Hallo,
lieblichstes spätsommerlich anmutendes Wetter mit aktuellen Temperaturen zwischen 25 und 30°C herrscht im Alpenraum... dazu passend- freundlich sieht das Satellitenbild aus:
Ein paar harmlose Wolken zieren den Himmel, sonst ist aber nicht viel los.... was man vom Atlantik nicht behaupten kann:
Ein kräftiges Tief nahe den Britischen Inseln lenkt in diesen Stunden seine Kaltfront aufs Festland und diese kommt im Lauf des Donnerstags rasch gegen Österreich und das westliche Mittelmeer voran.
Anhand der aktuellen Luftmassenanalyse sieht man, das hinter der Kaltfront sehr frische Luftmassen unterwegs sind:
.. erkennbar an den Grün- und Blautönen im Bereich der Nordperiferie des kräftigen Bodentiefs.
In weiterer Folge verschärft sich der zum System gehörige Höhentrog recht rasch...
.. und bricht Richtung westliches Mittelmeer aus, wo sich Richtung Freitag eine neue Zyklone bildet.
Diese Verwellung wird die Kaltfront am Freitag am raschen Durchmarsch über Österreich hindern, man nennt das eine retrograde Entwicklung. Ich habe versucht, das anhand der Frontenpositionen festzumachen:
Donnerstag Nachmittag:
Samstag Mitternacht:
Sonntag Miternacht..
Stets sieht man, dass die Warme, energiereiche Luft im Osten des Systems über Tage hinweg eigentlich immer über den Ostalpen bleibt, und sich dadurch auch die Frontalzone vor allem über den zentralen, westlichen und südlichen Bereichen des Landes sehr wohl fühlt.
Fronten, sie sich bei uns wohlfühlen, bereiten Meteorologen und Zivilschutzorganisationen Unbehangen. Warum, das zeigt ein Blick auf die akkumulierten, simulierten Niederschlagssummen, im wesentlichen von Donnerstag Nachmittag bis Samstag Früh:
Flächig 80 bis 110 L/m² von Vorarlberg bis in den Pinzgau, mehr als 150 L/m² in den Kammlagen der Hohen Tauern und Osttirols sind nichts, was man einfach unter den Tisch fallen lassen kann.
Weiteres Detail am Rande, der Schnee wird erstmals auch möglicherweise in Tallagen ein Thema.
Folgende Karte:
.. zeigt die Simulation der Temperatur in ca. 1400m Höhe in der Nacht von Freitag auf Samstag. Man sieht im Bereich Tiroler Unterland bis in den Pongau Werte von 0 bis 2 °C. Diese kalte Luft ist nicht von den Briten zu uns geweht worden, sondern Marke Eigenbau. Es ist das Signal der massiven Niederschlagskühlung durch schmelzenden Schnee in engen Alpentälern. Es kann passieren, dass bei entsprechend hohen Niederschlagsraten die Schneefallgrenze in diesem Bereich vorübergehend bis in die höheren Täler sinkt. Prädestiniert für weiße Überraschungen in solchen Fällen ist beispielsweise das Gasteinertal im Pongau.
Ansatzweise springen die Punktprognosen schon darauf an, wie das Diagramm von Böckstein zeigt:
In weiterer Folge zieht sich das Tief Richtung Sonntag weiter nach Südwesten zurück, wodurch die Warmluft aus Osten wieder gänzlich die Oberhand gewinnen wird.... es bleibt also bei einem spektakulären Intermezzo von wenigen Tagen, bzw. auf den möglichen Schnee bezogen, wenigen Stunden, die folgenden ersten Septembertage sollten also wieder ruhig und spätsommerlich warm verlaufen.
Zusammengefasst: Ohne hydrologische Simulationen heranzuziehen, sagt die Schätzung, dass von Vorarlberg über weite Teile Tirols, das inkludiert natürlich aus Osttirol und Oberkärnten ein nicht zu verachtendes Hochwasserrisiko bzw. erhöhte Gefahr von Hangrutschungen/Muren herrschen wird, vor allem Richtung Nacht Freitag/Samstag.
Vor dem *Sturm* wünsch ich euch noch einen ruhigen Spätsommerabend !
Lg
Manfred
bin gerade das erste mal auf deine seite gekommen- top info- gratulation!!!!
AntwortenLöschen