der technische Fortschritt geht so schleichend und selbstverfreilich, dass es selbst ich nicht mehr als Wunder betrachte, wenn ich hier mitten in der Einöde, gut 250km von der nächsten größeren Siedlung entfernt vollen 3G Empfang habe, um diese Zeilen zu tippen. Wir halten also einen Moment inne und danken *TELSTRA*.
Ehrlicherweise habe ich nur ca. 5 Sekunden inne gehalten, weil ich eigentlich zum Wesentlichen, nämlich zum Wetter kommen möchte.
Der jetzige Urlaub ist für mich auch in meteorologischer Sicht etwas ganz neues, weil ich mich noch nie in einem tropischen Klimat aufgehalten habe, das aber dennoch einen markanten Wechsel der Jahreszeiten, 2 an der Zahl, Trocken- und Regenzeit, aufweist. Als jemand, dem das Wetter auch im Urlaub in seinen Grundzügen nicht wurscht ist, habe ich in den letzten Tagen versucht, das, was sich vor meinen Augen abspielt, zu ergründen und zu interpretieren. Vorab, ich bin im äußersten Nordosten Australiens, auf der Höhe der Stadt Cairns, am Ansatz der markanten Halbinsel Cape York auf ca. 17° südlicher Breite.
In dieser Klimazone spielen die für uns gewohnten Fronten, seien es Warm,- Kalt- oder Okklusionsfronten keine Rolle, meistens jedenfalls nicht. Was eine gewichtige Rolle spielt, ist der Passat... und den schauen wir uns jetzt an...
einmal im Bild:
Die Ursache des Passats liegt im Gleichgewichtsspiel des subtropischen Hochdruckgürtels und des tropischen Tiefs... schön zu sehen anhand der aktuellen Bodendruckverteilung über Australien samt Windkarte:
Dort, wo an der Ostküste die feuchtwarme Meeresluft gegen das Land und die gleich hinter der Küste aufragenden Berge trifft, dort bilden sich teils markante Wolken ... einerseits im Modell...
sowie auch in der Wirklichkeit:
und bei Cairns, wo die Berge besonders hoch sind, fällt auch messbarer Regen .... rein durch den Stau:
Cairns liegt da wie gesagt an der Küste am Ansatz zum Cape York, das ist der große Spitz in Nordostaustralien. Es ahndelt sich im Gegensatz zu dem Regen, den wir gewohnt sind um so genannten warmen Regen, also Regen, der nie eine Eisphase durchgemacht hat. Die Tropfen enstehen in Wolken, die 10 oder 15 Grad warm sind, rein durch Kollision und Zusammenwachsen. Das gibt es bei uns nur ganz selten, am ehesten noch bei Nebelreißen im Winter und Herbst.
Tagsüber schafft die Sonne das, was sie beim Wiener Hochnebel im Dezember nicht mehr schafft. Sie schafft es, das Wolkenmeer aufzubrechen und konvektiv zu durchmischen... wobei der ursprüngliche Stratus in große Teller von Cumulus und Stratocumulus übergeht:
Jetzt, am Ende der Trockenzeit ist die Atmosphäre aber noch zu stabil, dass hochreichende Konvektion einsetzt, die Wolken stehen an einer Inversion in ca. 3000m Höhe an. DAS ändert sich erst Richtung November, da wird die Saison der täglichen Nachmittagsgewitter, ab Ende Dezember dann die Saison der Zyklone eingeleitet.
Solange diese Zyklonen sich aber fernhalten, gehorchen die Wetterabläufe hier einer Regelmäßigkeit, die wir in Mitteleuropa einfach nicht gewohnt sind. Es macht keinen Sinn, sich Wetterberichte durchzulesen, da der Nebel am Vormittag mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aufgeht und die Nachmittagstemperaturen um +/-1K um den Wert des Vortages schwanken.
Insofern ist es für meinen Berufsstand dann doch gut, dass es Zyklone gibt, denn DA braucht man dann die Expertise...
In diesem Sinne hinterlasse ich sonnige Grüße,
Lg
Manfred
P.S Für die Insider: Wer kennt den Gänserdorfer Zinken und kann mir ein Foto dieses Berges senden ? Er muss mindestens 1000m hoch sein. Und wohin können 90mm auf dem Weg nach unten verdunstet sein ? Wir brauchen irgend so etwas wie ein schwarzes Loch in der unteren Atmosphäre östlich von Wien . Für Hinweise dankbar ...