Montag, 9. Mai 2011

Rauher Wind und Trendwende ?

Hallo,

In Deutschland geben sich seit Monaten die Vertreter mehrerer privater Wetterdienste ausgiebig die Gurke, klassich medial über Interviews und neumodern-medial über facebook und twitter. Inhalt der Gurkenschlacht sind diverse Langfristprognosen, die jeweils einander widersprechend (je nach dem welcher Dienst sie verbreitet hat) unters Volk gebracht wurden.

Meine persönliche Meinung: Ich finde das Forschungsfeld der Langfristprognosen hochinteressant, muss aber zugeben, dass ich erst über die letzten 2, 3 Jahre vom Saulus zum Paulus geworden bin. Ich hab sicher in irgendwelchen Foren nachlesbar irgendwann einmal gesagt, dass das Ganze ein Sch*s ist. Das würde ich heute sicher nicht mehr unterschreiben, ein Sch*s ist aber oft das, was man als Langfristprognosen in den Medien präsentiert bekommt.

Z.B so etwas:


Warum ist das ein Topfen ? Ganz einfach. So eine Information ist aus KEINEM EINZIGEN Langfristprognosesystem, und deren gibt es viele, ableitbar. Die Grafik ist ein Widerspruch in sich selbst und allerhöchstens das Produkt einer wunschwettergetriebenen Seele. Ich muss da ein bisschen ausholen. Jedes modellbasierte Saisonalprognosesystem funktioniert derzeit so, dass verschiedene Läufe eines physikalischen Modells mit leicht unterschiedlichen Ausgangsbedingungen gestartet werden, und dann geschaut wird, ob einige Läufe in die selbe Richtung tendieren. Mit statistischen Verfahren, werden ähnliche Läufe zusammengefasst, Mittelwerte UND Standardabweichungen berechnet. Diese Ergebnisse werden dann grafisch aufbereitet und z.B vom NCEP der interessierten Gemeinde zur Begutachtung bereitgestellt. Das sieht dann z.B so aus:



Zu sehen sind die Mittelwerte der berechneten Niederschlags- und Temperaturanomalien. Ein Mittelwert alleine hat aber keine Aussagekraft, da z.B eine normal intelligente Gruppe (im Mittel) von Menschen lediglich aus extrem Dummen und extrem Gscheiten bestehen kann. Mit anderen statistischen Mitteln kann man aus der Clusterung ableiten, wie wahrscheinlich eine Vorhersage ist.


und voila.. da liegt der Hund begraben. Ergab die Auswertung der Regenanomalie für Mai noch, dass es im Alpenraum wohl mehr regnen sollte als im Schnitt, so sagt uns die Wahrscheinlichkeit, dass wir dennoch mit nicht zu vernachlässigender Wahrscheinlichkeit einen zu trockenen Mai haben werden. Es könnte so sein, dass einzelne Läufe des Modells sehr hohe Niederschlagsspitzen liefern, viele aber nur normale bzw. etwas zu geringe. Der Mittelwert sagt dann : Zu Nass, die Wahrscheinlichkeit aber: zu trocken.

D.h jede ehrliche Grafik über Langfristtrends, die an die Bevölkerung gegeben werden, muss mit einer statistischen Schwankungsbreite, die man durchaus ableiten kann, versehen werden, ansonsten ist die Information nicht einmal die halbe Wahrheit, sondern einfach ein Produkt der Fantasie.

Ich demonstriere das an einem kurzfristigeren Beispiel:


Zu sehen der Mittelert der 500 hPa /Bodendruckfelder des GFS Ensemblefeldes für den Freitag. Wir sehen, dass viele Modellläufe dazu tendieren, einen Trog Richtung Mitteleuropa und Mittelmeer ausgreifen zu lassen. In weiterer Folge könnte das einen Umschwung bei uns einleiten, hin zu nasseren Verhältnissen mit Tiefs aus Süden.

Wie vertrauenswürdig ist der Mittelwert ?


Das Trogzentrum über Skandinavien scheint abgesichert (geringe Standardabweichtung). Die Form des Troges ist überhaupt nicht sicher. Man beachte die hohe Schwankung an der Trogrückseite westlich der Britischen Inseln. Viele Modelle könnten also davon ausgehen, dass die Achse des Troges weiter westlich ist, in diesem Fall würden die Frontensysteme erst viel später oder vielleicht gar nicht auf Kontinentaleuropa übergreifen. Der Mittelwert allein ist also trügerisch.

Dieser Trog hätte das Potential eine nasse Periode einzuleiten, was, das mutmasse ich jetzt, vielleicht auch die Lösung in einigen CPC Läufen ist. Und wenns im Mai auf Süd dreht kommt nicht nur ein bisschen Regen, sondern ordentlich. Allerings, kann es auch gaaaaaanz anders kommen, wie die Grafiken beweisen. Das hoffe ich diesmal, zwar nicht für die Landwirte, aber für mich persönlich, damit das Wetter endlich wieder einmal denen, die den Mund medial zu voll nehmen und von Zufallstreffern leben, zeigt, wo der Bartl den Most herholt.

Nicht weniger interessant ist die Entwicklung bei uns bis Freitag. Zum einen kommt bei Temperaturen zwischen 23 und 28 Grad gerade zur Wochenmitte Ferienstimmung auf..  zum anderen steigt die Wahrscheinlichkeit für teils kräftige Gewitter ab Donnerstag stark an... zum dritten war die Chance auf ergiebige Niederschläge in ganz Österreich nach dem Wochenende schon seit Wochen nicht mehr so groß wie in diesen Tagen... schau ma mal :)


Lg

Manfred

1 Kommentar:

  1. Recht spannend, was sich da ab der zweiten Wochenhälfte abzeichnet. Zum Einen nimmt die Gewittergefahr im Westen deutlich zu und das glücklicherweise mit viel Niederschlag pro Gitterpunkt (isolierte Wärmegewitter würden die Waldbrandgefahr erhöhen), zum Anderen ist flächiger gewittriger/stratiformer Regen durchaus möglich. Im Ablauf sind sich GFS und EZ zwar nicht einig, aber mit dem cut-off über den Südalpen wächst das Potential dafür.

    Im ungünstigsten Fall geschieht der cut-off zu weit westlich, aber selbst dann sieht es nach mehr Tiefdruck als in den letzten Monaten aus.

    Gruß,Felix

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