Montag, 30. April 2012

2012: Erinnerungen an 2003

Hallo,

nahezu sebstverfreilich sind am Freitag, Samstag und Sonntag in der Alpenrepublik die Allzeit-Temperaturrekorde bundesweit so richtig pulverisiert worden. In einem Anfall ausgleichender Gerechtigkeit geschah das auch auf föderalöistischer, also Bundeslandebene, sodaß sich der Herr Pröll, der Herr Pühringer, die Frau Burgstaller und der Herr Häupl auch freuen können.

Weil es so schön war, hier ein Blick auf das Satelliten- und Fronten, und Modellbild von gestern 11 Uhr:





Ein Sturmtief mit seinem Kern über der Bretagne hat in breitem Strom nordafrikagesegnete Luft in breiter Bahn nach Norden geschaufelt, der resultierende Südföhn ...

- im Satellitenbild manifestiert er sich als scharfe Wolkenkante über der Schweiz, Vorarlberg und dem Tiroler Oberland

-  im Bodendruck als als markante Föhnnase mit Hybrid-Leetief über Deutschland

- in der 850hPa Temperatur als warme Föhnblase nördlich der Alpen...

hat die Werte Ende April auf einen schönes Juli-Sommerniveau getrieben...


Temperaturverteilung um 16 Uhr..


Maximalwerte ..

An diesert Stelle bringe ich nocheinmal die Entstehungsgeschichte dieser prächtigen Zyklone in 2 überlappenden Loops:




und ..



Das Tief enstand im Bereich eines aus Westen hereinschwenkenden Troges, der mit seiner Achse über den Britischen Inseln stationär geworden ist. Nur eine solche Konstellation schafft es, Luft über Tage hinweg aus Nordafrika hereinzuschaufeln, bei einem typischen ziehenden Trog dauert die Vorderseitenphase bei uns 24 bis 48 Stunden, was deutlich zu kurz wäre um hierzulande die 30 Grad zu knacken.

Das Tief als solches ist natürlich immer noch existent und es verhält sich weiterhin merkwürdig. Nach der stationären Phase tritt es in die seltene retrograde Phase und wandert langsam nach Westen ...




Dieses Westwärtswandern bis morgen liegt in einer Assymtrie begraben. Man sieht, dass der Ostwind an der Nordflanke des Höhentiefs deutlich stärker ist als der Westwind an der Südperiferie des Kernes, damit ist die Netto-Advektion nach Westen gerichtet und der Kern wabert langsam vom Kontinent weg ...

Das macht aber Platz für die kräftige Frontalzone über dem Nordatlantik, die versucht, sich in die entstehende *Schwächezone* über Westeuropa zu stürzen ...


Mittwoch ...



Donnerstag...



Und der Freitag. Bei dieser Situation will ich kurz verharren. Auf den ersten Blick und oberflächlich gesehen möchte man meinen, dass bei so einer Lage Mitteleuropa kurz vor einem deftigen Kaltlufteinbruch steht. Ein markanter Troog über der Nordsee bricht nach Süden aus und da ist wenig, das ihn daran hindern könnte. Und genau so einen Kaltlufteinbruch haben die Modelle noch bis Samstag angenommen .... ABER

die Rechnung wurde ohne den Wirt, in dem Fall unser altes Tief, das nach wie vor vor der Atlantikküste verharrt gemacht. Es passiert im weiterer Folge etwas klassisches:



Eine klassische Kopplung. Der neue Trog nimmt unser altes Tief in seine Zirkulation mit auf und steuert es nach Nordosten. Zwar liegt dann quer über Europa eine Südwest-Nordostgerichtete Frontalzone mit einigen Wellen, der Hauptstoss der Kaltluft verpufft am Atlantik, während in Mitteleuropa milde Luftmassen vom Subtropenatlanik herangeschafft werden. Das Szanrio dürfte großräumig recht fix sein, im Detail entscheiden dann natürlich die zahlreichen kleinen Wellen, wann es ein bisserl bumpert und wann nicht...

Umden Kreis zu schließen ... Nach den vielen Kaltlufteinbrüchen im April hat sich ein Szenario eingestellt, dass weitere markante bei uns Klufteinbrüche unwahrscheinlich werden lässt, Warmluftvorstösse begünstigt und flächendeckende, ergiebige Niederschläge bei uns ebenfalls unterdrückt.

Vom Ablauf her passt das genau in jenes Bild, dass sich 2012 immer mehr an die Abläufe im Rekordjahr (Hitze und Dürre) anno 2003 annähert. Damals hieß das Bombenhoch im Februar *Helga*, damals war der April von markanten Kaltlufteinbrüchen geprägt, bevor der Föhn Ende April die Werte auf über 30 Grad getrieben hat.

Es wäre Unsinn, 2003 als Schablone herzunehmen, doch sind die Ähnlichkeiten in den generellen Abläufen bzw. den Mustern, die damals auf der 500 hPa Karten herrschten frappant, ein Trend, den die Langfristprognosen von EZ und Konsorten durchaus aufgegriffen haben ... schaun wir mal in 2 Wochen weiter, wie es an der 2003-er Front steht.

Lg

Manfred

Freitag, 27. April 2012

Die Front, die Europa entzweit..

Hallo,

neben den Höchstwerten in der Alpenrepublik (die Frage ist ja unter anderem ob bis Sonntag ein paar Allzeitaprilrekorde fallen oder nicht), denen ich mich im Blog nur am Rande widmen werden, hat die aktuelle Lage noch ganz andere, interessante Aspekte. Einer dieser Aspekte ist die aktuelle Luftmassengrenze ....


.. die den Kontinent ist einen warm-heißen Südosten und einen kalten Nordwesten trennt. Es ist eine stark ausgeprägte Frontalzone, die da quer über Spanien, Frankreich, Benelux und Deutschland läuft ... ..in den aktuellen Temperaturfeldern 28° in Salzburg auf der warmen Seite von 15 Grad in Norddeutschland auf der kalten Seite trennt ...


.. die in diesen Stunden über weite Teile hinweg beginnt warmaktiv nach Norden zu schieben und dabei Aufgleitniederschläge über Frankreich zu produzieren ... 


als auch in der Höhe mit einem kräftigen Jet verbunden ist. Vorderseitig des zweiten Geschwindigkeitsmaximums  südwestlich von Portugal herrschen gerade jetzt gute Bedingungen für Zyklogenese... und tatsächlich entwickelt sich dort ein weiteres Wellentief, das in weitere Folge zum Haupttief wird..





Welle westlich der Balearen  ..



 Rascher Zug nach Norden und Vertiefung bis zum Sonntag


Kräftiges Sturmtief vor der Bretagne, starker Druckgradient über die Alpen ...

Das ist auch das Stichwort, die Alpen bekommen von alldem wenig mit, ausser den Föhn, und der lebt nach einer Schwächephase heute bis zum Sonntag wieder deutlich auf:




.. womit wir beim Thema der Höchsttemperaturen angekommen sind. Die Theoretischen Maximalwerte am Samstag und am Sonntag liegen auf einer Seehöhe von 500m bei 30°. Hinzu kommen noch 1 bis 1.5° Überadiabasie, sodass man mit voller Föhnunterstützung bei voller Einstrahlung (wobei Cirren immer reinpfuschen können), von bis zu 32°C ausgehen kann, womit die Aprilrekorde vom Unterinntal bis ins Mostviertel reihenweise purzeln können.

Ich persönlich halte das für gar nichts Besonderes, da dem Wetter Monatsgrenzen wurscht sind und im Mai schon mehrfach bis zu 35° gemessen wurden, und bis Mai sind es nur noch 4 Tage...

Insofern wünsche ich Euch ein schönes erstes Sommerwochenende,

Lg

Manfred

Dienstag, 24. April 2012

Aprilsommer - Details

Hallo,

seit gestern sind die Medien relativ voll mit der Ankündigung, dass die 30 Grad Marke fallen wird bzw. etwas vorsichtiger formuliert, am  Samstag, Sonntag und Montag bei uns fallen könnte. Was nicht allzusehr wunder nimmt, da modelltechnisch seit gestern kein Weg daran vorbei führt. Dass sich einige Medien, wie der Staatsfunk so aufführen, als hätten sie es erfunden, ist ja quasi schon wieder Alltagsgeschäft und wird deshalb gelassen ignoriert, Blogleser wissen es jedenfalls seit Freitag und sind deshalb auch in diesem Fall gscheiter :D

Anstatt da einfach Zahlen in den hohen 20-ern und niedrigen 30-ern zum Besten zu geben, was meteorologisches Standardhandwerk ist, möchte ich meiner Art entsprechend lieber wieder ein bisschen was über die Hintergründe erzählen ...

Die Lage:



2 Systeme stechen ins Auge. Ein Tiefdrucksystem über dem Kontinent, das heute denen, die jetzt schon unter seinem Wolken- und Regenschrim sitzen, nicht gerade das Gefühl geben werden, am Beginn einer ersten Sommerwelle teilzuhaben. Die Front ist südlich der Alpen, wie so oft, verwellt, und wird vor allem in Osttirol und Oberkärnten einiges an Regen zusammenschi** äh zusammenkommen lassen..


Vor allem in der Osthälfte kann es vor dem Frontdurchgang auch labil genug für ein paar Gewitter sein:



Unser Sommer liegt hingegen weit draussen am Atlantik:



Zugegeben, *Sommer* steht diesem sonst wunderschönen und makellosen Tief der Kategorie Shapiro-Keyser nicht direkt ins Gesicht bzw. auf die Warmfront geschrieben, aber das wird noch. Es ist noch nicht am Ende seiner Entwicklung angelangt... im Wasserdampfbild sieht man einen schönen dark stripe hinter der Kaltfront bzw. über dem Kern:


Das System zieht Richtung Britische Inseln, ( die kriegen nix vom Sommer, genauso wie Teile Westeuopas und temporär auch Teile Deutschlands) , und vertieft sich dort, bzw. bleibt stehen.

Am schönsten sieht man das in der Animation der Äquivalentpotentiellen Temperatur von heute bis Montag:



Man sieht schön, wie die Entwicklung zugtechnisch bei England zum Stillstand kommt, das System vorderseitig Luft aus  Nordafrika anzapft und mit straffer Südwestströmung zu den Alpen transportiert, wo es ab Donnerstag zunehmend auch föhnig wird.

Deutschland wird zuerst von der Kaltfront des Systems erwischt, die bleibt aber später quer über dem großen Nachbarn stehen und wird Richtung Freitag retrograd, dh. in eine nach Norden wandernde Warmfront umgewandelt.

Zu guter letzt. Wo erwartet man bei einer derartigen Lage die Maximaltemperaturen im Alpenraum ?

Nicht im Flachland, das ist fix, denn der Föhn hat hier ein Wort mitzureden. Klassischerweise wird man die 30-er am Samstag und und Sonntag irgendwo in einem 50km breiten Streifen zwischen Innsbruck und Waidhofen an der Ybbs suchen, das Flachland kommt wenn dann erst zum Ende der Lage Anfang der kd. Woche dran.

Damit wünsche ich einen angenehmen Dienstag unter der Front...

Lg

Manfred

Freitag, 20. April 2012

Sommer zum Aprilausklang ?

Hallo,

bevor wir uns über den Sommer unterhalten, macht es durchwegs Sinn, sich ein Sekunderl mit der aktuellen Lage zu beschäftigen ...


Ganz Mittel und Westeuropa liegt unter einem Popcorngewölk begraben. Quer über Deutschland und Tschechien bis hinein nach Österreich sieht man um die Mittagszeit sogar hochreichende Konvektion, es handelt sich um Gewitter und gewittrige Schauer.

Wie kann man sich das alles erklären ? Vor allem die Absenz jedweger frontaler Strukturen ? 3 Karten hierzu.



Anhand der Jets sieht man, wo die Frontalzone wirklich verläuft. Sie zieht sich vom Atlantik bis hinein in den zentralen und östlichen Mittelmeerraum, Österreich liegt auf der kalten Seite der Front.





Die Reltopkarte zeigt uns im Einflussbereich des uralten, zahnlosen Tiefs über den Britischen Inseln. Die Kaltluft des Tiefs hat den Kern bereits vollkommen umrundet und erreicht den Alpenraum seit gestern aus SÜDEN was nur auf den ersten Blick oder aus erste Hinhören eigenartig erscheint.



Die Vorticityadvektion untermal das oben gesagte. Um das Steuerzentrum bei Irland kreisen zahlreiche Kurzwellentröhe um den Kern, eben erreicht uns einer die KWT's aus Süden.

Die ehemals atlantische Kaltluft, die uns da aus Süden erreicht hat bei ihrem Umweg über das Mittelmeer seit gestern etwas Energie getankt, deswegen sind die Zellen in Österreich im Vergleich zu gestern teilsweise schon recht kräftig, wie das Bild von der schönen Miss Gmünd (Waldviertel) von heute Mittag zeigt:


Die Reflektivitäten erreichen im Kern der Zelle an die 50 dbZ. Dazu gibt's ein paar Einschläge vor allem in der Osthälfte des Landes:


Gut gut, solche Fälle von Luftmassentransformationen durch das Umlenken atlantischer Kaltluft über das Mittelmeer und spätere Nordwärtsführung sind zwar selten, aber prinzipiell bei uns durchaus bekannt.  Geht das jetzt auf ewig so weiter ?

Nein :) Es tut sich etwas, und mit etwas Wagemut erkennt man recht deutliche Zeichen eines frühen Sommerbesuchs in der nächsten Kalenderwoche. Die Sequenz:




Hier möchte ich noch kurz verweilen und ankündigen, worauf ich hinauswill. Schaut man auf den Ostatlantik, so sieht man dass die Frontalzone dort sehr straff und geradlinig auf Kontinentaleuropa hin verläuft. es handelt sich um eine sehr effektive Rutschbahn für Kurzwellen.



Am Sonntag erreicht uns so eine vom Zentrltief umgelenkte Kurzwelle aus Westen, während eine neuer Trog aus Westen gen Großbritannien vorstösst.


Am Dienstag hat dieser neue Trog die Stelle des alten Tiefs eingenommen. Gleichzeitig bereit sich eine neuer starker Trog südlich von Island zum Sturm auf die Britischen Inseln vor.


Er erreicht diese am Mittwoch auf recht südliche Bahn..


bremst sich ein und vertieft sich auf dem Ostatlantik. Im gegenzug wöbt sich unter massiver Warmluftzufuhr über Mitteleuropa ein kräftiger Keil auf..



.. eine Situation, die bis in nächste Wochenende hineinreichen könnte und auch von GFS so ähnlich gesehen wird. Da kann man sich in den Föhnregionen zum Ende der Woche schon gut und gern Werte jenseits der 25 Grad vorstellen.

Lg und schönen Freitag Abend,

Manfred


Dienstag, 17. April 2012

Sumpf und Loops

Hallo,

der April, der hat etwas. Nichts tolles, aber wenigstens etwas. Was zum Beispiel nur wenige wissen: Im April ist im Schnitt der Luftdruck klimatologisch gesehen bei uns am tiefsten !

z.B .. gestern ist eine Kaltfront durchgezogen, heute befinden wir uns in einem postfrontalen Hoch. Wie hoch ist der Luftdruck im postfrontalen Hoch ?


Satte 1009 bis 1012 hPa, so viel wie bei einem Tief im Dezember ;). Und morgen rutschen wir allmählich wieder unter die 1000 hPa Marke, denn....


vom Atlantik greift ein noch sehr wohl geformtes Tief auf den Kontinent über, es handelt sich um eine klassiche Polarfrontzyklone, allerdings in einem sehr weit fortgeschrittenen Entwicklungstadium ...

Der Kern wird sich dann über Westeuropa legen und zerfallen ... ohne nennenswerte Advektion kann sich dabei in Österreich, Deutschland sowie der Schweiz nichts besonderes in den kommenden Tagen ergeben. Ja, gut, ein paar gewittrige Schauer in halblabiler Luft, das schon, aber sonst nicht viel.

Nachhaltig wird sich an diesem typischen Aprilsumpf nichts ändern, da sich die Großwetterlage auf absehbare Zeit nicht ändert:


Man sieht, dass die Lage einem dynamischen Austausch und einer raschenAbwechslung der Tiefnamen zum Trotz recht konstant unbeständig ist. Sprich, die Atlantischen Tiefs schlagen in den kommenden Tagen alle in die selbe Bresche, ziehen zu den Britischen Inseln, bremsen sich dort ein und verfaulen an Ort und Stelle. Höchstens kleine Ausläufer tauchen ins Mittelmeer oder nach Osteuropa durch.

Zusammenfassung: Nach dem Frost morgen in der Früh muss man bei der tendenziell südlichen Anströmung der kommenden Tagen tendenziell keinen Eiskratzer mehr in der Früh bemühen, die Badeshorts am Nachmittag kann man aber auch noch im Kasten lassen ... und Schwergewitter wird man auch nicht vor die Linse bekommen.


Umso mehr Zeit sich auf diese vorzubereiten. Den Blog habe ich deswegen auch um weitere 4 Loops aufgefettet:

Feuchtekonvergenz in 850 hPa. Das ist ganz interessant, wenn man sich vielleicht einmal Gedaken machen möchte, wo elevierte, also von der Grundschicht abgehobene Gewitter entstehen können..


Dann hätten wir natürlich die umgefärbte Vorticityadvektion im Gepäck, vor allem in Zusammenschau mit der Feuchtekonvergenz interessant, um herauszufinden wo/wann erzwungene Hebung stattfinden kann...



Der Scherungsloop, im letzten Posting schon angeteast, ist natürlich auch nicht ganz blöd, um sich darüber im klaren zu werden, wo Schwergewitter auftreten können ...



Und last but not least, das niederschlagsfähige Wasser als Loop....

Diese und natürlich auch die ganzen alten Loops findet ihr ab nun im bekannten Loopkastl.

Damit schönen sumpfigen Mittwoch,

 Lg Manfred

Freitag, 13. April 2012

Gewittervorhersage - Neue Ansichten

Hallo,

an sich wollte ich dieses Post mit *Die Kunst der Gewittervorhersage betiteln*. Das erinnerte mich dann aber doch zu sehr an die *Kunst der Fuge* von J.S. Bach, und mit so einem Meister sollte sich ein kümmerlicher Wurm wie ich nicht direkt namentlich anlegen.

Schon vor ein paar Wochen habe ich etwas zum *Gleichgewicht des Schreckens*, die selige Balance zwischen CAPE, der Energie, die für vertikale Umlagerungen genutzt werden kann,  und CIN, jenre Barriere, die überschritten werden muss, damit das freie Steigen einsetzen kann, geschrieben.

Heute möchte ich dieses Gleichgewicht, in der Suche nach dessen Durchbrechung der Lebenszweck der Gewittervorhersage besteht, um 2 weitere Facetten ergänzen. Facetten, die uns etwas über das Schwergewitterpotential verraten, wenn der Deckel durchbrochen wird.

Diese Facetten sind

PWAT
LL und DL shear

Auf Deutsch :) :

1) Niederschlagsfähiges Wasser (Precipitable Water)
2) Niedertroposphärische und Gesamttroposphärische Scherung

1) ist irgendwie klar. Wenn man Gewitter vorhersagt, wäre es ganz interessant zu wissen, wie viel Wasser denn da in so einer Wolke als Regen produziert werden kann. Das Gewitter kommt dem Auspressen eines Schwammes gleich und je nach dem wie vollgesogen der Schwamm ist, desto mehr tröpfelt da dann raus. Schauen wir uns eine Karte an:



Das verfügbare Wasser ist in Kilogramm Wasser pro Quadratmeter Erde angegeben. Sieht man sich die Werte z.B im zentralen Mittelmeerraum an, so kommt man drauf, dass da derzeit an die 3 Kübel Wasser pro m² in der Luft hängen. Das ist gar nicht so wenig, andererseits auch wenig verwunderlich, denn dort krebst ein käftiges Tief herum:




PWAT hilft uns also zu entscheiden, zu welchen Regenraten Gewitter fähig sind, sollte Konvektion ausgelöst werden. Es ist ein entschiedender Parameter wenn man sich über die Gefahr von Flashfloods, also kleinräumigen, plötzlichen oberflächlichen Überflutungen machen möchte.

BlogleserInnen wissen, dass es neben der Labilität und nun PWAT auch eine weitere schmackhafte Ingredienz für Schwergewitter gibt, die Scherung.

Ich habe im Rahmen dieses Blogs schon mal dargelegt, wie die Interaktion von vertikaler Scherung mit zellularer Vertikalbewegung über das Formelwerk von Vorticitygleichung u.Ä. zu rotierenden Aufwinden, Hagelzyklen, Superzellen und Tornados führen kann. Heute werde ich das nicht wiederholen, sondern ganz unwissenschaftlich eine Art Postulat einführen.

Starke Scherung über große Teile der Atmosphäre ist relevant zur Bildung organisierter Zellen (Komplexe, Linien, Superzellen)

Zusätzlich, starke Scherung in den unteren Schichten ist relevant zur Bildung stark rotierender Aufwinde, im Extremfall Tornados.

Nun ein Blick auf eine Karte die

Labilität
LL Shear (tief)
DL Shear (über weite Teile der Troposphäre) vereint.



In Farben die Scherung in knoten zwischen Boden und ca. 850 hPa. In Zahlen die Scherung zwischen Boden und ca. 7000m. (In Knoten). CAPE ist über Symbole dargestellt. Rechtecke: 100-500 J/kg, Diagonale Rechtecke bezeugen CAPE größer 500 J/kg.

Ist alles ein bisschen viel, die Interpretation ist aber leicht:

Wo nennenswerter CAPE bei starker LL Scherung und starker DL Schwerung zu finden ist (wie z.B morgen im Westen der Türkei) da ist der Abzug des Colts gespannt.

Man sehe sich noch den Deckel an:


CIN ist größer als -30, also ist das Ganze nur schwach gedeckelt und kann beim geringsten Anlass ausgelöst werden ...

Siehe auch Temp:



Zum Glück sind die CAPE Werte noch sehr bescheiden (um 500) sonst hätte man hier ein wirklich gefährliches Setup. Kann mir bei den Scherungswerten aber dort dennoch morgen ein paar sehr fotogene Zellen vorstellen.

Zusammengefasst:

PWAT
CAPE/CIN
LL, DL ansehen

und man sollte Ahnung haben, was wann wo passieren kann (außer das Modell haut kräftig daneben, was man natürlich nie ausschliessen kann).

Lg

Manfred

Mittwoch, 11. April 2012

From Marocco with love

Hallo,

ich hoffe, alle LeserInnen haben Ostern ohne Bauchweh oder Eiervergiftung überstanden. Ich wähnte mich bis heute in der Früh unter den Glücklichen, nichts aufgegabelt zu haben, aber dann machte mir das Fernsehen einen Strich durch die Rechnung.

Um ca. 06:30 in der Früh gibts im Frühstücksfernsehen von Puls4 einen, der Bezeichnung nach, ausführlichen Wetterbericht. Abgesehen davon, dass die Wetterdame vom Wetter so viel versteht wie ich von einer Lungentransplantation (nämlich nix), setzte bei ihr auch der gesunde Menschenverstand aus.

Der Text (für Salzburg) lautete sinngemäß: Von Westen her beginnt es am Vormittag zu regnen, die Schneefallgrenze sinkt rasch auf 800m. Die Temperaturen erreichen 13 Grad in Salzburg und 15 Grad in Radstadt.

Wir fassen also zusammen: Bei Temperaturen von 15 Grad geht am Vormittag der Regen in Radstadt (862m) in Schneefall über !



Kein Wunder, dass der Rest der Welt uns Meteorologen für vollkommen inkompetent hält, wenn man sich mit solchesgleichen vergleichen lassen muss...

Wurscht :)

Zur Überschrift...

Es wird wirklich einmal Zeit für ein wenig Regen. Da trifft es sich gerade recht günstig, dass sich die Wetterlage relativ nachhaltig umstellt. Noch günstiger trifft es sich, dass wir aller Wahrscheinlichkeit nach das erste VB-Artige Tief seit mehr als 6 Monaten abbekommen werden, was ja doch eine vergleichsweise Lange Durststrecke ist.


Die aktuelle Lage:


Quer über Zentraleuropa liegt eine ziemlich verwortakelte Front, die zu einem in Selbstentleibung begriffenem Tief vor der Küste Norwegens gehört. Hinter dieser strömt halblabile Atlantikluft herein. So weit so gut, nichts besonderes. Etwas Nettes befindet sich vor der Iberischen Halbinsel: Eine kleine, Shapiro-Keyserartige Zyklone auf langsamem Ostkurs.

Das allerwesentlichste für uns bleibt dem Auge aber verborgen:


Vor der Küste Marokkos liegt ein Kaltlufttropfen und dieser wird durch den Vorstoss des Tiefs bei Spanien wieder in die Strömung mit eingegliedert und entwickelt dank Barokliner Unterstützung wieder neues Leben.

In der Simulation bis zum Sonntag sieht das so aus (wobei der Kern des sich entwickelnden Systems als schwarzer Punkt gekennzeichnet wird.)


Man sieht zwar, dass der Kern mehrfach *hüpft*, was aber ein normaler Prozess beim Tiefzug ist. In den seltensten fällen legt ein Tief mit einm und dem selben Kern 1000- Kilometer zurück. Ein belibter Weg des Hüpfens ist eine Kernneubildung am Okklusionspunkt, wo die temperaturgegensätze recht stark sind, wobei sich der alte Kern dann alllmählich auflöst.

Das Tief mit dem klingenden Blognamen *Eulalia-Henriette* ernniert in Genese und Zugbahn recht stark an die dynamische Daisy im Jänner 2010.

Was können wir von Eulalia-Henriette an Regen erwarten ? Nun, die Modelle sind sich gar nicht so uneinig...



Bis in die Nacht von Freitag auf Samstag (vornehmlich auf die heute durchziehende Front zurückzuführen, kommen vor allem im Südosten sowie Richtung Alpenhauptkamm doch flächendeckend etliche mm an Regen zusammen. Die zweite Karte stammt vom neuen, in der Experimentierphase befindlichen R:A:C:E Modell von UBIMET.

Über das Wochenende ...



würden im EZ und GFS dann auch im Osten ein paar mehr Tropfen fallen, was bei der prognostizierten Tiefzugbahn nicht aufs äußerste verwundert.

Wird ja auch irgendwie Zeit...

Lg

Manfred