Hallo,
bei wunderschönem 63-er Regen schreibe ich diese Zeilen... nach der ausufernden Berichterstattung gestern beschränke ich mich auf das Wesentlichste.. wir hatten gestern, no na ned, einen sehr interessanten Gewittertag, mit einem Schwerpunkt der Aktivität im Nordostquadranten der Alpenrepublik...
Den silbernen Bundesregenvogel haben die Innsbrucker Kollegen mit teils mehr als 50mm in 24 Stunden abgeschossen, das soll gesondert erwähnt werden, da man aus Innsbruck abgesehen vom Wind und Temperaturen sonst eher selten herausragende Wetterwerte zu erwähnen hat :D Der Goldvogel geht natürlich an die Karnische Region.... aber das ist wiederum Nichts besonderes.
Gewittertechnisch war der Tag geprägt von 2 Frontlinien und einem dicken Cluster, der von Italien herein zog.
.. also von einer Front, die am Vormittag aktiv war und einer zweiten, die am Nachmittag und Abend noch den letzten Rest dessen, was die erste Front übrig ließ, ausgepresst hat.... und dem Überbleibsel einer Miss Italien. Auf der Blitzarchivkarte sieht das so aus:
auf der Radaranimation so....
auf der Blitzanimation so ....
gegen das, was sich aber nach Sonnenuntergang in Ungarn, Kroatien und der Slowakei abgespielt hat, war das aber allenfalls ein milder Aufguss...
Ich habe auch ein wenig gefilmt, das Ergebnis könnt ihr in den folgenden 2 Videos sehen:
Das Bow Echo gegen 13:30, dessen Kern über den Wiener Süden zog, vom Norden aus gefilmt:
Und die Squall Line am Abend gegen 19:50, im Wiener Süden gefilmt. Da sind ein paar gute Röhrer des Gewitters dabei ;)
Wohl bekomms !
Lg
Manfred
Samstag, 28. Mai 2011
Freitag, 27. Mai 2011
Tagesticker...
Hallo,
heute versuche ich mir mit der voranschreitenden Zeit einmal an einer etwas anderes Form des Bloggens: Einem Ereignisticker... also sequentiellen Kommentaren zur aktuellen Entwicklung über Österreich.
07:30
Die Front liegt quer über dem zentralen Bereichen Österreichs, davor ist eine Konvergenzlinie schon zum Wienerwald gerollt, mit dem Westwind hält sich hier eine tiefe Wolkenschicht.
Diese sollte sich, so die Vermutung im Lauf des Vormittags lichten. Aus Südtirol kommend rollt ein neues Wellentief heran, das den Wind östlich von Lienz-Linz bzw. St. Pölten nochmals auf südliche und östliche Richtungen drehen lassen sollte. Cape korrigiert bis ca. 1000, LI im Bereich -2 bis -4, Scherung zwischen Boden und 500 hPa um 14z im interessanten Bereich zwischen 30 und 45 kt... ist zumindest nicht Nichts bzw. hatten wir auch schon mal weniger prickelnde Werte bei pot. Schwergewitterlagen.
Annektdote zu gestern. Gestern abend habe ich das RTLII Wetter im Österreichfenster gesehen. Ich weiss nicht wer das produziert, aber wenn jemand mit norddeutschem Akzent von der Nordhälfte Österreichs spricht, dann musste ich krampfhaft für 5 Minuten mit den Augen rollen. Die Regionen Norden/Osten/Süden/Westen halten sich NICHT an Bundeslandgrenzen, Österreich hat aufgrund seiner Form zwar eine West- und Osthälfte, einen Norden und einen Süden aber sicher keine Nord- und Südhälfte. Schwer, aber kapierbar, oder ?
Update 11:20
.. mittlerweile haben sich einzelne Zellen im Bereich der Niederen Tauern gebildet..
Auf dem Satellitenbild ist zu sehen dass der Osten, Südosten und Süden wolkenfrei sind...
.. aus der Schweiz und aus Italien greift die neue Welle auf den Westen über...
im Windfeld sieht man eine ausgeprägte Konvergenz über dem östlichen Alpenhauptkamm... im Osten hat der Wind auf Nord bis Nordost gedreht .. (Einströmen in ein neues theremisches/Wellentief)
.. in deren Bereich man auch hochenergetische Luftmassen am Boden sieht.
In den nächsten Stunden sollte das thermische/Wellentief stärker zu saugen beginnen, mal schauen wie es in 2 Stunden aussieht..
14:45
Etwas später als geplant, aber ich hoffe, die folgende Radarsequenz seit meiner letzten Meldung erklärt warum:
Das vorherige Echo über den Niederen Tauern hat sich zu einem Bow-Echo entwickelt und ist mit ca 25kt behende nach Nordosten gezogen. Dabei hat es meinen Standort (Wien Brigittenau) überquert und ich war mit Video drehen beschäftigt .... das stelle ich zu einem späteren Zeitpunkt zur Verfügung. Aktuell zieht die Zelle übers Marchfeld Richtung Slowakei. In den nächsten Stunden dürften sich neue Zellen von den Niederen Tauern bis zum Wechsel und südostwärts davon entwickeln.
17:30
Mittlerweile gestaltet sich die Situation am Radarschirm so:
Eine starke Zelle zieht über das Rax-Semmeringgebiet nach Nordosten ... über Oberösterreich hat sich vor der zweiten Wellenfront ein Böenlinienartiges Gebilde nach Osten hin abgesetzt....
Dort befindet sich eine starke Konvergenzlinie:
Auch das Drucktendenzsignal untermal das lebhaft: Starker Druckfall im Osten der Konvergenz, starker Druckfall westlich davon:
Es ist also möglich, dass sich im Vorfeld der Konvergenz nochmals Konvektion ausbildet...
Die Niederschlagsraten an der Wellenfront sind teils erheblich:
Im gewittrigen Regen fallen teils bis zu 16, 17 L/m² und Stunde. Der heftige Regen in Tirol, namentlich um Innsbruck herum und im Unterland scheint vorerst einmal einer Pause entgegenzugehen...
Update 20:10
Wie befürchtet ist die Konvektion an der massiven Konvergenzlinie nochmals losgegangen. Die Sequenz der folgenden Radarbilder lasse ich unkommentiert, weil sie eh für sich sprechen:
Damnit schließe ich den heutigen Ticker. War ein stressiger Tag, das alles neben der Arbeit zu tun, war aber spassig :) Einiges an Videomaterial zur Squall am Nachmittag und zur Squall am Abend habe ich noch, muss ich noch aber noch schneiden etc und daraduf habe ich ehrlichgesagt jetzt keine Lust mehr.. Die Zusammenfassung mit Radar- und Blitzloops kommt dann eh morgen oder am Sonntag ..
Lg
Manfred
heute versuche ich mir mit der voranschreitenden Zeit einmal an einer etwas anderes Form des Bloggens: Einem Ereignisticker... also sequentiellen Kommentaren zur aktuellen Entwicklung über Österreich.
07:30
Die Front liegt quer über dem zentralen Bereichen Österreichs, davor ist eine Konvergenzlinie schon zum Wienerwald gerollt, mit dem Westwind hält sich hier eine tiefe Wolkenschicht.
Diese sollte sich, so die Vermutung im Lauf des Vormittags lichten. Aus Südtirol kommend rollt ein neues Wellentief heran, das den Wind östlich von Lienz-Linz bzw. St. Pölten nochmals auf südliche und östliche Richtungen drehen lassen sollte. Cape korrigiert bis ca. 1000, LI im Bereich -2 bis -4, Scherung zwischen Boden und 500 hPa um 14z im interessanten Bereich zwischen 30 und 45 kt... ist zumindest nicht Nichts bzw. hatten wir auch schon mal weniger prickelnde Werte bei pot. Schwergewitterlagen.
Annektdote zu gestern. Gestern abend habe ich das RTLII Wetter im Österreichfenster gesehen. Ich weiss nicht wer das produziert, aber wenn jemand mit norddeutschem Akzent von der Nordhälfte Österreichs spricht, dann musste ich krampfhaft für 5 Minuten mit den Augen rollen. Die Regionen Norden/Osten/Süden/Westen halten sich NICHT an Bundeslandgrenzen, Österreich hat aufgrund seiner Form zwar eine West- und Osthälfte, einen Norden und einen Süden aber sicher keine Nord- und Südhälfte. Schwer, aber kapierbar, oder ?
Update 11:20
.. mittlerweile haben sich einzelne Zellen im Bereich der Niederen Tauern gebildet..
Auf dem Satellitenbild ist zu sehen dass der Osten, Südosten und Süden wolkenfrei sind...
.. aus der Schweiz und aus Italien greift die neue Welle auf den Westen über...
im Windfeld sieht man eine ausgeprägte Konvergenz über dem östlichen Alpenhauptkamm... im Osten hat der Wind auf Nord bis Nordost gedreht .. (Einströmen in ein neues theremisches/Wellentief)
.. in deren Bereich man auch hochenergetische Luftmassen am Boden sieht.
In den nächsten Stunden sollte das thermische/Wellentief stärker zu saugen beginnen, mal schauen wie es in 2 Stunden aussieht..
14:45
Etwas später als geplant, aber ich hoffe, die folgende Radarsequenz seit meiner letzten Meldung erklärt warum:
Das vorherige Echo über den Niederen Tauern hat sich zu einem Bow-Echo entwickelt und ist mit ca 25kt behende nach Nordosten gezogen. Dabei hat es meinen Standort (Wien Brigittenau) überquert und ich war mit Video drehen beschäftigt .... das stelle ich zu einem späteren Zeitpunkt zur Verfügung. Aktuell zieht die Zelle übers Marchfeld Richtung Slowakei. In den nächsten Stunden dürften sich neue Zellen von den Niederen Tauern bis zum Wechsel und südostwärts davon entwickeln.
17:30
Mittlerweile gestaltet sich die Situation am Radarschirm so:
Eine starke Zelle zieht über das Rax-Semmeringgebiet nach Nordosten ... über Oberösterreich hat sich vor der zweiten Wellenfront ein Böenlinienartiges Gebilde nach Osten hin abgesetzt....
Dort befindet sich eine starke Konvergenzlinie:
Auch das Drucktendenzsignal untermal das lebhaft: Starker Druckfall im Osten der Konvergenz, starker Druckfall westlich davon:
Es ist also möglich, dass sich im Vorfeld der Konvergenz nochmals Konvektion ausbildet...
Die Niederschlagsraten an der Wellenfront sind teils erheblich:
Im gewittrigen Regen fallen teils bis zu 16, 17 L/m² und Stunde. Der heftige Regen in Tirol, namentlich um Innsbruck herum und im Unterland scheint vorerst einmal einer Pause entgegenzugehen...
Update 20:10
Wie befürchtet ist die Konvektion an der massiven Konvergenzlinie nochmals losgegangen. Die Sequenz der folgenden Radarbilder lasse ich unkommentiert, weil sie eh für sich sprechen:
Damnit schließe ich den heutigen Ticker. War ein stressiger Tag, das alles neben der Arbeit zu tun, war aber spassig :) Einiges an Videomaterial zur Squall am Nachmittag und zur Squall am Abend habe ich noch, muss ich noch aber noch schneiden etc und daraduf habe ich ehrlichgesagt jetzt keine Lust mehr.. Die Zusammenfassung mit Radar- und Blitzloops kommt dann eh morgen oder am Sonntag ..
Lg
Manfred
Mittwoch, 25. Mai 2011
Schwere Gewitter am Freitag
Hallo,
die erste Wetterlage des Jahres 2011, bei der im Ostalpenraum verbreitet organisierte Konvektion auftreten kann, bahnt sich an. Nachdem die 30 Grad-Marke ja schon ein paar Tage früher als geplant gestern geknackt wurde, kann man guten Gewissens davon sprechen, dass wir jetzt in die Hochsaison der Gewittertätigkeit eintreten. Die Ausgangslage:
Letzte Nacht hat uns eine recht unwirksame Kaltfront überquert, sie trennt feuchtwarme Luft im Süden von trocken-kühler im Norden. Diese Front ist von mit einer Shapiro-Keyser artigen Zyklone über Schottland verbunden, daraus kann man ganz einfach ableiten, dass am Donnerstag wieder die Warmluft in Österreich im Vormarsch ist.
Schön anzusehen ist auch die Animation,m wie es zu dieser Situation am Satellitenbild gekommen ist: (letzte 72h)
Die Kaltfront der Zyklone zieht behende weiter nach Osten und erreicht am Donnerstag Abend schon die Westalpen, im Vorfeld können in der labilen Warmluft bereits einzelne, gröbere Zellen in Westösterreich und Bayern auftreten:
Die Scherung in dem relevanten Zwickel beträgt zwischen 0 und 9km ca. 45 kt. Das ist nicht allzuviel, aber auch nicht Nichts, somit könnte man von einzelnen, längerlebigen Komplexen mit brauchbarer Zuggeschwindigkeit ausgehen.
Im Osten ist die Erwärmung der Luftmasse erst spät am Tag abgeschlossen, was man anhand der hohen Stabilitätswerte tagsüber ausmachen kann:
In der Nacht auf Freitag legt sich die Kaltftront bereits an die westlichen Alpennordseite, hier ist die Gewittergefahr damit gebannt. Im Osten und speziell im Südosten sieht die Situation am Freitag zu Mittag so aus:
Je nach Modellauf steht um 14 Uhr Ortszeit die Front auf einer Linie Osttirol-St. Pölten, östlich davon herrschen labile Verhältnisse. Es kann dabei gut sein, dass dies ein gutes Setup für die Bildung einer Gewitterlinie (Squalline) ist, die sich an der Alpennordseite bildet, den Osten überrennt und später in den Südosten und Osten übergreift. Squallines bringen im Modellsignal kräftige Regenfälle ...
sowie eine vorlaufende Sturmlinie:
Vieles wird am Timing hängen. Kommt die Front nur etwas früher, wird sich die *Gefahr* nur auf den Südosten und Süden einschränken, kommt sie etwas später am Tag, so sind deutlich mehr Gebiete von wahrscheinlich noch stärkeren Gewittern betroffen. Wahrscheinlich lässt sich hier morgen eine genauere Einschätzung treffen.
Lg
Manfred
die erste Wetterlage des Jahres 2011, bei der im Ostalpenraum verbreitet organisierte Konvektion auftreten kann, bahnt sich an. Nachdem die 30 Grad-Marke ja schon ein paar Tage früher als geplant gestern geknackt wurde, kann man guten Gewissens davon sprechen, dass wir jetzt in die Hochsaison der Gewittertätigkeit eintreten. Die Ausgangslage:
Letzte Nacht hat uns eine recht unwirksame Kaltfront überquert, sie trennt feuchtwarme Luft im Süden von trocken-kühler im Norden. Diese Front ist von mit einer Shapiro-Keyser artigen Zyklone über Schottland verbunden, daraus kann man ganz einfach ableiten, dass am Donnerstag wieder die Warmluft in Österreich im Vormarsch ist.
Schön anzusehen ist auch die Animation,m wie es zu dieser Situation am Satellitenbild gekommen ist: (letzte 72h)
Die Kaltfront der Zyklone zieht behende weiter nach Osten und erreicht am Donnerstag Abend schon die Westalpen, im Vorfeld können in der labilen Warmluft bereits einzelne, gröbere Zellen in Westösterreich und Bayern auftreten:
Die Scherung in dem relevanten Zwickel beträgt zwischen 0 und 9km ca. 45 kt. Das ist nicht allzuviel, aber auch nicht Nichts, somit könnte man von einzelnen, längerlebigen Komplexen mit brauchbarer Zuggeschwindigkeit ausgehen.
Im Osten ist die Erwärmung der Luftmasse erst spät am Tag abgeschlossen, was man anhand der hohen Stabilitätswerte tagsüber ausmachen kann:
In der Nacht auf Freitag legt sich die Kaltftront bereits an die westlichen Alpennordseite, hier ist die Gewittergefahr damit gebannt. Im Osten und speziell im Südosten sieht die Situation am Freitag zu Mittag so aus:
Je nach Modellauf steht um 14 Uhr Ortszeit die Front auf einer Linie Osttirol-St. Pölten, östlich davon herrschen labile Verhältnisse. Es kann dabei gut sein, dass dies ein gutes Setup für die Bildung einer Gewitterlinie (Squalline) ist, die sich an der Alpennordseite bildet, den Osten überrennt und später in den Südosten und Osten übergreift. Squallines bringen im Modellsignal kräftige Regenfälle ...
sowie eine vorlaufende Sturmlinie:
Vieles wird am Timing hängen. Kommt die Front nur etwas früher, wird sich die *Gefahr* nur auf den Südosten und Süden einschränken, kommt sie etwas später am Tag, so sind deutlich mehr Gebiete von wahrscheinlich noch stärkeren Gewittern betroffen. Wahrscheinlich lässt sich hier morgen eine genauere Einschätzung treffen.
Lg
Manfred
Montag, 23. Mai 2011
Wenn Wärmegewitter giftig werden
Hallo,
nach einer kleinen Nachdenkpause gehe ich in meinen heutigen Ausschweifungen nochmals auf die Wetterentwicklung am Samstag ein. Wie der geneigte Leser und vor allem die noch geneigtere Leserin den Nachrichten entnehmen konnte, sind einzelne Ortschaften im Weinviertel am Samstag am frühen Abend ziemlich verwüstet worden, was ich einig erhellen möchte.
Präliminar ist zu sagen, dass unter Wetterexperten, seien sie akademisch vorgebildet oder nicht, durch die Bank einen Trend gibt, den Begriff des Schwergewitters mit dem Grad der Organisation der Konvektion in Zusammenhang zu bringen, in etwa so:
1- Einzelzelle (Wärmegewitter) - Veilchen
2 - Multizelle - ok
3 - MCC/MCS/Squalline/Bow Echo - Nicht schlecht
4 - Superzelle - Hammer
Das entspricht zwar einer theoretischen Verteilung von Schwergewitterphänomenen (Regenmengen/Hagelgröße/Sturmstärke), aber nicht in jedem Fall einer praktischen. Und am Samstag war eben so ein Fall, wo man mit dieser theoretischen Erwartungshaltung ziemlich eingefahren ist.
Der Radarloop:
Am Anfang des Loops ist die Welt noch in Ordnung. Die ersten Wärmegewitter entstehen über dem Berg- und Hügelland, und bleiben im Wesentlichen dort. Sie verschmelzen allmählich zu größeren Komplexen (Mulitizellen, teils mesoskalige Verbände). Dann springt das Ganze ins Flachland und versenkt den Bezirk Korneuburg.
Gegen 16 Uhr ...
....... erreicht die Energie der Luft in Bodennähe mit Theta-E Werten bis 53°C ihr tägliches Maximum, sodass die Zellen nun auch von sich aus ins Flachland übergreifen bzw. dort entstehen.
Über dem Norden Wiens bilden sich kleine Zellen, die durch den Ausfluss einer Zelle über dem Wienerwald getriggert wurden. Andererseits bilden sich auch in Tschechien nahe der Grenze kleine Zellen in einer Art Linienverband..
Eine Stunde später sind die Wiener Zellen weiter nach Norden gewandert, die Tschechischen hingegen nach Süden.... das passt zur Bodenwindverteilung:
Über Wien ssteht der Wind auf Westwüdwest (der Ausfluss der Wienerwaldzelle), im Weinviertel auf Nord (Ausfluss der Tschechischen Zellen bzw. synoptische Windrichtung). Hier herrscht in einem Streifen nördlich von Wind also kräftige Konvergenz...
Wer nun glaubt, dass die beiden Linien nun ineinanderlaufen würden, der irrt. Die Natur hat etwas viel effizienteres im Sinn:
Zwischen beiden Gebieten entsteht neue Konvektion, getrieben durch den Zusammenprall der Ausflussgebiete. Und da sich die Druckgegensätze, die die Lokalwinde treiben, nur langsam abflachen, dauert die Konvergenz an und das hält die Zelle(n) sandwichmässig lange am Leben, länger als es einer Multizelle zusteht. Die Folgen kann man in den Nachrichten nachlesen.
Fazit: Bei hohen CAPE-Werten, aber schwachen Scherungswerten besteht immer auch die Gefahr, dass die Ausflussregimes benachtbarter Einzel- oder Multizellen derart mitienander interagieren, dass sie Sandwichzellen dazwischen unverhältnismässig lange erhalten können, und damit sehr indirekt für große Regenmengen verantwortlich sein können.
Man spricht in einzelnen Landstrichen unter dieser Zelle von Mengen teils über 100 L/m² ! Das ist die weniger schöne Seite der Wärmegewitter mit geringer Dynamik, die in die Literatur selten Eingang findet und auch in der Warnarbeit zu den schwierigsten Wetterlagen zählt.
Lg
Manfred
nach einer kleinen Nachdenkpause gehe ich in meinen heutigen Ausschweifungen nochmals auf die Wetterentwicklung am Samstag ein. Wie der geneigte Leser und vor allem die noch geneigtere Leserin den Nachrichten entnehmen konnte, sind einzelne Ortschaften im Weinviertel am Samstag am frühen Abend ziemlich verwüstet worden, was ich einig erhellen möchte.
Präliminar ist zu sagen, dass unter Wetterexperten, seien sie akademisch vorgebildet oder nicht, durch die Bank einen Trend gibt, den Begriff des Schwergewitters mit dem Grad der Organisation der Konvektion in Zusammenhang zu bringen, in etwa so:
1- Einzelzelle (Wärmegewitter) - Veilchen
2 - Multizelle - ok
3 - MCC/MCS/Squalline/Bow Echo - Nicht schlecht
4 - Superzelle - Hammer
Das entspricht zwar einer theoretischen Verteilung von Schwergewitterphänomenen (Regenmengen/Hagelgröße/Sturmstärke), aber nicht in jedem Fall einer praktischen. Und am Samstag war eben so ein Fall, wo man mit dieser theoretischen Erwartungshaltung ziemlich eingefahren ist.
Der Radarloop:
Am Anfang des Loops ist die Welt noch in Ordnung. Die ersten Wärmegewitter entstehen über dem Berg- und Hügelland, und bleiben im Wesentlichen dort. Sie verschmelzen allmählich zu größeren Komplexen (Mulitizellen, teils mesoskalige Verbände). Dann springt das Ganze ins Flachland und versenkt den Bezirk Korneuburg.
Gegen 16 Uhr ...
....... erreicht die Energie der Luft in Bodennähe mit Theta-E Werten bis 53°C ihr tägliches Maximum, sodass die Zellen nun auch von sich aus ins Flachland übergreifen bzw. dort entstehen.
Über dem Norden Wiens bilden sich kleine Zellen, die durch den Ausfluss einer Zelle über dem Wienerwald getriggert wurden. Andererseits bilden sich auch in Tschechien nahe der Grenze kleine Zellen in einer Art Linienverband..
Eine Stunde später sind die Wiener Zellen weiter nach Norden gewandert, die Tschechischen hingegen nach Süden.... das passt zur Bodenwindverteilung:
Über Wien ssteht der Wind auf Westwüdwest (der Ausfluss der Wienerwaldzelle), im Weinviertel auf Nord (Ausfluss der Tschechischen Zellen bzw. synoptische Windrichtung). Hier herrscht in einem Streifen nördlich von Wind also kräftige Konvergenz...
Wer nun glaubt, dass die beiden Linien nun ineinanderlaufen würden, der irrt. Die Natur hat etwas viel effizienteres im Sinn:
Zwischen beiden Gebieten entsteht neue Konvektion, getrieben durch den Zusammenprall der Ausflussgebiete. Und da sich die Druckgegensätze, die die Lokalwinde treiben, nur langsam abflachen, dauert die Konvergenz an und das hält die Zelle(n) sandwichmässig lange am Leben, länger als es einer Multizelle zusteht. Die Folgen kann man in den Nachrichten nachlesen.
Fazit: Bei hohen CAPE-Werten, aber schwachen Scherungswerten besteht immer auch die Gefahr, dass die Ausflussregimes benachtbarter Einzel- oder Multizellen derart mitienander interagieren, dass sie Sandwichzellen dazwischen unverhältnismässig lange erhalten können, und damit sehr indirekt für große Regenmengen verantwortlich sein können.
Man spricht in einzelnen Landstrichen unter dieser Zelle von Mengen teils über 100 L/m² ! Das ist die weniger schöne Seite der Wärmegewitter mit geringer Dynamik, die in die Literatur selten Eingang findet und auch in der Warnarbeit zu den schwierigsten Wetterlagen zählt.
Lg
Manfred
Samstag, 21. Mai 2011
Fleckerlteppich: Wärmegewitter en Masse
Hallo,
wir Österreich haben so schöne Ausdrücke in der Alltagssprache, die allzuoft genau auf das Wettergeschehen in diesem Lande zutreffen. So wie heute, der Überschrift zu entnehmen. Die synoptische Erwartung war in der durchgeheizten Luftmasse die Bildung zahlreicher Wärmegwitter, die auch ins Flachland übergreifen können. Im Modell der persönlichen Wahl äussert sich so etwas folgendermassen:
Natürlich ist keines der Modellgewitter an der Stelle wo es sich befinden hätte sollen, man nimmt ja sowas nur als Indiz, was in etwa passieren wird..
Auf dem Satbild sieht das dann nämlich in Wahrheit so aus:
Auf dem Radar so:
Alte Zellen mit weitflächigen Ambossen, daneben junge, frisch aufschiessende, wie über dem Westen Wiens...
Diese konnte ich von Kernfavoriten aus festhalten:
.. über dem Lainzer Tiergarten lokalisiert handelt es sich um ein kerzengerades Wärmegewitter. Die Fallstreifen sind wie mit dem Lineal gezogen, nur ganz unter gibt es eine Aufweitung, also ein paar Böen.. Laut Augenzeugen gab es im Kernbereich immerhin Hagel bis 1, 2cm Durchmesser.
Aus Nordosten wird es wenig angefüttert.. auch diese Zellen sind kerzengerade..
Und da bildete sich ein Privatschauer für die Oberlaaerstrasse, der mir heute das Gießen ersparte... ;)
Schönen Samstagabend !
Lg
Manfred
wir Österreich haben so schöne Ausdrücke in der Alltagssprache, die allzuoft genau auf das Wettergeschehen in diesem Lande zutreffen. So wie heute, der Überschrift zu entnehmen. Die synoptische Erwartung war in der durchgeheizten Luftmasse die Bildung zahlreicher Wärmegwitter, die auch ins Flachland übergreifen können. Im Modell der persönlichen Wahl äussert sich so etwas folgendermassen:
Natürlich ist keines der Modellgewitter an der Stelle wo es sich befinden hätte sollen, man nimmt ja sowas nur als Indiz, was in etwa passieren wird..
Auf dem Satbild sieht das dann nämlich in Wahrheit so aus:
Auf dem Radar so:
Alte Zellen mit weitflächigen Ambossen, daneben junge, frisch aufschiessende, wie über dem Westen Wiens...
Diese konnte ich von Kernfavoriten aus festhalten:
.. über dem Lainzer Tiergarten lokalisiert handelt es sich um ein kerzengerades Wärmegewitter. Die Fallstreifen sind wie mit dem Lineal gezogen, nur ganz unter gibt es eine Aufweitung, also ein paar Böen.. Laut Augenzeugen gab es im Kernbereich immerhin Hagel bis 1, 2cm Durchmesser.
Aus Nordosten wird es wenig angefüttert.. auch diese Zellen sind kerzengerade..
Und da bildete sich ein Privatschauer für die Oberlaaerstrasse, der mir heute das Gießen ersparte... ;)
Schönen Samstagabend !
Lg
Manfred
Donnerstag, 19. Mai 2011
Zurück im Frühsommer: Gewittervorschau
Hallo,
routinemäßig und ohne gröbere Probleme bin ich seit gestern 10:52 wieder auf österreichischem Boden.. Damit sind seit dem Abheben in Melbourne am Dienstag exakt 26 Stunden und 22 Minuten vergangen, exakt 8 Minuten weniger als geplant ;).
Weitaus wichtiger als diese Zenitersparnis ist der Umstand, dass man über das Wetter dieser Tage nichts zu meckern hat. Es ist warm, es ist sonnig und es wird gewittrig ! Herz, was willst du mehr. Die Ausgangslage:
Über Mitteleuropa dominiert flacher Hochdruckeinfluss. Nennenswerte Luftmassengrenzen findet man im nördlichen Mitteleuropa in Form einer Kaltfront, in Westeuropa in Form einer wellenden Frontalzone und über Nordafrika in Form des Vorstosses heißer Saharaluft aus Südwesten. Dabei besteht für uns erst einmal keine Chance, dass die Kaltluft vom Atlantik zu uns kommt, das Tief über Spanien hält mit einer Gegenbewegung dagegen.
Ohne großartigen Zustrom von Warm,- oder Kaltluft kann man bis Samstag ein Sommerphänomen über Zentraleuropa beobachten, das in flachen Sommerhochs immer wieder auftritt: Zunehmende Labilisierung durch bodennahe Aufheizung. Ich zeige das am 72h Forecastloop von CAPE und LI:
Man sieht das tageszeitliche Pulisieren der Labilität und die Grenze zu den stabilen Luftmassen quer über Polen, Deutschland und Frankreich. Bis inklusive Samstag haben wir es , auf den Alpenraum bezogen, also mit einer typischen Verteilung von Luftmassengewittern jeweils an den Nachmittagen zu tun. Auslösung zuerst über dem Gebirge, und dann auch zaghaft über dem Flachland. Während es heute nur einzelne Zellen über dem Flachland schaffen werden, werden es morgen schon mehr und am Samstag dann noch mehr. Dabei darf man sich keine Besonderheiten erwarten, die Luftmasse steht beinahe und wenn die Orografie nicht wirklich mithilft, werden wir einige zwar fotogene Zellen aber ohne besonderes Schwergewitterpotential (Hagel, Sturm, Tornado) bekommen. Wiederum wird das Glück denen helfen, die mit Fotoapparat ausgerüstet durchs Leben gehen.
Am Sonntag ändert sich das Ganze:
Ein atlantischer Trog greift von Westen her auf den Kontinent über. An seiner Vorderseite erreicht eine Kaltfront Österreich. Gerade das GFS fährt wiederum mit einer interessanten Variante des Ablaufes auf. Ein Blick auf die CAPE-Prognose:
Am Sonntag Nachmittag sieht man eine Biforkation (Zweigabelung) der CAPE-Verteilung über den Alpen. Ein Maximum im Osten, eines über den zentralen Bereichen, zwischen stabilere Luftmassen..
Man sieht in der Windprognose, dass die stabilen Werte hinter einem Windsprung auf West, der quer über Niederösterreich verläuft auftreten.
Um alle Zweifel zu besteigen, der Blick auf die Luftmassenverteilung: Der Windsprung (rote Linie) bringt keinen Luftmassenwechsel mit sich, die eigentliche Kaltfront erreicht im Modell zu diesem Zeitpunkt erst die Schweiz. Im Bereich der präfrontalen Warmluft bildet sich im Model eine Konvergenzlinie (wie letzten Samstag ..), an der Gewitter ausgelöst werden, die dann organisiert nach Osten ziehen. Vor dem Eintrffen der wirklichen Kaltfront am Abend kann es dann nochmals labilisieren.
Das Potential für Schwergewitter ist nach den klassischen Parametern (CAPE, Scherung) wiederum nicht festzmachen. Hoher CAPE, aber geringe Atmosphärische Scherung lassen keine Schwergewitter zu. Allerings kann die Konvergenzlinie und vor allem die orografische Modifikation der Strömung durch die Alpen kleinräumig sehr wohl gute Bedingungen zur Entwicklung organisierter Konvektion schaffen. Es wäre nicht weiter verwunderlich, denn die Merkregel sagt, dass in der Zeit von Mitte Mai bis Mitte August jeder markante Kaltfrontdurchgang zur Bildung heftiger Gewitter über Österreich beiträgt, egal wie das Scherungsfeld großräumig aussieht.
Lg und schönen Nachmittag
Manfred
routinemäßig und ohne gröbere Probleme bin ich seit gestern 10:52 wieder auf österreichischem Boden.. Damit sind seit dem Abheben in Melbourne am Dienstag exakt 26 Stunden und 22 Minuten vergangen, exakt 8 Minuten weniger als geplant ;).
Weitaus wichtiger als diese Zenitersparnis ist der Umstand, dass man über das Wetter dieser Tage nichts zu meckern hat. Es ist warm, es ist sonnig und es wird gewittrig ! Herz, was willst du mehr. Die Ausgangslage:
Über Mitteleuropa dominiert flacher Hochdruckeinfluss. Nennenswerte Luftmassengrenzen findet man im nördlichen Mitteleuropa in Form einer Kaltfront, in Westeuropa in Form einer wellenden Frontalzone und über Nordafrika in Form des Vorstosses heißer Saharaluft aus Südwesten. Dabei besteht für uns erst einmal keine Chance, dass die Kaltluft vom Atlantik zu uns kommt, das Tief über Spanien hält mit einer Gegenbewegung dagegen.
Ohne großartigen Zustrom von Warm,- oder Kaltluft kann man bis Samstag ein Sommerphänomen über Zentraleuropa beobachten, das in flachen Sommerhochs immer wieder auftritt: Zunehmende Labilisierung durch bodennahe Aufheizung. Ich zeige das am 72h Forecastloop von CAPE und LI:
Man sieht das tageszeitliche Pulisieren der Labilität und die Grenze zu den stabilen Luftmassen quer über Polen, Deutschland und Frankreich. Bis inklusive Samstag haben wir es , auf den Alpenraum bezogen, also mit einer typischen Verteilung von Luftmassengewittern jeweils an den Nachmittagen zu tun. Auslösung zuerst über dem Gebirge, und dann auch zaghaft über dem Flachland. Während es heute nur einzelne Zellen über dem Flachland schaffen werden, werden es morgen schon mehr und am Samstag dann noch mehr. Dabei darf man sich keine Besonderheiten erwarten, die Luftmasse steht beinahe und wenn die Orografie nicht wirklich mithilft, werden wir einige zwar fotogene Zellen aber ohne besonderes Schwergewitterpotential (Hagel, Sturm, Tornado) bekommen. Wiederum wird das Glück denen helfen, die mit Fotoapparat ausgerüstet durchs Leben gehen.
Am Sonntag ändert sich das Ganze:
Ein atlantischer Trog greift von Westen her auf den Kontinent über. An seiner Vorderseite erreicht eine Kaltfront Österreich. Gerade das GFS fährt wiederum mit einer interessanten Variante des Ablaufes auf. Ein Blick auf die CAPE-Prognose:
Am Sonntag Nachmittag sieht man eine Biforkation (Zweigabelung) der CAPE-Verteilung über den Alpen. Ein Maximum im Osten, eines über den zentralen Bereichen, zwischen stabilere Luftmassen..
Man sieht in der Windprognose, dass die stabilen Werte hinter einem Windsprung auf West, der quer über Niederösterreich verläuft auftreten.
Um alle Zweifel zu besteigen, der Blick auf die Luftmassenverteilung: Der Windsprung (rote Linie) bringt keinen Luftmassenwechsel mit sich, die eigentliche Kaltfront erreicht im Modell zu diesem Zeitpunkt erst die Schweiz. Im Bereich der präfrontalen Warmluft bildet sich im Model eine Konvergenzlinie (wie letzten Samstag ..), an der Gewitter ausgelöst werden, die dann organisiert nach Osten ziehen. Vor dem Eintrffen der wirklichen Kaltfront am Abend kann es dann nochmals labilisieren.
Das Potential für Schwergewitter ist nach den klassischen Parametern (CAPE, Scherung) wiederum nicht festzmachen. Hoher CAPE, aber geringe Atmosphärische Scherung lassen keine Schwergewitter zu. Allerings kann die Konvergenzlinie und vor allem die orografische Modifikation der Strömung durch die Alpen kleinräumig sehr wohl gute Bedingungen zur Entwicklung organisierter Konvektion schaffen. Es wäre nicht weiter verwunderlich, denn die Merkregel sagt, dass in der Zeit von Mitte Mai bis Mitte August jeder markante Kaltfrontdurchgang zur Bildung heftiger Gewitter über Österreich beiträgt, egal wie das Scherungsfeld großräumig aussieht.
Lg und schönen Nachmittag
Manfred
Montag, 16. Mai 2011
Tornado - Gedanken und Fokus auf den Bodensee
Hallo,
Der Tornado, möglicherweise muss man auch korrekterweise "Die Tornados" sagen, haben für Einigen Medienwirbel gesorgt und auch die Community der Wetterinteressierten stürzt sich mit Feuereifer in die Aufarbeitung des Ereignisses.
Meine Schlussfolgerung ist momentan eine etwas weniger enthusiastische. Wir haben es gar nicht einmal mit einem so besonderen Phänomen zu tun. Viele begehen den Fehler, Rüssel an mesoskalige Rotation bei Superzellen zu binden um dabei andere, trivialere und weniger spektakulärere Möglichkeiten dabei außer Acht zu lassen. Es ist schon klar, dass die Superzelle mit Fug und recht als Königin der Zellen gilt, die macht sich aber bei uns so rar, dass der Wunsch vielleicht zu oft Vater des Gedanken wird, und so manche Nicht-Superzelle fälschlicherweise auf den Thron gehoben wird. In dem Müllendorfer Fall, soweit man etwas aus dem Video und den Radarbildern lernen kann, war nach meiner Vermutung keine Mesozyklone, keine klassische Rotation vorhanden. Das wichtigste ist: Sie war auch nicht notwendig ! Denn die Typ2 Tornados an Squallines überwiegen in der weltweiten Anzahl die superzelligen Tornados um Hausecken. Deswegen spricht schon allein die Wahrscheinlickeit für einen Typ2 Tornado ohne Mesozyklone. Zumindest so lange, bis weitere Fotos oder Videos das Gegenteil beweisen.
Da viele Augen nach Osten gerichtet sind, und auch meine zu sehr nach Osten schweifen, heute mal etwas Interessantes aus dem Westen, das Wochenende betreffend. Vorarlberg und da besonders der Bodenseeraum hat den zweifelhaften Pokal der stärksten Niederschläge österreichweit bei Kaltfrontdurchgang abgeräumt.:
Wir sehen vor allem in den Bezirken Bregenz und Dornbirn 24 Stündige Regenmengen zwischen 60 und 75 L/m², nach Osten und Süden hin rasch abnehmend. recht einförmig möchte man annehmen, doch sieht man im zeitlichen verlauf an den verschiedenen Stationen recht unterschiedliche Charakteristiken:
In Bregenz und Alberschwende regnet es recht kontinuierlich stark dahin, bis das ganze mit einem nochmaligen Peak schlagartig endet.
Am Rohrspitz draussen passiert lange nicht viel, es regnet halt ein wenig so vor sich hin, auf einmal fallen am Sonntag in der Früh fast 40 L/m² in nur 2 Stunden.
Zu diesem Zeitpunkt sieht sogar das weit entfernte Radar am Patscherkofel eine konvektive Zelle über dem Bodensee und dem unteren Rheintal.
das war nicht nur ein Schauer...
sondern ein blitzintensives Gewitter am Hinterrand der Kaltfront. User aus Dorrabirra haben sogar von kleinem Hagel berichtet.
Gehen wir in die Modelle. Warum gab es da in der Früh, am Hinterrand einer Frontalzone ein kräftiges Gewitter ?
Genau um diese Zeit stand der Höhentrogdurchgang am Bodensee ante Portas. Man sieht vor der Trogachse hohe Werte der Voriticity über dem Schweizer Mittelland, stromab am Bodensee herrscht also positive Vorticityadvektion. Ein Hebungsantrieb.
Im Vorfeld des Höhentroges ist CAPE aus der Luft rauszuholen, allerdings ist die bodennahe Luftmasse stabil (pos. LI Werte) und kann von sich aus nicht selbst auslösen. Wird sie aber zwanghaft gehoben, entweder durch ein PVA max oder durch erzwungene Hebung am Westabhang des Bregenzerwaldes, so kann die Luftmasse instabil werden und auslösen.
In wie fern der Lake-Effekt (Kaltluft über warmem Seewasser) dabei auch noch eine Rolle gespielt hat, vermag ich nicht zu sagen. Alles zusammen hat das ARW am Bodensee dazu bewogen, ein typisches Lake-Effekt Muster zu erzeugen (das oft genug so nicht eintritt)
Wie gehts weiter ? Wer glaubt, dass dieser markante Trogdurchgang vom Wochenende einen Schnitt in der Charakteristik bedeutet, irrt. Die Tendenz geht dahin, dass die GWL in ihr altes Muster zurückfallen. Ich demonstriere das an der aktuellen GFS Prognose bis +6 Tage:
In magenta umrissen ist ein Hochdruckgürtel, der sich wohl vom Atlantik jetzt ausgehend in den kommenden Tagen über die nördlichen Bereiche Mittel- und Osteuropas ausdehnen wird. Österreich liegt an seinem Südrand. Das ist eine typisch Subtropische Wetterlage , ohne subtropische Temperaturen natürlich. aber ähnlich trocken ...
Wie gehts weiter für mich: Der Blog macht bis Donnerstag Pause denn das
steht mir bevor. Ab Mittwoch Abend hat mich also die gute alte Heimat wieder :) Zeit wirds, denn das Wetter in Melbourne geht auf keine Kuhhaut mehr.
Schöne Zeit einstweilen..
Lg
Manfred
Der Tornado, möglicherweise muss man auch korrekterweise "Die Tornados" sagen, haben für Einigen Medienwirbel gesorgt und auch die Community der Wetterinteressierten stürzt sich mit Feuereifer in die Aufarbeitung des Ereignisses.
Meine Schlussfolgerung ist momentan eine etwas weniger enthusiastische. Wir haben es gar nicht einmal mit einem so besonderen Phänomen zu tun. Viele begehen den Fehler, Rüssel an mesoskalige Rotation bei Superzellen zu binden um dabei andere, trivialere und weniger spektakulärere Möglichkeiten dabei außer Acht zu lassen. Es ist schon klar, dass die Superzelle mit Fug und recht als Königin der Zellen gilt, die macht sich aber bei uns so rar, dass der Wunsch vielleicht zu oft Vater des Gedanken wird, und so manche Nicht-Superzelle fälschlicherweise auf den Thron gehoben wird. In dem Müllendorfer Fall, soweit man etwas aus dem Video und den Radarbildern lernen kann, war nach meiner Vermutung keine Mesozyklone, keine klassische Rotation vorhanden. Das wichtigste ist: Sie war auch nicht notwendig ! Denn die Typ2 Tornados an Squallines überwiegen in der weltweiten Anzahl die superzelligen Tornados um Hausecken. Deswegen spricht schon allein die Wahrscheinlickeit für einen Typ2 Tornado ohne Mesozyklone. Zumindest so lange, bis weitere Fotos oder Videos das Gegenteil beweisen.
Da viele Augen nach Osten gerichtet sind, und auch meine zu sehr nach Osten schweifen, heute mal etwas Interessantes aus dem Westen, das Wochenende betreffend. Vorarlberg und da besonders der Bodenseeraum hat den zweifelhaften Pokal der stärksten Niederschläge österreichweit bei Kaltfrontdurchgang abgeräumt.:
Wir sehen vor allem in den Bezirken Bregenz und Dornbirn 24 Stündige Regenmengen zwischen 60 und 75 L/m², nach Osten und Süden hin rasch abnehmend. recht einförmig möchte man annehmen, doch sieht man im zeitlichen verlauf an den verschiedenen Stationen recht unterschiedliche Charakteristiken:
In Bregenz und Alberschwende regnet es recht kontinuierlich stark dahin, bis das ganze mit einem nochmaligen Peak schlagartig endet.
Am Rohrspitz draussen passiert lange nicht viel, es regnet halt ein wenig so vor sich hin, auf einmal fallen am Sonntag in der Früh fast 40 L/m² in nur 2 Stunden.
Zu diesem Zeitpunkt sieht sogar das weit entfernte Radar am Patscherkofel eine konvektive Zelle über dem Bodensee und dem unteren Rheintal.
das war nicht nur ein Schauer...
sondern ein blitzintensives Gewitter am Hinterrand der Kaltfront. User aus Dorrabirra haben sogar von kleinem Hagel berichtet.
Gehen wir in die Modelle. Warum gab es da in der Früh, am Hinterrand einer Frontalzone ein kräftiges Gewitter ?
Genau um diese Zeit stand der Höhentrogdurchgang am Bodensee ante Portas. Man sieht vor der Trogachse hohe Werte der Voriticity über dem Schweizer Mittelland, stromab am Bodensee herrscht also positive Vorticityadvektion. Ein Hebungsantrieb.
Im Vorfeld des Höhentroges ist CAPE aus der Luft rauszuholen, allerdings ist die bodennahe Luftmasse stabil (pos. LI Werte) und kann von sich aus nicht selbst auslösen. Wird sie aber zwanghaft gehoben, entweder durch ein PVA max oder durch erzwungene Hebung am Westabhang des Bregenzerwaldes, so kann die Luftmasse instabil werden und auslösen.
In wie fern der Lake-Effekt (Kaltluft über warmem Seewasser) dabei auch noch eine Rolle gespielt hat, vermag ich nicht zu sagen. Alles zusammen hat das ARW am Bodensee dazu bewogen, ein typisches Lake-Effekt Muster zu erzeugen (das oft genug so nicht eintritt)
Wie gehts weiter ? Wer glaubt, dass dieser markante Trogdurchgang vom Wochenende einen Schnitt in der Charakteristik bedeutet, irrt. Die Tendenz geht dahin, dass die GWL in ihr altes Muster zurückfallen. Ich demonstriere das an der aktuellen GFS Prognose bis +6 Tage:
In magenta umrissen ist ein Hochdruckgürtel, der sich wohl vom Atlantik jetzt ausgehend in den kommenden Tagen über die nördlichen Bereiche Mittel- und Osteuropas ausdehnen wird. Österreich liegt an seinem Südrand. Das ist eine typisch Subtropische Wetterlage , ohne subtropische Temperaturen natürlich. aber ähnlich trocken ...
Wie gehts weiter für mich: Der Blog macht bis Donnerstag Pause denn das
steht mir bevor. Ab Mittwoch Abend hat mich also die gute alte Heimat wieder :) Zeit wirds, denn das Wetter in Melbourne geht auf keine Kuhhaut mehr.
Schöne Zeit einstweilen..
Lg
Manfred
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