Hallo,
nein, ich habe nicht bei *Österreich* angeheuert, wenn ich mitten im August vom *Herbsteln* spreche, sondern spreche heute über etwas, das sich in den kommenden 48 Stunden auf dem Ostatlantik abspielen wird und uns einen Vorgeschmack auf die ganz langsam anrollende Saison der atlantischen Sturmtiefs geben wird. Die Situation:
Über dem Ostatlantik lagert ein umfangreicher Tiefdruckkomplex. Das Luftmassenbild (Farben hinter dem IR Bild) zeigt uns, dass an dessen Rückseite Arktische Luftmassen nach Süden ausbrechen, zu sehen an den Blau und Grüntönen.
Hier zu sehen, hinterlegt mit der Strömung in 500 hPa:
Der Kaltluftausbruch ist in der mittleren Atmosphäre mit einem Höhentief verbunden, das sich auf die nördlich von Spanien lagernde Welle zu bewegt.
Hier zur Verdeutlichung die Frontensituation:
Mit der Annäherung der Höhenkaltenluft verschärft sich der Temperaturgradient an der Front und es sind alle Bedingungen für die rasche Intensivierung der jetzt noch flachen Welle gegeben.
Hier sieht man die doch recht fulminante Entwicklung anhand der relativen Topografie der nächsten 48 Stunden:
Man sieht, dass sich an der Vorderseite des Kaltluftausbruches eine starke Zyklone von Südwesten her auf U.K und Irland zu bewegt. Und die ist wirklich stark für diese Jahreszeit:
Mittelwinde bis 50 Knoten sind schon kein Schmarrn, damit verfehlt die Zyklone die Definition des Orkantiefs nur noch knapp, zumindest im Modell. Interessant ist auch der winzige, sekundäre Kern im Modell (diesmal ECMWF).
Uns kann diese Zyklone nichts anhaben, vielmehr beschäftigt uns noch ihre *Genossin* über Osteuropa:
Ein kräftiges Tief liegt zur Zeit mit seinem Kern über der Urkraine. Über 48 Stunden hinweg hat es feuchte Luft über dem Schwarzmeer getankt, die sich jetzt in Form eines riesigen Aufgleitschirmes über Polen und Weissrussalnd, tw. auch dem Westen der Urkaine mit viel Wasser entlädt. Die Simulationen der Modelle reichen von 50 bis 90 L/m² in Weißrussland und Ostpolen in nur 24 Stunden, das ist viel Wasser, vor allem wenn man daran denkt, dass keinerlei Staueffekte wirken können (mangels Bergen).
Österreich ist wie zur Zeit des kalten Krieges in der Mitte zwischen Ost und West, wie die Karte der Äquivalenttelativen Topografie (neue Karte :-) zeigt:
Die Äquireltop ist besonders gut geeigent, Fronten aufzustöbern. Die Mittwochssimulation des WRF zeigt uns den Rest der Okklusionsspirale über Osteuropa, so wie das scharf ausgeprägte Frontensystem des Sturmtiefs über Westeuropa. Österreich, in seiner Tradition neutral zu sein oder zumindest so zu tun langjährige Erfahrung aufweisend, sitzt ruhig in der Mitte und quasi zwischen den Stühlen abseits jeder Dynamik.
Auffallend ist allenfalls die sukzessive Erwärmung von Westen her, die bis zum Ende der Woche nicht nur das heilige Land (Tirol) sondern auch den Oschten erfassen wird, womit die Tage der vorherbstlich kalten Nächte dann allmählich, zumindest bis der Herbst richtig ansetzt, gegessen sind.
In diesem Sinne wünsch' ich euch eine sonnige und zunehmend auch wieder sommerliche Woche !
Lg
Manfred
Was steht denn genau hinter dieser Äquireltop? Sind das Grad K oder? gpdm können es kaum sein.. Manu
AntwortenLöschenHi, es sind Kelvin !
LöschenGenau wie man die Reltop in K umrechnen kann, entspricht die Äquireltop dem massengewichteten Mittel der Äquivaltentemperatur (T+L*q/c) der Level zwischen 850 und 500 hPa.
Lg
Manfred
Danke!
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