann sich das so vorstellen, als ob die kalte Luft gegen den Alpenostrand gedrückt wird, diesen aber nur sehr allmählich überschreitet und abtransportiert wird. Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Temperaturen, sondern auch auf die Niederschlagsmengen, die mit dem Frontaufzug verbunden sind:
Der hängen gebliebene Kaltluftkörper in der unteren Atmosphäre agiert wie eine physische Barriere für die heranströmende Warmluft, diese gleitet an ihr auf und erzeugt auch Niederschläge. An der Alpennordseite ist der Kaltluftkörper aber weitgehend ausradiert worden, die milde Luft aus Süden kann föhnig absinken und abtrocknen. Die Niederschlagemengen bleiben hier morgen marginal.
Somit kann man morgen im Lauf des Tages im Südosten und Osten dann doch zeitweise mit mäßigem Schneefall rechnen, während man von Salzburg bis Amstetten nur homöopathisches Geflocks, wenn überhaupt sehen wird. (am meisten Schnee wieder einmal vom Nassfeld bis zum Loibl...)
Zusatzinfo zu morgen: Teils stürmischer Ost bis Ostsüdostwind im Osten und entlang der Alpennordseite wird die Sache nicht allzu angenehm gestalten, ich rechne erst einmal nicht damit, dass sich die milde Luft mit Ausnahme einzelner Föhntäler in den tiefen lagen durchsetzen wird.
Der Dezember leistet sich also einen recht winterlichen Einstand.
Lg
Manfred
Dienstag, 30. November 2010
Montag, 29. November 2010
Heimlich still und leise
.. ist der Autor dieser Zeilen heute nach Österreich zurückgekehrt.
Hallo,
diesmal hab ich kein Aufsehen um meinen Reisetermin gemacht, damit keiner der Verwandtschaft in Aufregung gerät, auch das Triebwerk der Maschine, die mich 20.000km um die Welt befördert könnte explodieren. Es gibt nix zu berichten, keine Verspätung, keine Besonderheiten. Um 10:10 hat's in Schwechat etwas geschneit, das war's aber auch schon.
Ich kann nicht sagen, dass ich dem Gatsch in der Wienerstadt etwas abgewinnen kann. Einzig und allein der Gipfel des Laaerberges zwischen Verteilerkreis und Laaerwald ist ein kleines WinterWonderLand.
Und 0 Grad plus Wind fühlen sich nach 20-30 Grad doch recht bissig an. Für heute lass ich die Beschäftigung mit dem Wetter sein und schlaf mich besser aus... morgen könnte ich mich bemüßigt fühlen mich der doch sehr schönen Warmfront am Mittwoch zu widmen.
Einstweilen lg
Manfred
#
Hallo,
diesmal hab ich kein Aufsehen um meinen Reisetermin gemacht, damit keiner der Verwandtschaft in Aufregung gerät, auch das Triebwerk der Maschine, die mich 20.000km um die Welt befördert könnte explodieren. Es gibt nix zu berichten, keine Verspätung, keine Besonderheiten. Um 10:10 hat's in Schwechat etwas geschneit, das war's aber auch schon.
Ich kann nicht sagen, dass ich dem Gatsch in der Wienerstadt etwas abgewinnen kann. Einzig und allein der Gipfel des Laaerberges zwischen Verteilerkreis und Laaerwald ist ein kleines WinterWonderLand.
Und 0 Grad plus Wind fühlen sich nach 20-30 Grad doch recht bissig an. Für heute lass ich die Beschäftigung mit dem Wetter sein und schlaf mich besser aus... morgen könnte ich mich bemüßigt fühlen mich der doch sehr schönen Warmfront am Mittwoch zu widmen.
Einstweilen lg
Manfred
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Sonntag, 28. November 2010
Kurze Pause beim Wetterblog
Werte Leserschaft,
der Blog geht fuer 2 Tage auf Kurzurlaub. Ich wuensch Euch viel Spass mit dem Schnee heute und in der Nacht auf morgen, und denen, fuer die er eher Arbeit bedeutet, nicht allzuviel Aerger damit.
Ich melde mich Dienstag retour..
Bis dahin schoene Zeit
Lg
manfred
#
der Blog geht fuer 2 Tage auf Kurzurlaub. Ich wuensch Euch viel Spass mit dem Schnee heute und in der Nacht auf morgen, und denen, fuer die er eher Arbeit bedeutet, nicht allzuviel Aerger damit.
Ich melde mich Dienstag retour..
Bis dahin schoene Zeit
Lg
manfred
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Samstag, 27. November 2010
Mesoskaliges Schneefallereignis über Ostösterreich
Hallo,
Ein weiteres nettes Detail an der Beschäftigung mit Meteorologie und Wetter ist, dass man auch mit noch so viel Erfahrung und grauen Haaren versehen immer wieder aufs neue Überrascht wird und das vor allem bei Situationen, wo man es am wenigsten erwartet. Eigentlich hätte die Schneefallgeschichte von Freitag auf Samstag über Ostösterreich eine ziemlich lahme werden sollen, die Modelle hatten die Mengen immer weiter zurückgenommen, das Tief schwächer und auf östlicherer Bahn gerechnet.
Gestern in den frühen Abendstunden geschah dann aber etwas eigenartiges...
Da bildeten sich südöstlich von Wien plötzlich auf dem Radarschirm sehr granulare Strukturen, mit teils größeren Reflektivitäten, die sich zu einem Band zusammenschlossen und über die Stadt nach Westen wanderten und schließlich über dem Wienerwald stehenblieben bzw. dann schwächer wurden.
Dabei gab es lokal unterschiedlich recht erhebliche Niederschlagsmengen, zum Großteil als Schnee und Nasschnee:
Und entsprechend der sehr granularen Struktur große räumliche Unterschiede auf engstem Raum... diesem Band möchte ich auf die Spur gehen...
Diese granularen Strukturen sind konvektive Gebilde, das ist eindeutig, denn durch organisiertes Aufgleiten kann das nicht zu Stande kommen.
Um 18Z sah das Windfeld in der Region folgendermaßen aus:
Der Wind hatte über Wien gerade gedreht und östlich der Stadt sieht man eine Windkonvergenz von Nordost auf Westnordwest. Konvergenzen sind im Sommer eine beliebte Entstehungszone von Schauern. Wir haben aber fast Winter, und vor allem, wie können die Schauer zustande kommen ? Die Frage lässt sich folgendermaßen beantworten:
Wir haben in 850 hPa eine Temperatur von rund minus 4 Grad, in 500 hPa minus 32 Grad. Der geometrische Unterschied zwischen beiden Druckflächen beträgt in etwa 4000m. Das ergibt summa summarum einen Temperaturgradienten von 7 Kelvin pro Kilometer. Der feuchtneutrale Temperaturgradient beträgt nur ca. 6,5 Grad pro km, damit war die Situation also leicht feuchtlabil und Konvektion daher zumindest nicht behindert. Die Konvergenz hat dann wohl als Trigger agiert.
Um das Thema abzuschließen ... war das in irgendeinerweise vorhersagbar ? Nun, die Modelle hatten dieses Ding sogar in ihren Feldern aufgelöst:
Die Position der Konvergenz ist im ARW in etwa richtig erfasst und knapp auf der kalten Seite der Konvergenz erstreckt sich ein spornartiges Niederschlagsfeld nach Norden. Das Modell hatte es also drinnen, aber so etwas glaubt man als Forecaster natürlich nicht, denn allzu oft ist es so, dass auf der kleinen Skala die Modellwelt niemals Realität wird.
Eine nette Kleinigkeit .. mehr Schnee kommt dann am Sonntag bzw. in der Nacht auf Montag und zwar in weiten Teilen Österreichs, die Autofahrer und Öffinutzer sollten am Montag in der Früh ein bissl früher als sonst aufstehen, denn wenn die Simulationen auch nur einigermaßen korrekt sind, dann wissen wir eh was uns verkehrstechnisch blüht.
Lg
Manfred
#
Ein weiteres nettes Detail an der Beschäftigung mit Meteorologie und Wetter ist, dass man auch mit noch so viel Erfahrung und grauen Haaren versehen immer wieder aufs neue Überrascht wird und das vor allem bei Situationen, wo man es am wenigsten erwartet. Eigentlich hätte die Schneefallgeschichte von Freitag auf Samstag über Ostösterreich eine ziemlich lahme werden sollen, die Modelle hatten die Mengen immer weiter zurückgenommen, das Tief schwächer und auf östlicherer Bahn gerechnet.
Gestern in den frühen Abendstunden geschah dann aber etwas eigenartiges...
Da bildeten sich südöstlich von Wien plötzlich auf dem Radarschirm sehr granulare Strukturen, mit teils größeren Reflektivitäten, die sich zu einem Band zusammenschlossen und über die Stadt nach Westen wanderten und schließlich über dem Wienerwald stehenblieben bzw. dann schwächer wurden.
Dabei gab es lokal unterschiedlich recht erhebliche Niederschlagsmengen, zum Großteil als Schnee und Nasschnee:
Und entsprechend der sehr granularen Struktur große räumliche Unterschiede auf engstem Raum... diesem Band möchte ich auf die Spur gehen...
Diese granularen Strukturen sind konvektive Gebilde, das ist eindeutig, denn durch organisiertes Aufgleiten kann das nicht zu Stande kommen.
Um 18Z sah das Windfeld in der Region folgendermaßen aus:
Der Wind hatte über Wien gerade gedreht und östlich der Stadt sieht man eine Windkonvergenz von Nordost auf Westnordwest. Konvergenzen sind im Sommer eine beliebte Entstehungszone von Schauern. Wir haben aber fast Winter, und vor allem, wie können die Schauer zustande kommen ? Die Frage lässt sich folgendermaßen beantworten:
Wir haben in 850 hPa eine Temperatur von rund minus 4 Grad, in 500 hPa minus 32 Grad. Der geometrische Unterschied zwischen beiden Druckflächen beträgt in etwa 4000m. Das ergibt summa summarum einen Temperaturgradienten von 7 Kelvin pro Kilometer. Der feuchtneutrale Temperaturgradient beträgt nur ca. 6,5 Grad pro km, damit war die Situation also leicht feuchtlabil und Konvektion daher zumindest nicht behindert. Die Konvergenz hat dann wohl als Trigger agiert.
Um das Thema abzuschließen ... war das in irgendeinerweise vorhersagbar ? Nun, die Modelle hatten dieses Ding sogar in ihren Feldern aufgelöst:
Die Position der Konvergenz ist im ARW in etwa richtig erfasst und knapp auf der kalten Seite der Konvergenz erstreckt sich ein spornartiges Niederschlagsfeld nach Norden. Das Modell hatte es also drinnen, aber so etwas glaubt man als Forecaster natürlich nicht, denn allzu oft ist es so, dass auf der kleinen Skala die Modellwelt niemals Realität wird.
Eine nette Kleinigkeit .. mehr Schnee kommt dann am Sonntag bzw. in der Nacht auf Montag und zwar in weiten Teilen Österreichs, die Autofahrer und Öffinutzer sollten am Montag in der Früh ein bissl früher als sonst aufstehen, denn wenn die Simulationen auch nur einigermaßen korrekt sind, dann wissen wir eh was uns verkehrstechnisch blüht.
Lg
Manfred
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Freitag, 26. November 2010
Wetterinfos-Blogleser sind gscheiter...
Nur noch 35% von Euch nutzen den Internetdrecksplorer :-)
an die verbleibenden 35%... wärs nicht echt gescheiter, einen nichtstalinistischen Browser zu verwenden ?
Gut N8
M.
an die verbleibenden 35%... wärs nicht echt gescheiter, einen nichtstalinistischen Browser zu verwenden ?
Gut N8
M.
Gedanken zur mittelfristigen Wetterentwicklung
Hallo,
die nächsten 5 tage in Österreich in stenografischer Kurzform: Schneefall leicht bis mäßig am Freitag und in der Nacht auf Samstag (von Südwest nach Nordost fortschreitend), Schneefall teils mäßig, stellenweise kräftig am Sonntag und in der Nacht auf Montag, einsetzendes Tauwetter am Dienstag, stellenweise sehr kräftiges Tauwetter in Österreich, gleichzeitig kräftige Schneefälle im Bereich nördlich von Österreich, z.B Mittel- und Teile Norddeutschlands. Diese Aussagen sind nach der Durchsicht der Modelle einigermaßen abgesichert.
Es ist, und das muss ich schon sagen, ein einigermaßen verrücktes, weil gestörtes Nordhemisphärisches Zirkulationsmuster:
Das ist zwar eine Geopotentialkarte der 500 hPa Fläche, aber in erster Näherung kann man ohne zu große regionale Fehler zu machen, die Farbe mit der Temperatur in Zusammenhang bringen .. Blau gleich kalt, orange und rot gleich warm. Auf der ganz großen Skala ist das durchaus zulässig, auf der kleinen Skala natürlich nicht. Im Bereich des Mittelatlantiks blockiert ein Keil die Westdrift und die große Kälteblase ist Richtung Ostasien verschoben. Der Europakeil ist aufgrund seiner immensen Wellenlänge retrograd, wandert also nach Westen.
Hier vielleicht ein Kurzausflug in die Theorie: Diese Geopotentialwellen die man auf der Karte sieht, sind unter Annahme gröbster Vereinfachungen Rossby-Wellen (Trägheitswellen), die auf Basis ihrer Wellenlänge und der Corioliskraft (Scheinkraft durch Erddrehung) wandern. Die Rossbygleichung sagt folgendes: Je kürzer die Wellenlänge, desto geringer die Geschwindigkeit im Vergleich zum Grundstrom. Der Grundstrom, das ist so etwas wie die mittlere Westströmung um den nördlichen (südlichen) Globus. Die Wellen wandern hingegen per Definitionem gegen den Grundstrom. Lange Wellen sehr schnell, kurze sehr langsam. Im Endeffekt heißt das dass kurze Wellen vom Grundstrom mitgenommen werden und aus unserer Sicht nach Osten ziehen, lange Wellen aber auch aus unserer Sicht nach Westen wandern.. Ich hoff ich konnte das einigermaßen rüberbringen.
Exkurs beendet. Gehen wir in die Zukunft:
Das ist in etwa das Muster, das von den Modellen für den Mittwoch/Donnerstag einigermaßen abgesichert ist und es zeigt folgendes: Der Kältepol bleibt Richtung Ostasien verschoben, weitet sich aber auch mehr Richtung USA aus. Die über Mitteleuropa verbliebene Kaltluft hat sich mangels Nachschub durch zahlreiche starke Zyklogenesen schon einigermaßen aufgebraucht, die Batterie ist sozusagen fast leer.
Wieder ein kleiner Exkurs: Tiefdruckentwicklungen führen zwangsläufig dazu, dass Unterschiede zwischen Warm- und Kaltluft vermindert werden, daraus ziehen unsere Tiefs ihre Energie. Je mehr Tiefs ohne frischen Kaltluftnachschub im Nahbereich eines Kaltluftkörpers entstehen, desto mehr wird dieser aufgezehrt. Und unser Kaltluftkörper muss z.B am Dienstag ein sehr gieriges Kind über Frankreich ernähren:
Und dieser Kaltluftkörper kann keinen Nachschub bekommen, da sich, wenn man genau hinschaut der blockierende Mittelatlantikkeil über eine Hochdruckbrücke bis Nordwestrussland erstreckt und damit Arktikluft vom Pol abschneidet.
was heißt das für die Mittelfrist: Österreich bleibt wahrscheinlich im halbkühlen Isobarensumpf, ohne dass uns weitere Kaltlufteinbrüche blühen. Sollte doch einmal ein polarer Trog über Europa nach Süden kommen, ist die Gefahr bzw. Chance hoch, dass er sich mit einem lauernden, warmen Ostatlantiktief verbindet und abermals breitseitig Warmluft über Teile Europas schieben wird. Wir gehen also, meiner Meinung nach, auf eine Periode jahreszeitgemäßer Temperaturen ohne große Schwankungen nach unten oder oben zu.
(Ah ja, möglicherweise Föhnsturm am Dienstag... hätt ich fast vergessen ..)
Lg
Manfred
die nächsten 5 tage in Österreich in stenografischer Kurzform: Schneefall leicht bis mäßig am Freitag und in der Nacht auf Samstag (von Südwest nach Nordost fortschreitend), Schneefall teils mäßig, stellenweise kräftig am Sonntag und in der Nacht auf Montag, einsetzendes Tauwetter am Dienstag, stellenweise sehr kräftiges Tauwetter in Österreich, gleichzeitig kräftige Schneefälle im Bereich nördlich von Österreich, z.B Mittel- und Teile Norddeutschlands. Diese Aussagen sind nach der Durchsicht der Modelle einigermaßen abgesichert.
Es ist, und das muss ich schon sagen, ein einigermaßen verrücktes, weil gestörtes Nordhemisphärisches Zirkulationsmuster:
Das ist zwar eine Geopotentialkarte der 500 hPa Fläche, aber in erster Näherung kann man ohne zu große regionale Fehler zu machen, die Farbe mit der Temperatur in Zusammenhang bringen .. Blau gleich kalt, orange und rot gleich warm. Auf der ganz großen Skala ist das durchaus zulässig, auf der kleinen Skala natürlich nicht. Im Bereich des Mittelatlantiks blockiert ein Keil die Westdrift und die große Kälteblase ist Richtung Ostasien verschoben. Der Europakeil ist aufgrund seiner immensen Wellenlänge retrograd, wandert also nach Westen.
Hier vielleicht ein Kurzausflug in die Theorie: Diese Geopotentialwellen die man auf der Karte sieht, sind unter Annahme gröbster Vereinfachungen Rossby-Wellen (Trägheitswellen), die auf Basis ihrer Wellenlänge und der Corioliskraft (Scheinkraft durch Erddrehung) wandern. Die Rossbygleichung sagt folgendes: Je kürzer die Wellenlänge, desto geringer die Geschwindigkeit im Vergleich zum Grundstrom. Der Grundstrom, das ist so etwas wie die mittlere Westströmung um den nördlichen (südlichen) Globus. Die Wellen wandern hingegen per Definitionem gegen den Grundstrom. Lange Wellen sehr schnell, kurze sehr langsam. Im Endeffekt heißt das dass kurze Wellen vom Grundstrom mitgenommen werden und aus unserer Sicht nach Osten ziehen, lange Wellen aber auch aus unserer Sicht nach Westen wandern.. Ich hoff ich konnte das einigermaßen rüberbringen.
Exkurs beendet. Gehen wir in die Zukunft:
Das ist in etwa das Muster, das von den Modellen für den Mittwoch/Donnerstag einigermaßen abgesichert ist und es zeigt folgendes: Der Kältepol bleibt Richtung Ostasien verschoben, weitet sich aber auch mehr Richtung USA aus. Die über Mitteleuropa verbliebene Kaltluft hat sich mangels Nachschub durch zahlreiche starke Zyklogenesen schon einigermaßen aufgebraucht, die Batterie ist sozusagen fast leer.
Wieder ein kleiner Exkurs: Tiefdruckentwicklungen führen zwangsläufig dazu, dass Unterschiede zwischen Warm- und Kaltluft vermindert werden, daraus ziehen unsere Tiefs ihre Energie. Je mehr Tiefs ohne frischen Kaltluftnachschub im Nahbereich eines Kaltluftkörpers entstehen, desto mehr wird dieser aufgezehrt. Und unser Kaltluftkörper muss z.B am Dienstag ein sehr gieriges Kind über Frankreich ernähren:
Und dieser Kaltluftkörper kann keinen Nachschub bekommen, da sich, wenn man genau hinschaut der blockierende Mittelatlantikkeil über eine Hochdruckbrücke bis Nordwestrussland erstreckt und damit Arktikluft vom Pol abschneidet.
was heißt das für die Mittelfrist: Österreich bleibt wahrscheinlich im halbkühlen Isobarensumpf, ohne dass uns weitere Kaltlufteinbrüche blühen. Sollte doch einmal ein polarer Trog über Europa nach Süden kommen, ist die Gefahr bzw. Chance hoch, dass er sich mit einem lauernden, warmen Ostatlantiktief verbindet und abermals breitseitig Warmluft über Teile Europas schieben wird. Wir gehen also, meiner Meinung nach, auf eine Periode jahreszeitgemäßer Temperaturen ohne große Schwankungen nach unten oder oben zu.
(Ah ja, möglicherweise Föhnsturm am Dienstag... hätt ich fast vergessen ..)
Lg
Manfred
Donnerstag, 25. November 2010
Der Samstagsschnee im Detail: Die Moritat von Tief SKRNFZ
Hallo,
Wie das Amen im Gebet, verbrechen *Journalisten* einer gewissen Gratiszeitung (in diesem Fall ist es wirklich so, dass gratis=umsonst zutrifft) meiner Erwartungshaltung entsprechend einige Meldungen zum Schneefall am Wochenende. Vortefflich wurde das von meinem Kollegen Clemens gestern aufgegriffen und HIER behandelt.
Die Umfrage rechts spricht in diesem Zusammenhang für sich. Da die Entwicklung am Freitag und Samstag an sich sehr spannend ist, will ich mich heute der Ursachenforschung für das kommende Schneepackerl widmen, anstatt in den geruchsintensiven menschlich-journalistischen Abgründen zu wühlen, es bringt ja doch am Ende wahrscheinlich nix als Ärger und Zubrot für Anwaltskanzleien.
Die Ausgangslage:
Das Satellitenbild ist einigermaßen komplex zu beschreiben, man sieht im Bereich des nunmehr ausgedehnten Troges über Zentraleuropa und Skandinavien mehrere Zentren der Tiefdruckaktivität, ganz im Norden das vor Tagen angesprochene Arktiktief mit Kurs auf den Ärmelkanal. Über Benelux liegt ein eher unscheinbares Tief mit seiner nach Westen reichenden Front und dennoch ist es dieses, das uns das weiße Packerl ab Freitag zustellen wird. Wie genau, das folgt später. Vor Spanien lagert das Tief, das unser Wetter am Montag bestimmen wird.
Zum Samstagstief, das ich auf den Namen *SKRNFZ* taufe (gilt nur für dieses Post)... damit man das Satellitenbild etwas näher versteht ein Blick auf die Höhenkarte:
Etwas untypisch befindet sich VOR der Okklusion des Muttertiefs über Belgien ein recht markanter Jet der quer über Spanien weht. Dieser Jet ist existentiell für die Geburt von SKRNFZ. Weiters sieht man eine markante Trockachse, die von Benelux weiter nach Westen Richtung Südengland und Cornwall weist. Diese befindet sich auf Kurs nach Süden:
Durch das Südwärtschwenken des Troges kommt natürlich auch die Front weiter nach Süden voran und erreicht gegen Mitternacht das westliche Oberitalien, läuft also in Richtung des kräftigen Jets. Dort angekommen befindet man sich aber im linken Ausgangsbereich des Jets(streaks) ! Blogleser wissen, dass dieser Bereich gute Entwicklungsmöglichkeiten für neue Tiefdruckgebiete bietet. Und voila, zu diesem Zeitpunkt schlüpft SKRNFZ aus dem Ei:
Um die Sache nochmals zu verdeutlichen, noch die Karte der Vorticityadvektion. Der linke Ausgangsbereich des Jetstreaks ist mit pos. Vorticityadvektion verbunden, welche im vereinfachten Modell zu forciertem Aufsteigen führt, genau das, was man für lokalen Druckfall benötigt:
Der aufsteilenden Höhenströmung folgend (der Trog des Muttertiefs schwenkt um das Zentrum über Deutschland herum) zieht das frisch geborene SKRNFZ über Oberitalien weiter Richtung Slowenien und später nach Ungarn. Eine Bahn, die an die VC-Bahn erinnert...
Während in der Höhe milde Luft aus Südwesten über die Alpen aufgleitet, folgt bodennah dem Sog von SKRNFZ folgend klate Luft aus Nordost bis Nord, eine Gegenstromlage für den Westen Österreichs. Dort wird es am Freitag auch zuerst zu schneien beginnen:
Bis zum Abend wird der Süden und Südosten erfasst:
In der Nacht auf Samstag dann weite Teile des Ostens und Nordens..
Ob dabei Mühl, Wald und Weinviertel wirklich ausgelassen werden, ist m.E noch nicht fix, da z.B GFS auch dort von Aufgleitniederschlägen ausgeht.
Dabei gibt es insgesamt das Potential für erhebliche Mengen:
Die Zahlenangaben sollten aber nur als Richtschnur für die ungefähre Quantität und Verteilung geben.
In weiten Landesteilen wird der SKRNFZ-Schnee trocken und daher pulvrig fallen, dort wo es zum Einsetzen des Schneefalls noch wärmer ist, sollte die Temperatur in der Nacht auf Samstag doch auf unter 0 Grad fallen, sodass die Ausbildung einer mehr oder weniger dicken Schneedecke regional doch recht wahrscheinlich erscheint.
Fazit: Es wird recht flächig schneien, wo allerdings die regional größten Mengen zusammenkommen, ist jetzt noch schwer zu sagen. Ich denke nicht, dass es der Süden wird, wir haben keine Südstaulage... ich tippe vielleicht eher auf den gegenstromigen Westen (und wünsche mir insgeheim den Osten ;).
Lg
Manfred
Wie das Amen im Gebet, verbrechen *Journalisten* einer gewissen Gratiszeitung (in diesem Fall ist es wirklich so, dass gratis=umsonst zutrifft) meiner Erwartungshaltung entsprechend einige Meldungen zum Schneefall am Wochenende. Vortefflich wurde das von meinem Kollegen Clemens gestern aufgegriffen und HIER behandelt.
Die Umfrage rechts spricht in diesem Zusammenhang für sich. Da die Entwicklung am Freitag und Samstag an sich sehr spannend ist, will ich mich heute der Ursachenforschung für das kommende Schneepackerl widmen, anstatt in den geruchsintensiven menschlich-journalistischen Abgründen zu wühlen, es bringt ja doch am Ende wahrscheinlich nix als Ärger und Zubrot für Anwaltskanzleien.
Die Ausgangslage:
Das Satellitenbild ist einigermaßen komplex zu beschreiben, man sieht im Bereich des nunmehr ausgedehnten Troges über Zentraleuropa und Skandinavien mehrere Zentren der Tiefdruckaktivität, ganz im Norden das vor Tagen angesprochene Arktiktief mit Kurs auf den Ärmelkanal. Über Benelux liegt ein eher unscheinbares Tief mit seiner nach Westen reichenden Front und dennoch ist es dieses, das uns das weiße Packerl ab Freitag zustellen wird. Wie genau, das folgt später. Vor Spanien lagert das Tief, das unser Wetter am Montag bestimmen wird.
Zum Samstagstief, das ich auf den Namen *SKRNFZ* taufe (gilt nur für dieses Post)... damit man das Satellitenbild etwas näher versteht ein Blick auf die Höhenkarte:
Etwas untypisch befindet sich VOR der Okklusion des Muttertiefs über Belgien ein recht markanter Jet der quer über Spanien weht. Dieser Jet ist existentiell für die Geburt von SKRNFZ. Weiters sieht man eine markante Trockachse, die von Benelux weiter nach Westen Richtung Südengland und Cornwall weist. Diese befindet sich auf Kurs nach Süden:
Durch das Südwärtschwenken des Troges kommt natürlich auch die Front weiter nach Süden voran und erreicht gegen Mitternacht das westliche Oberitalien, läuft also in Richtung des kräftigen Jets. Dort angekommen befindet man sich aber im linken Ausgangsbereich des Jets(streaks) ! Blogleser wissen, dass dieser Bereich gute Entwicklungsmöglichkeiten für neue Tiefdruckgebiete bietet. Und voila, zu diesem Zeitpunkt schlüpft SKRNFZ aus dem Ei:
Um die Sache nochmals zu verdeutlichen, noch die Karte der Vorticityadvektion. Der linke Ausgangsbereich des Jetstreaks ist mit pos. Vorticityadvektion verbunden, welche im vereinfachten Modell zu forciertem Aufsteigen führt, genau das, was man für lokalen Druckfall benötigt:
Der aufsteilenden Höhenströmung folgend (der Trog des Muttertiefs schwenkt um das Zentrum über Deutschland herum) zieht das frisch geborene SKRNFZ über Oberitalien weiter Richtung Slowenien und später nach Ungarn. Eine Bahn, die an die VC-Bahn erinnert...
Während in der Höhe milde Luft aus Südwesten über die Alpen aufgleitet, folgt bodennah dem Sog von SKRNFZ folgend klate Luft aus Nordost bis Nord, eine Gegenstromlage für den Westen Österreichs. Dort wird es am Freitag auch zuerst zu schneien beginnen:
Bis zum Abend wird der Süden und Südosten erfasst:
In der Nacht auf Samstag dann weite Teile des Ostens und Nordens..
Ob dabei Mühl, Wald und Weinviertel wirklich ausgelassen werden, ist m.E noch nicht fix, da z.B GFS auch dort von Aufgleitniederschlägen ausgeht.
Dabei gibt es insgesamt das Potential für erhebliche Mengen:
Die Zahlenangaben sollten aber nur als Richtschnur für die ungefähre Quantität und Verteilung geben.
In weiten Landesteilen wird der SKRNFZ-Schnee trocken und daher pulvrig fallen, dort wo es zum Einsetzen des Schneefalls noch wärmer ist, sollte die Temperatur in der Nacht auf Samstag doch auf unter 0 Grad fallen, sodass die Ausbildung einer mehr oder weniger dicken Schneedecke regional doch recht wahrscheinlich erscheint.
Fazit: Es wird recht flächig schneien, wo allerdings die regional größten Mengen zusammenkommen, ist jetzt noch schwer zu sagen. Ich denke nicht, dass es der Süden wird, wir haben keine Südstaulage... ich tippe vielleicht eher auf den gegenstromigen Westen (und wünsche mir insgeheim den Osten ;).
Lg
Manfred
Mittwoch, 24. November 2010
Schnee am Wochenende und zu Wochenbeginn in Österreich, Starkregen an der Adria
Hallo,
heute zum Einstand mal ein anderes Satellitenbild, nämlich ein aktuelles Bild des polarumlaufenden Satelliten der NOAA:
Es zeigt die sehr weit entwickelte Zyklone, die Österreich am Montag überquert hat und die langsame Abkühlung in Richtung Winter eingeleitet hat. Während in den österreichischen Medien über Schnee Schnee und nochmal Schnee geredet wird (Jössas na, Ende November fällt schon Schnee) hat die kommende Wetterlage ein wirkliches Potential für richtige Unwetter, aber nicht nur bei uns, sondern auch ganz wo anders.
Prekär könnte die Situation an der Adria werden, genauer gesagt an deren Ostküste. das grob aufgelöste GFS simuliert hier in den kommenden 7 Tagen teils enorme Regenmengen:
wobei die Erfahrung lehrt, dass in den Staulagen diese Mengen locker nocheinmal verdoppelt werden können. Konkret betroffen sind
Slowenien
Kroatien
Bosnien
Montenegro
Albanien
Griechenland
Die sache nimmt nicht weiter Wunder, denn in den kommenden 7 Tagen ziehen nicht weniger als 3 Tiefs über die Region, und jedes bringt an seiner Vorderseite den regenbringenden JUGO, also den warmen Südwind, mit sich...
Tief 1
Tief 2:
Tief 3:
Dabei ist es nicht so, als wären das die ersten Starkregentiefs z.B über Montengro in diesem Herbst, ich hab im Oktober schon bei 5 zu zählen aufgehört.
Damit gehen wir in die Prognose bzw. die Konkretisierung der Grenzwetterlage, die sich ab Sonntag Abend bei uns einstellt.
Ein Wort noch zum Samstag: Ein eher harmloses Tief über der nördlichen Adria wird wahrscheinlich in der ersten Tageshälfte weite Teile des Südens und Ostens mit Schneeflocken entzücken, die sogar auch in den tiefsten Lagen liegen bleiben könnten ! (Die Hausmeister wird das weniger freuen ;)
Wie es dann von Sonntag bis Dienstag weiter geht ist nun schon um einiges konkreter als noch gestern. Die großen 2, also ECMWF und GFS fahren nun eine Linie, die sich als ähnlich beschreiben lässt, zur Demonstration verwende ich heute das ECMWF.
Am Samstag erfolgt ja, wie gestern beschrieben, die Kopplung eines Atlantiktiefs mit dem Westeuropa-Trog. Die sich intensivierende Zyklone zieht bis in die Nacht auf Sonntag dabei nach Marokko, und bewegt sich ab dann behende nach Nordosten, also in Richtung Alpen.
In der Nacht auf Montag liegt sie dabei knapp südlich von Österreich über der Bucht von Koper, die Warmfront an ihrer Vorderseite kommt dabei dem Osten und Südosten Österreichs verdächtig nahe. Ein wahrscheinlicher Wetterablauf wäre, dass am Sonntag Abend bzw. in der Nacht auf Montag in weiten Teilen Österreichs Schneefall einsetzt, der Schnee bleibt auch überall liegen. In den frühen Morgenstunden am Montag kann das ganze aber vor allem im Osten und Südosten auch in Schneeregen und Regen übergehen.
Bis in die Nacht auf Dienstag verlagert sich das Tief rasch weiter nach Nordosten, wir kommen in die herumgeführte Kaltluft aus Westen, die Aufgleitvorgänge enden, dabei ist es mäßig kalt, in den Niederungen aber mit leichtem Tauwetter.
Soweit die für mich plausibelste Variante, die nach GFS und EZ gemeinsam vertretbar wäre. Lokal große Mengen vor allem im Süden sind dabei durchaus möglich, jetzt aber noch nicht genauer festzumachen, da es letztendlich von der Feineinstellung abhängen wird ob es an Ort X (jener liegt in Kärnten) 10 oder 100cm schneien wird.
Lg
Manfred
heute zum Einstand mal ein anderes Satellitenbild, nämlich ein aktuelles Bild des polarumlaufenden Satelliten der NOAA:
Es zeigt die sehr weit entwickelte Zyklone, die Österreich am Montag überquert hat und die langsame Abkühlung in Richtung Winter eingeleitet hat. Während in den österreichischen Medien über Schnee Schnee und nochmal Schnee geredet wird (Jössas na, Ende November fällt schon Schnee) hat die kommende Wetterlage ein wirkliches Potential für richtige Unwetter, aber nicht nur bei uns, sondern auch ganz wo anders.
Prekär könnte die Situation an der Adria werden, genauer gesagt an deren Ostküste. das grob aufgelöste GFS simuliert hier in den kommenden 7 Tagen teils enorme Regenmengen:
wobei die Erfahrung lehrt, dass in den Staulagen diese Mengen locker nocheinmal verdoppelt werden können. Konkret betroffen sind
Slowenien
Kroatien
Bosnien
Montenegro
Albanien
Griechenland
Die sache nimmt nicht weiter Wunder, denn in den kommenden 7 Tagen ziehen nicht weniger als 3 Tiefs über die Region, und jedes bringt an seiner Vorderseite den regenbringenden JUGO, also den warmen Südwind, mit sich...
Tief 1
Tief 2:
Tief 3:
Dabei ist es nicht so, als wären das die ersten Starkregentiefs z.B über Montengro in diesem Herbst, ich hab im Oktober schon bei 5 zu zählen aufgehört.
Damit gehen wir in die Prognose bzw. die Konkretisierung der Grenzwetterlage, die sich ab Sonntag Abend bei uns einstellt.
Ein Wort noch zum Samstag: Ein eher harmloses Tief über der nördlichen Adria wird wahrscheinlich in der ersten Tageshälfte weite Teile des Südens und Ostens mit Schneeflocken entzücken, die sogar auch in den tiefsten Lagen liegen bleiben könnten ! (Die Hausmeister wird das weniger freuen ;)
Wie es dann von Sonntag bis Dienstag weiter geht ist nun schon um einiges konkreter als noch gestern. Die großen 2, also ECMWF und GFS fahren nun eine Linie, die sich als ähnlich beschreiben lässt, zur Demonstration verwende ich heute das ECMWF.
Am Samstag erfolgt ja, wie gestern beschrieben, die Kopplung eines Atlantiktiefs mit dem Westeuropa-Trog. Die sich intensivierende Zyklone zieht bis in die Nacht auf Sonntag dabei nach Marokko, und bewegt sich ab dann behende nach Nordosten, also in Richtung Alpen.
In der Nacht auf Montag liegt sie dabei knapp südlich von Österreich über der Bucht von Koper, die Warmfront an ihrer Vorderseite kommt dabei dem Osten und Südosten Österreichs verdächtig nahe. Ein wahrscheinlicher Wetterablauf wäre, dass am Sonntag Abend bzw. in der Nacht auf Montag in weiten Teilen Österreichs Schneefall einsetzt, der Schnee bleibt auch überall liegen. In den frühen Morgenstunden am Montag kann das ganze aber vor allem im Osten und Südosten auch in Schneeregen und Regen übergehen.
Bis in die Nacht auf Dienstag verlagert sich das Tief rasch weiter nach Nordosten, wir kommen in die herumgeführte Kaltluft aus Westen, die Aufgleitvorgänge enden, dabei ist es mäßig kalt, in den Niederungen aber mit leichtem Tauwetter.
Soweit die für mich plausibelste Variante, die nach GFS und EZ gemeinsam vertretbar wäre. Lokal große Mengen vor allem im Süden sind dabei durchaus möglich, jetzt aber noch nicht genauer festzumachen, da es letztendlich von der Feineinstellung abhängen wird ob es an Ort X (jener liegt in Kärnten) 10 oder 100cm schneien wird.
Lg
Manfred
Dienstag, 23. November 2010
Zyklogenese der zweiten Art
Hallo,
bevor ich ins heutige Thema einsteige, ein Blick auf die aktuelle Lage:
Wie erwartet hat unser gestriges Tief auf dem Weg zur Ostsee Sturmstärke erreicht, entlang seiner Kaltfront über der mittleren Adria und Teilen Italiens gibt es zum Teil kräftige Gewitter. Auch das Westatlantiksystem hat sich vertieft, sich kaum von der Stelle gerührt. Zwischen den beiden Systemen spannt sich in der Höhe ein mächtiger Keil auf, der im Moment jede Westdrift verhindert.
Man beachte das kleine Wolkenfetzerl gut 1000km westlich der Kanarischen Inseln. Über dieses und seine bedeutungsvolle Geschichte im Hinblick auf die Wetterentwicklung ab dem Wochenende möchte ich heute sprechen.
Es soll um Zyklogenesen gehen, die nicht nach dem klassischen Modell der Wellenbildung an einer stationären Front ablaufen.
Blogleser die schon länger dabei sind, kennen die Grafik vielleicht noch, sie zeigt wie an einer Front durch eine Wellenbildung (kleine Störung in der Höhenströmung, orografische Effekte, diabatische Heizung durch warme Wasserflächen) eine klassische Norwegerzyklone oder eine Shapiro-Keyser Zyklone entstehen kann.
Heute will ich jedoch der Frage nachgehen, ob urlaten Tiefs, die beinahe das Ende ihres Lebens erreicht haben, noch einmal frisches Leben eingehaucht werden kann, und wenn ja, wie. Die Antwort habe ich vorweggenommen, ja es geht, dass eine beinahe Leiche noch einmal zur stürmischen Jugend zurrückkehrt.
Das will ich anhand des kleinen Tiefs, das ich im Satbild angesprochen habe, erklären. Hier nochmal die Struktur die ich meine:
Wir sehen ein ganz kleines schwaches Tief direkt unter einem schwachen Trog, dem man kaum mehr einen Chance geben würde... noch hält es sich aber.
Es zieht bis zum Wochenende langsam nach Osten ohne wesentlich schwächer oder stärker zu werden...
In diesem (zuletzt dargestellt) Moment geschieht etwas: Der Europäische Trog erreicht mit ordentlich Kaltluft im Gepäck (in Form einer Kaltfront) die Region, in der die Reste des Tiefs nun lagern, nämlich nach Spanien. Da das alte Tief hauptsächlich aus warmer Subtropenluft besteht, die hereinrauschende Kaltfront aber Polarluft im Gepäck hat, verschärfen sich die Temperaturgegensätze im Nahbereich des Tiefs und die Höhenströmung nimmt zwangsweise stark zu, damit auch die Advektion von Vorticity sowie die Divergenz/Konvergenz. Mit einem Mal findet das alte Tief also wieder optimale Entiwcklungsbedingungen vor, und das lässt es sich nicht 2x sagen:
Es erfolgt im Lauf der folgenden 48 Stunden die Vertiefung zum Sturmtief auf einer Zugbahn von Spanien quer über die Alpen nach Polen. Österreich käme bei dieser Abfolge für etliche Stunden in den Warmsektor und damit sehr warme Luft.
Gut, ist ist die GFS Hypothese. Aber auch andere Modelle nehmen dieses Hineinlaufen des alten Tiefs in den nach Süden vorstossenden Europatrog als Anlass für eine rapide Zyklogenese, auf unterschiedlicher Zugbahn allerdings. Die ist nämlich immer noch nicht fix. Weitgehend fix ist, dass sich irgendwo über Zentralwesteuropa mit dieser Entwicklung eine markante Luftmassengrenze ausbilden wird, auf der kalten Seite fällt Schnee, auf der warmen Seite föhnt es.
Dieses von hinten Hineinlaufen würde stark dafür sprechen, dass die mit neuem Leben erfüllte alte Zyklone wahrscheinlich starke Anwandlungen einer Shapiro-Keyser Zyklone haben wird...
Dieses *neue* Leben alter Strukturen gibt es auch bei den Sternen, es kann ja sein, dass ein alter roter Stern von einem Partner soviel Masse stiehlt, dass der Kerndruck im Inneren steigt, die Fusionsmaschine schneller läuft, das ganze Ding korahiert und wieder mehr in Richtung eines blauen, also jungen Sterns marschiert.
Unter Menschen soll das auch vorkommen ...
Lg
Manfred
bevor ich ins heutige Thema einsteige, ein Blick auf die aktuelle Lage:
Wie erwartet hat unser gestriges Tief auf dem Weg zur Ostsee Sturmstärke erreicht, entlang seiner Kaltfront über der mittleren Adria und Teilen Italiens gibt es zum Teil kräftige Gewitter. Auch das Westatlantiksystem hat sich vertieft, sich kaum von der Stelle gerührt. Zwischen den beiden Systemen spannt sich in der Höhe ein mächtiger Keil auf, der im Moment jede Westdrift verhindert.
Man beachte das kleine Wolkenfetzerl gut 1000km westlich der Kanarischen Inseln. Über dieses und seine bedeutungsvolle Geschichte im Hinblick auf die Wetterentwicklung ab dem Wochenende möchte ich heute sprechen.
Es soll um Zyklogenesen gehen, die nicht nach dem klassischen Modell der Wellenbildung an einer stationären Front ablaufen.
Blogleser die schon länger dabei sind, kennen die Grafik vielleicht noch, sie zeigt wie an einer Front durch eine Wellenbildung (kleine Störung in der Höhenströmung, orografische Effekte, diabatische Heizung durch warme Wasserflächen) eine klassische Norwegerzyklone oder eine Shapiro-Keyser Zyklone entstehen kann.
Heute will ich jedoch der Frage nachgehen, ob urlaten Tiefs, die beinahe das Ende ihres Lebens erreicht haben, noch einmal frisches Leben eingehaucht werden kann, und wenn ja, wie. Die Antwort habe ich vorweggenommen, ja es geht, dass eine beinahe Leiche noch einmal zur stürmischen Jugend zurrückkehrt.
Das will ich anhand des kleinen Tiefs, das ich im Satbild angesprochen habe, erklären. Hier nochmal die Struktur die ich meine:
Wir sehen ein ganz kleines schwaches Tief direkt unter einem schwachen Trog, dem man kaum mehr einen Chance geben würde... noch hält es sich aber.
Es zieht bis zum Wochenende langsam nach Osten ohne wesentlich schwächer oder stärker zu werden...
In diesem (zuletzt dargestellt) Moment geschieht etwas: Der Europäische Trog erreicht mit ordentlich Kaltluft im Gepäck (in Form einer Kaltfront) die Region, in der die Reste des Tiefs nun lagern, nämlich nach Spanien. Da das alte Tief hauptsächlich aus warmer Subtropenluft besteht, die hereinrauschende Kaltfront aber Polarluft im Gepäck hat, verschärfen sich die Temperaturgegensätze im Nahbereich des Tiefs und die Höhenströmung nimmt zwangsweise stark zu, damit auch die Advektion von Vorticity sowie die Divergenz/Konvergenz. Mit einem Mal findet das alte Tief also wieder optimale Entiwcklungsbedingungen vor, und das lässt es sich nicht 2x sagen:
Es erfolgt im Lauf der folgenden 48 Stunden die Vertiefung zum Sturmtief auf einer Zugbahn von Spanien quer über die Alpen nach Polen. Österreich käme bei dieser Abfolge für etliche Stunden in den Warmsektor und damit sehr warme Luft.
Gut, ist ist die GFS Hypothese. Aber auch andere Modelle nehmen dieses Hineinlaufen des alten Tiefs in den nach Süden vorstossenden Europatrog als Anlass für eine rapide Zyklogenese, auf unterschiedlicher Zugbahn allerdings. Die ist nämlich immer noch nicht fix. Weitgehend fix ist, dass sich irgendwo über Zentralwesteuropa mit dieser Entwicklung eine markante Luftmassengrenze ausbilden wird, auf der kalten Seite fällt Schnee, auf der warmen Seite föhnt es.
Dieses von hinten Hineinlaufen würde stark dafür sprechen, dass die mit neuem Leben erfüllte alte Zyklone wahrscheinlich starke Anwandlungen einer Shapiro-Keyser Zyklone haben wird...
Dieses *neue* Leben alter Strukturen gibt es auch bei den Sternen, es kann ja sein, dass ein alter roter Stern von einem Partner soviel Masse stiehlt, dass der Kerndruck im Inneren steigt, die Fusionsmaschine schneller läuft, das ganze Ding korahiert und wieder mehr in Richtung eines blauen, also jungen Sterns marschiert.
Unter Menschen soll das auch vorkommen ...
Lg
Manfred
Montag, 22. November 2010
Bacherlwarm oder Schneeschub ? Warum Grenzwetterlagen nervig sind..
Hallo,
fix ist eines, wir befinden uns jetzt im direkten Marsch in Richtung der winterlichsten Woche seit dem Ende des letzten Winters ;) Die Lage:
Das ehemalige Mittelmeertief ist wie letzte Woche versprochen gerade am Sprung über die Alpen und wird sich im Gegensatz zu den Prognosen der letzten Woche Richtung Polen noch sehr kräftig entwickeln und zum Sturmtief über der Ostsee mutieren. Ein etwas verhatschtes VB-Tief also. (Verhatscht aufgrund des sehr westlichen Kerndurchgangs). An seiner Rückseite wird dann ab morgen sukzessive Kaltluft aus Nordwesten einsickern, am Mittwoch Abend erreicht die potentielle Schneefallgrenze das Flachland.
Die ist sehr potentiell, da Österreich genau zwischen 2 sehr wetteraktiven Systemen, nämlich dem Ostseetief und einer Tiefdruckzone über dem Mittelmeer genau im wettertechnischen Ruhebereich liegen wird.
da fallen an der Alpennordseite ein paar Flankerln, vielleicht verirren sich sich abzählbar viele Flocken auch ins Flachland (etwa 1 Flocke pro 1000m³ und Stunde), der große Wurf ist das aber sicher nicht.
Etwas Schneefallpotential besteht dann an den kommenden Tagen (Freitag,Samstag) weil es so zu sein scheint dass der Alpenraum in den Zentralbereich des Troges kommt, das ist der Bereich mit der kältesten Höhenluft und sich deshalb aufgrund der Labilität ein paar mehr Schneeschauer bilden können. Fronten, uns solche bräuchte man in den meisten Regionen für kräftigere Schneefälle, sind aber außerhalb jeder Reichweite. Wir nennen das Kaltluftsumpf oder verkürzt: Sumpflage.
Auch mit den jetzigen Vorhersagen kann nicht ausgemacht werden, in welche Richtung die Großwetterlage ab Sonntag umschlägt. Es ist wahrscheinlich, dass sich dann eines der Systeme über dem Mittelatlantik (deswegen hab ich im Satellitenbild auch die Frontensysteme dieser eingezeichnet) mit dem Trog über Mitteleuropa koppelt, zum Beispiel in dieser Weise:
Das wäre die Variante, dass sich nun ein sehr scharfe, weitgehend warmaktive Frontalzone zonal über dem Mittelmeer bildet und langsam von Süden her gegen die Alpen rückt, wobei eine Überquerung der Alpen und damit eine deutliche Erwärmung möglich ist, es kann aber auch sein, dass die Überquerung nicht geschafft wird, dann wäre das ein Flockenzauber...
Die Kopplung kann aber auch anders verlaufen, wie uns der vorherige 18Z des GFS zeigt..
Hier fand die Kopplung deutlich weiter im Westen statt, mit dem Resultat dass sich vorderseitig des erstarkenden Tiefs vor Spanien Warmluft auf breiter Bahn über ganz Mitteleuropa schiebt, und Schnee im Zuge des Warmfrontdurchzuges alsbald in Regen und gefrierenden Regen übergehen würde.
Die Feineinstellung dieser Kopplung, und das denke kann man als Schlußfolgerung durchaus ableiten, ist also sehr sensibel und entscheidend dafür, ob eine Grenzwetterlage mit Schneefallpotential für weite Teile Mitteleuropas ansteht, oder ab eine Warmfront aus Süden den Winter auf absehbare Zeit aus unseren Breiten vertreiben würde. Varianten dazwischen kann ich mir kaum vorstellen. Also: Bitte warten.
Lg
Manfred
PS, weils so lustig ist, Österreichs beliebteste Online-Nachrichtenplattform, durch GIS und den Bund finanziert strotzt wieder vor Kompetenz, in dem QANTAS nun zu einer amerikanischen Fluglinie wird....
fix ist eines, wir befinden uns jetzt im direkten Marsch in Richtung der winterlichsten Woche seit dem Ende des letzten Winters ;) Die Lage:
(Klick mich, sonst siehst du nix)
Das ehemalige Mittelmeertief ist wie letzte Woche versprochen gerade am Sprung über die Alpen und wird sich im Gegensatz zu den Prognosen der letzten Woche Richtung Polen noch sehr kräftig entwickeln und zum Sturmtief über der Ostsee mutieren. Ein etwas verhatschtes VB-Tief also. (Verhatscht aufgrund des sehr westlichen Kerndurchgangs). An seiner Rückseite wird dann ab morgen sukzessive Kaltluft aus Nordwesten einsickern, am Mittwoch Abend erreicht die potentielle Schneefallgrenze das Flachland.
Die ist sehr potentiell, da Österreich genau zwischen 2 sehr wetteraktiven Systemen, nämlich dem Ostseetief und einer Tiefdruckzone über dem Mittelmeer genau im wettertechnischen Ruhebereich liegen wird.
da fallen an der Alpennordseite ein paar Flankerln, vielleicht verirren sich sich abzählbar viele Flocken auch ins Flachland (etwa 1 Flocke pro 1000m³ und Stunde), der große Wurf ist das aber sicher nicht.
Etwas Schneefallpotential besteht dann an den kommenden Tagen (Freitag,Samstag) weil es so zu sein scheint dass der Alpenraum in den Zentralbereich des Troges kommt, das ist der Bereich mit der kältesten Höhenluft und sich deshalb aufgrund der Labilität ein paar mehr Schneeschauer bilden können. Fronten, uns solche bräuchte man in den meisten Regionen für kräftigere Schneefälle, sind aber außerhalb jeder Reichweite. Wir nennen das Kaltluftsumpf oder verkürzt: Sumpflage.
Auch mit den jetzigen Vorhersagen kann nicht ausgemacht werden, in welche Richtung die Großwetterlage ab Sonntag umschlägt. Es ist wahrscheinlich, dass sich dann eines der Systeme über dem Mittelatlantik (deswegen hab ich im Satellitenbild auch die Frontensysteme dieser eingezeichnet) mit dem Trog über Mitteleuropa koppelt, zum Beispiel in dieser Weise:
Das wäre die Variante, dass sich nun ein sehr scharfe, weitgehend warmaktive Frontalzone zonal über dem Mittelmeer bildet und langsam von Süden her gegen die Alpen rückt, wobei eine Überquerung der Alpen und damit eine deutliche Erwärmung möglich ist, es kann aber auch sein, dass die Überquerung nicht geschafft wird, dann wäre das ein Flockenzauber...
Die Kopplung kann aber auch anders verlaufen, wie uns der vorherige 18Z des GFS zeigt..
Hier fand die Kopplung deutlich weiter im Westen statt, mit dem Resultat dass sich vorderseitig des erstarkenden Tiefs vor Spanien Warmluft auf breiter Bahn über ganz Mitteleuropa schiebt, und Schnee im Zuge des Warmfrontdurchzuges alsbald in Regen und gefrierenden Regen übergehen würde.
Die Feineinstellung dieser Kopplung, und das denke kann man als Schlußfolgerung durchaus ableiten, ist also sehr sensibel und entscheidend dafür, ob eine Grenzwetterlage mit Schneefallpotential für weite Teile Mitteleuropas ansteht, oder ab eine Warmfront aus Süden den Winter auf absehbare Zeit aus unseren Breiten vertreiben würde. Varianten dazwischen kann ich mir kaum vorstellen. Also: Bitte warten.
Lg
Manfred
PS, weils so lustig ist, Österreichs beliebteste Online-Nachrichtenplattform, durch GIS und den Bund finanziert strotzt wieder vor Kompetenz, in dem QANTAS nun zu einer amerikanischen Fluglinie wird....