Mittwoch, 12. Januar 2011

Update Winterhochwasser an der Alpennordseite

Hallo,

die dicke Warmfront ist jetzt bereits ante Portas:

 

In den letzten Stunden hat an der Front eine Frontogenese stattgefunden, also eine Frontverschärfung. das zur Front gehörige Wolkenpaket hat sich dabei deutlich verstärkt, die Niederschlagsaktivität ist angestiegen.

Ab den Nachmittagsstunden wird sich die Front samt einsetzendem Schneeregen und Regen an die Alpennordseite legen und die Winterhochwasserlage Januar 2011 einläuten, ganz nüchtern gesprochen.

Was sagen die neuesten Modellsimulationen ? Nicht viel Neues im Vergleich zu gestern. Das globale GFS Modell rechnet vom Tiroler Unterland über den nördlichen Pinzgau, den Tennengau, den südlichen Flachgau, in den hausruck ausgreifend und weiter nach Osten bis zur Traun mit Regensummen bis Freitag früh von bis 90mm. Die Ursache für die heftigen Regenfälle taxatorisch:

Hebung durch Warmluftadvektion:


(Interpretationshinweis: Negative Werte stehen für Erwärmung !!)
Dynamische Hebung durch das Höhenströmungsfeld (Positive Vorticityadvektion)


Und nicht zuletzt: Stau an der Alpennordseite.


Das im GFS genestete ARW bringt etwas Kontour in die Niederschlagsfelder hinein, richtig interpretiert geht das geschulte Auge aber auch auf Basis dieses Modells von max. 80-100, stw. mehr aus:


Weitere Regenmaxima: Bregenzerwald: 70-90mm

(dort überzeichnet ARW aufgrund des zu starken Bodenseeeffekts kategorisch, muss man wissen ;), die fallen in der Hauptsache schon bis Donnerstag Abend.

Auch im Ybbstal ist lokal mit 60-80mm zu rechnen.

Zwischen den Maxima je nach geografischer Lage, würde man von 40 bis 60mm ausgehen.

Schwieriger zu beantworten ist die Frage, wie sehr die Regenfälle auch inneralpin übergreifen. Inneralpin ist für mich in dieser Betrachtung alles was hinter der nördlichen Kalkalpenkette liegt. Da es sich um eine Warmfront handelt und die Täler mit stabiler Luft aufgefüllt sind, wäre es denkbar, dass die Niederschläge auch stärker ins Inntal, ins obere und mittlere Salzachtal sowie bis zur steirischen Enns  übergreifen, was nicht gut wäre.

Bonus ist, dass die Flüsse in den angesprochenen Gebieten noch teils Niederwasser führen, das allein wird aber nicht ausreichen um auf Basis dieser Regenmengen Ausuferungen zu verhindern, v.a da der Oberflächenabfluß sehr schnell von statten gehen wird.


Die Schneefallgrenze steigt im Rahmen des Frontschleifers ins Hochgebirge, wie die aktuelle hochauflösende Prognose zeigt:


Dargestellt ist die Schneefallgrenze in Metern über der Orografie. Jedenfalls werden nur Gebirgstöcke wie der Dachstein, der Grimming und der Hochkönig usw. usf. nennenswert von Neuschneeauflage profitieren können, das allerdings ordentlich...

Die Aussichten: Bis weit in die nächste Woche hinein bleibt es abgesehen von kurzen Trogschlenkern ausgesprochen höhenmild, Starkniederschläge wie die bis Freitag kündigen sich nicht mehr an. Zum Ende der nächsten Woche gibt es eine Chance, dass die Drift von West auf Nordwestdrift umstellt, da der Keil über dem Ostatlantik erstarken könnte, darüber unterhalten wir uns aber erst, wenn die Scheitelwelle die Donau hinab nach Osten das Land verlassen hat.

Lg

Manfred

4 Kommentare:

  1. Hallo,

    ich lese schon länger mit. Finde diesen Blog sehr interessant.
    Auch habe ich eine Frage zu dem "Winterhochwasser".
    Wie würde der Autor die ?mögliche? Hochwasserlage an der Donau kommentieren?
    Faktum ist, die Donau entwässert ja viele Flüsse in dem vorausgesagten Niederschlagsgebiet. Dann darf man ja die Situation in Deutschland nicht vergessen.

    mfg
    Thomas

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  2. Ist das wirklich der Bodensee-Effekt? Wenn die advehierte Luftmasse immer wärmer wird, ist der Wärmefluss ja zum See gerichtet und nicht umgekehrt.

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  3. Die ARW Bodenseetemperaturen sind um einige Grad zu hoch, liegt an der GFS Initialisierung. Deswegen agiert er als virtueller Weststauverstärker... es ist nicht *nur* der Bodenseeeffekt, aber ein bissl was muss man als Artefakt dort bei Westwind immer abziehen ...

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  4. @Thomas, ich wollte mir die Sache im Lauf der Nacht mal etwas genauer ansehen. Die Frage ist, ob die Bayern-Scheitelwelle die Wellen der Alpenflüsse trifft oder ob das zeitversetzt geschieht ... etwas geduld bitte :) Lg


    M.

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Da kenntat ja jeder kumman ...! Dennoch ... Hier ist Platz dafür :) !