Hallo,
an sich ziere mich immer ein wenig vor Themen wie diesen, weil ich mich als keinen ausgewiesenen Tornadoexperten betrachte, zumindest aufgrund meiner Erfahrungen als Meteorologe, der tief im zentraleuropäischen Wettergeschehen verwurzelt ist, aber manchmal ist es notwendig über seinen Schatten zu springen. Anlass waren eine Aufforderung von Kollegen Felix (positiv) und eine Mickey-Mouse Grafik der APA, die gestern zirkulierte (negativ). Folgende Grafik sollte laut APA verdeutlichen, wie Tornados entstehen:
Ende der Märchenstunde. Sieht nett aus, allerdings ist das Einzige was daran stimmt, die Erklärung der Fujita-Skala im unteren Bilddrittel. Und ja, Gewitterwolken sehen von unten meist schwarz aus. Was noch stimmt, ist das Tornados etwas mit Aufwinden zu tun haben. Der Rest, und das soll den Wesentlichen Prozess widerspiegeln, ist mit der Aufklärung, die ich in der Volksschule erfahren habe, zu vergleichen. "Kinder bekommt man dann, wenn 2 Menschen sich lieb haben". Man greift einen Heile-Welt Zustand heraus, der oft genug nicht erfüllt ist, schweigt über den physischen Prozess, den ich nicht weiter erörtern muss, und vernachlässigt die oft schlimmen Schicksale, die dann auftreten, wenn Kinder von Menschen in die Welt gesetzt werden, die sich nicht liebhaben, die schlimmsten Fälle will ich hier gar nicht erst anschneiden.
Also: Vergesst die Grafik, die Welt ist auch beim Wetter nicht so einfach, wie man uns glauben machen möchte.
Die Tornado-Gleichungen sind an sich bekannt, sie kommen aus den Bewegungsgleichungen der Atmosphäre sowie Gesetzen der Thermodynamik, man kann sie auch zumindest in der Theorie modellieren. In der Praxis scheitert das an der Kleinheit des Phänomens. Was ich sagen möchte, wir sprechen bei einem Tornado zumindest über kein Monster, das aus der Schattenwelt stammt. H. Bluestein hat in Synoptic-Dynamic Meteorology in Mid Latitudes II einen Ansatz zur mathematischen Beschreibung von Tornados auf Basis von Stördruckansätzen abgehandelt, wer sich das mathematisch zutraut, kann das folgende vielleicht ohne verzogene Augenbrauen nachvollziehen:
Um der Wahrheit stark vereinfacht, aber nicht verfälscht, ein Stück näher zu kommen, kann man sagen, dass z.B die schadbringenden Tornados in den USA der letzten Tage aus der Umwandlung von horizontalen in vertikale Luftwirbel bei gleichzeitiger Konzentration der Rotation durch konvergenten, also zusammenströmenden Wind entstehen (können). Ah ja, ein Gewitter, idealerweise eine Superzelle, die das nötige extreme zellulare Auf- und Abwindfeld erzeugt, ist auch notwendig.
Auf die inhaltlich falsche APA-Grafik bezogen heisst das: Bei Superzellentornados ist die Drehung des Aufwindschlauches bereits eine notwendige Konsequenz der vertikalen Verteilung des Windfeldes (Scherung) und des zellularen Auf/Abwindregimes. Es braucht keinen Deus-Ex-Machina Seitenwind, der das Ganze in Drehung versetzt. Allenfalls versetzt der rückwärtige Abwind einer Superzelle dem Drehregime noch den letzten Kick um sich von einem weitskaligen rotierenden Aufwindgebiet, das jede Superzelle hat, in einen Tornado zu wandeln. Das ist auch der Grund warum nur die Minderheit aller SZ Tornados produziert, auch in den USA. Die SZ hat aber abseits der Tornados genug andere Grauslichkeiten (Downdrafts, Großhagel) zu bieten und kann daher mit Fug und Recht als Balrog unter den Gewittern bezeichnet werden. Allenfalls kann man mit der APA-Grafik nicht-superzellige Tornados z.B an Böenlinien oder an Küsten ansatzweise erklären. Hier ist schon vertikale Rotation an der Böenlinie vorhanden, die lokal durch die Konvergenz aufkonzentriert werden kann. Darum ging es in den USA in den letzten Tagen sowie bei den meisten schadbringenden Tornados der letzten Jahre nicht.
Um nun weniger auf die tatsächliche Entstehung sondern mehr die zweifelhafte *Bevorzugung* der USA gegenüber anderen Regionen der Erde, was die Frequenz des Auftretens von Tornados betrifft, einzugehen, muss man die Landkarten zur Hilfe ziehen und auch ein paar Gedanken an die Frage: Was ist vertikale "Instabilität" verschwenden.
Die USA sind geprägt von der Zwickellage zwischen dem Pazifik im Westen (kaltes Wasser) dem Atlantik im Osten (mildes Wasser) und dem Golf von Mexiko im Süden (warmes Wasser). Dominierend ist die Struktur der Nord-Süd verlaufenden Rocky Mountains, des sanft nach Osten abfallenden Landes im Mittelwesten und der Apalachen im Osten, Südwest-Nordostorientiert.
Die Rockies werden oft von Westen überströmt, wie das auch in den letzten 14 Tagen der Fall war. Die Folge sind Föhneffekte, wie wir sie auch von den Alpen kennen, die die Luft auf ihrem Weg nach Osten abtrocknen. Exemplarisch dafür ein aktuelles Sounding aus den Plains:
Diese Luft ist zwar nicht kalt, aber knochentrocken, wie man am großen Unterschied zwischen Temperatur- und Taupunktskurve in den unteren Luftschichten sieht.
Am Golf von Mexiko, der eine zentrale Rolle auch bei dieser letzten Tornadolage spielte, sieht die Sache anders aus:
Das warme Meerwasser produziert in tiefen Schichten sehr feucht-warme Luftmassen, die von einer dicken Inversion gedeckelt sind. Darüber ist es wie für die Subtropen jetzt üblich, abermals trocken.
Beide Luftmassen könnten für sich selbst gesehen niemals Tornados unterstützen.
Was aber geschieht nun, wenn wie in den letzten Tagen, ein starkes Tief im Norden beginnt, Luftmassen vom Golf anzusaugen, vornehmlich in den tiefen Schichten ? Wir erhalten ein Sounding, wie von Felix gestern kommentiert:
In den tiefen Luftschichten sieht man die durchgeheizte, feuchte Luft vom Golf, in den hohen die warme, aber trockene aus den Plains, die ausgeprägte,unüberwindliche Inversion wie direkt am Golf fehlt. Das ist eine enorm explosive Mischung: trocken-warm über feucht warm, wir Meteorologen sprechen von potentieller Instabilität. Soll heissen: Die kleinste Hebung kann die explosive Mischung zur Zündung bringen, widergespiegelt durch analysierte CAPE-Werte von nahezu 3000 J/kg.
Ein weiteres Detail: Die enormen Windgeschwindigkeiten (25kt am Boden, 90 kt in 600 hPa, also ca. 4000m) mit Mords-Scherung. Das sind die Verhältnisse unmittelbar vor Fronten, in baroklinen Zonen. Das Ergebnis der Zündung dieser Luftmasse ist in den Nachrichten nachzulesen.
Ist das auf Europa übertragbar ? Die Karte:
Auch bei uns sind Lufströmungen von West nach Ost vorherrschend, fehlend ist der große Gebirgszug, der solche Westströmungen föhnig abtrocknen könnte (auf großer Skala). Feuchtezufuhr bei Vorderseiten vom Mittelmeer ist allerdings möglich. Der Ural im Osten könnte westföhnen, doch fehlt das warme Meer im Süden. Die Skandinavischen Gebirge scheiden aus, zu weit nördlich für energiereiche Luftmassen. Es bleibt eine winzige Region für favorable Bedingungen für Tornados übrig: Die Poebene ! Der Westalpenbogen geht von Süd nach Nord, kann föhnig abtrocknen, gleichzeitig kann die Adria bei geeigneter Druckkonstellation ausreichend Feuchte bereitstellen. Tatsächlich ist die Poebene einer der ganz wenigen Europäischen Tornado Hotspots.
Nach Asien:
Hier würde man Südchina als favorisiert ansehen, mit dem Himalaya und dem Hochland von Tibet im Westen und Nordwesten, sowie dem warmen Südchineischen Meer im Süden. Tatsächlich weiss ich nur von beeindruckenenden Superzellen im Raum Shanghai und Hong Kong, nichts aber über Tornados.. vielleicht weiß einer der Leser mehr. Ein weiteres Gebiet erweist sich tatsächlich als brauchbar: Nordindien und Bangladesh. Föhnige Effekte bei WNW vom Himalalya und Feuchtezufuhr aus dem Golf von Bengalen. Zahlreiche, auch starke Tornados sind hier dokumentiert.
Australien verfügt wohl über die schmalste Tornadoalley der Welt. Sie erstreckt sich etwas landeinwärts der Küstenlinie von New South Wales und Queensland. Wenn sich der Region Kaltfronten aus West nähern, saugt der bodennahe Nordostwind warm-feuchte Meeresluft an, das Great Dividing Range sorgt für die nötige Abtrocknung der Höhenluft. Man sieht aber schon auf der Karte, dass zwischen Küste und Gebirge kaum Platz ist ...
Zum Abschluss noch einige Bilder, wie z.B Meteorologen in den USA Tornados auf Radarbildern erkennen können, um z.B Warnungen abzusetzen...
Eigen ist vielen tornadoproduzierenden Superzellen eine in Zugrichtung offene V-Form, mit einem Haken, meist am rechten hinteren Ende. Der Haken, der manchmal ganz geschlossen sein kann, signalisiert die Wirkung der Mesozyklone, die den Niederschlag beinahe ganz um den zentralen Aufwindbereich herumwirbelt. Am rechten Rand des Hakens besteht die höchste Wahrscheinlichkeit, einen Tornado zu finden.
Manchmal äussert sich der Tornado hier in einem kreisförmigen Fleck aus hohen Reflektivitäten, die durch aufgewirbelte und hochgerissene Trümmer ausgelöst werden. In diesen Bildern wird das als Debris Ball bezeichnet.
Extrem wichtig sind neben den Reflektivitäten die Dopplergeschwindigkeitsfelder. Ein Radar kann feststellen, ob sich Luft auf das Radar zu oder von diesem weg bewegt. Ein Tornado äußert sich hier als eine kleine symmetrische Struktur, in der hohe Werte entgegengesetzter Windrichtung (bezogen auf das Radar) einander räumlich extrem nahe liegen:
Ich danke den geneigten Leserinnen und noch geneigteren Lesern, die bis zum Ende durchgehalten haben !
Lg
Manfred
Freitag, 29. April 2011
Donnerstag, 28. April 2011
Gewitter und bunte Flecken ...
Hallo,
bevor ich mich dann morgen etwas detaillierter über das Wochenendsandwich über den Alpen auslasse, in Vorbereitung dazu ein kleiner Exkurs in die Welt der kleinskaligen Modelle. Ich möchte heute über folgenden Loop palawern:
Dargestellt ist die Topografie, also die Höhe der 500 hPa Fläche und die daraus abgeleitete Vorticity, also der Drehimpuls auf dieser Druckfläche für die nächsten 72 Stunden.
Zuallererst sieht man die Besonderheit dieser im wahrsten Sinne des Wortes verkorksten Wetterlage: Über Mitteleuropa bewegen sich so gut wie alle relevanten Systeme von Osten nach Westen, der übliche *Jet* ist allenfalls über Nordafrika zu finden.
Ein weiteres Detail. Das Geschenk Kontinentaleuropas an das Britische Königshaus, unser alter Kaltlufftropfen, dürfte die Insel des Guten Essens knapp verfehlen, sodass sich Kate und William bei allenfalls ein paar Schäuerchen morgen gemeinsam ins Unglück stürzen können.
Scherz beiseite. Schauen wir uns die Vorticity an. Man erkennt die klassischen Strukuren... großräumige Bänder, ausgelöst durch Krümmungen und Scherungen der Höhenströmungen. Das ist ja für Blogleser nichts Neues. Wenn ich aber nun das Auge zu Beispiel auf Tschechien lenken darf: Hier sieht man vor allem tagsüber sehr kleinräumige Vorticitymaxima und Minima aufploppen, die dann alsbald mit der Höhenströmung nach Westen abgetrieben werden und dann langsam dissipieren. Das wiederholt sich im 24 stündigem Abstand.
Was ist das ? Eine Folge der Konvektion ! Ich hab schon mal im März letzten Jahres erklärt, wie kleinräumig aufsteigende und absteigende Luft in gescherter Strömung Drehung erzeugen kann, was insbesondere wichtig zur Bildung von Superzellen und auch Tornados ist.
HIER DER LINK ZUM DAMALIGEN BEITRAG.
Das Modell, brav wie es ist, kennt die Gesetze der Physik und denkt daran, wenn es irgendwo einen Schauer oder ein Gewitter aufploppen lässt, auch die anderen Felder, wie Wind, Druck und Temperatur zu modifizieren. Dadurch entstehen im Modell diese sehr kleinräumigen Vorticityelemente.
Als Beispiel die Niederschlagskarte für Freitag:
Jeder dieser Schauer und Gewitter modifiziert je nach Scherung und Vertikalgschwindigkeit das Höhenströmungsfeld mal stärker, mal schwächer. Eine der Künste der Modellierungen besteht nun auch darin, durch Dämpfung dafür zu sorgen, dass das Modell im wahrsten Sinne des Wortes nicht durchdreht, genauso wie in der Natur diese kleinen Störungen mit dem Tod des Gewitters allmählich gedämpft werden.
Schönen Donnerstag
Lg
Manfred
bevor ich mich dann morgen etwas detaillierter über das Wochenendsandwich über den Alpen auslasse, in Vorbereitung dazu ein kleiner Exkurs in die Welt der kleinskaligen Modelle. Ich möchte heute über folgenden Loop palawern:
Dargestellt ist die Topografie, also die Höhe der 500 hPa Fläche und die daraus abgeleitete Vorticity, also der Drehimpuls auf dieser Druckfläche für die nächsten 72 Stunden.
Zuallererst sieht man die Besonderheit dieser im wahrsten Sinne des Wortes verkorksten Wetterlage: Über Mitteleuropa bewegen sich so gut wie alle relevanten Systeme von Osten nach Westen, der übliche *Jet* ist allenfalls über Nordafrika zu finden.
Ein weiteres Detail. Das Geschenk Kontinentaleuropas an das Britische Königshaus, unser alter Kaltlufftropfen, dürfte die Insel des Guten Essens knapp verfehlen, sodass sich Kate und William bei allenfalls ein paar Schäuerchen morgen gemeinsam ins Unglück stürzen können.
Scherz beiseite. Schauen wir uns die Vorticity an. Man erkennt die klassischen Strukuren... großräumige Bänder, ausgelöst durch Krümmungen und Scherungen der Höhenströmungen. Das ist ja für Blogleser nichts Neues. Wenn ich aber nun das Auge zu Beispiel auf Tschechien lenken darf: Hier sieht man vor allem tagsüber sehr kleinräumige Vorticitymaxima und Minima aufploppen, die dann alsbald mit der Höhenströmung nach Westen abgetrieben werden und dann langsam dissipieren. Das wiederholt sich im 24 stündigem Abstand.
Was ist das ? Eine Folge der Konvektion ! Ich hab schon mal im März letzten Jahres erklärt, wie kleinräumig aufsteigende und absteigende Luft in gescherter Strömung Drehung erzeugen kann, was insbesondere wichtig zur Bildung von Superzellen und auch Tornados ist.
HIER DER LINK ZUM DAMALIGEN BEITRAG.
Das Modell, brav wie es ist, kennt die Gesetze der Physik und denkt daran, wenn es irgendwo einen Schauer oder ein Gewitter aufploppen lässt, auch die anderen Felder, wie Wind, Druck und Temperatur zu modifizieren. Dadurch entstehen im Modell diese sehr kleinräumigen Vorticityelemente.
Als Beispiel die Niederschlagskarte für Freitag:
Jeder dieser Schauer und Gewitter modifiziert je nach Scherung und Vertikalgschwindigkeit das Höhenströmungsfeld mal stärker, mal schwächer. Eine der Künste der Modellierungen besteht nun auch darin, durch Dämpfung dafür zu sorgen, dass das Modell im wahrsten Sinne des Wortes nicht durchdreht, genauso wie in der Natur diese kleinen Störungen mit dem Tod des Gewitters allmählich gedämpft werden.
Schönen Donnerstag
Lg
Manfred
Mittwoch, 27. April 2011
Grenzwetterlage nächste Woche ?
Hallo,
wie versprochen eine Betrachtung der synoptischen Situation der kommenden 6 Tage... wie immer muss am Start einer solchen ein verständnis der aktuellen Lage herrschen, ohne dieses ist es schwer, nachzuvollziehen, was da wirklich geschehen wird ;)
Das auffallendste Element auf dem Satellitenbild ist der exemplarisch schöne Kaltllufttropfen mit seinem Kern über Bayern, der weiter auf Westkurs ist und sich daher langsam von Österreich wegbewegt.
Das für uns mittelfristig interessanteste System ist das gealterte Frontensystem westlich der Britischen Inseln. Es steht mit einem Kurzwellentrog in Verbindung:
Wie auf der Karte schon erkennbar ist, ist der Kurzwellentrog nur ein randtrog eines noch intensiveren Troges über Grünland. Dieser Haupttrog stösst nun bis morgen weiter nach Südosten vor und lenkt die kleine Welle erst nach Nordosten...
Man sieht wunderbar, wie sich durch die Warmluftadvektion des Haupttroges hinter der kleinen Welle ein starker Keil aufbaut. Ein Prozess, der in den darauffolgenden 24 Stunden beschleunigt weiter geht:
Der Keil hat sich nun soweit aufgewölbt und ist so dominierend geworden, dass er die kleine Welle an seiner Vorderseite nach Süden lenkt. Wie schon öfter in diesem Blog erwöhnt. Das ist der ganz klassische Ablauf des Downstream-Developments !
Durch den Anschluss an das arktische Kaltluftreservoir vertieft sich der kleine Höhentrog zu einem doch recht ausgewachsenen Gebilde (man kann das ruhig ein Leben nach dem schon fast sicheren Tod nennen !) und dringt weiter nach Süden, Richtung Alpen vor.
Wo der Prozess unter bodennaher Kaltluftzufuhr aus Norden dann vielleicht zum Stillstand kommt:
Für den Wetterablauf heißt das bei uns Folgendes. In den kommenden Tagen jeweils am Nachmittag etwas gewittrig. Am Sonntag dann im Vorfeld der aus Norden hereinrückenden Kaltlfront verstärkte Gewittertätigkeit an der Alpennordseite und im Osten aufgrund des Sandwich-Prozesses ( :) , das meine ich ernst ! Die Warmluft wird sandwichmässig zwischen Kaltfront und Alpen eingeklemmt und quasi ausgepresst.)
Für den Montag und Dienstag bzw. Mittwoch ist dann interessant, ob eine Verbindung zum Tief im Südwesten aufgebaut werden kann oder nicht. Wenn ja, stellt sich eine stationäre Luftmassengrenze über den Alpen ein, an der Randtiefs immer wieder Regen bringen können, keine allzu erbauliche Variante. Vollzieht sich der gesamte Prozess weiter westlich, so gelangen die Alpen an eine permanent labile und warme Vorderseite, wie ein Kollege von mir trefflich gestern bemerkt hat. Geht das alles östlicher von statten, passiert gar nix, außer das es kälter wird. Das deckt so ziemlich die Bandbreite des derzeit möglichen ab.
Sollte der Leser also heute auf einer x-beliebigen Wetterwebseite lesen: "Am Montag wird es .." so repräsentiert das eine vorgegaukelte Sicherheit, die jeglicher Modellgrundlage entbehrt. Liest man "Am Montag kann es....." dann kommt das dem, was man sagen kann, am allernächsten. Morgen dann mit mehr Details, selber Ort, selbe Uhrzeit :)
Lg
Manfred
wie versprochen eine Betrachtung der synoptischen Situation der kommenden 6 Tage... wie immer muss am Start einer solchen ein verständnis der aktuellen Lage herrschen, ohne dieses ist es schwer, nachzuvollziehen, was da wirklich geschehen wird ;)
Das auffallendste Element auf dem Satellitenbild ist der exemplarisch schöne Kaltllufttropfen mit seinem Kern über Bayern, der weiter auf Westkurs ist und sich daher langsam von Österreich wegbewegt.
Das für uns mittelfristig interessanteste System ist das gealterte Frontensystem westlich der Britischen Inseln. Es steht mit einem Kurzwellentrog in Verbindung:
Wie auf der Karte schon erkennbar ist, ist der Kurzwellentrog nur ein randtrog eines noch intensiveren Troges über Grünland. Dieser Haupttrog stösst nun bis morgen weiter nach Südosten vor und lenkt die kleine Welle erst nach Nordosten...
Man sieht wunderbar, wie sich durch die Warmluftadvektion des Haupttroges hinter der kleinen Welle ein starker Keil aufbaut. Ein Prozess, der in den darauffolgenden 24 Stunden beschleunigt weiter geht:
Der Keil hat sich nun soweit aufgewölbt und ist so dominierend geworden, dass er die kleine Welle an seiner Vorderseite nach Süden lenkt. Wie schon öfter in diesem Blog erwöhnt. Das ist der ganz klassische Ablauf des Downstream-Developments !
Durch den Anschluss an das arktische Kaltluftreservoir vertieft sich der kleine Höhentrog zu einem doch recht ausgewachsenen Gebilde (man kann das ruhig ein Leben nach dem schon fast sicheren Tod nennen !) und dringt weiter nach Süden, Richtung Alpen vor.
Wo der Prozess unter bodennaher Kaltluftzufuhr aus Norden dann vielleicht zum Stillstand kommt:
Für den Wetterablauf heißt das bei uns Folgendes. In den kommenden Tagen jeweils am Nachmittag etwas gewittrig. Am Sonntag dann im Vorfeld der aus Norden hereinrückenden Kaltlfront verstärkte Gewittertätigkeit an der Alpennordseite und im Osten aufgrund des Sandwich-Prozesses ( :) , das meine ich ernst ! Die Warmluft wird sandwichmässig zwischen Kaltfront und Alpen eingeklemmt und quasi ausgepresst.)
Für den Montag und Dienstag bzw. Mittwoch ist dann interessant, ob eine Verbindung zum Tief im Südwesten aufgebaut werden kann oder nicht. Wenn ja, stellt sich eine stationäre Luftmassengrenze über den Alpen ein, an der Randtiefs immer wieder Regen bringen können, keine allzu erbauliche Variante. Vollzieht sich der gesamte Prozess weiter westlich, so gelangen die Alpen an eine permanent labile und warme Vorderseite, wie ein Kollege von mir trefflich gestern bemerkt hat. Geht das alles östlicher von statten, passiert gar nix, außer das es kälter wird. Das deckt so ziemlich die Bandbreite des derzeit möglichen ab.
Sollte der Leser also heute auf einer x-beliebigen Wetterwebseite lesen: "Am Montag wird es .." so repräsentiert das eine vorgegaukelte Sicherheit, die jeglicher Modellgrundlage entbehrt. Liest man "Am Montag kann es....." dann kommt das dem, was man sagen kann, am allernächsten. Morgen dann mit mehr Details, selber Ort, selbe Uhrzeit :)
Lg
Manfred
Dienstag, 26. April 2011
Der Herbst hat mich wieder...
Hallo,
ohne große Ankündigung habe ich mich wieder dienstlich nach Australien begeben. Das war diesmal nicht ganz so einfach, es dauerte 34 statt der üblichen 26 Stunden. Schuld daran war DAS WETTER.
18.326km lang ging alles gut, leider herrschte zum Anflug auf den Flughafen von Melbourne am Mo. 4:30 Ortszeit dichter Nebel. Der Pilot schilderte die Sachlage sinngemäß übersetzt etwa so: Guten Morgen, hier spricht ihr Kapitän. Wir haben das Problem, dass auf der Landebahn dichter Nebel herrscht. Es kann also durchaus sein, dass wir den Landeanflug abbrechen und nach Sydney ausweichen müssen, denn für einen zweiten erfolglosen Versuch haben wir nicht mehr genug Sprit.. Bitte haben Sie Verständnis, wenn ich im Fall des Falles ungefragt nach Sydney fliege.
Wie das Amen im Gebet musst der Anflug abgebrochen worden und ich genoß 5 Extrastunden auf dem Frachtteil von Sydney Airport (Pilot müde, Ersatzmannschaft einfliegen etc pp.)
Wie auch immer, alles vergessen, ich genieße die schöne Seite des vorzeitigen Herbstes in Victoria, der bei 23 Grad gegenüber dem typischen Wiener Herbst durchaus so seine Reize hat, eingedenk vor allem der Tatsache, dass ich , wenn es hier ab Mitte Mai richtig lausig wird, wieder im Flieger zurück nach Europa sitze...
Ich hab die Wettersituation in Österreich seit Samstag bislang nur überflogen, es scheint ja am Sonntag ein paar Brummer gegeben zu haben, was der Erwartung entsprach.
Nicht der Erwartung und wohl auch nicht der Realität entspricht wohl das hier:
Märchenstunde
Leider sind die 1700m um gut 300 bis 400m zu tief gestapelt... es kann schon sein, dass am Schneeberg in der Früh 3 Flocken fallen, nur wen tangierts, wenn es in den meisten Tälern 14 bis 19 Grad haben wird. Tagsüber wird mit der starken (diffusen) Einstrahlung die 1500m Temperatur auf 6 Grad und mehr steigen, sodass man im Osten überhaupt keinen Berg mehr finden wird, auf dem Schnee fallen könnte... siehe Vorhersagediagramm für die Rax, wo es zu Mittag 6 Grad haben wird...
Na ja, lassen wir diese Nebensächlichkeiten beiseite. Was denke ich wirklich zählt, ist dass der April in seinen letzten Zügen zu seiner alten (Charakter)stärke zurückfindet. Die Unbeständigkeit lässt nach (ist das noch Deutsch ?) und da stehen noch ein paar recht feine Tage von Mittwoch bis Freitag/Samstag ins Haus. Der Mai, der könnte alles neu machen, ob das gut ist, sei erst einmal dahingestellt und Gegenstand einer folgenden Diskussion. Schönen Tag !
Lg
Manfred
ohne große Ankündigung habe ich mich wieder dienstlich nach Australien begeben. Das war diesmal nicht ganz so einfach, es dauerte 34 statt der üblichen 26 Stunden. Schuld daran war DAS WETTER.
18.326km lang ging alles gut, leider herrschte zum Anflug auf den Flughafen von Melbourne am Mo. 4:30 Ortszeit dichter Nebel. Der Pilot schilderte die Sachlage sinngemäß übersetzt etwa so: Guten Morgen, hier spricht ihr Kapitän. Wir haben das Problem, dass auf der Landebahn dichter Nebel herrscht. Es kann also durchaus sein, dass wir den Landeanflug abbrechen und nach Sydney ausweichen müssen, denn für einen zweiten erfolglosen Versuch haben wir nicht mehr genug Sprit.. Bitte haben Sie Verständnis, wenn ich im Fall des Falles ungefragt nach Sydney fliege.
Wie das Amen im Gebet musst der Anflug abgebrochen worden und ich genoß 5 Extrastunden auf dem Frachtteil von Sydney Airport (Pilot müde, Ersatzmannschaft einfliegen etc pp.)
Wie auch immer, alles vergessen, ich genieße die schöne Seite des vorzeitigen Herbstes in Victoria, der bei 23 Grad gegenüber dem typischen Wiener Herbst durchaus so seine Reize hat, eingedenk vor allem der Tatsache, dass ich , wenn es hier ab Mitte Mai richtig lausig wird, wieder im Flieger zurück nach Europa sitze...
Ich hab die Wettersituation in Österreich seit Samstag bislang nur überflogen, es scheint ja am Sonntag ein paar Brummer gegeben zu haben, was der Erwartung entsprach.
Nicht der Erwartung und wohl auch nicht der Realität entspricht wohl das hier:
Märchenstunde
Leider sind die 1700m um gut 300 bis 400m zu tief gestapelt... es kann schon sein, dass am Schneeberg in der Früh 3 Flocken fallen, nur wen tangierts, wenn es in den meisten Tälern 14 bis 19 Grad haben wird. Tagsüber wird mit der starken (diffusen) Einstrahlung die 1500m Temperatur auf 6 Grad und mehr steigen, sodass man im Osten überhaupt keinen Berg mehr finden wird, auf dem Schnee fallen könnte... siehe Vorhersagediagramm für die Rax, wo es zu Mittag 6 Grad haben wird...
Na ja, lassen wir diese Nebensächlichkeiten beiseite. Was denke ich wirklich zählt, ist dass der April in seinen letzten Zügen zu seiner alten (Charakter)stärke zurückfindet. Die Unbeständigkeit lässt nach (ist das noch Deutsch ?) und da stehen noch ein paar recht feine Tage von Mittwoch bis Freitag/Samstag ins Haus. Der Mai, der könnte alles neu machen, ob das gut ist, sei erst einmal dahingestellt und Gegenstand einer folgenden Diskussion. Schönen Tag !
Lg
Manfred
Freitag, 22. April 2011
Studien eines Kaltlufftropfens
Hallo,
es wird wieder wieder interessant beim Wetter. Zwar kann man dem tagelangen Sonnenschein und den hohen Temperaturen durchaus Einiges abgewinnen, jetzt wirds aber wirklich Zeit dafür, dass man auf den Radarschirmen etwas zu sehen bekommt und die Permanentbewässerung von Gärten und ähnlichem einstellen kann. Die aktuelle Lage:
Weite Teile Euopas liegen unter einem fetten Hoch, flankiert wird es von einem sehr aktiven Tief über Spanien, sowie einem Trog über Nordwestrussland. Unsere Wetteränderung, die sich ab Sonntag abzeichnet ist auf dem Bild zu sehen.
Die Leserschaft sieht nichts ?. Nachhilfe :) : Es ist das Wolkenfeld über den Baltischen Staaten, das Einiges an Turbulenz in unser Wettergeschehen bringen wird.
Man sieht dort einen kleinen Trog, der in den letzten Tagen vom Atlantik kommend um das Skandinavienhoch herum gewandert ist. Die Frage ist nun, das dieser Trog weiter tut. Diese beantworte ich anhand der 12km Version des ARW:
Er schnürt sich vollkommen ab und wandert als Höhentief an der Südflanke des Hochs über Skandinavien bis Sonntag an unsere Ostgrenze. Dabei ist es nicht nur ein Höhentief, es ist ein so genannter Kaltllufttropfen. Der Unterschied liegt darin, dass unter einem Höhentief auch ein Bodentief ist. Unter einem Kaltlufttropfen findet man am Boden kein Tief mehr, es ist sozusagen das Endstadium eines Tiefs, eine Tiefleiche, die aber noch dazu im stande ist, für nette Wettererscheinungen zu sorgen.
Die Bezeichnung Kaltllufttropfen rührt daher, dass das Höhentief symmetrisch mit Kaltluft angefüllt ist, eine direkte Folgerung aus der Gasgleichung und der barometrischen Höhenformel. Diese Kaltluft ist labil geschichtet, die Schauerneigung nimmt am Sonntag sowohl von Südwesten her (Spanientief) als auch von Osten her zu.
Am Montag und am Dienstag liegt das Zentrum des Kaltlufttropfens genau über Österreich:
.. zum Mittwoch hin zieht er dann nach Westen weiter:
Dabei werden an seiner Ostflanke organisierte stratiforme Regenfälle simuliert:
Das kann man sich so erklären. Wenn der Kaltluftkörper abzieht, wird es, na no na net in allen Schichten wärmer, wir haben Warmluftadvektion. Der Kaltlufftropfen ist zyklonal gekrümmt, deswegen kann auch durchaus, wenn er nicht ganz symmetrisch ist, Vorticityadvektion auftreten. Beides zusammen spricht für verstärkte Hebung der Luft an der Ostflanke und dadurch auch für Niederschläge.
Es ist ein typisches Szenario für aus Osten durchziehende Kaltlufttropfen, dass ein Regenband die nachfolgende Erwärmung einleitet, und die können wir dann in der zweiten Wochenhälfte geniessen.
Lg
Manfred
es wird wieder wieder interessant beim Wetter. Zwar kann man dem tagelangen Sonnenschein und den hohen Temperaturen durchaus Einiges abgewinnen, jetzt wirds aber wirklich Zeit dafür, dass man auf den Radarschirmen etwas zu sehen bekommt und die Permanentbewässerung von Gärten und ähnlichem einstellen kann. Die aktuelle Lage:
Weite Teile Euopas liegen unter einem fetten Hoch, flankiert wird es von einem sehr aktiven Tief über Spanien, sowie einem Trog über Nordwestrussland. Unsere Wetteränderung, die sich ab Sonntag abzeichnet ist auf dem Bild zu sehen.
Die Leserschaft sieht nichts ?. Nachhilfe :) : Es ist das Wolkenfeld über den Baltischen Staaten, das Einiges an Turbulenz in unser Wettergeschehen bringen wird.
Man sieht dort einen kleinen Trog, der in den letzten Tagen vom Atlantik kommend um das Skandinavienhoch herum gewandert ist. Die Frage ist nun, das dieser Trog weiter tut. Diese beantworte ich anhand der 12km Version des ARW:
Er schnürt sich vollkommen ab und wandert als Höhentief an der Südflanke des Hochs über Skandinavien bis Sonntag an unsere Ostgrenze. Dabei ist es nicht nur ein Höhentief, es ist ein so genannter Kaltllufttropfen. Der Unterschied liegt darin, dass unter einem Höhentief auch ein Bodentief ist. Unter einem Kaltlufttropfen findet man am Boden kein Tief mehr, es ist sozusagen das Endstadium eines Tiefs, eine Tiefleiche, die aber noch dazu im stande ist, für nette Wettererscheinungen zu sorgen.
Die Bezeichnung Kaltllufttropfen rührt daher, dass das Höhentief symmetrisch mit Kaltluft angefüllt ist, eine direkte Folgerung aus der Gasgleichung und der barometrischen Höhenformel. Diese Kaltluft ist labil geschichtet, die Schauerneigung nimmt am Sonntag sowohl von Südwesten her (Spanientief) als auch von Osten her zu.
Am Montag und am Dienstag liegt das Zentrum des Kaltlufttropfens genau über Österreich:
.. zum Mittwoch hin zieht er dann nach Westen weiter:
Dabei werden an seiner Ostflanke organisierte stratiforme Regenfälle simuliert:
Das kann man sich so erklären. Wenn der Kaltluftkörper abzieht, wird es, na no na net in allen Schichten wärmer, wir haben Warmluftadvektion. Der Kaltlufftropfen ist zyklonal gekrümmt, deswegen kann auch durchaus, wenn er nicht ganz symmetrisch ist, Vorticityadvektion auftreten. Beides zusammen spricht für verstärkte Hebung der Luft an der Ostflanke und dadurch auch für Niederschläge.
Es ist ein typisches Szenario für aus Osten durchziehende Kaltlufttropfen, dass ein Regenband die nachfolgende Erwärmung einleitet, und die können wir dann in der zweiten Wochenhälfte geniessen.
Lg
Manfred
Mittwoch, 20. April 2011
Ruhige Kugel für Meteorologen ...
Hallo,
anschliessend an mein Sonntagsposting ist es wieder einmal Zeit für eine Bestandsaufnahme beim aktuellen Wettergeschehen. Das Problem an der Formulierung Wettergeschehen ist im Moment, dass nichts geschieht, zumindest nicht bei uns und den Nachbarn. Und zwar deshalb:
Über West- Mittel- Ost- und Südeuropa liegt ein Bombenhoch. Flankiert wird dieses von einer sehr ästhätischen Zyklone vor Portugal, einer weiteren bei Island, einer über Skandinavien und einem Trog (nicht mehr auf dem Ausschnitt zu sehen) weiter im Osten.
Auf der Höhenkarte sieht das so aus:
Das geschulte Auge erkennt hierbei eine Omegalage. Das abgeschlosse Hoch wird dabei an seine südwestlichen und südöstlichen Ecke von Tiefs flankiert. Diese Konstellation ist die stabilste unter allen denkbaren in den mittleren Breiten. Der Grund liegt in der Verteilung der Vorticity- und Temperaturadvektion bei so einer Lage: beide sind so gerichtet, dass das Hoch in der Mitte gestärkt wird und stationär bleibt, ebenso wie die flankierenden Tiefs. Sie rühren sich einfach nicht von der Stelle.
Deswegen sieht die Prognose für morgen und übermorgen aus wie die für heute:
Die Felder sind nahezu identisch, bis auf die Tatsache dass es Tag für Tag etwas wärmer wird.
Die derzeit relevante Frage unter Meteorologen ist also jene, wann diese Wetterlage kippt. Antwort: Das ist derzeit noch nicht abzusehen. Man müsste damit rechnen, dass der Block sich etwas weiter nach Osten verschiebt und die Portugiesin allmählich mehr Einfluss auf den Westen erhält. Ausserdem schummelt sich ein kleiner Kaltlufttropfen aus Osten an uns heran. Das heisst steigende Schauerneigung zu Wochenbeginn. Aber grundlegend ändert auch das nichts, die großräumige Konfiguration bleibt die selbe.
Auswege aus dem Schlammassel (wir sind arbeitslos, scherzerl) bieten EZ und GFS einhellig in skurriller Weise zum Ende der nächsten Woche, ausgelöst durch Downstream-Development:
Ein austrogendes System über dem Mittelatlantik baut einen Keil über dem Ostatlantik auf, an dessen Vorderseite aus Nordwesten oder Norden arktische Tiefs nach Mitteleuropa austrogen können. Klingt spekulativ und ist es auch. Mal schauen, morgen sieht der Ausweg mit Garantie weider anders aus.
Lg
Manfred
anschliessend an mein Sonntagsposting ist es wieder einmal Zeit für eine Bestandsaufnahme beim aktuellen Wettergeschehen. Das Problem an der Formulierung Wettergeschehen ist im Moment, dass nichts geschieht, zumindest nicht bei uns und den Nachbarn. Und zwar deshalb:
Über West- Mittel- Ost- und Südeuropa liegt ein Bombenhoch. Flankiert wird dieses von einer sehr ästhätischen Zyklone vor Portugal, einer weiteren bei Island, einer über Skandinavien und einem Trog (nicht mehr auf dem Ausschnitt zu sehen) weiter im Osten.
Auf der Höhenkarte sieht das so aus:
Das geschulte Auge erkennt hierbei eine Omegalage. Das abgeschlosse Hoch wird dabei an seine südwestlichen und südöstlichen Ecke von Tiefs flankiert. Diese Konstellation ist die stabilste unter allen denkbaren in den mittleren Breiten. Der Grund liegt in der Verteilung der Vorticity- und Temperaturadvektion bei so einer Lage: beide sind so gerichtet, dass das Hoch in der Mitte gestärkt wird und stationär bleibt, ebenso wie die flankierenden Tiefs. Sie rühren sich einfach nicht von der Stelle.
Deswegen sieht die Prognose für morgen und übermorgen aus wie die für heute:
Die Felder sind nahezu identisch, bis auf die Tatsache dass es Tag für Tag etwas wärmer wird.
Die derzeit relevante Frage unter Meteorologen ist also jene, wann diese Wetterlage kippt. Antwort: Das ist derzeit noch nicht abzusehen. Man müsste damit rechnen, dass der Block sich etwas weiter nach Osten verschiebt und die Portugiesin allmählich mehr Einfluss auf den Westen erhält. Ausserdem schummelt sich ein kleiner Kaltlufttropfen aus Osten an uns heran. Das heisst steigende Schauerneigung zu Wochenbeginn. Aber grundlegend ändert auch das nichts, die großräumige Konfiguration bleibt die selbe.
Auswege aus dem Schlammassel (wir sind arbeitslos, scherzerl) bieten EZ und GFS einhellig in skurriller Weise zum Ende der nächsten Woche, ausgelöst durch Downstream-Development:
Ein austrogendes System über dem Mittelatlantik baut einen Keil über dem Ostatlantik auf, an dessen Vorderseite aus Nordwesten oder Norden arktische Tiefs nach Mitteleuropa austrogen können. Klingt spekulativ und ist es auch. Mal schauen, morgen sieht der Ausweg mit Garantie weider anders aus.
Lg
Manfred
Sonntag, 17. April 2011
Stilles Extremwetter
Hallo,
manche Wetterszutände und abläufe sind extrem, aber keine Unwetter. Und gehen dabei so still und leise über die Bühne, dass man sie nicht bemerkt. So ist es mit dem bisherigen Wetterverlauf im April. Und es verspricht bis zum Monatsende noch extremer zu werden. Ein Mysterium ? Ganz und gar nicht. Ich spreche vom bisherigen Kilma im April.
Ein Blick auf die Temperaturabweichungen im Vergleich zum Klimaschnitt bis inkl. Sa. 16.4:
Verbreitet liegen die Abweichungen zwischen 2 und 4 Grad (nach oben). Das ist insofern umso extremer, als dass die Temperaturen (klimatologisch) zum Monatsende tendenziuell deutlich höher als zu Beginn sind, da die Sonnehöhe im Lauf des Monats rasch zunimmt. Es ist also bemerkenswert, dass die ersten 2 Wochen schon so einen Temperaturüberschuss gebracht haben.
Das Bild beim Regen ist sehr heterogen:
Nass war es bis jetzt nur in einigen Wiener Bezirken, sonst liegen die Werte im Durchschnitt oder deutlich darunter... Ein Bild an dem die nächsten 7 Tage nichts mehr ändern wird:
Die aktuelle Lage zeigt ein Hoch über Westeuropa, sowie ein Tief westlich von Island, dessen Warmluiftvorstoss an seiner Vorderseite nach Skandinavien gerichtet ist. Es braucht nicht allzuviel meteorologischen Intellekt zu assumieren, dass das Hoch deswegen seinen Schwerpunkt nach Skandinavien verlagern wird.
Für uns bedeutet das, dass die Strömung, wie jetzt schon der Fall auch die nächsten Tage über auf Ost stehen bleiben wird und damit recht warme Kontinentalluftmassen in den Alpenraum strömen werden. Laut Modellen ist die Lage so stabil, dass man auch am Ostersonntag noch dieses Muster findet..
Zum Monatsende kann man nur spekulieren.. wandert das Hoch nach Osten ab, so dreht die Strömung mehr auf Süd und es wird noch wärmer... ein rekordwarmer April steht im Raum. Wandert es nach Westen, käme ein Nordregime mit gedämpften Werten, die Abweichungen würden nicht mehr ganz so extrem ausfallen... Zum Ende der Woche weiß man mehr.
Lg
Manfred
manche Wetterszutände und abläufe sind extrem, aber keine Unwetter. Und gehen dabei so still und leise über die Bühne, dass man sie nicht bemerkt. So ist es mit dem bisherigen Wetterverlauf im April. Und es verspricht bis zum Monatsende noch extremer zu werden. Ein Mysterium ? Ganz und gar nicht. Ich spreche vom bisherigen Kilma im April.
Ein Blick auf die Temperaturabweichungen im Vergleich zum Klimaschnitt bis inkl. Sa. 16.4:
Das Bild beim Regen ist sehr heterogen:
Nass war es bis jetzt nur in einigen Wiener Bezirken, sonst liegen die Werte im Durchschnitt oder deutlich darunter... Ein Bild an dem die nächsten 7 Tage nichts mehr ändern wird:
Die aktuelle Lage zeigt ein Hoch über Westeuropa, sowie ein Tief westlich von Island, dessen Warmluiftvorstoss an seiner Vorderseite nach Skandinavien gerichtet ist. Es braucht nicht allzuviel meteorologischen Intellekt zu assumieren, dass das Hoch deswegen seinen Schwerpunkt nach Skandinavien verlagern wird.
Für uns bedeutet das, dass die Strömung, wie jetzt schon der Fall auch die nächsten Tage über auf Ost stehen bleiben wird und damit recht warme Kontinentalluftmassen in den Alpenraum strömen werden. Laut Modellen ist die Lage so stabil, dass man auch am Ostersonntag noch dieses Muster findet..
Zum Monatsende kann man nur spekulieren.. wandert das Hoch nach Osten ab, so dreht die Strömung mehr auf Süd und es wird noch wärmer... ein rekordwarmer April steht im Raum. Wandert es nach Westen, käme ein Nordregime mit gedämpften Werten, die Abweichungen würden nicht mehr ganz so extrem ausfallen... Zum Ende der Woche weiß man mehr.
Lg
Manfred
Freitag, 15. April 2011
Gedanken rund um Klima und Mensch
Hallo,
weil das Wetter der kommenden 5 Tage schön und damit langweilig für einen Wetterblogger wird, schreib ich mir zur. Abwechslung mal ein bisserl was anderes von der Seele.
Ich musste heute gezwungenermaßen mit dem Auto von Favoriten zum Arbeitsplatz fahren, und das zur Stoßzeit. Die Südosttangente war natürlich bummvoll mit Karossen, die witzigerweise nur zur Minderheit mit Wiener Kennzeichen versehen waren .. WU, MD, OP, WN, WB .. alles aus dem Radius von 100km um die Hauptstadt war zu sehen.
Ein bissl populistisch hab ich mich bei den Einzelnen, die so an mir vorbeischlichen, gefragt, warum er/sie denn nicht mit den Öffentlichen in die Arbeit fahren kann. Neben Spassargumenten (Körperfülle, Haartracht) lief es meiner Meinung nach meist auf Bequemlichkeit hinaus. Es ist relativ bequem, allein in einer 100 PS Schüssel von der Haustüre zum Büro zu fahren.
Bequem und dreckig. Klimaschändung, genaugenommen. Ich habe mich als Meteorologe schon recht besonnen damit abgefunden, dass die Erwärmung, die im Gange ist über die nächsten 50, 100 Jahre nicht enden wird, selbst wenn kein einziger Mensch mehr auf der Erde den Zündschlüssel einer benzin/dieselgetriebenen Karosse umdreht. Deswegen stelle ich es mir für die Politik umso schwerer vor, von den Leuten etwas zu fordern, dessen Effekt vielleicht dann zu sehen und zu spüren ist, wenn über den Gräbern der einzelnen Individuen schon 50 Jahre lang das Moos sprießt.
Im letzten Wahlkampf um Wien hat Frau Marek einmal gesagt, man kann es den Leuten nicht vorschreiben, mit welchem Verkehrsmittel sie wohin fahren, und welche Wege, seien sie auch noch so unnötig, zurückgelegt werden dürfen. Stimmt. Das beschneidet die persönlichen Rechte auf Bewegungsfreiheit des einzelnen Individuums. Ich finde aber, man sollte in dem Zusammenhang auch den Impact, also Einfluss auf die Welt um das Individuum herum betrachten und versuchen eine Vollkostenrechnung anzustellen.
Simpel gesagt, wenn du das Auto per Hetz und aus Faulheit nutzt, dann zahlst du dafür genauso viel, wie wir *anderen* brauchen um den Dreck an anderer Stelle wieder gut zu machen. Das würde dann für Bequemlichkeitsfahrer recht teuer... Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sich irgendein führender Politiker das traut...
Wenn man das dann vom Individualverkehr weggehend ausdehnt und weiterspinnt, sinkt der Mut zum Aufbruch rasch, denn dann geht man auf direkte Konfrontation mit Wirtschaftsinteressen von Nationalstaaten und noch schlimmer, Wirtschaftssupermächten.. und wie deren Einstellung zu Nachhaltigkeit beim Umgang mit Ressourcen beschrieben werden kann, lässt sich anhand eines Wortes vollziehen: Kyoto.
Wachstum, kurzfristig zufriedene Bürger der Industrienationen, Wählerstimmen versus Nachhaltigkeit. Wer gewinnt da wohl ?
Schönen Abend..
Manfred
P.S Selbstkritik muss sein: Ich hab mir interessehalber gerade eben ausgerechnet, wieviel CO2 ich durch meine Australienfliegerei im Jahr produziere. Ungeschönt: Was ein Auto, einzelbesetzt mit 30.000km im Jahr Fahrleistung im Vergleich dazu produziert, ist ein Witz: es ist um den Faktor 20 weniger. ... stimmt mich umso nachdenklicher.
weil das Wetter der kommenden 5 Tage schön und damit langweilig für einen Wetterblogger wird, schreib ich mir zur. Abwechslung mal ein bisserl was anderes von der Seele.
Ich musste heute gezwungenermaßen mit dem Auto von Favoriten zum Arbeitsplatz fahren, und das zur Stoßzeit. Die Südosttangente war natürlich bummvoll mit Karossen, die witzigerweise nur zur Minderheit mit Wiener Kennzeichen versehen waren .. WU, MD, OP, WN, WB .. alles aus dem Radius von 100km um die Hauptstadt war zu sehen.
Ein bissl populistisch hab ich mich bei den Einzelnen, die so an mir vorbeischlichen, gefragt, warum er/sie denn nicht mit den Öffentlichen in die Arbeit fahren kann. Neben Spassargumenten (Körperfülle, Haartracht) lief es meiner Meinung nach meist auf Bequemlichkeit hinaus. Es ist relativ bequem, allein in einer 100 PS Schüssel von der Haustüre zum Büro zu fahren.
Bequem und dreckig. Klimaschändung, genaugenommen. Ich habe mich als Meteorologe schon recht besonnen damit abgefunden, dass die Erwärmung, die im Gange ist über die nächsten 50, 100 Jahre nicht enden wird, selbst wenn kein einziger Mensch mehr auf der Erde den Zündschlüssel einer benzin/dieselgetriebenen Karosse umdreht. Deswegen stelle ich es mir für die Politik umso schwerer vor, von den Leuten etwas zu fordern, dessen Effekt vielleicht dann zu sehen und zu spüren ist, wenn über den Gräbern der einzelnen Individuen schon 50 Jahre lang das Moos sprießt.
Im letzten Wahlkampf um Wien hat Frau Marek einmal gesagt, man kann es den Leuten nicht vorschreiben, mit welchem Verkehrsmittel sie wohin fahren, und welche Wege, seien sie auch noch so unnötig, zurückgelegt werden dürfen. Stimmt. Das beschneidet die persönlichen Rechte auf Bewegungsfreiheit des einzelnen Individuums. Ich finde aber, man sollte in dem Zusammenhang auch den Impact, also Einfluss auf die Welt um das Individuum herum betrachten und versuchen eine Vollkostenrechnung anzustellen.
Simpel gesagt, wenn du das Auto per Hetz und aus Faulheit nutzt, dann zahlst du dafür genauso viel, wie wir *anderen* brauchen um den Dreck an anderer Stelle wieder gut zu machen. Das würde dann für Bequemlichkeitsfahrer recht teuer... Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sich irgendein führender Politiker das traut...
Wenn man das dann vom Individualverkehr weggehend ausdehnt und weiterspinnt, sinkt der Mut zum Aufbruch rasch, denn dann geht man auf direkte Konfrontation mit Wirtschaftsinteressen von Nationalstaaten und noch schlimmer, Wirtschaftssupermächten.. und wie deren Einstellung zu Nachhaltigkeit beim Umgang mit Ressourcen beschrieben werden kann, lässt sich anhand eines Wortes vollziehen: Kyoto.
Wachstum, kurzfristig zufriedene Bürger der Industrienationen, Wählerstimmen versus Nachhaltigkeit. Wer gewinnt da wohl ?
Schönen Abend..
Manfred
P.S Selbstkritik muss sein: Ich hab mir interessehalber gerade eben ausgerechnet, wieviel CO2 ich durch meine Australienfliegerei im Jahr produziere. Ungeschönt: Was ein Auto, einzelbesetzt mit 30.000km im Jahr Fahrleistung im Vergleich dazu produziert, ist ein Witz: es ist um den Faktor 20 weniger. ... stimmt mich umso nachdenklicher.
Donnerstag, 14. April 2011
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt
Hallo,
was wäre das Leben eines Forecasters, würde man nicht hin und wieder vom Wetter so richtig überrascht werden, also würde sich nicht beizeiten das Wetter so gar nicht das halten, was man sich im Hinterstübchen so überlegt. So geschehen in der letzten Nacht. Tatort: Ostösterreich.
Synoptik:
In der Nacht hat eine Okklusion des Osteuropatiefs die Osthälfte des Landes gestreift und dabei für teils kräftige Niederschläge gesorgt. Das war ja zu erwarten. Allerdings WO die heftigsten Niederschläge aufgetreten sind, das war nach allen klassischen konzeptionellen Modellen NICHT zu erwarten.
Die Modelle gingen recht einhellig von einer Nordstau-Verteilung aus (ein klassiker sozusagen). beispielhaft habe ich die ARW und Britenniederschlagssimulationen genommen (jeweils auf die Periode Mi 12Z bis Do. 12Z bezogen)
Mit den üblichen Differenzen und Eigenheiten des jeweiligen Modells versehen sagen eigentlich beide Simulationen für den vorhersageden Meteorologen das selbe aus: Kräftige Niederschläge im Stau des Wienerwaldes und der NÖ Voralpen.
Die Wahrheit sah am Donnerstag dann hingegen anders aus:
Die kräftigsten Niederschläge traten im LEE des Wienerwaldes und im LEE des Alpenostrandes auf. Man sieht die Zunge mit Werten über 20mm von Döbling über Brunn bis Puchberg und Payerbach reichen, Orte die allesam stromab eines markanten Gebirgszuges liegen. Das passt wiederum so nicht in die einfache Vorstellung, denn bei kräftiger Anströmung der Gebirge sollte der meisten Regen/Schnee im Luv fallen...
Man kann versuchen der Sache auf die Spur zu gehen...
Zuerst beweise ich erst einmal, dass die Orte mit den Niederschlagsmaxima wirklich im Lee der Gebirge lagen:
In 800 hPa (also rund 2000m Höhe( sieht man eine stürmische Strömung aus Nordwest, die über den Ostrand der Alpen fegt und über dem Wechsel bzw. der Südoststeiermark ihr Maximim mit bis zu 45, knapp 50 Knoten Mittelwind hat. Also würde man Lee am Alpensotrand erwarten.
Gehen wir etwas ins Detail:
Das ist die Karte der Feuchtekonvergenz am Boden. Diese Größe ist ein bissl komplex, beschreibt aber im Wesentlichen, wo Feuchtigkeit durch die Kombination aus Wind und Feuchtefeld konzentriert wird, und wo sie ausgedünnt wird.
Man sieht bei genauerem Hinsehen, dass Konvergenz (die Werte in Grün und Blau) über dem Wienerwald und im Luv der Kämme der Voralpen auftritt. Dort wird also Niederschlag produziert. Bei der gestrigen temperaturverteilung würde man davon ausgehen, dass effektive Niederschlagsproduktion (Vereisung) wohl ab ca 2500 bis 3000m Höhe stattgefunden hat.
Jetzt kommt der Clou... der Niederschlag wurde wohl im Stau der Gebirge produziert.. allerdings wehte in der Höhe der Wind mit 50 kt und mehr.. gehen wir davon aus dass Schnee/Regen für die 3000m bis zum Boden ca eine halbe Stunde braucht... ist das Niederschlagspartikel schon 30 bis 50km nach Südosten verweht worden....
Soll heißen. Die Modelle haben den Niederschlag schon an der richtigen Stelle produziert.. aber an der falschen Stelle fallengelassen. Das ist zumindest eine belastbare These... ich kann mich an einen Blogfall vom Dezember erinnern, in dem ähnliches geschah...
Lg
Manfred
was wäre das Leben eines Forecasters, würde man nicht hin und wieder vom Wetter so richtig überrascht werden, also würde sich nicht beizeiten das Wetter so gar nicht das halten, was man sich im Hinterstübchen so überlegt. So geschehen in der letzten Nacht. Tatort: Ostösterreich.
Synoptik:
In der Nacht hat eine Okklusion des Osteuropatiefs die Osthälfte des Landes gestreift und dabei für teils kräftige Niederschläge gesorgt. Das war ja zu erwarten. Allerdings WO die heftigsten Niederschläge aufgetreten sind, das war nach allen klassischen konzeptionellen Modellen NICHT zu erwarten.
Die Modelle gingen recht einhellig von einer Nordstau-Verteilung aus (ein klassiker sozusagen). beispielhaft habe ich die ARW und Britenniederschlagssimulationen genommen (jeweils auf die Periode Mi 12Z bis Do. 12Z bezogen)
Mit den üblichen Differenzen und Eigenheiten des jeweiligen Modells versehen sagen eigentlich beide Simulationen für den vorhersageden Meteorologen das selbe aus: Kräftige Niederschläge im Stau des Wienerwaldes und der NÖ Voralpen.
Die Wahrheit sah am Donnerstag dann hingegen anders aus:
Die kräftigsten Niederschläge traten im LEE des Wienerwaldes und im LEE des Alpenostrandes auf. Man sieht die Zunge mit Werten über 20mm von Döbling über Brunn bis Puchberg und Payerbach reichen, Orte die allesam stromab eines markanten Gebirgszuges liegen. Das passt wiederum so nicht in die einfache Vorstellung, denn bei kräftiger Anströmung der Gebirge sollte der meisten Regen/Schnee im Luv fallen...
Man kann versuchen der Sache auf die Spur zu gehen...
Zuerst beweise ich erst einmal, dass die Orte mit den Niederschlagsmaxima wirklich im Lee der Gebirge lagen:
In 800 hPa (also rund 2000m Höhe( sieht man eine stürmische Strömung aus Nordwest, die über den Ostrand der Alpen fegt und über dem Wechsel bzw. der Südoststeiermark ihr Maximim mit bis zu 45, knapp 50 Knoten Mittelwind hat. Also würde man Lee am Alpensotrand erwarten.
Gehen wir etwas ins Detail:
Das ist die Karte der Feuchtekonvergenz am Boden. Diese Größe ist ein bissl komplex, beschreibt aber im Wesentlichen, wo Feuchtigkeit durch die Kombination aus Wind und Feuchtefeld konzentriert wird, und wo sie ausgedünnt wird.
Man sieht bei genauerem Hinsehen, dass Konvergenz (die Werte in Grün und Blau) über dem Wienerwald und im Luv der Kämme der Voralpen auftritt. Dort wird also Niederschlag produziert. Bei der gestrigen temperaturverteilung würde man davon ausgehen, dass effektive Niederschlagsproduktion (Vereisung) wohl ab ca 2500 bis 3000m Höhe stattgefunden hat.
Jetzt kommt der Clou... der Niederschlag wurde wohl im Stau der Gebirge produziert.. allerdings wehte in der Höhe der Wind mit 50 kt und mehr.. gehen wir davon aus dass Schnee/Regen für die 3000m bis zum Boden ca eine halbe Stunde braucht... ist das Niederschlagspartikel schon 30 bis 50km nach Südosten verweht worden....
Soll heißen. Die Modelle haben den Niederschlag schon an der richtigen Stelle produziert.. aber an der falschen Stelle fallengelassen. Das ist zumindest eine belastbare These... ich kann mich an einen Blogfall vom Dezember erinnern, in dem ähnliches geschah...
Lg
Manfred