Hallo,
das meiner Erinnerung erste nennenswerte Sturmtiefder Saison in Kontinentaleuropa suchte in den vergangenen Stunden die Nordwestlichen Teile der Landmasse heim und schickt sich jetzt an der polnischen Ostseeküste eine tendenziell unruhige Nacht zu bescheren.
Die Beobachtungskarten von Deutschland von 13 bzw. 16 Uhr zeigen vor allem in der Nordhälfte und in Dänemark recht ruppige Verhältnisse:
13 Uhr
16 Uhr
Spitzenböen der letzten 24 Stunden
Schauen wir uns den Übeltäter auf dem Satellitenbild an:
Es handelt sich um eine SHPK-artige mit ihrem Kern über Südskandinavien...
was der DWD wieder einmal nicht so sieht, aber bitte.. wir wollen ja net itipfelreiten und wadelbeissen ;)
Das stärkste Sturmfeld liegt dabei im Südwestquadranten des Bodenkernes, eingezwickt zwischen Kaltfront und Okklusion des Systems, wie z.B das GFS suggeriert:
In der Nacht erreicht dieses genannte Sturmfeld dann die polnische Ostseeküste, wo vermutlich die stärksten Böen des Systems an die Küste peitschen werden....
um dann aber recht rasch nach Südosten abzuziehen:
Österreich, inkl. dem heiligen Land Tirol, wird das System bis auf ein paar Sturmböen in der Nacht nicht allzu viel anhaben. Viel interessanter ist hingegen, was es heute im Tagesverlauf schon zuwege gebracht hat !
Das Satellitenbild von heute Mittag schaut schon einmal verdächtig aus...
Weite Landesteile sind im Warmsektor des Systems wolkenarm oder wolkenlos, im Osten und in Unterkärnten liegt teileweise sehr flacher, zäher Nebel.
Im Nebel ist es windstill oder schwach Südwindig, in den wolkenarmen Gebieten der Alpennordseite weht teils lebhafter Westwind. DAS hat Folgen ...
Während es um 13 Uhr beispielsweise in Eisenstadt im Nebel etwas unter 0 Grad hat, ist nicht weit entfernt in Puchberg der Westföhn durchgebrochen. Es hat gerundete 19 Grad.
Man sieht recht eindrucksvoll die gesamte Westföhnzunge am Alpenostrand, mit den mildesten Werten vom Osthang des Waldviertels bis in die Fischbacher Alpen, weiter östlich kalte Nebelluft, weiter westlich nicht ganz so hohe Werte, da dort der recht schwache Wind die Inversion nicht wirklich putzen konnte.
Die Modelle kennen prinzipiell den Effekt der flachen, südlichen Gegenströmung bei durchbrechendem Westföhn am Alpenostrand:
Quantitativ richtig wars dann doch nicht, da sind keine 19 Grad zu sehen :)
Die Aussichten: Nicht so übel ! Ersteinmal setzt sich bis Donnerstag ein Hoch durch, der Nebel dürfte in die flachen Regionen zurückkehren. Der nächste Trog steht am Freitag an, und der dürfte eine einigermassen nachhaltige Umstellung auf eine West- Westnordwestlage mit kurzweiligen Frontdurchgängen und endlich auch nennenswerteren Niederschlägen bringen.
Schönen 1. Advent wünschend
Lg
Manfred
Wow, wann waren denn hier die 68 km/h die auf der Karte angegeben sind? Ich hätte die stärkste Böe hier auf 50 geschätzt.
AntwortenLöschenWie sieht es denn mit den Stürmen aus, die das GFS für die kommende Woche ausspuckt? Da irgendwas besonderes dabei?
Grüße
Juski
Westföhn bringt immer die höchsten Temperaturen, egal wo in den Alpen.
AntwortenLöschenwie etwa am 18.3.2007 in Innsbruck ( von +5,5 auf +22,3), ein Tag später noch +1 Grad mit 1K Tagesgang.
Korrektur: So lautete meine damalige Aufzeichnung:
AntwortenLöschenAm 18. März 2007 ereignete sich ein nicht vorhergesagtes Westföhnereignis, das bei 0,2°C am Flughafen bzw. 1,8°C (Uni) Tiefsttemperatur startete und dann mit Föhndurchbruch 22,0°C (Flghfn) bzw. 23,3°C (Uni) brachte. Der extreme Tagesgang von über 20K ist das eine, was diesen Föhn zu einem außergewöhnlichem Ereignis macht. Viel beeindruckender aber noch, dass mit der nachfolgenden Kaltfront das Quecksilber an der Uni um 3 UTC auf 0,6°C sank. Das entspricht einem Temperaturrückgang von knapp 22,7°C in nur 14h. Am darauffolgenden Tag ging das Thermometer nicht über 1,1°C hinaus und die Schneefallgrenze sank in Tallagen ab. In Innsbruck selbst blieb der Schnee nur am frühen Vormittag liegen, oberhalb 700m bis 750m bildete sich eine geschlossene Schneedecke mit 10-20cm. Gegen Nachmittag setzte sich der Schneefall mit zusammenbrechendem Talwindsystem fort.
Hi Juski,
AntwortenLöschenwo ist denn *hier* .. Deutschland ist mir schon klar, aber das ist groß und weist ein paar 68-er Meldungen auf :D
Ich tippe mal auf Torgau ;) Da waren es um 14 Uhr 68 km/h und um 18 Uhr sogar 75.
Was stürmische Zeiten nach Wochenmitte angeht .... besser noch ein bissl abwarten. Vor Samstag sehe ich kaum Sturmpotential über Kerneuropa.
Lg
Manfred
@Pheliggs: Ich kann mich ganz dunkel erinnern, das war so um den Dreh EWK herum ...
<Hallo!
AntwortenLöschenWodurch entsteht der S-Wind östlich der Föhnzunge - ist das eine Art Vortex vindobonensis?
Lg, stefan
Ja:
AntwortenLöschenhttp://www.wetteran.de/analysen/druckanalyse.PNG
(Ich bin keine automatische Druckanalyse, hab ein bisserl was verzittert).
Wenn man das zugehörige Windfeld anschaut, sieht man auch Nordostwind im südlichen Steinfeld bzw. unmittelbar am Alpenrand, immerhin mit rund 22 km/h in Böen.
Könnte man analog zum Innsbrucker vorföhnigen Westwind als "vorföhnigen Nordostwind" bezeichnen. Weiter nordostwärts herrscht dann der Südwind wie im Modell abgebildet, wo kein abgeschlossenes Leetief, sondern nur eine Lee-Tiefdruckrinne vorliegt.
Das Modell hat den Ostwind im südlichen Steinfeld sogar angedeutet, wobei hier nicht klar ist, ob als Folge der Leezyklogenese oder durch Umströmung der Buckligen Welt (oder beides).
Beeindruckend war auch die Seichtheit der Kaltluft im Wiener Becken, die Nebelobergrenze lag doch deutlich unter 1000 m.
http://www.gipfeltreffen.at/showthread.php?t=59821
(Bilder sichtbar, wenn eingeloggt)
Damit sich nicht jeder registrieren muss (auch wenn sich das in dem Bergforum grundsätzlich lohnt ob der vielen Berichte und Infos), hier noch das Sounding zur selben Uhrzeit:
http://weather.uwyo.edu/upperair/images/2011112712.11035.skewt.gif
Die Inversion lag ziemlich genau bei 450 m (siehe Textfile von Wyoming)
Schade, dass zum Zeitpunkt der Sondierung kein Nordostwind herrschte, dann hätte es das Ding mehr Richtung Leetief getrieben.
Hallo,
AntwortenLöschenja, irgendwie schon. Ganz simpel gesagt kann man es Einströmen ins Leetief nennen.
Dort wo der Westwind durchgegriffen hat, hat er zum einen die kalte Luft entfernt, die hatte hohe Dichte die dann fehlte, also musste der Druck (westlich von Wien) fallen.
Verstärkend kommt noch das Leetief als direkte Wirkung des Westföhns, diesmal im zentralen Wienerwald gelegen dazu. Das verstärkt das Einströmen der kalten Nebelluft an der Ostflanke des Föhntiefs.
Summa summarum war es eine ungewöhnliche Position des Föhntiefs, normalerweise liegt es direkt am Ostrand des Wienerwaldes bzw. der östlichen NÖ Voralpen, sodass der Streifen von Wien bis Wr. Neustadt schon föhnig warm ist, die Neusiedlerseeregion aber nebelig-kalt...
lg
manfred
und,
AntwortenLöschenwas Felios schrieb stimmt obendrein auch ;)
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenDer Nebel war wirklich seicht. Von der Schneeberg-Webcam aus sah man jeden Hügel aus der Nebelsuppe rausstehn.
AntwortenLöschenWas ist an den Vera-Karten so schlimm, dass die niemand postet?
http://www.univie.ac.at/amk/veraflex/test/public/Vera_Karten/Wien/pot/Wien_pot_2011112720.png