Hallo,
an so einem brennheißen Tag arbeitet das Hirn nicht auf vollen Touren, also machen wir heute einen angenehmen, freundlichen und vor allem leicht verdaulichen, nichts desto weniger hoffentlich lehrreichen Eintrag.
Ich habe wieder ein paar Karten der aktuellen Synoptischen Situation erstellt.... (alle Karten beziehen sich auf heute 16 Uhr)
Der Jet in 300 hPa: Mitteleuropa liegt unter einem ausgeprägten Keil, um diesen schmiegt sich von der Vorderseite eines Troges über der Biskaya ausgehend eine Frontalzone über Frankreich, Benelux, Deutschland und Polen ....
Auf der warmen Seite der Front werden aus Nordafrika kommend für die Jahreszeit extrem heiße Luftmassen (gezeigt an der Äquivalentpotentiellen Temperatur in 850 hPa) zu uns und weiter nach Osten geführt. Man beachte den scharfen Temperaturabfall nördlich von Österreich. Dort liegt eine wellende Front....
Hier eine Karte der simulierten Radarreflektivität. An der Front werden teils stratiforme, teils konvektive Niederschläge simuliert, über den Alpen nimmt das Modell Konvektion in Form von Hitzegewittern an ....
Hier die zugehörige CAPE-Karte. Es werden sehr hohe Werte simuliert, dennoch gibt es nur sehr wenige Gewitter. Ist das Modell unfähig ? Nein, denn es ist ja ein Fehler, bei dem ich mich selbst immer wieder mal ertappe, dass man sich nie die CAPE Karten alleine ansehen sollte, um ein Gewitterpotential festzumachen ....
Die CAPE hat einen böse Schwester, namens CIN. CIN steht für convective Inhibition und macht die Energie fest, die erst einmal aufgebracht werden muss, damit freie Konvektion einsetzen kann. Quasi eine Aktivierungsbarriere. Also schauen wir uns auf einer neuen Karte auch die CIN an.
Farblich ist CIN dargestellt. In rot und rosatönen sind geringe Deckel dargestellt (hier muss nur wenig überwunden werden), in gelb und grün zentnerschwere Deckel, wo so gut wie nichts gehen kann.... Die schwarzen Linien zeigen gleichzeitig den CAPE an. Dazu habe ich noch die Blitze zwischen 15 und 16 Uhr geplottet.
Und voila: Das Modell ist gut: Die Blitze gibt es dort, wo CAPE hoch und CIN so gut wie nicht vorhanden ist, das ist über Tschechien und Südpolen, sowie über dem Alpenhauptkamm.
Fazit: Eine CAPE Karte sagt nur die halbe Wahrheit ....
Lg und einen lauen Abend wünschend
Manfred
da bleibt für mich noch die Frage im Raum,
AntwortenLöschenum welchen CAPE/CINH es sich handelt?
surface-based?
mixed-layer? wenn ja, aus welcher schicht?
lt. Parameterbeschreibung: Average der Modell-PBL
AntwortenLöschenLg
Manfred
Hallo! Ich wohne zwar in Süddeutschland, freue mich aber trotzdem, dieses Blog entdeckt zu haben, um mal eine Frage an einen Fachmann loszuwerden! Und zwar:
AntwortenLöschenIn der letzten Nacht gab es, wie Du ja auch so gut dargestellt hast, einen extremen Temperatursturz aufgrund der hereinziehenden Kaltfront. Die Gegensätze können stärker kaum sein - sehr feuchte, heiße Luft und dahinter 15-20 Grad kühlere. Ich hätte als beginnender Hobby-Meteorologe erwartet, dass das nicht anders als mit apokalyptischen Gewittern passieren kann.
Aber es ist ziemlich ruhig geblieben. Abend stürzte die Temperatur in den Keller, und das war es dann erst mal. Frühmorgens dann leichter Regen und in der Ferne ein Grummeln.
Was hat gefehlt, um hier großflächig Gewitter und Unwetter auszulösen?
Gruß, Martin
Hallo,
AntwortenLöschendas kann man in diesem Fall sogar recht leicht beantworten !. Warum es keine Gewitter gab, liegt daran, dass die Kaltluft am Boden der eigentlichen Front sehr weit vorausgeeilt ist. Mit extremer Geschwindigkeit hat sich eine seichte Kaltluftschicht nach Osten geschoben, kaum mehr als einen km dick, darüber lagerte noch lange die warme Luft. Wenn die Kaltluft unter einem steileren Winkel daherkommt, der Front also nicht so weit vorauseilt, ist die Hebung am Vorderrand der Kaltluft stärker und können tendenziell eher Gewitter ausgelöst werden. Lg nach Deutschland !
Manfred
Super erklärt!
AntwortenLöschenWo bekommt oder findet man solche genauen Cin Modellkarten?
Benötige für den Norden Slowenien, gesamt Österreich und Bayern.
Danke!