sich mit dem zentraleuropäischen Wettergeschehen anzufreunden fällt dieser Tage sehr leicht... Sommer mit allen Spasseterln und Facetten.
Eines meiner liebsten Facetten des Sommers bei uns sind klarerweise die Gewitter. Und deren gab es schon am Samstag und noch viel mehr gestern Sonntag gröberer und interessanterer Art und Weise. Ich beginne mit denen von gestern, da uns hier ein kleiner Vorgeschmack auf das was uns am Mittwoch blühen könnte gegeben wurde.
Die Karte zeigt die Maximalböen in km/h vom Sonntag. Auffallend sind die zahlreichen 100 + Werte zwischen Bregenz und Enns. Die Böen traten beim Durchzug mehrerer linienartiger Gewitterkomplexe auf. Blogleser wissen natürlich, dass die Linienform durch die Konzentration des Ausflusses allein ....
schon für hohe Böen sorgt, gestern kam aber noch ein Faktor hinzu. Im Vorfeld der Gewitter gab es teilweise markanten Föhn....
.. illustriert hier an der Karte der Differenz Temperatur-Taupunkt um 15 Uhr. Wir sehen Differenzen von 20 Grad im Wipptal, tw. in Kärnten, im Ennstal etc. pp. Hier kam also trockene Föhnluft in die Täler und auch ins nördliche Alpenvorland. Über Bayern lagert feuchtere Luft (geringere Differenzen). Dort haben sich dann auch die Zellen gebildet die dann nach Oberösterreich gezogen sind. Die trockene Föhnluft hat die Niederschlagskühlung beim Gewitterdurchzug weiter verstärkt, und die Böhen nochmals erhöht. Dass Resultat ist in den hiesigen Nachrichten nachzulesen...
Die heutige Kaltfront liegt quer über den Alpen, das Wetter Richtung Mittwoch wird aber gerade westlich von Portugal und über Marokko gebraut. Eine kräftige Zyklone greift auf Südwesteuropa über und bezieht an ihrer Vorderseite Afrikanische Festlandluft (in magenta dargestellt) in die Zirkulation ein. Bis Dienstag bildet sich über Spanien und Frankreich eine kräftige Welle:
Bei uns führt der Herantransport der Afrikanischen Luftmassen zu einem kontinuierlichen Temperaturanstieg, der heute Nacht beginnt und in der Nacht auf Mittwoch abgeschlossen ist...
Am Mittwoch selbt verlagert sich der Tiefkern nach Westdeutschland, über Bayern bildet sich im Modell der Wahl ein kräftiges Föhntief aus:
850-er von bis zu 22 Grad, dazu föhnige Unterstützung werden die Werte am Nachmittag von Innsbruck ostwärts punktuell auf 36-38 Grad klettern lassen können, dazu trocknet es natürlich auch ab... Das Problem dabei ist dass die Luftmassen tw. höllisch labil sind:
.. und die Höhenströmung mit der Annäherung der Kaltfront kräftig zulegt:
All das zusammen ergibt eine brisante Mischung. Ich würde damit folgendes Erwarten. Ersteinaml wird lange nichts passieren. Ich rechne aufgrund des Föhns mit einer späten Auslöse, dann aber mit dem Übergreifen von teils kräftiogen Zellen aus SW nach VBG und Tirol, die über Bayern dann Linienförmig werden und nach SBG und OOE ziehen werden. Dabei kann es an den Südrändern durchaus auch zu superzellenartigen Features kommen.
Damit haben wir in den Zellen vor allem Sturm und signifikanten Hagel im Programm. (westlich von Linz).
Noch nicht zu beantworten ist, wie es sich im Osten und Süden in der Zeit zwischen Sonnenuntergang und Mitternacht verhalten wird. Es kann hier mit dem Durchgang der Druckwelle auch noch scheppern, das hängt aber am seidenen Faden ...
Geniessen wir ersteinmal die kontinuierliche Erwärmung am Dienstag, dann schau ma weiter ;)
Lg Manfred
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PS: Aus besonderem Anlass und weils hier bequemer als in den Kommentarfeldern erledigbar ist ein kleines Addendum zur schweren Rheintalerin vom Sonntag Nachmittag. Ano aus dem Weschten fragte ja, ob das vorherzusehen war, dass es auch in VBG schwere Gewitter geben würde.
Ich muss sagen, nicht für mich, da ich mir aufgrund des Jetlags am Sonntag noch keine Karten angesehen habe. Hätte man das aber gemacht, dann hätte man mit JA geantwortet, was ich kurz anhand des WRF demonstriere...
Zum einen herrschte wie bei jeder sommerlichen Föhnsituation in den Inneren Tälern gute Durchmischung und durch Feuchtetransport aus dem Alpenvorland herein damit auch erkleckliche Labilität über dem Ländle:
.. Die Windsituation knapp vor den Gewittern zeigt den Föhn in den inneren Tälern, sowie das thermische Einströmen aus dem Alpenvorland aus Norden:
.. im Höhenprofil des Windes zeigt sich mäßige bis gute Scherung, da der Ostwind alsbald auf Südwest dreht und an Stärke zunimmt:
.. da kommen wir zwischen Boden und 500 hPa schon auf einen Scherungsvektor von etwas über 40 Knoten, was zumindest nicht nichts ist und stark für Organisation von pot. Gewitterzellen spricht.
Dann fehlte noch der Trigger, der Auslöser für die Bildung der Zellen. Der erfolgte, meiner Vermutung nach durch die Konvergenz im Vorfeld der aus Franbkreich hereinrückenden Kaltfront gepaart mit der Föhnkonvergenz über der Schweiz, und es wurde eine klassische Appenzellerin geborgen, die dann unter optimalen Enticklungsbedingungen auch VBG heimgesucht hat.
Im WRF war das alles sowie die Bildung der Ausserfernerin und der Abendvandalin in SBG und OÖE auch in den Niederschlagsfeldern als Spur zu finden: (etwas zeitlich versetzt natürlich..)
Man hätte also hier bei einer Bewertung den Ostschweizer Alpennordrand (wie auch immer der dort im lokalen Idiom heisst) das VBG Unterland, den Bregenzerwald, das Ausserfern sowie Karwendel *gleich* bewerten müssen (hinsichtlich einer Klassifikation des Schwergewitterpotentials).
Bleibt noch zu sagen, dass man es im Nachhinein mit den selben Karten viel besser analysieren kann als man es Stunden vor dem Ereignis prognostizieren kann, da man jedem Modell erst einmal mit Skepsis begegnet und das ist gut so :)
Gut Nacht
Manfred
Hallo Manfred!
AntwortenLöschenHast du eventuell eine Ahnung oder Vermutung wann am Mittwoch die Linie Salzburg erreichen wird? Und meinst du, dass es vielleicht auch südlicher (Pongau, Pinzgau) ebenso heftig wird bzw. die Linie so weit nach Süden reicht? Oder wäre am Mittwoch doch die Stadt Salzburg ein besserer Chasingpoint?
Lg, Fabian
Hallo Fabian,
AntwortenLöschenschwer zu sagen wann es losgeht, ich würde aber eher mein Hauptaugenmerk auf den späteren Nachmittag ab 4 legen.
Die Wahrscheinlichkeit spricht bei solchen Wetterlagen dafür, dass die Stadt SBG, der Flachgau und das Innviertel *besser* dran sind als die Gebirgsgaue, vor allem wegen dem Föhn, aber Ausnahmen bestätigen die Regel... vielleicht kann mans morgen etwas besser eingrenzen.
Lg
Manfred
Schön Dich wieder hier zu lesen!
AntwortenLöschenDeine fundierten Analysen und Vorhersagen haben mir etwas gefehlt…
schön das wieder on bist :D , zu gestern , war die heftige Unwetterzelle in VBG zu erwarten? weil laut estofex und Vera karten am Morgen nicht. aber am nachmittag hab ich nicht mehr drauf geschaut... naja , wie stark könnten diese Gewitter am Mittwoch in VBG werden?(natürlich weißt es nicht genau aber nach jetztigem Kartenstand?) Danke :D
AntwortenLöschenlg aus dem tiefsten Westen
Hi Ano aus dem Weschten,
AntwortenLöschenweils bequemer ist habe ich meine Meinung zur Vorarlbergerin dem Originaleintrag unten angehängt ! Ich hoff, es ist zufriedenstellend :)
Für den Mittwoch muss man am Na. ersteinmal mit sehr ähnlichen Verhältnissen bzw. Potentialen bei Dir rechnen....
Lg
M.
Estofex hat im extended forecast für Mittwoch eine 2 gegeben. Riesiger Hagel (> 5 cm) und schadbringende Downbursts sind die Hauptgefahren in Südostbayern und nördl. SZB bis OÖ. Die Lage ähnelt ein wenig dem 23.7.2009. Problematisch für Wien: Der Trog haut nach Nordosten ab, damit könnte nur die Druckwelle übrigbleiben (ohne Gewitter). Oder die Zellen schwächeln und scheren nicht mehr, verlagern sich also mit der mittleren Höhenströmung nach Nordosten wie die letzten Tage, und ziehen damit nördlich an Wien vorbei.
AntwortenLöschenDas höchste Tornadopotential zeichnet sich an der Spitze des Warmsektors über Tschechien ab, wo die Scherungswerte am heftigsten sind und gleichzeitig CAPE bis zum Anschlag gerechnet wird.
Interessante Wetterlage, zweifellos.
Gruß,
F.
Danke :DD , war ja extrem wies dort abgegangen ist , schöne strukturen (auch wenn bei mir lang versteckt hinter Bäumen etc. und Schadensanalyse folgt heute noch weil so wild wies in Höchst war , sogar zerschlagene Scheiben laut Augenzeugin!
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