In der Schnellbahn kommen'd Leut zamm, wie man so schön sagt. Wo man zusammen kommt, kommt man auch ins Reden, so geschehen am Freitag in der Früh zwischen Zentralfriedhof und Geiselbergstraße. Schnell war heraussen, dass ich Meteorologe bin, und schnell war das Smartphone meines freundlichen Gegenüber gezückt, darauf die App einer bekannten Österreichischen Versicherung mit einer Sturmwarnung der Kollegen von der ZAMG, ausgegeben um 02:27 des selbigen Tages... gültig für den MONTAG.
Zum Glück für die Kollegen kommt wirklich ein bissl ein Sturm, wobei Österreich, nicht wie wir uns gerne sehen, einmal mehr NICHT im Zentrum des Geschehens steht, sondern Süddeutschland, Tschechien und Südpolen.
Die Situation:
Quer über Europa liegt die altende Front einer alternden Polarfrontzyklone mit Kern vor Norwegen. Das Frontensystem läuft leicht verwellend bis auf den Atlantik hinaus.
Die Position des Jets unterstützt das oben gesagt, er läuft leicht mäandrierend aber im wesentlich zonal (West-Ost orientiert) über den Ostaltlantik und Europa. Über dem Atlantik ist er auch sehr stark mit Mittelwinden an die 200 knoten.
An dieser Frontalzone über dem Atlantik bildet sich in ca. 18 Stunden eine Welle, die auf Europa zusteuert. Das erste mal kann man sie Sonntag Mittag über Irland sehen, als ganz schwachen Isobaren*knick*
Die Welle liegt nicht zufällig dort, es gibt besondere zyklogenetische Bedingungen, da aus Westen aus Jetstreak hereinrast und die Region um Irland im linken Ausgangsbereich des Jets liegt:
Das weitere Schicksal dieser Welle ist spannend: Die Globalmodelle GFS und auch EZ in der 00 Version lassen die Welle nur unter leichter Vertiefung nach Osten ziehen (Route über Frankreich und Deutschland nach Tschechien und Polen). Dabei gäbe es an der Südflanke ein Sturmfeld, aber nichts allzu dramatisches.
Was das eine oder andere Lokalmodell daraus macht, ist prickelnder..
z.B geht das WRF in seinen letzten 4 Simulationen von einer deutlichen Vertiefung der Welle hin zum eigenständigen, abgeschlossenen Tief mit einem mesoskaligen, also sehr kleinräumigen Sturm- und womöglich Orkanböenfeld aus....
im Detail:
Hier gibt es im Warmsektor des Wellentiefs, wenn man so will die Gefahr von Böen über 100 km/h in einem breiten Feld von Baden-Württemberg, Bayern, Böhmen, Mähren bis nach Südpolen hinein, der Kerndruck ist hier ca 10 hPa tiefer als im GFS.
In Österreich bleibt der Wind lange auf Südwest.. hier kann es im Alpenvorland also im Warmsektor kaum Sturm geben, prädestiniert wären das Mühl- und Waldviertel für die stärksten Böen vor der Kaltfront.
Die Kaltfront zieht am Montag Vormittag rasch durch, und erst rückseitig muss man dann entlang der gesamten Alpennordseite mit Sturmböen rechnen, Dramen sollten sich nicht ergeben:
Obwohl auch dies nur eine von vielen Simulationen ist, die halbwegs stimmen kann, aber sicher nicht muss, zeigt sie das Überrasschungspotential bei dieser Lage, nach oben und unten, auf... sowie die Tatsache, dass es um sehr kleine Strukturen gehen kann. Um hier den Kreis zu schließen ...
wie kann man das 4 Tage im Voraus vorhersagen ? Hm :) Ich weiß es nicht, wir lasssen die Frage daher offen im Raum stehen !
Lg
Manfred
Ein giftiges Montagstief kenn ich - das hab ich jeden Montag ;)
AntwortenLöschenVielleicht steh ich auf der Leitung. Aber der Jetstreak selbst leigt ja südwestlich (links hinten) von Irland - müsste das nicht umgekehrt sein.
Lg, STefan
Nein, das passt schon :)
AntwortenLöschenEs gibt 2 günstige Positionen (wo in der Höhe Divergenz herrscht) rund um den Jetstreaks: Links Vorne und rechts hinten. Rechts hinten sitzt gern die Shaprio-Keyserin, links vorne die gute, alte Polarfrontzyklone.
Lg
M.a.n.f.r.e.d
Kurzer Modellvergleich für 18z zeigt:
AntwortenLöschenGFS, EZ: 1-2 hPa zu hoch
WRF-Wetterzentrale : 2-3 hPa zu hoch
UKMO: 6-7 hPa zu hoch
WRF-UBIMET: passt ziemlich genau