Hallo,
bislang hat der Autor die Schneemassen in den höheren Lagen der westlichen Alpennordseite immer nur am Rande erwähnt. Ich denke aber dass es angesichts der recht dramatischen Verschärfung der Situation an der Zeit ist, die Sache aus einem etwas anderen Blickwinkel als jenem der Medien zu betrachten.
Eine kurze Rekapitulation: Es ist noch nicht lange her, nämlich gerade einmal 4 Wochen, dass sich viele Schigebiete zu recht Sorgen um die Schneelage zu Weihnachten machen mussten. Ich kann mir vorstellen, dass so manch einer zwischen Sulzberg und Lunz am See, der am Tourismus nicht partizipiert, diese Sorgen angesichts der momentanen Lage gern wieder zurück hätte. Bis weit in den Dezember hinein, das ist unter anderem auch im Archiv dieses Blogs nachzulesen tat sich punkto Niederschlag gar nichts, von Schnee gar nicht zu sprechen. Eine bislang um diese Zeit selten gesehene Trockenperiode, geprägt von Hochdruckkeilen bzw. Vorderseitenlagen fand erst Mitte Dezember ihr endgültiges Ende. Genau genommen war es der transkontinenentale Sturm JOACHIM, der die Alpenrepublik am Freitag, 16.12 erwischte, der die großräumige Situation nachhaltig änderte. Seit Joachim hat sich ein Muster etabliert, das mehr oder weniger bis heute durchgehalten hat:
Nördlich eines recht flachen Hochkeils über dem Mittel und Ostatlantik steuern atlatische Tiefs auf Ost bis Ostsüdostkurs Frontensysteme über Zentral und Nordeuropa... Beispielhaft die Großwetterlage vom 30.12.2011:
Hier der Effekt auf die Niederschlagssummen (im wesentlichen in der zweiten Dezemberhälfte):
Entlang der gesamten Alpennordseite als auch in den zentralapen sind erhebliche Niederschläge zu verzeichnen gewesen, am feuchtesten (und weissesten) war es dabei in Vorarlberg. Das soll im Winter ja so sein..
Was aber andererseits nicht darüber hinweg täuschen soll...
dass der Dezember auch in den feuchten gebieten deutlich zu warm ausgefallen ist. Noch krasser die Situation in den ersten 8 Jännertagen:
.. sehr große Niederschlagsmengen vom Bodensee bis in die Phyrnregion bei Temperaturen die um 4 bis fast 6 Grad über dem Durchschnitt des Jänners liegen. Unterhalb von 600/700m hat man 2012 bislang nur wenig oder gar keinen Schnee gesehen, da die Mittlere Schneefallgrenze in etwa auch bei diesen 700m lag. Das ist bei weitem kein ruhmreicher Wert für die kältesten Wochen des Jahres.
Dennoch, innerhalb von 3 Wochen ist die Lawinengefahr im Wesen von einer zu vernachlässigenden Größe auf Stufe 4/5 angewachsen und zwar großräumig. Das erinnert an einen anderen Lawinenwinter, den letzten großen im Jahre 1999... der zu trauiger Berühmtheit (Galtür ..) gelangt ist. Hier die Großwetterlage des Februar 1999 im Schnelldurchlauf...
Die Wettersituation der letzten 3, 4 Wochen hatte damit durchaus große Ähnlichkeit, was die Zugbahnen der Zyklonen und die Form der Höhenströmung angeht.
Tiefs, die aus Westen und Nordwesten kommend auf den Kontinent zusteuern, ein (markanterer) Keil über dem Ostatlantik. Augenscheinlich sieht man aber sehr viel mehr 'blau' und 'lila' als jetzt auf den Karten: Das Geopotential war deutlich tiefer, die involvierten Luftmassen kälter, die durchschnittliche (potentielle) Schneefallgrenze damals um gut 700 bis 900m tiefer als jetzt.
Oberhalb der Schneefallgrenze fällt der Unterschied gar nicht ins Gewicht, denn Schnee ist bei -1° (fast) genauso flaumig und weiß wie bei -8°.
Vielleicht noch etwas verfrüht, aber so etwas kann durchaus eine typische 08/15 Wettersituation im Winter bei uns werden, wenn die Temperaturen, wie erwartet weiter ansteigen.
Wie geht es weiter ?
Die nächste Warmfront aus Nordwesten steht ante Portas:
und bringt, wie es Warmfronten so an sich haben, Erwärmung und ..
neuerlich Feuchtenachschub...
wobei die Schneefallgrenze im Westen zögerlich etwas über 1000m ansteigt, Richtung Alpenostrand aber doch deutlich unterhalb 1000m bleibt (eher Richtung 500m). Summa summarum ist kaum mit einer Entschärfung der Lawinensituation zu rechnen, im Gegenteil.
Mittlefristig gibt es den Hoch einer Chance der Umstellung der Großwetterlage:
Zum Ende der Woche deuten die letzten Läufe von GFS und ECMWF die Bildung eines Keiles mit großer Amplitude bei westlich der Britischen Inseln an. Der Keil hat eine Wellenlänge nahe der stationären und könnte bei geeigneter Unterstützung der Tiefs weiter westlich die Westdrift über Europa blockieren. Allerdings ist eine nachhaltigere Blockade derzeit nur in einzelnen Ensembles zu finden, die nächsten 2 Tage werden da mehr Klarheit bringen.
Gruß
Manfred
Phyrn? > Pyhrn > http://de.wikipedia.org/wiki/Pyhrnpass
AntwortenLöschenDanke für Deine Ausführungen und Erläuterungen!
sorry, im Eifer des Gefechts ...
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