Sonntag, 16. Oktober 2011

Was wurde aus dem Medican ?

Hallo,

einen schönen Sonntag Abend wünsche ich der wetterinteressierten Gemeinde !

Wie es sich für einen Sonntag gehört, präsentiere ich heute gemütlich-einfache, aber nicht weniger spannende Kost. Sie lässt sich auf die Überschrift reduzieren, die ich wiederhole: Was wurde aus dem am Freitag im Raum stehenden Medican ?

Auf meiner Facebookseite habe ich diese Animation gepostet (Ausgangslage Freitag, 06 Uhr):



Hier hat das WRF ein die Bildung eines kleinräumigen, intensiven Wirbels mit einem Durchmesser von ca 150 bis 200km Durchmesser angeneommen, der seine intensiveste Phase am Samstag Nachmittag über dem Ionischen Meer haben sollte, also dem Teil des Mittelmeers zwischen Sizilien und Griechenland.

Dabei wurden großräumig Windgeschwindigkeiten zwischen 30 und 40 kt simuliert, sowie in einem Ring (Durchmesser ca 30-40km) um das Auge sogar bis 50, 60 kt.

War das eine Modellspinnerei ?

Schauen wir uns es anhand der Beobachtungen an:



Wir sehen hier einen Stationskarte (wie sie Meteorologen verwenden) von Samstag 09 Uhr. Italien und Griechenland haben jetzt und hatten wohl schon länger andere Sorgen als den Betrieb eines ordentlichen Wetterstaionsnetzes, deswegen ist die Anzahl der Stationen beschränkt. Man sieht kräftigen Wind (20 ktr im Mittel über Sizlien, dort wo der Medican sein sollte ist natürlich keine Meldung vorhanden.



Um 11 Uhr sind es noch weniger Meldungen. Ich bringe diese Karte aber aus einem anderen Grund. Der Analysealgorithmus für die Isobaren nutzt als Hintergrund das EZ-Modell.. dieses hatte ein schwaches Tief vor Griechenland zu diesem Zeipunkt simuliert.... das ist beileibe kein Medican !



Um 12Z dann der Glücksfall. 2 Schiffe fahren durch das Ionische Meer und geben eine Wettermeldung ab. 35 kt im Mittel aus Süd ! Dabei ist der gemessene Druck genauso hoch wie über Sizilien. Logische Schlussfolgerung: Zwischen der Position der Schiffe und Sizilien muss zangsläufig ein kräftiges, kleinräumiges Tief liegen, anders wären so hohe Windgeschwindigkeiten nicht erklärbar...



.. um 15Z das selbe Bild. Das Schiff ist weiter nach Norden getuckert und meldet immer noch brav 35 kt aus Süd. Das ECMWF Modell (Hintergrundsfeld) hat den Tiefkern an einer Stelle, wo er gemäss dieser Schiffsmeldung nicht sein kann, vor der Libyschen Küste...

Succus: Da war etwas zwischen den Schiff und Sizilien, was laut dem Globamodell nicht da hätte sein dürfen. Ein kleinräumiges, intensives Druckminimum, nennen wir es ColdCoreMedican. Die 30 - 40kt in der größeren Umgebung des Medicans, wie das WRF es prognostiziert hatte, konnten genauso wie die Position des Tiefs durch 3 Schiffsmeldungen bestätigt werden. Welche Windgeschwindigkeiten aber um das Auge herrschten, das ist nicht eruierbar.

Lg

Manfred


9 Kommentare:

  1. Servus ... dank Windsat am Samstagabend num 16:23 UTC:
    http://manati.orbit.nesdis.noaa.gov/windsat_images/wdsp_day/zooms_noaa/WMBas37_noaa.png
    doch noch Medicane erkennbar ;-)

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  2. Würd mich mal interessieren wie so ein Medicane von oben aussieht. Gibt es zufällig irgendwo ein Satellitenbild von Samstag?
    Gruß Jens

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  3. Ich hab hier noch ein Video gefunden! Gibts da irgendeinen zusammenhang? http://video.wetteronline.de/?cat=12&h=Wasserhosen-am-Mittelmeer&pl=1&pt=1&t=20111015ws

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  4. @Juski: Hier eine Aufnahe von gestern 23 Uhr:

    http://msspace.ubimet.at:8888/~mspatzierer/blogglump/dai/20111016/medi.jpg

    Zwischen Sizilien und Griechenland sieht man tiefe, graue Wolken, die konzentrisch ein Auge formen. Das ist das Zentrum des Systems, wo die höchsten Windgeschwindigkeiten herrschen. An der weiteren Periferie sieht man große Gewitterkomplexe kreisen, dort fällt teils stärkster Regen, der Wind ist aber schwächer. Und eben in diesen gewittern können sich, wie in deinem Video gezeigt über dem warmen Wasser auch Tornados bilden. Die Wasserhose ist also sozusagen ein kleiner, intensiver Sub-Wirbel im Medican.

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  5. http://moe.met.fsu.edu/cyclonephase/gfs/fcst/archive/11101700/4.html

    Die Phasendiagramme (verfallen irgendwann) zeigen keinerlei Anzeichen für einen warmen Kern, geringfügig für einen symmetrischen kalten Kern, sonst eher asymmetrisch, dazu passen auch die Scatterbilder von Windsat: nur rückseitig stärkster Wind, allerdings auch durch Konvektion beeinflusst, kein symmetrisches Windfeld.

    Ein Auge im Satellitenbild kann ich aber zumindest in dieser Auflösung nicht erkennen, Medicane tatert ich hier nicht mehr sagen, dafür ist mir der barokline Charakter zu dominant.

    Gruß

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  6. Hallo,

    m.E sind die Phasendiagramme des GFS für diesen Fall nicht nutzbar, da das GFS den Sturm nachweislich nicht erfasst hat. Siehe Synop-Meldungen.

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  7. Als Nachweis gibt es aber nur eine Synopmeldung und ein Scatterometer-Scan, das zeigt ein asymmetrisches Windfeld, was zu den Phasendiagrammen (auch anderer Modelle) passt.

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  8. Hallo,

    die Baroklinität ist am Samstag gering gewesen, in allen Höhen. Was nicht weiter verwunderlich ist, da sich das Individuum im Zentrum eines Höhentiefs entwickelt hat, wo die Baroklinität per definitonem gegen 0 geht. Großräumig sieht man also unter einem kalten Kern in der Höhe einen warmen in 850 hPa. (siehe Analysen Samstag 12Z) Dass das Windfeld assymmetrisch ist, stand nie in Abrede. Wie auch immer man es nennt, eine Polarfrontzyklogenese ist also auszuschliessen und darum geht und ging es mir immer.

    Lg
    M.

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  9. Nun ja!
    In Griechanland gibt es schon mehr Stationen die einigermaßen professionel verwaltet werden.

    www.metar.gr

    Temperatur: http://www.metar.gr/index.php?option=com_jumi&fileid=15&board=on&Itemid=58

    Feuchtigkeit: http://www.metar.gr/index.php?option=com_jumi&fileid=17&board=on&Itemid=60

    Wind: http://www.metar.gr/index.php?option=com_jumi&fileid=19&board=on&Itemid=62

    Keine Ahnung ob du die schon kennst??

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Da kenntat ja jeder kumman ...! Dennoch ... Hier ist Platz dafür :) !