Hallo,
lieblichstes spätsommerlich anmutendes Wetter mit aktuellen Temperaturen zwischen 25 und 30°C herrscht im Alpenraum... dazu passend- freundlich sieht das Satellitenbild aus:
Ein paar harmlose Wolken zieren den Himmel, sonst ist aber nicht viel los.... was man vom Atlantik nicht behaupten kann:
Ein kräftiges Tief nahe den Britischen Inseln lenkt in diesen Stunden seine Kaltfront aufs Festland und diese kommt im Lauf des Donnerstags rasch gegen Österreich und das westliche Mittelmeer voran.
Anhand der aktuellen Luftmassenanalyse sieht man, das hinter der Kaltfront sehr frische Luftmassen unterwegs sind:
.. erkennbar an den Grün- und Blautönen im Bereich der Nordperiferie des kräftigen Bodentiefs.
In weiterer Folge verschärft sich der zum System gehörige Höhentrog recht rasch...
.. und bricht Richtung westliches Mittelmeer aus, wo sich Richtung Freitag eine neue Zyklone bildet.
Diese Verwellung wird die Kaltfront am Freitag am raschen Durchmarsch über Österreich hindern, man nennt das eine retrograde Entwicklung. Ich habe versucht, das anhand der Frontenpositionen festzumachen:
Donnerstag Nachmittag:
Samstag Mitternacht:
Sonntag Miternacht..
Stets sieht man, dass die Warme, energiereiche Luft im Osten des Systems über Tage hinweg eigentlich immer über den Ostalpen bleibt, und sich dadurch auch die Frontalzone vor allem über den zentralen, westlichen und südlichen Bereichen des Landes sehr wohl fühlt.
Fronten, sie sich bei uns wohlfühlen, bereiten Meteorologen und Zivilschutzorganisationen Unbehangen. Warum, das zeigt ein Blick auf die akkumulierten, simulierten Niederschlagssummen, im wesentlichen von Donnerstag Nachmittag bis Samstag Früh:
Flächig 80 bis 110 L/m² von Vorarlberg bis in den Pinzgau, mehr als 150 L/m² in den Kammlagen der Hohen Tauern und Osttirols sind nichts, was man einfach unter den Tisch fallen lassen kann.
Weiteres Detail am Rande, der Schnee wird erstmals auch möglicherweise in Tallagen ein Thema.
Folgende Karte:
.. zeigt die Simulation der Temperatur in ca. 1400m Höhe in der Nacht von Freitag auf Samstag. Man sieht im Bereich Tiroler Unterland bis in den Pongau Werte von 0 bis 2 °C. Diese kalte Luft ist nicht von den Briten zu uns geweht worden, sondern Marke Eigenbau. Es ist das Signal der massiven Niederschlagskühlung durch schmelzenden Schnee in engen Alpentälern. Es kann passieren, dass bei entsprechend hohen Niederschlagsraten die Schneefallgrenze in diesem Bereich vorübergehend bis in die höheren Täler sinkt. Prädestiniert für weiße Überraschungen in solchen Fällen ist beispielsweise das Gasteinertal im Pongau.
Ansatzweise springen die Punktprognosen schon darauf an, wie das Diagramm von Böckstein zeigt:
In weiterer Folge zieht sich das Tief Richtung Sonntag weiter nach Südwesten zurück, wodurch die Warmluft aus Osten wieder gänzlich die Oberhand gewinnen wird.... es bleibt also bei einem spektakulären Intermezzo von wenigen Tagen, bzw. auf den möglichen Schnee bezogen, wenigen Stunden, die folgenden ersten Septembertage sollten also wieder ruhig und spätsommerlich warm verlaufen.
Zusammengefasst: Ohne hydrologische Simulationen heranzuziehen, sagt die Schätzung, dass von Vorarlberg über weite Teile Tirols, das inkludiert natürlich aus Osttirol und Oberkärnten ein nicht zu verachtendes Hochwasserrisiko bzw. erhöhte Gefahr von Hangrutschungen/Muren herrschen wird, vor allem Richtung Nacht Freitag/Samstag.
Vor dem *Sturm* wünsch ich euch noch einen ruhigen Spätsommerabend !
Lg
Manfred
Mittwoch, 29. August 2012
Freitag, 24. August 2012
Hochsommer baba - Bloggerbilanz
Hallo,
es ist der 24. August, und die Höchstwerte haben zumindest in Pannonien ein weiteres Mal die 35 Grad Marke erreicht oder überschritten...
Das war in diesem doch recht einprägsamen Sommer 2012 bislang schon teilweise mehr als 40 Mal der Fall, die die aktuelle Klimaliste der heißen Tage zeigt ...:
42 heiße Tage in Andau und Neusiedl, 33 in Stockerau ... 30 in Ritzing (!).. also vor allem im Osten doch so einige...
Die Bilanz wird mit heute und morgen noch um bis zu 2 aufgewertet... doch dann ist erst einmal Schluß....
die Wetterlage:
Nördlich von Österreich schlenkert eine verwellende Frontengirlande, die die südosteuropäische Heißluft von kühlerer Atlantikluft trennt. Ein nach Osten vorwärts kommendes Tief bei den Britsichen Inseln versetzt der Kaltluft im Westen den nötigen Schub um im Zuge eines markanten Kaltfrontdurchganges im Lauf des Samstags der Heißluft in Österreich von Nordwest nach Südost fortschtreitend den Garaus zu machen.
Zwar sind Mitte der kommenden Woche nochmals Höchstwerte an die 30 Grad potentiell denkbar ...
Dennoch kündigt sich auch auf dieser Karte am westlichen Rand ein neuerlicher Kaltluftvorstoß an, der dann Richtung Donnerstag und Freitag auch recht abgesichert kommen wird...
.. und mit zunehmender Zonalisierung (Verstärkung der Westwind in den hohen Atm,osphärenschichten) wie das Amen im Gebet in den Spätsommer , Septembersommer, Unsommer, wie man auch möchte, überleiten wird...
Es war ein für mich auch abseits des direkten Wettergeschehens ein spannender Sommer.... man denke nur an meine nicht ganz gewollte Exposition in den Medien dadurch, dass ich für mich beschlossen habe, Werte von Stationen, die so absolut nicht der Aufstellungsnorm entsprechen, so nicht mehr zu aktzeptieren, und dies auch meinen Kollegen empfohlen habe. Was das in der Konsequenz bedeutet und dass ich auf immer und ewig der staatlichen Meinung, der Höchstwert von 2012 sei 38.3° gewesen, widersprechen werde, ist zur Abwechslung im konkordanzgequälten Österreich vielleicht einmal recht erfrischend :)
Firmentechnisch, viele von Euch habens schon irgendwie gelesen, schau ich auch mit unserem neuen Partner, RB in eine spannende Zukunft, Änderungen sind stets die größte Chance auf den Fortschritt, der einem nie einfach so in die Hände fällt...
Dann gab es noch so kleine Nettigkeiten, wie aus der Kooperation mit dem Australischen Olypischen Segelteam hervorgehend, wo ich einmal den verantwortlichen Met zitieren möchte .. :
"Thank you for your support through the Olympics. Your information was a key ingredient in our success. The information provided was timely and the most accurate available."
3 Goldene und eine silberne für die Aussies gab es im Segeln ...
Den Unbill des Sommers, den es natürlicherweise beim Wetter, und allem was damit zu tun hat, auch gibt und gab, lasse ich ob des traumhaften Wetters am letzten richtigen Hochsommertag 2012 Kraft des mir verliehenen Amtes als Blogger unter den Tisch fallen ... ;)
All das hat viel Zeit und allmählich auch etwas Kraft gekostet, was man an der geringen Frequenz an Einträgen leider ableiten kann. Mittlerweile rückt der ersehnte Urlaub aber unter die magische 3 Wochen Grenze, und damit in den Rahmen der Erreichbarkeit, sodass man wirklich beginnen kann sich darauf zu freuen.
Noch ist's aber nicht soweit, drum schaun wir uns im Blog dann nächste Woche mal so an, was (vor allem Euch :D ) der September so bringen kann und wird.
Lg
Manfred
es ist der 24. August, und die Höchstwerte haben zumindest in Pannonien ein weiteres Mal die 35 Grad Marke erreicht oder überschritten...
Das war in diesem doch recht einprägsamen Sommer 2012 bislang schon teilweise mehr als 40 Mal der Fall, die die aktuelle Klimaliste der heißen Tage zeigt ...:
42 heiße Tage in Andau und Neusiedl, 33 in Stockerau ... 30 in Ritzing (!).. also vor allem im Osten doch so einige...
Die Bilanz wird mit heute und morgen noch um bis zu 2 aufgewertet... doch dann ist erst einmal Schluß....
die Wetterlage:
Nördlich von Österreich schlenkert eine verwellende Frontengirlande, die die südosteuropäische Heißluft von kühlerer Atlantikluft trennt. Ein nach Osten vorwärts kommendes Tief bei den Britsichen Inseln versetzt der Kaltluft im Westen den nötigen Schub um im Zuge eines markanten Kaltfrontdurchganges im Lauf des Samstags der Heißluft in Österreich von Nordwest nach Südost fortschtreitend den Garaus zu machen.
Zwar sind Mitte der kommenden Woche nochmals Höchstwerte an die 30 Grad potentiell denkbar ...
Dennoch kündigt sich auch auf dieser Karte am westlichen Rand ein neuerlicher Kaltluftvorstoß an, der dann Richtung Donnerstag und Freitag auch recht abgesichert kommen wird...
.. und mit zunehmender Zonalisierung (Verstärkung der Westwind in den hohen Atm,osphärenschichten) wie das Amen im Gebet in den Spätsommer , Septembersommer, Unsommer, wie man auch möchte, überleiten wird...
Es war ein für mich auch abseits des direkten Wettergeschehens ein spannender Sommer.... man denke nur an meine nicht ganz gewollte Exposition in den Medien dadurch, dass ich für mich beschlossen habe, Werte von Stationen, die so absolut nicht der Aufstellungsnorm entsprechen, so nicht mehr zu aktzeptieren, und dies auch meinen Kollegen empfohlen habe. Was das in der Konsequenz bedeutet und dass ich auf immer und ewig der staatlichen Meinung, der Höchstwert von 2012 sei 38.3° gewesen, widersprechen werde, ist zur Abwechslung im konkordanzgequälten Österreich vielleicht einmal recht erfrischend :)
Firmentechnisch, viele von Euch habens schon irgendwie gelesen, schau ich auch mit unserem neuen Partner, RB in eine spannende Zukunft, Änderungen sind stets die größte Chance auf den Fortschritt, der einem nie einfach so in die Hände fällt...
Dann gab es noch so kleine Nettigkeiten, wie aus der Kooperation mit dem Australischen Olypischen Segelteam hervorgehend, wo ich einmal den verantwortlichen Met zitieren möchte .. :
"Thank you for your support through the Olympics. Your information was a key ingredient in our success. The information provided was timely and the most accurate available."
3 Goldene und eine silberne für die Aussies gab es im Segeln ...
Den Unbill des Sommers, den es natürlicherweise beim Wetter, und allem was damit zu tun hat, auch gibt und gab, lasse ich ob des traumhaften Wetters am letzten richtigen Hochsommertag 2012 Kraft des mir verliehenen Amtes als Blogger unter den Tisch fallen ... ;)
All das hat viel Zeit und allmählich auch etwas Kraft gekostet, was man an der geringen Frequenz an Einträgen leider ableiten kann. Mittlerweile rückt der ersehnte Urlaub aber unter die magische 3 Wochen Grenze, und damit in den Rahmen der Erreichbarkeit, sodass man wirklich beginnen kann sich darauf zu freuen.
Noch ist's aber nicht soweit, drum schaun wir uns im Blog dann nächste Woche mal so an, was (vor allem Euch :D ) der September so bringen kann und wird.
Lg
Manfred
Mittwoch, 15. August 2012
Irische Sturmzyklone in Bildern
Hallo,
so ruhig es bei uns heute ist, so turbulent geht es wie angekündigt im Bereich der Britischen Inseln, genauer gesagt nahe Irland zu.
Erstes Bild: Das Luftmassenbild
Die Aufnahme stammt von 5:45 in der Früh. Was ist für das geschulte Auge zu erkennen ? Schaut auf den verzwirbelten Kernbereich. Man kann eine rote Schliere erkennen, die von Norden kommend in den Kernbereich hineingezwirbelt wird. Im Luftmassenbild entsprechen rote Farben sehr trockener Luft. Trockene Luft stammt entweder aus den oberen Troposphärenschichten oder sogar den unteren Stratosphärenschichten.
An diesem Bild kann man beweisen, dass wir es im roten Bereich wirklich mit Eindringender Stratosphärenluft zu tun haben. Dargestellt ist das IR Bild, darübergelegt die Isentrope potentielle Vorticity auf der 327 K Fläche. Braucht keiner verstehen, es sei nur der guten Ordnung halber gesagt, dass es so ist :-)
Die Anomalien dieser IPV (in Rot und Weißtönen) sagen mir: DA ist Stratosphärenluft über eine Tropopausenfaltung eingedrungen. Diese Anomalien sind über *Umwege* Treibstoff für den Zyklonenmotor und kennzeichnen intensive Gebilde.
Als letztes Bild die *erdige* Auswirkung all dieser komplexen Felder:
Eine Zyklone mit einem Kerndruck von 975 (!) hPa südwestlich von Irland mit Wind in Sturmstärke an der Südküste der grünen Insel. Für den August ist das schon ganz schön ordentlich....
Lg
Manfred
so ruhig es bei uns heute ist, so turbulent geht es wie angekündigt im Bereich der Britischen Inseln, genauer gesagt nahe Irland zu.
Erstes Bild: Das Luftmassenbild
Die Aufnahme stammt von 5:45 in der Früh. Was ist für das geschulte Auge zu erkennen ? Schaut auf den verzwirbelten Kernbereich. Man kann eine rote Schliere erkennen, die von Norden kommend in den Kernbereich hineingezwirbelt wird. Im Luftmassenbild entsprechen rote Farben sehr trockener Luft. Trockene Luft stammt entweder aus den oberen Troposphärenschichten oder sogar den unteren Stratosphärenschichten.
An diesem Bild kann man beweisen, dass wir es im roten Bereich wirklich mit Eindringender Stratosphärenluft zu tun haben. Dargestellt ist das IR Bild, darübergelegt die Isentrope potentielle Vorticity auf der 327 K Fläche. Braucht keiner verstehen, es sei nur der guten Ordnung halber gesagt, dass es so ist :-)
Die Anomalien dieser IPV (in Rot und Weißtönen) sagen mir: DA ist Stratosphärenluft über eine Tropopausenfaltung eingedrungen. Diese Anomalien sind über *Umwege* Treibstoff für den Zyklonenmotor und kennzeichnen intensive Gebilde.
Als letztes Bild die *erdige* Auswirkung all dieser komplexen Felder:
Eine Zyklone mit einem Kerndruck von 975 (!) hPa südwestlich von Irland mit Wind in Sturmstärke an der Südküste der grünen Insel. Für den August ist das schon ganz schön ordentlich....
Lg
Manfred
Montag, 13. August 2012
Es herbstelt
Hallo,
nein, ich habe nicht bei *Österreich* angeheuert, wenn ich mitten im August vom *Herbsteln* spreche, sondern spreche heute über etwas, das sich in den kommenden 48 Stunden auf dem Ostatlantik abspielen wird und uns einen Vorgeschmack auf die ganz langsam anrollende Saison der atlantischen Sturmtiefs geben wird. Die Situation:
Über dem Ostatlantik lagert ein umfangreicher Tiefdruckkomplex. Das Luftmassenbild (Farben hinter dem IR Bild) zeigt uns, dass an dessen Rückseite Arktische Luftmassen nach Süden ausbrechen, zu sehen an den Blau und Grüntönen.
Hier zu sehen, hinterlegt mit der Strömung in 500 hPa:
Der Kaltluftausbruch ist in der mittleren Atmosphäre mit einem Höhentief verbunden, das sich auf die nördlich von Spanien lagernde Welle zu bewegt.
Hier zur Verdeutlichung die Frontensituation:
Mit der Annäherung der Höhenkaltenluft verschärft sich der Temperaturgradient an der Front und es sind alle Bedingungen für die rasche Intensivierung der jetzt noch flachen Welle gegeben.
Hier sieht man die doch recht fulminante Entwicklung anhand der relativen Topografie der nächsten 48 Stunden:
Man sieht, dass sich an der Vorderseite des Kaltluftausbruches eine starke Zyklone von Südwesten her auf U.K und Irland zu bewegt. Und die ist wirklich stark für diese Jahreszeit:
Mittelwinde bis 50 Knoten sind schon kein Schmarrn, damit verfehlt die Zyklone die Definition des Orkantiefs nur noch knapp, zumindest im Modell. Interessant ist auch der winzige, sekundäre Kern im Modell (diesmal ECMWF).
Uns kann diese Zyklone nichts anhaben, vielmehr beschäftigt uns noch ihre *Genossin* über Osteuropa:
Ein kräftiges Tief liegt zur Zeit mit seinem Kern über der Urkraine. Über 48 Stunden hinweg hat es feuchte Luft über dem Schwarzmeer getankt, die sich jetzt in Form eines riesigen Aufgleitschirmes über Polen und Weissrussalnd, tw. auch dem Westen der Urkaine mit viel Wasser entlädt. Die Simulationen der Modelle reichen von 50 bis 90 L/m² in Weißrussland und Ostpolen in nur 24 Stunden, das ist viel Wasser, vor allem wenn man daran denkt, dass keinerlei Staueffekte wirken können (mangels Bergen).
Österreich ist wie zur Zeit des kalten Krieges in der Mitte zwischen Ost und West, wie die Karte der Äquivalenttelativen Topografie (neue Karte :-) zeigt:
Die Äquireltop ist besonders gut geeigent, Fronten aufzustöbern. Die Mittwochssimulation des WRF zeigt uns den Rest der Okklusionsspirale über Osteuropa, so wie das scharf ausgeprägte Frontensystem des Sturmtiefs über Westeuropa. Österreich, in seiner Tradition neutral zu sein oder zumindest so zu tun langjährige Erfahrung aufweisend, sitzt ruhig in der Mitte und quasi zwischen den Stühlen abseits jeder Dynamik.
Auffallend ist allenfalls die sukzessive Erwärmung von Westen her, die bis zum Ende der Woche nicht nur das heilige Land (Tirol) sondern auch den Oschten erfassen wird, womit die Tage der vorherbstlich kalten Nächte dann allmählich, zumindest bis der Herbst richtig ansetzt, gegessen sind.
In diesem Sinne wünsch' ich euch eine sonnige und zunehmend auch wieder sommerliche Woche !
Lg
Manfred
nein, ich habe nicht bei *Österreich* angeheuert, wenn ich mitten im August vom *Herbsteln* spreche, sondern spreche heute über etwas, das sich in den kommenden 48 Stunden auf dem Ostatlantik abspielen wird und uns einen Vorgeschmack auf die ganz langsam anrollende Saison der atlantischen Sturmtiefs geben wird. Die Situation:
Über dem Ostatlantik lagert ein umfangreicher Tiefdruckkomplex. Das Luftmassenbild (Farben hinter dem IR Bild) zeigt uns, dass an dessen Rückseite Arktische Luftmassen nach Süden ausbrechen, zu sehen an den Blau und Grüntönen.
Hier zu sehen, hinterlegt mit der Strömung in 500 hPa:
Der Kaltluftausbruch ist in der mittleren Atmosphäre mit einem Höhentief verbunden, das sich auf die nördlich von Spanien lagernde Welle zu bewegt.
Hier zur Verdeutlichung die Frontensituation:
Mit der Annäherung der Höhenkaltenluft verschärft sich der Temperaturgradient an der Front und es sind alle Bedingungen für die rasche Intensivierung der jetzt noch flachen Welle gegeben.
Hier sieht man die doch recht fulminante Entwicklung anhand der relativen Topografie der nächsten 48 Stunden:
Man sieht, dass sich an der Vorderseite des Kaltluftausbruches eine starke Zyklone von Südwesten her auf U.K und Irland zu bewegt. Und die ist wirklich stark für diese Jahreszeit:
Mittelwinde bis 50 Knoten sind schon kein Schmarrn, damit verfehlt die Zyklone die Definition des Orkantiefs nur noch knapp, zumindest im Modell. Interessant ist auch der winzige, sekundäre Kern im Modell (diesmal ECMWF).
Uns kann diese Zyklone nichts anhaben, vielmehr beschäftigt uns noch ihre *Genossin* über Osteuropa:
Ein kräftiges Tief liegt zur Zeit mit seinem Kern über der Urkraine. Über 48 Stunden hinweg hat es feuchte Luft über dem Schwarzmeer getankt, die sich jetzt in Form eines riesigen Aufgleitschirmes über Polen und Weissrussalnd, tw. auch dem Westen der Urkaine mit viel Wasser entlädt. Die Simulationen der Modelle reichen von 50 bis 90 L/m² in Weißrussland und Ostpolen in nur 24 Stunden, das ist viel Wasser, vor allem wenn man daran denkt, dass keinerlei Staueffekte wirken können (mangels Bergen).
Österreich ist wie zur Zeit des kalten Krieges in der Mitte zwischen Ost und West, wie die Karte der Äquivalenttelativen Topografie (neue Karte :-) zeigt:
Die Äquireltop ist besonders gut geeigent, Fronten aufzustöbern. Die Mittwochssimulation des WRF zeigt uns den Rest der Okklusionsspirale über Osteuropa, so wie das scharf ausgeprägte Frontensystem des Sturmtiefs über Westeuropa. Österreich, in seiner Tradition neutral zu sein oder zumindest so zu tun langjährige Erfahrung aufweisend, sitzt ruhig in der Mitte und quasi zwischen den Stühlen abseits jeder Dynamik.
Auffallend ist allenfalls die sukzessive Erwärmung von Westen her, die bis zum Ende der Woche nicht nur das heilige Land (Tirol) sondern auch den Oschten erfassen wird, womit die Tage der vorherbstlich kalten Nächte dann allmählich, zumindest bis der Herbst richtig ansetzt, gegessen sind.
In diesem Sinne wünsch' ich euch eine sonnige und zunehmend auch wieder sommerliche Woche !
Lg
Manfred
Dienstag, 7. August 2012
Rückblick, Analyse und Vorschau
Hallo,
Ja, der Abstand zum letzten Eintrag hat eine Woche knapp überschritten, was mir zwar nicht behagt, zeittechnisch war es aber nicht anders machbar. Jammer hilft ja nicht, deswegen greife den Ball anhand der aktuellen, vergangenen und zukünftigen Wetterlage wieder auf.
Ein wenig Sentimentalität: Der Rückblick. Die Periode von Samstag bis inkl. gestern stand in der Alpenrepublik verbreitet wieder im Zeichen schwerer Unwetter.... hier die Blitzaktivität der letzten 3 Tage:
Und 3 repräsentative Schnappschüsse des Radars, auf dem Vertreter jener Zellen am Samstag, Sonntag und Montag zu sehen sind, die diese Spuren hinterlassen haben...
Wir sehen am Samstag eine alte Squalline über dem Osten, am Sonntag Abend eine starke über dem Waldviertel und am Montag ein starkes Bow-Echo an der Grenze zwischen Wein&Waldviertel. Alle 3 haben es wieder einmal durch zahlreiche Schäden in die Nachrichten des jeweils folgenden Tages geschafft.
DAMIT ist es jetzt zum ersten mal seit langem in diesem Sommer absolut vorbei, warum, das im 3. Teil.
Der 2. Teil beschäftigt sich nämlich mit dem Ist. Die aktuelle Fronten- und Luftmassenanalyse:
Die gestrige Front liegt schon weit im Osten, man sieht sie als schmales konvektives Band über der Ukraine. Vom Atlantik kommend quer über Deutschland lagert eine 2. Staffel einer Frontengirlande, die die bei uns einströmende noch halbwegs warme Luft von kälterer Polarluft im Norden Europas trenn. NOCH sind wir dabei auf der warmen Seite. Weit draussen vor Irland spiraliert eine kärftige Zyklone, sie kommt aber vorerst nicht nach Osten voran, sondern ist auf Südkurs.
Dazu passend möchte ich Euch einen neuen Parameter aus der Visualisierungskiste vorstellen, die isentrope potentielle Vorticity (IPV) auf der Theta = 330 K Fläche :D, kombiniert mit dem Waserdampfkanal:
Mit Fachausdrücken kann man leicht protzen, sogar wenn man sie selbst nicht versteht. Die Geschichte ist aber auch gut menschenverständlich übersetzbar. Isentropen sind die natürlichen Flächen in der Atmosphäre, auf denen sich Luftpakete bewegen. Bei Bewegungen auf dieser Fläche bleibt die trockene Energie der Luft konstant, das heißt Energie der Lage (Höhe) und Wärme (via Temperatur) stehen in Summe miteinander im Gleichgewicht. Gehts runter, steigt die Temperatur, gehts rauf fällt sie. Die Kombination mit der Vorticity führt dazu, dass die IPV auch den Drehimpuls erhält, man erhält also eine stärksten Erhaltungsgrößen der Atmosphäre, einen Tracer, mit dem man genau bestimmen kann, wo gewisse Luftmassen herkommen. Im Bild oben fällt sofort die Koinzidenz mit den dunklen Streifen im Wasserdampfbild auf. Hier dringt trockene Stratosphärenluft ein, und die IPV ist ein Tracer, oder auch Marker, für diese eindringende Luft.
IPV ist für uns ein wesentlicher Faktor wenn es um die Beurteilung von Zyklogenesen, also Vertiefung von Tiefdruckgebieten geht, dazu aber vielleicht mehr im Herbst, wenn die ersten Atlantikorkane entstehen.
Der Ausblick. Wie gesagt, wir steuern auf einem Bruch im Charaktzer des Sommers zu. Hat bislang eine Tiefdruckvorderseite die andere abgelöst, erleben wir bis zum Wochenende mal die kalte Seite eines Trogschlenkers, ausgelöst durch ein Downstream-Devlopment, an dem in letzter Instanz die Zyklone westlich von Irland schuld ist. Ganz plastisch kann man das an der RelTop, ein Maß für die Temperatur, demonstrieren, was geschieht:
Die Atlantikzyklone beginnt gerade einen Keil über Großbritannien aufzubauen, dadurch verstärkt sich die Nordkomponente der Strömung östlich des Keils, also Mitteleuropa und in letzter Instanz wird Richtung Wochenende ziemlich frische Luft aus Skandinavien zu uns gelenkt, womit man sich mit Höchstwerten im Bereich der niedrigen 20-er abfinden muss. Erst nächste Woche wird es von Südwesten her wieder wärmer. All das dürfte bis inkl. nächsten Montag ziemlich Unwetterfrei abgehen, ein Segen, werden sich viele denken, ein Fluch wenige (Chaser)
In diesem Sinne,
schönen lauen Dienstag Abend
Lg
Manfred
Ja, der Abstand zum letzten Eintrag hat eine Woche knapp überschritten, was mir zwar nicht behagt, zeittechnisch war es aber nicht anders machbar. Jammer hilft ja nicht, deswegen greife den Ball anhand der aktuellen, vergangenen und zukünftigen Wetterlage wieder auf.
Ein wenig Sentimentalität: Der Rückblick. Die Periode von Samstag bis inkl. gestern stand in der Alpenrepublik verbreitet wieder im Zeichen schwerer Unwetter.... hier die Blitzaktivität der letzten 3 Tage:
Und 3 repräsentative Schnappschüsse des Radars, auf dem Vertreter jener Zellen am Samstag, Sonntag und Montag zu sehen sind, die diese Spuren hinterlassen haben...
Wir sehen am Samstag eine alte Squalline über dem Osten, am Sonntag Abend eine starke über dem Waldviertel und am Montag ein starkes Bow-Echo an der Grenze zwischen Wein&Waldviertel. Alle 3 haben es wieder einmal durch zahlreiche Schäden in die Nachrichten des jeweils folgenden Tages geschafft.
DAMIT ist es jetzt zum ersten mal seit langem in diesem Sommer absolut vorbei, warum, das im 3. Teil.
Der 2. Teil beschäftigt sich nämlich mit dem Ist. Die aktuelle Fronten- und Luftmassenanalyse:
Die gestrige Front liegt schon weit im Osten, man sieht sie als schmales konvektives Band über der Ukraine. Vom Atlantik kommend quer über Deutschland lagert eine 2. Staffel einer Frontengirlande, die die bei uns einströmende noch halbwegs warme Luft von kälterer Polarluft im Norden Europas trenn. NOCH sind wir dabei auf der warmen Seite. Weit draussen vor Irland spiraliert eine kärftige Zyklone, sie kommt aber vorerst nicht nach Osten voran, sondern ist auf Südkurs.
Dazu passend möchte ich Euch einen neuen Parameter aus der Visualisierungskiste vorstellen, die isentrope potentielle Vorticity (IPV) auf der Theta = 330 K Fläche :D, kombiniert mit dem Waserdampfkanal:
Mit Fachausdrücken kann man leicht protzen, sogar wenn man sie selbst nicht versteht. Die Geschichte ist aber auch gut menschenverständlich übersetzbar. Isentropen sind die natürlichen Flächen in der Atmosphäre, auf denen sich Luftpakete bewegen. Bei Bewegungen auf dieser Fläche bleibt die trockene Energie der Luft konstant, das heißt Energie der Lage (Höhe) und Wärme (via Temperatur) stehen in Summe miteinander im Gleichgewicht. Gehts runter, steigt die Temperatur, gehts rauf fällt sie. Die Kombination mit der Vorticity führt dazu, dass die IPV auch den Drehimpuls erhält, man erhält also eine stärksten Erhaltungsgrößen der Atmosphäre, einen Tracer, mit dem man genau bestimmen kann, wo gewisse Luftmassen herkommen. Im Bild oben fällt sofort die Koinzidenz mit den dunklen Streifen im Wasserdampfbild auf. Hier dringt trockene Stratosphärenluft ein, und die IPV ist ein Tracer, oder auch Marker, für diese eindringende Luft.
IPV ist für uns ein wesentlicher Faktor wenn es um die Beurteilung von Zyklogenesen, also Vertiefung von Tiefdruckgebieten geht, dazu aber vielleicht mehr im Herbst, wenn die ersten Atlantikorkane entstehen.
Der Ausblick. Wie gesagt, wir steuern auf einem Bruch im Charaktzer des Sommers zu. Hat bislang eine Tiefdruckvorderseite die andere abgelöst, erleben wir bis zum Wochenende mal die kalte Seite eines Trogschlenkers, ausgelöst durch ein Downstream-Devlopment, an dem in letzter Instanz die Zyklone westlich von Irland schuld ist. Ganz plastisch kann man das an der RelTop, ein Maß für die Temperatur, demonstrieren, was geschieht:
Die Atlantikzyklone beginnt gerade einen Keil über Großbritannien aufzubauen, dadurch verstärkt sich die Nordkomponente der Strömung östlich des Keils, also Mitteleuropa und in letzter Instanz wird Richtung Wochenende ziemlich frische Luft aus Skandinavien zu uns gelenkt, womit man sich mit Höchstwerten im Bereich der niedrigen 20-er abfinden muss. Erst nächste Woche wird es von Südwesten her wieder wärmer. All das dürfte bis inkl. nächsten Montag ziemlich Unwetterfrei abgehen, ein Segen, werden sich viele denken, ein Fluch wenige (Chaser)
In diesem Sinne,
schönen lauen Dienstag Abend
Lg
Manfred