bevor ich ins Thema einsteige, sollte ich vielleicht ein Wort zu den rechts verlinkten Loops verlieren. Zweifellos muss man nicht Meteorologie studiert haben, um selbst als rein Wetterbegeisterte(r) hieraus selbst Schlüsse ziehen zu könne, wenn es eine kleine Erklärung dazu gibt, und die will ich geben.
CAPE und CIN. Sie sind wie Bruder und Schwester, Kain und Abel, wetter.at und "Österreich". Keiner kann ohne den anderen, keiner macht ohne den anderen Sinn ..
CAPE denotiert den Wert an Energie der der Luft für Konvektion (Aufwärstbewegung) zur Verfügung steht. CIN gibt den Wert an, der ersteinmal überwunden werden muss, damit der CAPE von Gewittern genutzt werden kann. Ist der CAPE extrem, so ist meist auch der CIN extrem, das ist eine Art Selbstschutzeinrichtung der Erde damit es nicht jeden tag ganze Regionen einfach so zerlegt. Um die Regionen ausfindig zu machen, in der sich am ehesten Gewitter bilden können, sucht man nach Flecken, wo CAPE nocht vorhanden ist und CIN so klein wie möglich ist. Auf dem Loop kann man das so finden, in dem nach CAPE Isolinien sucht, die nicht oder nur lila farbig hinterlegt sind.
RADARREFLEKTIVITÄT (Modell). Sie ergibt sich aus der Niederschlagsrate, nicht aus der Niederschlagsmenge über einen Zeitraum. Sie zeigt deswegen auch mehr Details als Summenkarten, da manche Modellzellen zwar intensiv sind, aber nur kurz leben und somit kein starkes Signal in den Mengen hinterlassen. Um festzustelen ob es Modellschauer oder Modellgewitter gibt, ist es also viel klüger auf dieses Feld zu schauen als auf Summen. Man kann so auch viel besser feststellen, wann genau es im Modell zu regnen/schneien beginnt.
T850, T2m Das sind Temperaturfeldern in der Höhe von 850hPa (je nach Jahreszeit und Bodendruck ist das in 1300 bis 1600m Höhe) und auf der Modelloberfläche, wobei noch Bodeneffekte hineingerechnet werden (T2m). T850 ist im Sommer ein gutes Mass um die Maximaltemperatur bei voller Sonneneinstarhlung oder guter Durchmischung (Wind) zu determinieren. Man rechnet sich Grob die Höhendifferenz des Punktes des Interesses zu 1500m aus, dividiert diese durch 10, addiert den Wert zu T850 und zählt dann noch 2, 3 Grad für bodennahe Überhitzung dazu. Beispiel Bregenz (400m). T850 sei 17 Grad, (1500-400)/10= 11, 17+11=28, plus 3 = 31. Funktioniert gut im Frühjahr und Sommer, nicht so gut im Herbst und Winter, da die Luft hier meist viel stabiler ist. Weiters kann man mit T850 grob die Schneefallgrenze abschätzen... man schätzt die Höhe der 0 Grad Grenze und geht dann noch, 200, 300m darunter...
GUST ist englisch für Böen. Im Modell wird hierfür der Mittelwind am Oberrand der Grenzschicht genommen (das ist die Schicht in der der Boden noch einen nennenswerten Einfluss hat) und dann angenommen, dass die die maximale Böenstärke an der Oberfläche ist.
JETS ist ein Modellfeld auf der Höhe, in der die Position des Jetstreams normalerweise angenommen wird. 300 hPa entspricht je nach Temperatur der Luft .. ca 9000-9500m. Anhand der Jets kann man grob die Positionen der Frontalzone abschätzen.. Bodenkaltfronten liegen meist am Vorderrand der trogvorderseitigen Jets, Warmfronten am Hinterrand der Keilvorderseitigen Jets.
Zudem kann man auch gut Zonen, die das Potential zu Tiefdrucktätigkeitsverstörkung oder Frontintensivierungen haben ausmachen, in dem man nach Geschwindigkeitsmaxima (Jetstreaks) sucht. In Blickrichtung mit dem Jet liegen HotSpots links vor dem Streak oder rechts hinter dem Streak.
So weit so gut.
Zur aktuellen Lage:
Die Kaltfront des Systems greift gerade auf den Westen Österreichs über. Über Südfrankreich sieht man der Front massive Gewitterbildungen, das ist der Bereich, wo die Kaltfront den linksvorderseitigen Bereich des trogrückseitigen Jetstreaks, der nach Südosten vorstösst, kreuzen wird...
Dort bildet sich in diesen Stunden eine Welle, die unser Wetterschicksal besiegeln wird....
Gewitter:
Das ist die CIN/CAPE Karte für heute 15 Uhr. Sie zeigt vor der Front nennenswerten, schwach gedeckelten CAPE in einem Dreieck Osttirol-Steiermark, Oberösterreich.. hier würde man von Gewitterbildungen im Lauf des Nachmittags ausgehen, die aufgrund der kräftigen Scherung auch Schwergewitterpotential haben...
Regen:
Schwierig, schwierig .. da hier viele Faktoren zusammen kommen.
Einerseits wirkt in Vorarlberg klassischer Weststau, zum anderen an der Vorderseite der Welle in den Südalpen konvektiv durchsetzter Südstau... Hier eine kleine Zusammenschau, wie verschiedene Modelle dieses Ereignis in Österreich werten:
GFS bis Morgen Mittag::
Das Britische Modell bis morgen Mittag:
ARW4 bis heute Mitternacht:
ARW4 heute Mitternacht bis morgen Mitternacht:
Der äußerste Nordosten dürfte, nach eleviertem Gewitterpotential in der Nacht, erst im Lauf des Montags drankommen ...
nämlich wenn die okkludierte Front des nunmehr abgeschnürten Tiefs über Italien von Süden und Südosten her übergreift...
Wind: Zum einen ist die Druckwelle heute Abend im Osten interessant (vielleicht Böen bis 30 Knoten), am Montag und speziell zum Dienstag hin wird der Druckgradient über den Alpenostrand so markant, dass man hier .. also zwischen Semmering und Geschriebenstein mit Nordwest bis Nordwind in Sturmstärke rechnen muss...
Also, da kommt viel über unserem kleinen Land zusammen, die Ausprägung einiger Unwetterparameter wird sich bei derart viel Konvektion im Spiel sicher auch erst im Lauf des Ereignisses konkretisieren. Sehr spannend..
Lg
Manfred
p.s hab ich vergessen. Die Schneefallgrenze wird es morgen auch v.a zentral- und nordalpin bis tw. an die 1000m runter'pracken'...
Danke, tolle Auflistung!
AntwortenLöschenGlaubst du, dass der starke NW-Wind in Bodennähe mogen einen Leeeffekt erzeugt im Bereich Wiener Becken, Mittel/Südburgenland etc?
Hm.. echt gut Frage :) Drei Punkte dafür.
AntwortenLöschenIch glaube nein. Weil... der NW ist nur in ganz tiefen Schichten da, die kalte Luft wirkt da wie eine virtuelle Orografie... ich hoff ich drücke mich da nicht zu kompliziert aus...., oberhalb derer die Warmluft aus Südost sehr ungestört aufgleiten kann. Andernfalls würde z.B in Wien das ganze Konzept der klassischen VB Tiefs nie greifen (Tiefkern über Ungarn ..)
Es wäre anders, wäre das gesamte Regime bis 300 hPa auf Nordwest.. und vor allem alles aus Kaltluft bestehend.... dann greifen die Ostösterreichischen Absinkeffekte voll und ganz... hm.. gutes Blogthema ;) Ich heb es mir für den Anlassfall auf !
Lg
Manfred
Glaubst du das wir hier in Vorarlberg in ca. 1h das gröbste durch haben werden? weil auf dem Radar schauts ganz danach aus, und Gewitter sind nur im Tessin unten und Italien... Und bei uns sind bis jetzt nur 20-30l zusammengekommen was nicht ganz der Hälfte der prognostizierten Summe entspricht.
AntwortenLöschenGrüße aus dem tiefen (kalten) Westen ;) (dorrabirra)
Danke!
AntwortenLöschenMal schauen ;)
Gruß nach Dorrabirra,
AntwortenLöschenhm. es schmiert noch ein bissl was nach Nordosten... schau mir grad die Schweizer Stundenwerte an... wahrscheinlich ist das gröbste durch, ja, geb ich Dir recht. Im Moment sind die Mengen gemessen zw. 25 und 35 mm, tw. deutlich unter dem was ich erwartet hätte. Es kann sein, dass der nachfolgende NW Stau an den Berghängen des Unterlandes noch ein bissl was zu meiner Ehrenrettung beiträgt... schau ma morgen weiter.. oki ?
Lg
Manfred
ok , wer weiß , vllt ist ja sogar lake effect möglich bei ca. 18 oder 20grad (see) und bei 10grad(luft) und NW anströmung ;)
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