Hallo,
Der Tornado, möglicherweise muss man auch korrekterweise "Die Tornados" sagen, haben für Einigen Medienwirbel gesorgt und auch die Community der Wetterinteressierten stürzt sich mit Feuereifer in die Aufarbeitung des Ereignisses.
Meine Schlussfolgerung ist momentan eine etwas weniger enthusiastische. Wir haben es gar nicht einmal mit einem so besonderen Phänomen zu tun. Viele begehen den Fehler, Rüssel an mesoskalige Rotation bei Superzellen zu binden um dabei andere, trivialere und weniger spektakulärere Möglichkeiten dabei außer Acht zu lassen. Es ist schon klar, dass die Superzelle mit Fug und recht als Königin der Zellen gilt, die macht sich aber bei uns so rar, dass der Wunsch vielleicht zu oft Vater des Gedanken wird, und so manche Nicht-Superzelle fälschlicherweise auf den Thron gehoben wird. In dem Müllendorfer Fall, soweit man etwas aus dem Video und den Radarbildern lernen kann, war nach meiner Vermutung keine Mesozyklone, keine klassische Rotation vorhanden. Das wichtigste ist: Sie war auch nicht notwendig ! Denn die Typ2 Tornados an Squallines überwiegen in der weltweiten Anzahl die superzelligen Tornados um Hausecken. Deswegen spricht schon allein die Wahrscheinlickeit für einen Typ2 Tornado ohne Mesozyklone. Zumindest so lange, bis weitere Fotos oder Videos das Gegenteil beweisen.
Da viele Augen nach Osten gerichtet sind, und auch meine zu sehr nach Osten schweifen, heute mal etwas Interessantes aus dem Westen, das Wochenende betreffend. Vorarlberg und da besonders der Bodenseeraum hat den zweifelhaften Pokal der stärksten Niederschläge österreichweit bei Kaltfrontdurchgang abgeräumt.:
Wir sehen vor allem in den Bezirken Bregenz und Dornbirn 24 Stündige Regenmengen zwischen 60 und 75 L/m², nach Osten und Süden hin rasch abnehmend. recht einförmig möchte man annehmen, doch sieht man im zeitlichen verlauf an den verschiedenen Stationen recht unterschiedliche Charakteristiken:
In Bregenz und Alberschwende regnet es recht kontinuierlich stark dahin, bis das ganze mit einem nochmaligen Peak schlagartig endet.
Am Rohrspitz draussen passiert lange nicht viel, es regnet halt ein wenig so vor sich hin, auf einmal fallen am Sonntag in der Früh fast 40 L/m² in nur 2 Stunden.
Zu diesem Zeitpunkt sieht sogar das weit entfernte Radar am Patscherkofel eine konvektive Zelle über dem Bodensee und dem unteren Rheintal.
das war nicht nur ein Schauer...
sondern ein blitzintensives Gewitter am Hinterrand der Kaltfront. User aus Dorrabirra haben sogar von kleinem Hagel berichtet.
Gehen wir in die Modelle. Warum gab es da in der Früh, am Hinterrand einer Frontalzone ein kräftiges Gewitter ?
Genau um diese Zeit stand der Höhentrogdurchgang am Bodensee ante Portas. Man sieht vor der Trogachse hohe Werte der Voriticity über dem Schweizer Mittelland, stromab am Bodensee herrscht also positive Vorticityadvektion. Ein Hebungsantrieb.
Im Vorfeld des Höhentroges ist CAPE aus der Luft rauszuholen, allerdings ist die bodennahe Luftmasse stabil (pos. LI Werte) und kann von sich aus nicht selbst auslösen. Wird sie aber zwanghaft gehoben, entweder durch ein PVA max oder durch erzwungene Hebung am Westabhang des Bregenzerwaldes, so kann die Luftmasse instabil werden und auslösen.
In wie fern der Lake-Effekt (Kaltluft über warmem Seewasser) dabei auch noch eine Rolle gespielt hat, vermag ich nicht zu sagen. Alles zusammen hat das ARW am Bodensee dazu bewogen, ein typisches Lake-Effekt Muster zu erzeugen (das oft genug so nicht eintritt)
Wie gehts weiter ? Wer glaubt, dass dieser markante Trogdurchgang vom Wochenende einen Schnitt in der Charakteristik bedeutet, irrt. Die Tendenz geht dahin, dass die GWL in ihr altes Muster zurückfallen. Ich demonstriere das an der aktuellen GFS Prognose bis +6 Tage:
In magenta umrissen ist ein Hochdruckgürtel, der sich wohl vom Atlantik jetzt ausgehend in den kommenden Tagen über die nördlichen Bereiche Mittel- und Osteuropas ausdehnen wird. Österreich liegt an seinem Südrand. Das ist eine typisch Subtropische Wetterlage , ohne subtropische Temperaturen natürlich. aber ähnlich trocken ...
Wie gehts weiter für mich: Der Blog macht bis Donnerstag Pause denn das
steht mir bevor. Ab Mittwoch Abend hat mich also die gute alte Heimat wieder :) Zeit wirds, denn das Wetter in Melbourne geht auf keine Kuhhaut mehr.
Schöne Zeit einstweilen..
Lg
Manfred
Im Schweizer Mittelland ist sogar ein Tornado gesichtet worden: http://www.tagesschau.sf.tv/Nachrichten/Archiv/2011/05/15/Vermischtes/Tornado-ueber-dem-Mittelland
AntwortenLöschenGuten Flug !
Und die zuvor geringen NS-Mengen von Rohrspitz erklären sich aufgrund des fehlenden W-Staus Richtung Bregenzerwald?
AntwortenLöschenGuten Flug!
Hi Ano,
AntwortenLöschenich weiss es nicht genau. Allerdings ist der Rohrspitz ja auch schon einige km vom Hang entfernt und hat bei vergleichbaren Lagen in der Vergangenheit immer viel weniger Regen/Schnee als Bregenz/Dornbirn/Alberschwende gehabt. Kann also durchaus sein. Zudem kann es dort passieren, wenn der Wind nicht aus WNW sondern WSW weht, dass es da auch föhnige, niederschlagsmindernde Effekte vom Schweizer Mittelgebirge herunter gibt. Die nächsten Stationen in der Schweiz im Umkreis von 20km um den Rohrspitz hatten alle so 20-35mm Regen und bekamen auch das Gewitter nicht ab.
Lg
M.
Es waren ehender 4 Gewitter und im Gütle oder im Ebnit fielen sogar 81l. http://www.skywarn.at/forum/viewtopic.php?f=7&t=8913 da ist alles dabei ;). Zuerst kam ein Naheinschlag aus WNW dann entweder direkt vor oder hinter mir und danach ein Naheinschlag richtung Osten , dann gings ein , das passierte von 7:27 - 8:05 insgesamt 4mal. Hat mich unschön aus dem Schlaf gerissen...
AntwortenLöschenLg. us Dorrabirra
sorry das Video hab ich erst hinterher geschaut Gewitter hat ich schon im Sinn aber kein Drehwind wie immer er halt genannt werden sollte
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