Montag, 25. Juli 2011

Lehren aus dem Waterloo der Vorhersage

Hallo,

der Bewerb ist geschlagen. Neben einem strahlendem Sieger gibt es auch jemandem, dem die Gurke gebührt, und das bin ich selbst.

Zwar hab ich es nicht absichtlich darauf angelegt, Letzter zu werden, aber zumindest ins Kalkül gezogen... wie, das werde ich jetzt erörtern. Darüber hinaus möchte ich auf die weittragende Bedeutung dieses Experiments eingehen....

Erst einmal zu meiner Prognosestrategie. Ich habe eine so genannte Konzeptprognose gemacht. Diese Worterfindung wäre am Besten so zu erklären, dass man sich deterministisch EIN Modell ansieht, das war in meinem Fall der Freitag GFS 00Z Lauf. Dieser hatte für den Sonntag eine interessante aber auch recht klare Synoptik mit einem durchziehenden Trog zu bieten, der an der Vorderseite über Ostösterreich noch Aufgleitregen bringt, wo aber hinter der Trogachse Absinken dominiert. Das Konzept war geboren: Dichte Bewölkung mit Regen im Osten sollte überall den Vormittag dominieren, mit dem Durchschwenken der Trogachse sollte die Bewölkung aufbrechen und gemäß halbwegs guter Durchmischung auf Basis der 850-er Temperaturen zu den von mir geproggten Maxima führen. In Flirsch hat dieses Konzept sehr gut funktioniert, überall anders war es eine Katastrophe, weil die Trogachse ca. 250km weiter im Westen war und statt auflockerndem SC und CU heftiger Aufgleitregen über den Tauern die Schneefallgrenze bis 1300m hat sinken lassen. Damit war alles hin: Minima und Maxima, Regenmengen... Moral.

David hat auch eine sehr durchdachte Konzeptprognose gemacht, Schmelzwärmenentzug einkalkuliert etc.pp. Dadurch dass die späteren Modelläufe am Samstag die andere Synoptik erfasst hatten, wurde aus seinem Konzept die fast vollkommene Abbildung der Realität an den Stationen. Der Idelfall einer Wetterprognose.

Es war zwar zu erwarten, dass neuere Prognosematerialen zu besseren Ergebnissen führen, im Sonntagsfall war es aber besonders krass. Nahezu alle , die die besten Plätze belegt haben, waren Samstagstipper.

Weiters konnte man beobachten, und das kann ich sagen, weil ich ein paar Tipper ein bisschen kenne, dass Input von anderen Teilnehmern dazu verwendet wurde um die eigene Prognose zu verbessern. Es gab ein wenig Kollektivintelligenz, die dahingehend verwendet wurde, um den eigenen Tipp gegenüber anderen so zu ändern, dass die Gewinnchancen erhöht wurden.

Ich mach das auchmit MOS, also gegen statistische Vorhersagen. Wenn man gegen MOS gewinnen will, muss man sich strategisch überlegen, welchen Tipp man in welche Richtung verändert, um wahrscheinlich am Ende des Tages geringe Differenzen aufzuweisen. Zusammengefasst. Einige Tipper konnten sich durch die Kenntnis anderer *Referenzprognosen* verbessern.

Felix war so freundlich, den Mittelwert einiger User zu tippen. Dieser Mittelwert schneidet punkttechnisch und mit der Platzierung (8/17) solide ab und keineswegs trivial. !!  Das ist auch eine starke Aussage.

Während es also in der Küche heisst: Viele Köche verderben den Brei, so verhält es sich beim Vorhersagen umgekehrt. Die Essenz aus einer Anzahl unabhängiger und teilabhängiger Vorhersagen führt zu einer verbesserten Vorhersage. Das ist keine neue Erkenntnis meinerseits, sondern ein alter, mehrfach bewiesener Hut, den ich Euch aber näherbringen wollte und von dem ich beweisen wollte, dass er Hand und Fuss hat.....

Auf die Idee für diesen Bewerb bin ich gekommen, und da kommt der erste Kern ins Spiel, als ich vor mehr als einer Woche in meinen uralten Emails, die ich gerade löschte, die Phrase  *Single Voice Prinzip* bei Unwetterwarnungen in Deutschland (DWD) und Österreich (ZAMG), also ganz normale Wettervorhersagen auf Extremwetter bezogen von einer abgeschlossen Quelle, mit einer Stimme, auf die alle hören, fand. Das Email habe ich natürlich mit Inbrunst gelöscht.

Was wir hier im kleinem Rahmen bewiesen haben, gilt natürlich genauso für Unwetterwarnungen, denn wiederum ist eine UWW eine ganz normale Wettervorhersage, wo man sich aber am rechten oder linken Rand der Häufigkeitsverteilung eines Phänomens bewegt (seltene Ereignisse). Umso wichtiger ist es gerade in diesem Themengebiet, 2. und 3. physikalisch unabhängige Quellen von Extremwettervorhersagen zu haben, denn wiederum wird die Essenz aus diesen besser als die Einzelmeinung, und eine solche Einzelmeinung ist eine SingleVoiceUWW.

Man führt immer ins Treffen, dass man durch viele Stimmen viele Menschen verwirrt. >Darauf entgegne ich: Stellt Euch vor, wir hätten nichts anderes als

1 Staatsfernsehen
1 Staatszeitung
1 Staatsradio
1 Staatspresseagentur
1 Staatsratingagentur
(1 Staatsbier) 
1 Staatswetter

.. wie würden die Nachrichten aussehen ? Wetterwarnungen sind Nachrichten und ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass die Wahrheit dem Menschen zumutbar ist. Richtige Wetterprognosen auch.

Das SingleVoicePrinzip ist für mich kein Mittel, um Unwetterimpacts zu minimieren oder Organisation effizienter zu gestalten, sondern ein veraltetes Machtinstrument aus der Breschnew-Zeit. ..



(siehe Staats* - Liste) und sollte von allen wachsamen Menschen mit Verstand auch so gesehen werden.

In diesem Sinne.... natürlich stehe ich zu meiner Einladung zum Essen an alle Teilnehmer (alle waren besser als ich) und das wird wahrscheinlich am WE um den 20.8 herum stattfinden, mit meteorologischem Rahmenprogramm. Ich lass mir was einfallen...


Lg

Manfred

9 Kommentare:

  1. Mich musst Du nicht zum Essen einladen. Ich habe eigentlich gedacht das ich letzter werde, da ich mehr oder weniger nur geraden habe. (Vor allem für Böckstein konnte ich keine Prognose im Netz finden).
    Eine Wiederholung dann und wann wäre aber eine ganz nette Sache.

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  2. Dankschön für die Analyse, zusammenfassung und die Arbeit von dir !! <bleib uns einfach treu mit deinen Wetterbloggs :-)) ps . gegen gelegenticher wiederholung mit bekanteren orten
    hätte ich auch nix. lg jonny

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  3. Geh Jonny, mit bekannten Orten ist es fad ;) In Blunzenkirchen, Gigeritsbatschn, St. Johann am Heuhaufen und Runzenbach an der Wugl gibt es auch Wetter, wie wir gesehen haben... ;) Ich werds sicher wiederholen, nur muss ich mich erst einmal von der Schlappe erholen ;)

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  4. Ja! Mittelwerte von guten Prognosen sind langfristig sehr hartnäckig zu schlagen, aber es geht (siehe z.B Georg beim Wetterturnier). Eine zweite (oder dritte...) Meinung bei Prognosen ist eigentlic immer hilfreich.

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  5. Georg ist ja ein besonderer Wifzack ;)
    Ich mach nächstes Mal auch mit, hab diesmal leider den Annahmeschluss versäumt.

    @Manfred: Gegen bekanntere Stationen hätt auch ich nix *grins*

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  6. Eine Wiederholung wär super! bin aber auch für Orte, dessen Topografie man erst mal bei google maps studieren muss.. ;)

    Manu

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  7. Danke auch für die Arbeit und die Idee dahinter!
    Zunächst mal auch Gratulation an den Gewinner.

    Speziell im Falle solcher kleinräumigen Höhentiefs lohnt es sich wohl doch bis zum letzten Drücker mit der Endkorrektur zu warten.

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  8. Ich bin auh wieder für Orte von denen man noch nie was gehört hat, soll ja nicht langweilig werden :)

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Da kenntat ja jeder kumman ...! Dennoch ... Hier ist Platz dafür :) !