Hallo,
diese Woche steht vielen Europäern, von Portugal bis Schottland und von Frankreich bis Polen, also kreuz und quer, stürmisches Wetter ins Haus.... aufgrund einer recht ungewöhnlichen, weil ungewöhnlich starken Frontalzone, die sich von Süd nach Nord verlaufend quer über den Kontinent legen wird.
Den Anfang macht ein Prachtexemplar einer Shapiro-Keyser Zyklone, derzeit mit ihrem Kern südlich von Irland:
Man sieht in den Modellen relativ zum Tiefzentrum 2 Gebiete, wo Sturm bzw. Orkanböen im Moment auftreten:
Es ist einerseits der breite Warmsektor östllich des Bodenkernes,, inklusive der Vorderseite der markanten Kaltfront, zum anderen der Bereich der rückseitigen Okklusion....
auch sonst sind viele Indikatoren des konzeptionellen SHPK-Modells erfüllt:
In der simulierten Radarreflektivität sieht man das breite Aufgleitgebiet (Regen) entlang von Okklusion und Warmfront, während die Kaltfrontniederschläge sehr intensiv, aber sehr schmal und linienförmig angeordnet sind, auch mit reichlich Konvektion versehen...
Plausibilisiert wird dies durch die Verteilung der äquivalentpotentiellen Temperatur:
sowie durch ModellCIN und CAPE:
.. man sieht wie an der Kaltfront vor der Iberischen Halbinsel haufenweise schwach- oder ungedeckelte CAPE vorhanden ist.
..und um die Sache abzurunden, schaut man auf die Höhenströmung, so liegt der Kern dort, wo er bei einer SHPK liegen sollte...
.. nämlich im rechten, hinteren Eingangsbereich eines Jet-Maximums (im Bild ist das Maximum in der oberen linken Ecke angedeutet).
Diese SHKP kommt aber nicht nach Osten voran sondern wandert nach Nordwesten, Richtung Island zurück. Einer der Gründe dafür ist auf dem letzten Bild zu sehen. Über Kontinentaleuropa lagert eine so genannte High-overLow Konstellation. Ein Höhenhoch über der Ostsee, im Süden flankiert von einem alten Kaltlufttropfen mit dztg. Zentrum über Rijeka. (dem Ei haben wir die aktuelle *Suppn* im Süden und Osten zu verdanken). So eine High-over low Konstellation ist recht stabil und wirkt auf Atlantische Störungen wie ein Prellbock. Bis morgen ... denn dann bricht die Konstellation auf und das Höhentief wird an der Vorderseite des Ostatlantiktroges nach Norden hin abtransportiert.
Druckanstieg über Osteuropa und weiterer Druckfall über Westeuropa ist die Folge.. die Gegensätze verschärfen sich deutlich, der Wind dreht über weiten Teilen des Kontinents auf Süd bis Südost ... und weht dabei nicht zu knapp:
Das ist die Situation in der Nacht von Montag auf Dienstag. Bemerkenswert: Jedes Gebirge, dass sich dem starken Südostwind in den Weg stellt, produziert Föhn mit lokalen Windmaxima.. zu sehen an den deutsche Mittelgebirgen (Rothaargebrige, Erzgebirge ... "Böhmischer " Wind), an den Alpen, dem Tschechischen Hügelland, den Balkangebirgen..
Besonders eindrucksvoll ist die Strömungskonstallation über den Westalpen und Genua. Die Luft kann dem Zwang über die Alpen nicht folgen, die sind zu hoch. Sie muss ausweichen,. überströmt die Verbindung aus Alpen und Appeninen nach Süden aufs Mittelmeer hinaus, folgt dem Küstenverlauf und biegt dann nach Frankreich hinein, nicht ohne dabei ordentlich beschleunigt zu werden... auch zu sehen an der Wahrscheinlichkeitskarte für Böen größer als 90 km/h...
Auf Österreich gemünzt heisst das: Im Lauf des Dienstags wird abseits der obligaten Föhnregionen der Ost bis Südostwind auch im Flachland und dem nördlichen Alpenvorland stürmisch, wobei teilweise von recht hohen Mittelwinden, vielleichrt lokal bis 30 kt auszugehen ist, die Böigkeit aber im Vergleich zu Weststurmlagen eher gering ist.
Abflachen wird die Situation dann Richtung Mittwoch und Donnerstag, mit der Verlagerung der Tiefdrucktätigkeit vom Atlantik zum westlichen Mittelmeer fällt dort der Druck, während er über den Britischen Inseln steigt, und somit der Druckgradient über weiten Teilen des Kontinents abgebaut wird.
Zusammenfassung: Eine Extraportion TAFT am Dienstag, und die Frisur übersteht den Tag im Freien.
Lg
Manfred
Soll das jetzt eine Schleichwerbung sein? ;)
AntwortenLöschenSchöner Beitrag!
Besonders spannend sollte die Nacht auf Dienstag werden, in welchen Tälern die Föhn die Nacht über durchweht. In Innsbruck darf man meiner Meinung nach davon ausgehen, das er es schafft durchzuhalten (Druckgradient um die 10 hPa), somit dürfte das Tmin entsprechend angenehm mild mit um die 10°C ausfallen.
Und auf die Eine order Andere Böe im dreistlligen km/h dürfen wir uns sicher auch freuen :)
lg David