Freitag, 26. November 2010

Gedanken zur mittelfristigen Wetterentwicklung

Hallo,

die nächsten 5 tage in Österreich in stenografischer Kurzform: Schneefall leicht bis mäßig am Freitag und in der Nacht auf Samstag (von Südwest nach Nordost fortschreitend), Schneefall teils mäßig, stellenweise kräftig am Sonntag und in der Nacht auf Montag, einsetzendes Tauwetter am Dienstag, stellenweise sehr kräftiges Tauwetter in Österreich, gleichzeitig kräftige Schneefälle im Bereich nördlich von Österreich, z.B Mittel- und Teile Norddeutschlands.  Diese Aussagen sind nach der Durchsicht der Modelle einigermaßen abgesichert.

Es ist, und das muss ich schon sagen, ein einigermaßen verrücktes, weil gestörtes Nordhemisphärisches Zirkulationsmuster:


Das ist zwar eine Geopotentialkarte der 500 hPa Fläche, aber in erster Näherung kann man ohne zu große regionale Fehler zu machen, die Farbe mit der Temperatur in Zusammenhang bringen .. Blau gleich kalt, orange und rot gleich warm. Auf der ganz großen Skala ist das durchaus zulässig, auf der kleinen Skala natürlich nicht. Im Bereich des Mittelatlantiks blockiert ein Keil die Westdrift und die große Kälteblase ist Richtung Ostasien verschoben. Der Europakeil ist aufgrund seiner immensen Wellenlänge retrograd, wandert also nach Westen.

Hier vielleicht ein Kurzausflug in die Theorie: Diese Geopotentialwellen die man auf der Karte sieht, sind unter Annahme gröbster Vereinfachungen Rossby-Wellen (Trägheitswellen), die auf Basis ihrer Wellenlänge und der Corioliskraft (Scheinkraft durch Erddrehung) wandern. Die Rossbygleichung sagt folgendes: Je kürzer die Wellenlänge, desto geringer die Geschwindigkeit im Vergleich zum Grundstrom. Der Grundstrom, das ist so etwas wie die mittlere Westströmung um den nördlichen (südlichen) Globus. Die Wellen wandern hingegen per Definitionem gegen den Grundstrom. Lange Wellen sehr schnell, kurze sehr langsam. Im Endeffekt heißt das dass kurze Wellen vom Grundstrom mitgenommen werden und aus unserer Sicht nach Osten ziehen, lange Wellen aber auch aus unserer Sicht nach Westen wandern.. Ich hoff ich konnte das einigermaßen rüberbringen.

Exkurs beendet. Gehen wir in die Zukunft:



Das ist in etwa das Muster, das von den Modellen für den Mittwoch/Donnerstag einigermaßen abgesichert ist und es zeigt folgendes: Der Kältepol bleibt Richtung Ostasien verschoben, weitet sich aber auch mehr Richtung USA aus. Die über Mitteleuropa verbliebene Kaltluft hat sich mangels Nachschub durch zahlreiche starke Zyklogenesen schon einigermaßen aufgebraucht, die Batterie ist sozusagen fast leer.

Wieder ein kleiner Exkurs: Tiefdruckentwicklungen führen zwangsläufig dazu, dass Unterschiede zwischen Warm- und Kaltluft vermindert werden, daraus ziehen unsere Tiefs ihre Energie. Je mehr Tiefs ohne frischen Kaltluftnachschub im Nahbereich eines Kaltluftkörpers entstehen, desto mehr wird dieser aufgezehrt. Und unser Kaltluftkörper muss z.B am Dienstag ein sehr gieriges Kind über Frankreich ernähren:



Und dieser Kaltluftkörper kann keinen Nachschub bekommen, da sich, wenn man genau hinschaut der blockierende Mittelatlantikkeil über eine Hochdruckbrücke bis Nordwestrussland erstreckt und damit Arktikluft vom Pol abschneidet.

was heißt das für die Mittelfrist: Österreich bleibt wahrscheinlich im halbkühlen Isobarensumpf, ohne dass uns weitere Kaltlufteinbrüche blühen. Sollte doch einmal ein polarer Trog über Europa nach Süden kommen, ist die Gefahr bzw. Chance hoch, dass er sich mit einem lauernden, warmen Ostatlantiktief verbindet und abermals breitseitig Warmluft über Teile Europas schieben wird. Wir gehen also, meiner Meinung nach, auf eine Periode jahreszeitgemäßer Temperaturen ohne große Schwankungen nach unten oder oben zu.

(Ah ja, möglicherweise Föhnsturm am Dienstag... hätt ich fast vergessen ..)

Lg

Manfred

3 Kommentare:

  1. Leider schlechte Nachrichten für alle Winterfans. Noch ist der Wintereinbruch nicht wirklich hier und schon geht das ganze Ding zu ende, ja mittelfristig aber dennoch.

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  2. Wie kommst du zu der Annahme, Paul? Die nächsten Tage werden winterlich und die folgende Erwärmung scheint nur sehr kurzfristig auszufallen. Ich würde sagen: der Winter beginnt ein paar Tage früher, als er laut Kalender sollte und bleibt dann. Winter bedeutet ja nicht, dass es unentwegt Schneefälle und Dauerfrost gibt, auch ein paar Plusgrade gehören da dazu.
    Jetzt freuen wir uns mal auf den ersten Schnee, frisch gefallen ist er immer am schönsten (selbst wenn ich in den Wienerwald rausfahren muss - irgendwo wird er schon liegen). ;)

    Servus, Michaela

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  3. Hi Michaela,

    gebe dir völlig recht... alles im Lot mit dem Wetter für Ende November... alles im Mittel. Und auch danach scheint sich Durchschnittswetter einzustellen. Dass Paul lieber Massen an Schnee hätte, verstehe ich, ist aber keine Mitteleuropäische Normalität um diese Zeit sondern eher ein extravagantes Schmankerl a la 1993, und 1995 und ward danach nicht mehr gesehen ;)

    Lg

    Manfred

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Da kenntat ja jeder kumman ...! Dennoch ... Hier ist Platz dafür :) !