Dienstag, 7. August 2012

Rückblick, Analyse und Vorschau

Hallo,

Ja, der Abstand zum letzten Eintrag hat eine Woche knapp überschritten, was mir zwar nicht behagt, zeittechnisch war es aber nicht anders machbar. Jammer hilft ja nicht, deswegen greife den Ball anhand der aktuellen, vergangenen und zukünftigen Wetterlage wieder auf.

Ein wenig Sentimentalität: Der Rückblick. Die Periode von Samstag bis inkl. gestern stand in der Alpenrepublik verbreitet wieder im Zeichen schwerer Unwetter.... hier die Blitzaktivität der letzten 3 Tage:


Und 3 repräsentative Schnappschüsse des Radars, auf dem Vertreter jener Zellen am Samstag, Sonntag und Montag zu sehen sind, die diese Spuren hinterlassen haben...





Wir sehen am Samstag eine alte Squalline über dem Osten, am Sonntag Abend eine starke über dem Waldviertel und am Montag ein starkes Bow-Echo an der Grenze zwischen Wein&Waldviertel. Alle 3 haben es wieder einmal durch zahlreiche Schäden in die Nachrichten des jeweils folgenden Tages geschafft.

DAMIT ist es jetzt zum ersten mal seit langem in diesem Sommer absolut vorbei, warum, das im 3. Teil.

Der 2. Teil beschäftigt sich nämlich mit dem Ist. Die aktuelle Fronten- und Luftmassenanalyse:


Die gestrige Front liegt schon weit im Osten, man sieht sie als schmales konvektives Band über der Ukraine. Vom Atlantik kommend quer über Deutschland lagert eine 2. Staffel einer Frontengirlande, die die bei uns einströmende noch halbwegs warme Luft von kälterer Polarluft im Norden Europas trenn. NOCH sind wir dabei auf der warmen Seite. Weit draussen vor Irland spiraliert eine kärftige Zyklone, sie kommt aber vorerst nicht nach Osten voran, sondern ist auf Südkurs.

Dazu passend möchte ich Euch einen neuen Parameter aus der Visualisierungskiste vorstellen, die isentrope potentielle Vorticity (IPV) auf der Theta = 330 K Fläche :D, kombiniert mit dem Waserdampfkanal:


Mit Fachausdrücken kann man leicht protzen, sogar wenn man sie selbst nicht versteht. Die Geschichte ist aber auch gut menschenverständlich übersetzbar. Isentropen sind die natürlichen Flächen in der Atmosphäre, auf denen sich Luftpakete bewegen. Bei Bewegungen auf dieser Fläche bleibt die trockene Energie der Luft konstant, das heißt Energie der Lage (Höhe) und Wärme (via Temperatur) stehen in Summe miteinander im Gleichgewicht. Gehts runter, steigt die Temperatur, gehts rauf fällt sie. Die Kombination mit der Vorticity führt dazu, dass die IPV auch den Drehimpuls erhält, man erhält also eine stärksten Erhaltungsgrößen der Atmosphäre, einen Tracer, mit dem man genau bestimmen kann, wo gewisse Luftmassen herkommen. Im Bild oben fällt sofort die Koinzidenz mit den dunklen Streifen im Wasserdampfbild auf. Hier dringt trockene Stratosphärenluft ein, und die IPV ist ein Tracer, oder auch Marker, für diese eindringende Luft.

IPV ist für uns ein wesentlicher Faktor wenn es um die Beurteilung von Zyklogenesen, also Vertiefung von Tiefdruckgebieten geht, dazu aber vielleicht mehr im Herbst, wenn die ersten Atlantikorkane entstehen.

Der Ausblick. Wie gesagt, wir steuern auf einem Bruch im Charaktzer des Sommers zu. Hat bislang eine Tiefdruckvorderseite die andere abgelöst, erleben wir bis zum Wochenende mal die kalte Seite eines Trogschlenkers, ausgelöst durch ein Downstream-Devlopment, an dem in letzter Instanz die Zyklone westlich von Irland schuld ist. Ganz plastisch kann man das an der RelTop, ein Maß für die Temperatur, demonstrieren, was geschieht:











Die Atlantikzyklone beginnt gerade einen Keil über Großbritannien aufzubauen, dadurch verstärkt sich die Nordkomponente der Strömung östlich des Keils, also Mitteleuropa und in letzter Instanz wird Richtung Wochenende ziemlich frische Luft aus Skandinavien zu uns gelenkt, womit man sich mit Höchstwerten im Bereich der niedrigen 20-er abfinden muss. Erst nächste Woche wird es von Südwesten her wieder wärmer. All das dürfte bis inkl. nächsten Montag ziemlich Unwetterfrei abgehen, ein Segen, werden sich viele denken, ein Fluch wenige (Chaser)

In diesem Sinne,

schönen lauen Dienstag Abend

Lg

Manfred

1 Kommentar:

  1. Lassen wir es beim Segen, geflucht wurde in den letzten Tagen schon genug.

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Da kenntat ja jeder kumman ...! Dennoch ... Hier ist Platz dafür :) !