Hallo,
bevor ich ins heutige Thema einsteige, ein Blick auf die aktuelle Lage:
Wie erwartet hat unser gestriges Tief auf dem Weg zur Ostsee Sturmstärke erreicht, entlang seiner Kaltfront über der mittleren Adria und Teilen Italiens gibt es zum Teil kräftige Gewitter. Auch das Westatlantiksystem hat sich vertieft, sich kaum von der Stelle gerührt. Zwischen den beiden Systemen spannt sich in der Höhe ein mächtiger Keil auf, der im Moment jede Westdrift verhindert.
Man beachte das kleine Wolkenfetzerl gut 1000km westlich der Kanarischen Inseln. Über dieses und seine bedeutungsvolle Geschichte im Hinblick auf die Wetterentwicklung ab dem Wochenende möchte ich heute sprechen.
Es soll um Zyklogenesen gehen, die nicht nach dem klassischen Modell der Wellenbildung an einer stationären Front ablaufen.
Blogleser die schon länger dabei sind, kennen die Grafik vielleicht noch, sie zeigt wie an einer Front durch eine Wellenbildung (kleine Störung in der Höhenströmung, orografische Effekte, diabatische Heizung durch warme Wasserflächen) eine klassische Norwegerzyklone oder eine Shapiro-Keyser Zyklone entstehen kann.
Heute will ich jedoch der Frage nachgehen, ob urlaten Tiefs, die beinahe das Ende ihres Lebens erreicht haben, noch einmal frisches Leben eingehaucht werden kann, und wenn ja, wie. Die Antwort habe ich vorweggenommen, ja es geht, dass eine beinahe Leiche noch einmal zur stürmischen Jugend zurrückkehrt.
Das will ich anhand des kleinen Tiefs, das ich im Satbild angesprochen habe, erklären. Hier nochmal die Struktur die ich meine:
Wir sehen ein ganz kleines schwaches Tief direkt unter einem schwachen Trog, dem man kaum mehr einen Chance geben würde... noch hält es sich aber.
Es zieht bis zum Wochenende langsam nach Osten ohne wesentlich schwächer oder stärker zu werden...
In diesem (zuletzt dargestellt) Moment geschieht etwas: Der Europäische Trog erreicht mit ordentlich Kaltluft im Gepäck (in Form einer Kaltfront) die Region, in der die Reste des Tiefs nun lagern, nämlich nach Spanien. Da das alte Tief hauptsächlich aus warmer Subtropenluft besteht, die hereinrauschende Kaltfront aber Polarluft im Gepäck hat, verschärfen sich die Temperaturgegensätze im Nahbereich des Tiefs und die Höhenströmung nimmt zwangsweise stark zu, damit auch die Advektion von Vorticity sowie die Divergenz/Konvergenz. Mit einem Mal findet das alte Tief also wieder optimale Entiwcklungsbedingungen vor, und das lässt es sich nicht 2x sagen:
Es erfolgt im Lauf der folgenden 48 Stunden die Vertiefung zum Sturmtief auf einer Zugbahn von Spanien quer über die Alpen nach Polen. Österreich käme bei dieser Abfolge für etliche Stunden in den Warmsektor und damit sehr warme Luft.
Gut, ist ist die GFS Hypothese. Aber auch andere Modelle nehmen dieses Hineinlaufen des alten Tiefs in den nach Süden vorstossenden Europatrog als Anlass für eine rapide Zyklogenese, auf unterschiedlicher Zugbahn allerdings. Die ist nämlich immer noch nicht fix. Weitgehend fix ist, dass sich irgendwo über Zentralwesteuropa mit dieser Entwicklung eine markante Luftmassengrenze ausbilden wird, auf der kalten Seite fällt Schnee, auf der warmen Seite föhnt es.
Dieses von hinten Hineinlaufen würde stark dafür sprechen, dass die mit neuem Leben erfüllte alte Zyklone wahrscheinlich starke Anwandlungen einer Shapiro-Keyser Zyklone haben wird...
Dieses *neue* Leben alter Strukturen gibt es auch bei den Sternen, es kann ja sein, dass ein alter roter Stern von einem Partner soviel Masse stiehlt, dass der Kerndruck im Inneren steigt, die Fusionsmaschine schneller läuft, das ganze Ding korahiert und wieder mehr in Richtung eines blauen, also jungen Sterns marschiert.
Unter Menschen soll das auch vorkommen ...
Lg
Manfred
Unsere Schneekanonen gfrei´n sie irrsinnig ;-)
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