der gröbste Teil des Starkregenereignisses ist vorbei, vielleicht ein ganz guter Moment, um da eine kleine Rückschau zu betreiben bzw. Bilanz zu ziehen. Wie immer ist das aktuelle IR-500hPa Bild ein guter Startpunkt, um in die Diskussion einzusteigen...
Es zeigt die Okklusionsfront des im letzten Post angesprochenen Hybriden nun schon über der Osthälfte des Landes. Das steuerende Zentrum des Tiefs liegt über Gibraltar und tropft zunehmend ab. Die Front wird zwischen diesem Ankerpunkt und dem nach Osten davoneilenden Resttrog über Zentraleuropa immer mehr in die Länge gezogen und schließlich zerrissen, die Niederschlagsaktivität geht sukzessive zurück. Was blieb davon bei uns hängen?
Nun, so Einiges, wie z.B der Blick auf die Regenmengen der vergangenen 24h zeigt:
138mm in Kötschach, davon 105** in nur 12 Stunden, 112 in Dellach, 60-90mm vom Brenner bis ins Mölltal, in Unterkärnten hingegen teilweise Dürre.
** Auf 12h bezogen ist das die größte Regenmenge in Kötschach seit Bestehen der Unwetterzentrale, also seit min. 8 Jahren.
Das Bild braucht jedenfalls etwas Erklärung, und die findet man in einem Phänomen, das ich vielleicht schon in etwas mehr Detailreichtum beim letzten Posting ausführen hätte sollen, im Föhn.
Föhn. Na no na ned gibt es den auch in Kärnten. Nordföhn, sicher. Für dieses Bild muss man aber den Kärnter Südföhn bemühen, der dort sowie in der Weststeiermark den schönen Namen Jauk trägt. (Vielleicht, weil er das Heu davon'jaukt' oder sonstwas..)
Den Jauk kennen native Einwohner des Rosentales und des unteren Drautales, also z.B von etwas ostwärts von Villach bis Lavamünd ganz gut, ein warmer, stürmischer Wind der von den Graten der Karawanken und durch die zahlreichen Schneisen eben dieser Grate herab- und hindurchjaukt.
Recht zugig war es beispielsweise in Ferlach, am Ausgang der Tscheppaschlucht unterhalb des Loibls:
Große Taupunktsdifferenzen, Böen bis 90 km/h und spritzige 18,2° Höchsttemperatur. Und genau dieser Jauk zeichnet sich mehr oder weniger direkt dafür verantwortlich, dass am Loiblpass immernoch 48mm zusammenkamen, direkt unterhalb in Ferlach noch knapp 16mm, in Klagenfurt, von Ferlach nur rund 13km und den berühmten Haider-Kogel*** getrennt, 3.8mm.
(*** um diesen ranken sich zahlreiche Legenden, je nachdem, wer sie erzählt geht es um Hochprozentiges oder Geheimdienste)
Weiter im Westen, also Richtung Gailtal und Osttirol ist die Tal-Berg Geometrie für so etwas wie Jauk ungünstig, deswegen reichten dort die Starkniederschläge bis an die Tauern (Hauptkamm..)
Bis an die Tauern ? Nein, sogar noch weiter... man schaue ins beschauliche Böckstein, seines Zeichens eindeutig im Gasteinertal und damit in Salzburg an der Nordseite des Hauptkammes gelegen:
56mm/24h, dazu stürmischer Südföhn und große Taupunktsdifferenzen. Böckstein ist eine der österreichischen Paradestationen für den so genannten Dimmerföhn. Der Dimmerföhn, erfunden haben ihn die Kollegen in der Schweiz, steht lautmalerisch für ein Föhnereignis (an der Alpennordseite) bei dem gleichzeitig kräftiger Regen auftritt. An sich ein Widerspruch, nicht aber in den Alpen. Die Erklärung ist konzeptionell, daher nicht experimentell überprüft: Der Niederschlag wird im Stau der Tauern produziert und durch die stürmische Höhenströmung über den Hauptkamm geweht, wo er trotz Föhn, der an den Tropfen nagt, noch in erklecklichem Ausmass ankommt.
Hier sieht man das oben festgestellte in seiner Gesamtheit auf dem kombinierten IR+Radar+Blitzloop der letzten 72h:
Alle Observationen passen jedenfalls recht gut zu den Modellsimulationen, die ich im letzten Eintrag verwendet habe:
.. wobei hierauf der Jauk-Effekt schon zu sehen war (geringe Summen in Unterkärnten), aber im Vergleich zu Realität doch deutlich zu schwach ausgeprägt, denn z.B in St. Andrä/Lavanttal ist bislang nur weniger als 1mm, statt wie oben angedeutet 7-13mm gefallen. Auch Klagenfurt steigt mit 3.8mm im Vergleich zu vor 3 Tagen vorhergesagten 20mm recht wüstenhaft aus. Das große Bild erlaubt es jedoch, dem Modell affirmierend auf die Schulter zu klopfen.
Somit war summa summarum das Muster dieses Starkregenereignisses ein dezent anderes als jenes vor einer Woche, wo auch in Unterkärnten die heftigen Regenfälle wegen schwächerem und kürzerem Jauk weit nach Norden ausgriffen und damit auch die nördlichen Zubringer der Drau Hochwasserscheitel einbrachten, etwas, das diesmal in jedem Fall fehlt. Wir sehen im Moment HQ1 Werte an der oberen Drau, sowie HQ10-HQ30 Werte an der unteren Gail, sonst aber durchweg normale Wasserführung der meisten Kärntner Fließgewässer, womit Pi Mal Daumen ein allzu hoher Scheitel an der unteren Drau (Lavamünd) ausbleiben sollte.
Lg
Manfred
Nachdem die ZAMG vor einigen Tagen den Begriff "Jauk" in der Wetterprognose für Stmk verwendet hat war ich neugierig was das denn genau für ein Wind ist - und wurde auf dieser Seite fündig (die einzig ausführlichen Infos im übrigen die ich mit "googeln" gefunden habe)
AntwortenLöschenjauk=jug=süd (slawischer Ursprung)
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