Samstag, 26. März 2011

Zyklonen bei Japan, Frühlingsgewitter und Warmluftvorstoss nächste Woche

Hallo,

das heutige Posting entspricht meinem Freizeitgebahren als Meteorologe. Ich bringe im Wesentlichen das zu Papier, oder besser gesagt, html, was ich mir im Web in der Früh nach dem Aufstehen anschaue und die Schlüsse die ich daraus ziehe, in regional leicht ungeordneter Form. Zuallererst wollte ich heute nachsehen, wie es in der Katastrophenregion um Fukushima meteorologisch aussieht, da man in der Presse schon länger nichts mehr zum Wetter gelesen hat.
... also hab ich mich bei Dundee eingeloggt...



Das ist der sichtbare Kanal des japanischen MTSAT Satelliten von heute 4 Uhr Früh MEZ. Über den nördlichen Inseln liegt die Okklusionspirale eines Sturmtiefs, seine Kaltfront hat die japanischen Inseln bereits überquert. Dahinter herrscht eine starke Rückseitenströmung aus Nordwest, die kalte Luft sibirisch-chinesichen Ursprungs über die Inseln weht. An der Nordwestküste stauen sich die Wolken, es regnet und schneit entlang der Gebirge. Im Lee, an der Südostküste ist es teils aufgelockert bewölkt, man erkennt markante Wolkenstrassen, die in den Schneisen der Berge entspringen.... Kurzum, der Radioaktive Giftdreck wird derzeit übers Meer geweht und in den dortigen Metabolismus von Flora und Fauna eingebaut...



Sehr aufschlussreich ist auch das korrespondierende Wasserdampfbild. Im Kernbereich der Tiefs, von denen das östlkiche ein wahres Prachtexemplar ist, findet sich sehr trockene Luft, die im Wasserdampfbild schwarz erscheint. Es sind Einbrüche von stratosphärischer Luft. Bei starken Zyklonen wird die Tropopause so stark gefaltet, dass Querzirkulationen entstehen und der sonst dichte Deckel der Tropoause durchlässig wird. Es ist ein Indiz für extreme Wetterbedingungen in diesen Kernbereichen.

Weit weniger spektakulär gestaltet sich die Wetterentwicklung in Mitteleuropa. Im Moment schickt sich eine Kaltfront aus Nordwesten an, die Alpen zu überqueren, woraus auf längere sich allerdings nichts wird. Die Front wird von heute bis Dienstag im Bereich von Österreich stationär, was man ganz gut an der Niederschlagsimulation erkennen kann:


Teilweise werden ganz ordentliche Mengen bis 30 oder 40mm im Verlauf von 48h simuliert, der dabei interessanteste Tag ist heute...


Im Bereich der schleifenden Front gibt es nämlich ein wenig Labilitätsenergie (CAPE) CAPE steht für "Convective available potential Energy". Es ist der Energieanteil in einer Luftsäule, der für konvektive Umlagerungen (Quellwolken, Schauer, Gewitter) genutzt werden kann, wenn der so genannte "Deckel", also die Anfangsbarriere, durchbrochen wird. Die Werte reichen heute bis knapp 300 Joule pro Kilo Luft, das ist nicht wirklich viel, aber ganz wenig ist es auch nicht.


Eine Rechnung: Angenommen, ein Gewitter des Ausmasses von 10x10x10km kann diese Energie innerhalb einer Stunde zu 100% umsetzen. Das entspricht einer Leistung von 416000 Megawatt, um hier ein Gefühl zu bekommen.



Also, sollte heute jemand ein Gewitter in diesem Streifen vor die Linse kriegen, nicht zögern und melden bzw. facebook/wetter.tv posten :)

Um meinen morgendlichen Streizug durch die Wetterwelt abzuschliesen schliesslich noch der Blick auf die Mittelfrist, den ich heute durch die Betrachtung der Energiekarten (Äquivaltenpotentielle Temperatur, ein Maß für die feuchte, statische Energie der Luft) abfackle...



Am Montag liegen die Reste der Luftmassengrenze noch über den Alpen, das Augenmerk richtet sich aber auf das starke Tief am Mittelatlantik, das die Geschicke der nächsten Woche bei uns steuern wird..



Am Dienstag herrscht über Mitteleuropa immer noch keine Bewegung, die LMG lungert vor sich hin, das Tief  und dessen Ausläufer erreichen allmählich den Ostatlantik ...



Am Mittwoch dreht die Strömung dann auf West, eine erste Okklusion, stark abgeschwächt, mit atlantischen, milden Luftmassen erreicht den Alpenraum ...



Am Donnerstag erreicht die mächtige Warmfront des Tiefkomplexes aus Westen Kontinentaleuropa..



.. um am Freitag schließlich auch mit auf West drehendem Wind Österreich in Form einer ordentlichen Warmluftschuppe zu beglücken...
Diese Entwicklkung ist nach Gegencheck mit ECMWF recht gut abgesichert.


Zirkulationstechnisch heisst dass, dass der im Moment steuernde Kältepol nördlich von Skandinavien nach Osten abwandert und jender über Grönland bzw. Ostkanada das Zepter in die Hand nimmt, was generell Zyklonen von Südwest nach Nordost quer über den Atlantik steuert.


Schönen Samstag !

Lg

Manfred

1 Kommentar:

Da kenntat ja jeder kumman ...! Dennoch ... Hier ist Platz dafür :) !