Sonntag, 27. November 2011

(Fast) 20 Grad Unterschied auf 20km ..


Hallo,

das meiner Erinnerung erste nennenswerte Sturmtiefder Saison in Kontinentaleuropa suchte in den vergangenen Stunden die Nordwestlichen Teile der Landmasse heim und schickt sich jetzt an der polnischen Ostseeküste eine tendenziell unruhige Nacht zu bescheren.

Die Beobachtungskarten von Deutschland von 13 bzw. 16 Uhr zeigen vor allem in der Nordhälfte und in Dänemark recht ruppige Verhältnisse:



13 Uhr



16 Uhr


Spitzenböen der letzten 24 Stunden


Schauen wir uns den Übeltäter auf dem Satellitenbild an:


Es handelt sich um eine SHPK-artige mit ihrem Kern über Südskandinavien...

was der DWD wieder einmal nicht so sieht, aber bitte.. wir wollen ja net itipfelreiten und wadelbeissen ;)





Das stärkste Sturmfeld liegt dabei im Südwestquadranten des Bodenkernes, eingezwickt zwischen Kaltfront und Okklusion des Systems, wie z.B das GFS suggeriert:




In der Nacht erreicht dieses genannte Sturmfeld dann die polnische Ostseeküste, wo vermutlich die stärksten Böen des Systems an die Küste peitschen werden....




um dann aber recht rasch nach Südosten abzuziehen:



Österreich, inkl. dem heiligen Land Tirol, wird das System bis auf ein paar Sturmböen in der Nacht nicht allzu viel anhaben. Viel interessanter ist hingegen, was es heute im Tagesverlauf schon zuwege gebracht hat !

Das Satellitenbild von heute Mittag schaut schon einmal verdächtig aus...




Weite Landesteile sind im Warmsektor des Systems wolkenarm oder wolkenlos, im Osten und in Unterkärnten liegt teileweise sehr flacher, zäher Nebel.

Im Nebel ist es windstill oder schwach Südwindig, in den wolkenarmen Gebieten der Alpennordseite weht teils lebhafter Westwind. DAS hat Folgen ...




Während es um 13 Uhr beispielsweise in Eisenstadt im Nebel etwas unter 0 Grad hat, ist nicht weit entfernt in Puchberg der Westföhn durchgebrochen. Es hat gerundete 19 Grad.

Man sieht recht eindrucksvoll die gesamte Westföhnzunge am Alpenostrand, mit den mildesten Werten vom Osthang des Waldviertels bis in die Fischbacher Alpen, weiter östlich kalte Nebelluft, weiter westlich nicht ganz so hohe Werte, da dort der recht schwache Wind die Inversion nicht wirklich putzen konnte.

Die Modelle kennen prinzipiell den Effekt der flachen, südlichen Gegenströmung bei durchbrechendem Westföhn am Alpenostrand:



Quantitativ richtig wars dann doch nicht, da sind keine 19 Grad zu sehen :)

Die Aussichten: Nicht so übel !  Ersteinmal setzt sich bis Donnerstag ein Hoch durch, der Nebel dürfte in die flachen Regionen zurückkehren. Der nächste Trog steht am Freitag an, und der dürfte eine einigermassen nachhaltige Umstellung auf eine West- Westnordwestlage mit kurzweiligen Frontdurchgängen und endlich auch nennenswerteren Niederschlägen bringen.

Schönen 1. Advent wünschend

Lg

Manfred

Samstag, 26. November 2011

Wieder in Wien ...

Hallo,

Wien hat mich wieder, ob es will oder nicht. Dabei kann ich im Zuge meiner Reise, die erst heute Vormittag geendet hat, auf 3 Glücksfälle zurückblicken.

1: Reisekomfort

QANTAS hat mich ungefragt von Holzklasse auf Business upgegradet. Obwohl ich nie so bescheuert wäre, auf einen Schlag ein paar 1000-er loszuwerden, um auf der Langstrecke Business zu fliegen, so muss ich doch sagen. Die Businessklasse im A380 hat etwas sehr sehr angenehmes und komfortables.. der ganze Stress mit Beinfreiheit, ungehobelten, ungewaschenen Sitznachbarn etc. verblasst im Skybed bein einem Glaserl guten Roten .. An dieser Stelle ein Dankeschön.

2. Wetter in Wien.

DIE SUPPE IST VERSCHWUNDEN. Wie schön die Stadt im Anflug zwar im Dunst, aber unter tiefstehender Novembersonne zu sehen. Ein 2.5-faches *Hoch* auf den Westwind.

3. Die Aussichten.

Die aktuellen Läufe des GFS und ECMWF zeigen, dass es eine Chance gibt, dass sich die Frontalzone mit kurzweiligeren Frontdurchgängen im Lauf der neuen Woche über Mitteleuropa legt, und die Drohung eines neuen, beständigen Hochs nicht mehr so immanent wie noch vor 48 Stunden ist.

3 Dinge, die den Kampf gegen den Jetlag etwas angenehmer gestalten als sonst. Mal sehen, was sich morgen auf den Wetterkarten bietet. Bis dahin lg

Manfred

Donnerstag, 24. November 2011

Ein Pilz, der keiner ist

.. zumindest nicht zyklonentechnisch.

Hallo,

zum Österreichwetter lässt sich nach wie vor Nichts sagen, was nicht eh schon jeder geneigte Leser, geschweige denn die noch geneigtere Leserin eh schon sieht, wenn ein Blick aus dem Fenster gewagt wird. Umso interessanter ist da nun das, was sich derzeit am Ostatlantik abspielt.. und zwar das da...



Auf die Britischen Inseln greift der breite Schirms eines Systems über, das einen wiederum in seiner Form an ein Schwammerl, einen Hammer , einen aufgespannten Regenschirm oder eben ein T-Bone Steak erinnert.

Eine Shapiro Keyser Zyklone... wirklich ? na ja. Wie sagt man bei uns: Nur nicht hudeln. Schauen wir uns das mal an.

Ein unbedarfter Blick auf einen Kanal eines Satellitenbildes ist bezüglich der Kategorisierung eines Phänomens eine der gefährlichsten und klebrigsten Fallen, in die man als Meteorologe und auch als Nicht-Meteorologe tappen kann.

Zwar heisst es im ZIB Wetterbericht oft: Wie man wunderschön auf dem Satellitenfilm erkennen kann ... meist kann man aber nichts erkennen, oder zumindest nicht das, was wirklich passiert.

Wie so oft bringt nur der Blick in die Tiefe die nähere Erkenntnis.

Schauen wir auf die Modellfelder:




Gezeigt werden der Jetstream (obere Karte) und der Bodendruck, bzw. Bodenwind in der unteren Karte. Bezieht man die Position des Bodenkernes auf die Jetkonfiguration, so sieht man nur EINES wunderschön: Das Bodentief liegt im Left-Exit Bereich eines Jetstreaks, (der ist so stark, dass er in der Karte weiß wird, also Mittelwinde von mehr als 270 km/h aufweist).

Eine der häufigsten Beobachtungen an SHPK Zyklonen ist es aber, dass das Tief im rechten Einzugsbereich liegt. das ist hier nicht der Fall.

Zum nächsten Punkt: Aber da ist doch eine Okklusion in Verlängerung der Warmfront zu sehen !

Wirklich ? Eine Okklusion ? Schauen wir auf das Temperaturfeld in 850 hPa:



Leider ist überhaupt keine Okklusion zu sehen. Ein scharfer Temperaturgradient verläuft quer durch das Bodentief, keine warmen, gekringelten Zungen zu sehen, gar nichts.

Die 3 Felder lassen nur den Schluss zu, dass man die Fronten so legen muss:


Und zwar als offene Welle.

Was ist nun der eigenartige Fortsatz an der Rückseite des Bewölkungsschrimes ? Hier braucht man einen anderen Kanal des Wettersatelliten:



Das Wasserdampfbild zeigt eine schwarze Zunge in dem angesprochenen Bereich. Das ist sehr trockene Luft aus der oberen Troposphäre bzw. niederen Stratosphäre, die einen Keil in die Bewölkung frisst.

Der scheinbare Wirbel ist also nicht durch einen Okklusionsprozess entstanden sondern durch das vorsetzliche Fressen von Wolken durch knochentrockene Luft. Das Phänomen ist bekannt und heißt

DRY INTRUSION (wenn man will: trockener Eindringling).

Findet man solche trockenen Einschäübe in der nähe von Zyklonenkernen, so hat man es mit der so genannten RAPID CYCLOGENESIS zu tun. Das ist zwar keine Theorie für sich, man kann sich aber gut vorstellen, dass durch das nebeneinander von sehr trockener und sehr feuchter Luft (Stichwort potentielle Instabilität und Baroklinität) enorm viel Potential zur raschen Vertiefung von Zyklonen vorhanden ist.

Das Modell ist sich dieser Dry Intrusion bewusst, wie man auf der Karte der Relativen Feuchte in 500 hPa sieht:



Wiederum ist die Vorstellung einer Okklusion nur allzu verlockend, es gibt sie aber nicht.

Erst in ca. 12 Stunden setzt in Kernnähe allmählich der Okklusionsprozess ein:




Auf der obersten Karte des Tripels sieht man wie sich eine warme Zunge in den Kern schlängelt und Kaltluft schon auf die Vorderseite des Tiefkerns in 850 hPa vorgedrungen ist ... das sind recht eindeutige Signale. Und auch in 500 hPa beginnt sich ein Höhentief zu bilden, was für Okklusion spricht.

Dennoch ist es ein Okklusionsprozess, wie er für Zyklonen vom Typ Polarfrontzyklone ganz typisch ist, wie auch das gesamte Höhenströmungssetup relativ zum Bodenkern für eine *normale* Polarfrontzyklone spricht, deren Entwicklung durch die Dry Intrusion merklich gefördert wird, wo also beschreibenderweile der Zusatz RAPID CYCLOGENESIS zulässig ist.

Es ist wirklich nicht leicht, hier verschiedene konzeptionelle Modelle miteinander in Verbindung zu bringen.  Der Abschnitt über Shapiro-Keyserzyklonen im SatMetManual der ZAMG hinkt an einigen Stellen ein wenig:

http://www.zamg.ac.at/docu/Manual/SatManu/main.htm?/docu/Manual/SatManu/CMs/CCB/special1.htm

Der für mich wichtigste Punkt der nicht zu meinem Verständnis passt, ist eine Verbindung der SHPK zur Rapid Cyclogenesis. Die rapide Zyklogenese steht mit dem Eindringen von trockener obertroposphäischer Luft in Zusammenhang. Dieses kann aber nur auf der kalten Seite des Jets stattfinden. Der Kern der SHPK liegt aber (meist) rechts hinten vom Jetstreak, also auf der warmen Seite.

Ich mein, es hat sich schon in der Beschreibung verbessert, früher war im SatMetManual zu lesen, die SHPK sei ein Speziallfall der RapidCyclogenesis, was so halt sicher nicht funktionieren kann.

Für die SHPK, egal wo die Baroklinität letztendlich herkommt, scheint es bedeutender zu sein, wo die Störung herkommt, denn ein ursprünglich  tropischer oder subtropischer Charakter mit warmem Kern scheint hier sehr förderlich zu sein. Zum anderen geht auch viel, was mit ersterem zusammenhängt, von der Jetkonfiguration aus, und der dominante Jet ist bei einer SHPK der Warmfrontjet, an dessen rechten hinteren Ende das Bodentief sitzt. Im aktuellen Fall sitzt der Kern am linken Vorderen Rand des KF Jets und ist deswegen auch Intrusions*gefährdet* und auch eine klassische Polarfrontwelle.

Beide Problematiken laufen darauf hinaus, dass konzeptionelle Modelle keine Theorien sind, sondern Veranschaulichungen. Beide konzeptionellen Modelle werden aber schon jetzt durch die bisher verwendeten dynamischen Gleichungen abgedeckt, die Modelle können sie also simulieren, deswegen bedarf es auch keiner  neuen Theorie.  Es ist also das Gscheiteste, nicht zu versuchen, sie zu vermischen und vereinheitlichen, denn das führt zu Widersprüchen.


Lg,

Manfred

Mittwoch, 23. November 2011

Ausser Spesen ...

.. nichts gewesen.

Hallo,

die Besonderheit des Kaltlufttropfens, der für den heutigen Mittwoch im Raum stand, ist nunmehr verpufft, ähnlich wie Hoffnungsbekundungen für die finanzielle Sicherheit im Euro-Raum 2 Tage nach jedem EU- Gipfel.

Sah es mit der Ausgangslage vom 20.11 für heute noch so aus:



so ist der Wiedererkennungswert in den aktuelllen Modellrechnungen über Mitteleuropa beinahe gleich 0:


Statt einem kräftigen Höhentief im Dreiländereck Polen/Deutschland/Tschechien hat man also nur noch mit einem beinahe toten Trog über Nordostpolen zu rechnen.

Die gute Nachricht. Es gibt eine neue Chance, dass der Hochnebel-Trübsinn im Osten und Südosten des Landes einem Ende zugeht, die schlechte Nachricht ist, dass das noch ein paar Tage dauert.

In der Nacht von Freitag auf Samstag geht ein erster Bodentrog über den Nordalpen durch, er gehört zum auslaufenden Rand eines Tiefs über Skandinavien:


Mit dem dahinter aus Westen folgenden Zwischenhoch dreht der Wind am Samstag zart auf West, was die Hochnebeldecke zumindest erheblich schwächen sollte.

Wenn das noch nicht reicht, so stehen am Sonntag die Chancen besser als je zuvor:



Im Lauf des Sonntags geht die Kaltfront eines über Skandinavien ziehenden Orkantiefs bei und durch. Dieses durch die Bank recht abgesicherte Szenario würde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Inversion putzen, die Temperaturen in den Niederungen sprunghaft anschnellen lassen, auf den Bergen purzeln lassen. Aufgrund der Randlage ist aber keinesfalls mit irgendeiner Art von erheblichen Niederschlägen zu rechnen.

Die Liftbetreiber (siehe http://ooe.orf.at/news/stories/2510316/ ) brauchen also gar nicht erst hoffen, sie wären besser beraten sich erst einmal mit der Realität abzufinden. Diese lautet, und auch das ist durch die Modelle gut abgesichert, dass in den nächsten 10 Tagen mit trockenen und übernormal temperierten Wetter auf den Bergen zu rechnen ist.

Warum ?

Wie so oft kann man das anhand des Verhaltens des Atlantiks sagen.

Schauen wir uns die Jetkonfiguration zum Ende des momentan deterministsich vorhersagbaren Bereichs in ca 90 Stunden an:



Ein ausgeprägter Jetstream zieht sich vom Mittelatlantik bis Südskandinavien und fungiert als Führungsschiene für die Hochs und Tiefs. Ein Wellental sieht man bei Großbritannien, ein nächstes ist knapp westlich des Kartenrandes angedeutet. Das sind Wellenlängen, die nahe an der stationären Wellenlänge liegen. Man kann davon ausgehen, dass sich in den Tagen darauf dieses Muster ganz langsam weiter nach Osten verlagert, was bedeutet, dass Europa auf die Vorderseite einer sehr langsam ziehenden Ostatlantikzyklone gelangt. Abermals Hochdruck und zunehmende Warmluftzufuhr aus West bis Südwest wären die Folge. Inversionswetterlage mit gewisser Föhnneigung. Nicht gut, wenn man Schnee will.

Es bleibt dabei. Soll sich an diesem, auch schon jetzt vorherrschenden Wettercharakter etwas ändern, muss sich dramatisch etwas an der Langwellenkonfiguration ändern. Der Jetstream muss viel mehr meridionalisieren (schlängeln) und über dem Mittelatlantik sollte ein markanter Langwellenrücken stehen. Wie lange es braucht, bis dieses (auch nicht meinen Wünschen entsprechende) Wunschwetter eintritt, steht in den Sternen.

Ganz so egoistisch sollte man in der Betrachtung nicht sein, denn z.B für den Mittelmeerraum waren die letzten Wochen turbulent, bleiben turbulent (siehe obige Karte) und auch die Mittelfristprgnosen bleiben turbulent, da immer alte Höhentiefs den Schleichweg über Nordafrika nutzen um weiter zu kommen ...

Das schlägt sich auch in den Saisonalvohersagen nieder:

Was sagt uns dieses Kartenkonglomerat ? Dass man z.B in Nordafrika durch die gesamte Atmosphäre hindurch mit deutlich stärkeren Westwindkomponenten (Jetbeeinflussung !) zu rechnen hat. Wo ein Jet ist, ist meist auch eine Front... man könnte also interpretieren, dass in den Langfristprognosen der Trend für Zyklonenzugbahnen über Nordafrika hinweg nach Osten bestehen bleibt.


Zusammenfassend kann man sagen. In den deterministischen Modellen ergibt sich kein Anhaltspunkt, dass der Winter im Alpenraum auch wettertechnisch Einzug halten wird.

Die Inversionsauflösung im Alpenraum am Sonntag wird zwar wahrscheinlich kommen, die getötete wird im Lauf der neuen Woche aber wahrscheinlich auch wieder rasch von einer neuen Inversion ersetzt, und die Trockenheit geht bis auf Weiteres in die Verlängerung.

Schlecht für den Tourismus, aber: Besser jetzt trocken, als im Frühling oder Sommer...

Lg

Manfred



Sonntag, 20. November 2011

Hoffnung auf die Wende

Hallo,

die Überschrift ist natürlich nur wetterpolitisch zu verstehen :) . Der heuitige Eintrag erfolgt, weil es wirklich Hoffnung gibt, dass das derzeitige Hochdrucktrauerspiel über Europa seinem Ende zugeht.

Die aktuelle Situation:



Etwas verworren, drum wollen wirs aufdröseln. Südostlichz von Grönland liegt der Kern eines umfangreichen, gealterten Tiefs, vor Gibraltar ein hochkonvektives, beinahe Frontenloses Höhentief. Über Mitteleuropa sieht man noch das Hoch, allerdings schon geschwächt von einem zarten Trog quer über Deutschland. Das für Österreich interessanteste System befindet sich allerdings vor der Norwegischen Küste. Ein schwaches Frontensystem, das zunächst auf Ostkurs ist, aber ab Wochenmitte unser Wetter maßgeblich, wenn auch nicht mit dramatischen Auswirkungen beeinflussen wird. Dennoch, es könne Flocken rieslen lassen.

Die Höhenströmungskarte dazu:



Auf der Jetkarte findet man all die oben genannten Elemente wieder. Das System vor Skandinavien ist beispielsweise durch einen schwachen Kurzwellentrog repräsentiert...

Schauen wir uns an, was es im GFS über die nächsten zweieinhalb Tage macht...



Bis heute Mitternacht kommt der Trog zur Ostsee voran, allerdings sieht man auch, dass die Ostwärstbewegung nicht mehr haltbar ist. An seiner Rückseite weht nun ein starker, direkt nach Süden gerichteter Jet, eine Folge der Verstärkung des Hochkeils über der Nordsee, der wiederum vom Islandtief aufbaut wird. Klassisches Downstream Development. Der Trog kann also gar nicht mehr anders als nach Süden vorszustossen...




Was er bis Dienstag Mitternacht auch macht. Dabei verkürzt er seine Wellenlänge und schnürt sich zunehmend ab...



Bis Mittwoch Mitternacht haben wir ein abgeschlossenes Höhentief über Polen, einen Kaltlufttropfen, der nun an der Südflanke des Skandienavienhochs nach Westen wandert und an seinem Südrand auch den Alpenraum streift.


Was nun tatsächlich aus dieser Situation wird, ist unklar. Tatsache ist, dass es im Bereich eines Kaltlufttropfens zu Hebungsvorgängen kommen kann, insbesondere auf seiner Rückseite, das ist in diesem Fall seine Ostflanke. Hier gleitet milde Luft aus Süden über den Kaltluftkörper auf, und die Bodentemperaturen sind im Bereich der Kontinentalluft teils im Frostbereich:


Tatsächlich gibt es bei der Konfiguration im GFS später Niederschläge an der Ostseite an der Höhenwarmfront des Tropfens...



.. solche würden dann nach Wochenmitte als Schnee fallen.

Gut, jetzt muss man natürlich wieder zurückrudern. Obwohl ein ähnlicher Wetterablauf in vielen Modellen zu finden ist, ist der Kaltlufttropfen sehr sehr klein und mit dem entsprechender Vorhersageunsicherheit behaftet. Das heisst, er kann sich ganz anders entwickeln... und das hier Gesagte kann schon in 12 Stunden wieder verfallen sein.

Das weitaus wichtigere ist... hintenraus besteht keine auch nur irgendwie geartete Chance auf winterliches Wetter, denn der Atlantik beginnt immer stärker zu brodeln, wie man auf der Samstags-Jetkarte schön sieht:


Man würde hier vermuten, dass die Tendenz in Richtung einer zyklonal angehauchten Vorderseitenlage vor einem Ostatlantikmonstrum mit übernormalen Höhentemperaturen und auch deutlicher Südföhnneigung geht. Das kann kein Kaltlufttropfen verhindern, würde ich jetzt meinen.

Succus: Hoch ade, was allerdings nachkommt ist mit Ausnahme eines 48-stündigen Intermezzos als nicht wirklich winterlich zu bezeichnen, und auch der Trockenheit wird es auf weiteres keine Abhilfe leisten ...

Lg

Manfred

Donnerstag, 17. November 2011

Qualität von Wettermodellen im Vergleich

Hallo,

ich glaube, der Blog geht wettertechnisch in seinem 2-jährigen Bestehen durch eine seiner schwierigsten Phasen.

Die derzeitige Wetterlage über Mitteleuropa im speziellen Österreich, ist zwar rekordverdächtig (siehe die anhaltende Trockenheit, die vor allem im Westen des Landes um diese Jahreszeit beinahe konkurrenzlos dasteht), aber nichts desto trotz rekordverdächtig langweilig. Hochdruck bis zum Abwinken, wenn man so möchte Hochdruck bis beinahe zum Ende des Vorhersagezeitraumes der derzeit prominentesten Wettermodelle ECMWF und GFS.

Die beiden Produktbezeichnungen sind das Stichwort zum heutigen Eintrag.

Oftmals wird vom ECMWF gesagt, es sei das weltweit beste und verlässlichste Wettermodell und dabei wird auf eine oder eine ähnliche Grafik verwiesen:



Was ist hier zu sehen ? Auf der unteren Achse verläuft die Vorhersagezeit in Stunden. Im oberen Teil der Grafik ist der mittlere quadratische Vorhersagefehler einzelner Modelle über alle Gitterpunkte der Welt gemittelt für die Vorhersage der Höhe der 500 hPa-Fläche dargestellt. Je geringer der ist, desto 'besser' ist das Modell. Zu allen Vorhersagezeiten hat das ECMWF hier die Nase vorne.

Was die Grafik allerdings nicht aussagt, ist die Bedeutung der Höhe der 500 hPa für die tatsächliche Vorhersage bzw. die Wettererscheinungen.

Fehlvorhersagen können z.B aus 2 Quellen rühren:

1 - die Höhe wird systematisch falsch berechnet. Das ist halb so wild, da die Höhe allein kein relevantes Merkmal ist.

2 - die Position der Tröge und Keile wird falsch berechnet. DAS ist der gravierendere Teil. Das Modell, dass die Tröge und Keile besser vorhersagt hat auch die Nase vorn bei der Vorhersage der Wettererscheinungen, die für uns Erdenbürger relevant sind. Denn nicht auf die richtigen Absolutwerte kommt es an, vielmehr auf die richtigen Differenzen oder Gradienten.


Schauen wir uns also ein Vergleichsfeld an. Wie sieht die obige Aussage für die Temperatur z.B in 850 hPa aus ?



Auch hier hat das ECMWF die Nase vorne. Zum unteren Teil der Grafik: Hier werden die anderen Modelle im Vergleich zum GFS ausgewertet. Kurven unter 0 und ausserhalb der abgebildeten Kasteln sind statitisch hochsignifikant (besser) und Kurven oberhalb 0 und ausserhalb der Kasteln sind statistisch hochsignifikant schlechter.

Schränken wir beide Vergleichsgrössen auf die dicht besiedelte Nordhemisphäre ein:




Hier liegen für die Betrachtung der 500 hPa Fläche beiden Modelle näher aneinander und nähern sich auf große Vorhersagedauern an.

Wie sieht es bei der Temperatur aus ?


Hier fällt der Unterschied noch geringer aus...

Zusammenfassend: Auf der Nordhemisphäre nehmen sich die beiden Modelle nicht allzuviel.

Gehen wir in die Tropen (jetzt beide Grafiken hintereinander)



Hier ist das GFS in der Temperaturprognose besser, in der 500 hPa Prognose sind beide gleich gut.

Weils interessant ist: In der 1000 hPa Temperatur-Prognose ist das GFS um Welten besser als das ECMWF:



Nun zur Südhemisphäre:



Hier macht das ECMWF also den entscheidenden Schritt, mit Recht den Ruf als das beste Wettermodell zu tragen. Wohlgemerkt NICHT in den Tropen, nur EINGESCHRÄNKT auf der Nordhemisphäre, aber absolut eindeutig auf der Südhemisphäre. Wie das ?


Nun, das Wetter funktioniert auf der Südhemsiphäre nicht anders, und durch das viele Wasser mag man glauben, das Wetter sei noch viel einfacher gestrickt als auf der NH.

Das viele Wasser und die Antarktis haben einen ganz anderen, negativen Einfluss: Es gibt auf der Südhalbkugel nur vergleichsweise sehr wenige Beobachtungsdaten von Wetterstationen, Radiosonden und anderen Beobachtungsinstrumenten. Hier kommen dem ECMWF, ohne das jetzt im Detail eruiert zu haben, seine sehr umfangreichen Algorithmen zur Initialisierung als wohl auch die kleinere Maschenweite voll zu Gute.


Zusammenfassung:

Erstens und immer gilt: Glaube keiner Statitik, die du nicht selbst gefälscht hast. Dennoch traue ich mir nach Durchsicht der Grafiken für die letzten 30 Tage folgende Schlüsse zu:

- Auf der Nordhalbkugel ist das ECMWF im Vergleichszeitraum zwar das bessere, aber nicht allzu signifikant bessere Modell in der Mittelfrist.

- In den Tropen gewinnt das GFS das Rennen für sich.

- Auf der Südhalbkugel Sieg auf allen Linien für das EZ.

Irgendwie witzig, dass sich die Investitionen der Europäer im Bereich der Wettervorhersage vor allem für die Mets auf der Südhalbkugel auszahlen. Na ja, ist vielleicht auch eine ganz ganz ganz geringe Kompensation dafür, dass gerade die Europäer zu Kolonialzeiten nicht gerade nett zu den Bewohnern der SH waren ...

Anbei noch der Link zu der NCEP-Seite, die die Modellvergleiche regelmässig und laufend durchführt:

http://www.emc.ncep.noaa.gov/gmb/STATS_vsdb/

Lg

Manfred