Hallo,
2013 beginnt beim Wetter, wie 2012 geendet hat (was an und für sich eine Binsenweisheit ist, da der menschliche Kalender dem Wetter ziemlich egal ist) und zwar für Euch so:
Das ist Euer Silvesterwetter. Zentraleuropa befindet sich im breiten Warmsektor eines mittelmäßigen Tiefs vor der Küste Norwegens. In der Höhe strömt milde Luft mit einem Ursprung irgendwo bei Spanien und Marokko weit nach Osten, in den Alpen ist es leicht föhnig, vierorts wird sich aber eine Bodeninversion halten, sodass die Mitternachtstemperaturen doch irgendwie im Bereich um oder unter 0 Grad liegen werden. Obwohl die Modelle nicht viel von der Variante halten, ist bei solch einer (faden) Konstellation statistisch gesehen streckenweise Nebel und Hochnebel ein Thema...
Weiter draußen am Atlantik zeichnet sich auch schon das (Un)wetter der ersten Jännertage ab. Eine kräftige Zyklone bei Labrador lenkt abermals einen Schwall milder Luft weit nach Nordosten, und dieser Schwall wird das dominierende Thema beim zentraleuopäischen Wettergeschehen. Ein markanter Keil baut sich in weiterer Folge über Westeuropa auf und wird zum Steuerzentrum für milde Luftmassen, die vom vom Mittelatlantik kommend um den Keil herum aus Nordwesten nach Zentraleuropa geführt werden werden... zumindest wollen das die Big 2, GFS und EZso. Das sieht für den 9. Jänner im EZ so aus:
Wie lange das atlantische Gebläse anhält, darüber lassen sich kaum Aussagen treffen, laut den neueren Vorhersagen der Saisonalprognosezentren, z.B dem CPC aus den USA werden übernormale Temperaturen (und solche gibt es bei uns i.d.R. nur bei überbordendem Atlantischen Einfluss) das dominante Thema bis in den März hinein sein...
Wer sich aber noch erinnert, wer aller auf Basis solcher und ähnlicher Karten noch im November einen kalten Dezember und überhaupt einen Sibirskomatenwinter vorhergesagt hatte und daran, was momentan (ex Russland) daraus wurde, der weiß, dass man das Vertrauen, so lobenswert auch das Engagement in die Verbesserung von Langzeitvorhersagen auch ist, in Karten wie diese nicht übermäßig hoch ansetzen sollte.
Soviel zur Vorschau. Der 31.12 ist der perfekte Zeitpunkt, um im Rahmen des Blogs, aber auch meiner Person zurückzuschauen, und da erscheint für 2012 ein ambivalentes Bild. Die Erinnerungen an die beiden markantesten Monate, den Februar und den Juli, sind da. Zum einen war da die kurze Periode extremer Kälte, zum anderen die Wassermassen zahlreicher Gewitter, die u.A meine Wetterstation in Ritzing mit hin zu den nassesten im Flachland im Monat Juli machte.
Ich erinnere mich auch noch an die kontroversielle Debatte über die Repräsentanz von Wetterstationen (Bad Deutsch Altenburg) die nun in jedem Medium, das von der APA abschreibt, als Rekordhalter 2012 eingeht. Die ZAMG hat offensichtlich alle Bedenken, die zur Aufstellungsart (Hanglage mit Südwestorientierung) (begründeterweise ??) brachial vom Tisch gewischt, ich selbst weiß hingegen nach wie vor nicht, was davon zu halten ist. Gerade unter dem Aspekt, dass meine Mitdiskutanden damals berechtigerweise ins Treffen geführt haben, dass auch andere *Spezis* für Höchsttemperaturen, z.B Neusiedl am See keine Aufstellung aufweisen, die eine Vergleichbarkeit von erhaltenen Meßwerten garantiert. Vielleicht ein noch extremeres Beispiel: das schöne Imst in Tirol ist zumeist ein Garant für den Hitzepokal im heiligen Land. Schön ist Imst gelegen, schön am Hang, und zwar *alser Ganzer*. Kann man also sagen *repräsentativ für eine Hanglage* ? Ja, aber wer bitte schön kapiert denn das noch.
Ich lasse das Thema für mich offen, da ich mangels Vergleichmessungen nicht beweisen kann, dass der Höchstwert nach oben durch die Hanglange/Aufstellung abgefälscht ist, und ich glaube es ist langsam auch wurscht....
Zweifellos dominiert wurde meine Chronik 2012, und damit auch die Wetterchronik als Blogger vom Ableben meines Vaters. Ohne direkte Kausilität hat sich, bemerke ich, meine Einstellung, meine Art auch hier geändert. Natürlich geht das Leben weiter, aber es gibt dann vielleicht Dinge, die jetzt weniger wichtig sind als früher... definitiv kann hier *aufregen, aufpudeln, stänkern* darin inkludieren.
Das heißt nicht dass ich unkritisch oder konfliktscheu geworden bin, im Gegenteil, allerdings können Unmutsbekundungen und (Verbal)Injurien kein Lebensmotto mit Nachhaltigkeitsanspruch sein... wenn ich da hingegen so über den Inn schaue..
Dinge beim Wetter und Metathemen Rund ums Wetter, die mich 2012 noch stärker als 2011 unrund gemacht haben, sind vor allem (angstgetriebene) Aktionen nationaler Institutionen (In der Alpenrepublik, aber auch anderswo weiter im Osten), die den Weg über den Gesetzgeber beschritten haben oder zumindest beschreiten wollten, um Zweit/Dritt oder Viertmeinungen zu gewissen Wetterthemen, wie Unwetter, zu unterdrücken. Irgendwie enstpricht das nicht dem Geist westlicher Demokratien, generell wünscht sich ja auch nicht jeder Demokratie und Meinungsfreiheit... Man wird sehen, was sich 2013 an dieser Front ( !! :) tut...
Wetter und Arbeit sind bei mir untrennbar miteinander verbunden (na no na net) und last but not least geht der Einsteig von RedBull in unsere Firma als besonders einprägsames Ereignis in meine Chronik ein, und (vielleicht gerade) dewegen schau ich nach dem Berg-und-Tal 2012 gespannt-positiv nach 2013 hinüber.
Prost und möge der Cumulus 2013 mit Euch sein
Lg
Manfred
Montag, 31. Dezember 2012
Donnerstag, 27. Dezember 2012
*Bombing* gefällig ? Die ästhetische Seite der Westlagen
Hallo,
gleich einmal Beruhigung, hier geht es nicht und ging es nie um Kriegstreiberei. Das *Bombing* ist ein Begriff der von US-Meteorologen, wohlweislich mit militärischem Hintergrund geprägt worden ist und steht für die rapide Entwicklung und Vertiefung von Zyklonen der nördlichen gemäßigten Breiten bzw. der Polarregion. Ich versteh die Herleitung des *Bombings* nicht ganz, vermutlich ähnelt so eine Bombing-Zyklone (oft wird der ganze Prozess auch Bombogenesis genannt), die ja auf einer Isobarenkarte wie eine Schallplatte aussieht, den gezeichneten Isohypsen eines Bombentrichters... langer Einleitung kurzer Sinn: Es wird sich in den nächsten 48 Stunden wahrlich gewaltiges auf dem Mittelatlantik tun, die stärkste bzw. tiefste Zyklone der bisherigen Wintersaison auf der Nordhalbkugel schickt sich zur Bildung an.
Wo ?
Die Anfänge der Bombe bedinden sich über dem südlichen Mittelatlantik in einer Struktur, die auf dem IR Bild noch nicht sonderlich berauschend aussieht. Sieht man aich aber zum selben Zeitpunkt das Wasserdampfbild an, so offenbart sich das Skelett eines wüsten Gesellen:
An der Rückseite eines polaren Troges stösst in der Höhe trockene Stratosphärenluft in die Rückseite einer Welle. (schwarz/rot: trocken, weiß: feucht) In nächster Nähe kommen also sehr feuchte und sehr trockene Luftmassen im Nahfeld eines jetzt noch sehr schwachen Bodentiefs nebeneinander zu liegen bzw. zu strömen. Die Modelle haben bereits erkannt woher der *Wind* weht und haben diese Konfiguration, wie wir sie auf dem Satellitenbild oben gesehen haben, auch in ihren Feldern enthalten:
Es sind klassische Ingredientien zur Bildung einer kräftigen Zyklone nach dem Muster von Shapiro-Keyser. Und genau das wird sich über die nächsten 1.5 Tage auch abspielen. Bitte beachtet in der folgenden Sequenz wie die trockene Luft einen immer schärferen Keil in die feuchten Wolkenmassen nahe des Tiefkerns frißt:
Am Ende der Sequenz haben wir es mit einer ausgewachsenen SHPK zu tun, dominierend ist der gewölbte Bereich von Warmfront und Okklusion, zwischen einer dünnen Kaltfront und der umgebogenen Okklusion befindet sich der trockene Streifen in dem auch der (böse) Sting-Jet liegt. Erwischt werden von diesem nach derzeitigem Ermessen die Iren und Schotten, aber die sind eh Einiges gewohnt....
Die größte Intensität erreicht die Zyklone wenige Stunden später nahe Island, dort fällt der Kerndruck auf 939 hPa im GFS-Modell ..
.. das EZ ist nicht viel hinten nach und errechnet 940 hPa..
was wie gesagt der tiefste Zyklonenkerndruck im Nordatlantik der Wintersaison 2012 wäre. Hernach verliert die Zyklone in den Modellen allmählich an Kraft.
Was bleibt für Österreich davon ? Nichts ausser Föhn :D
Lg
Manfred
gleich einmal Beruhigung, hier geht es nicht und ging es nie um Kriegstreiberei. Das *Bombing* ist ein Begriff der von US-Meteorologen, wohlweislich mit militärischem Hintergrund geprägt worden ist und steht für die rapide Entwicklung und Vertiefung von Zyklonen der nördlichen gemäßigten Breiten bzw. der Polarregion. Ich versteh die Herleitung des *Bombings* nicht ganz, vermutlich ähnelt so eine Bombing-Zyklone (oft wird der ganze Prozess auch Bombogenesis genannt), die ja auf einer Isobarenkarte wie eine Schallplatte aussieht, den gezeichneten Isohypsen eines Bombentrichters... langer Einleitung kurzer Sinn: Es wird sich in den nächsten 48 Stunden wahrlich gewaltiges auf dem Mittelatlantik tun, die stärkste bzw. tiefste Zyklone der bisherigen Wintersaison auf der Nordhalbkugel schickt sich zur Bildung an.
Wo ?
Die Anfänge der Bombe bedinden sich über dem südlichen Mittelatlantik in einer Struktur, die auf dem IR Bild noch nicht sonderlich berauschend aussieht. Sieht man aich aber zum selben Zeitpunkt das Wasserdampfbild an, so offenbart sich das Skelett eines wüsten Gesellen:
An der Rückseite eines polaren Troges stösst in der Höhe trockene Stratosphärenluft in die Rückseite einer Welle. (schwarz/rot: trocken, weiß: feucht) In nächster Nähe kommen also sehr feuchte und sehr trockene Luftmassen im Nahfeld eines jetzt noch sehr schwachen Bodentiefs nebeneinander zu liegen bzw. zu strömen. Die Modelle haben bereits erkannt woher der *Wind* weht und haben diese Konfiguration, wie wir sie auf dem Satellitenbild oben gesehen haben, auch in ihren Feldern enthalten:
Es sind klassische Ingredientien zur Bildung einer kräftigen Zyklone nach dem Muster von Shapiro-Keyser. Und genau das wird sich über die nächsten 1.5 Tage auch abspielen. Bitte beachtet in der folgenden Sequenz wie die trockene Luft einen immer schärferen Keil in die feuchten Wolkenmassen nahe des Tiefkerns frißt:
Am Ende der Sequenz haben wir es mit einer ausgewachsenen SHPK zu tun, dominierend ist der gewölbte Bereich von Warmfront und Okklusion, zwischen einer dünnen Kaltfront und der umgebogenen Okklusion befindet sich der trockene Streifen in dem auch der (böse) Sting-Jet liegt. Erwischt werden von diesem nach derzeitigem Ermessen die Iren und Schotten, aber die sind eh Einiges gewohnt....
Die größte Intensität erreicht die Zyklone wenige Stunden später nahe Island, dort fällt der Kerndruck auf 939 hPa im GFS-Modell ..
.. das EZ ist nicht viel hinten nach und errechnet 940 hPa..
was wie gesagt der tiefste Zyklonenkerndruck im Nordatlantik der Wintersaison 2012 wäre. Hernach verliert die Zyklone in den Modellen allmählich an Kraft.
Was bleibt für Österreich davon ? Nichts ausser Föhn :D
Lg
Manfred
Sonntag, 23. Dezember 2012
Was ist eine Warmfront ? DAS ist eine.
Hallo,
zum Einstieg muss ich mich wieder einmal für die doch recht geringe Frequenz an Beiträgen über die letzten Wochen entschuldigen. Diese steht in direkter Proportion der zur Verfügung stehenden Freizeit, die gerade am Ende des Jahres eh immer schon recht spärlich gesäat ist. Über die letzten tage habe ich mich auch wieder ans andere Ende der Welt begeben. Und bei momentan 38 Grad in Melbourne fällt der Blick auf das Wetter in good old Europe recht neutral und dennoch nicht weniger fasziniert aus. Wir haben es momentan damit zu tun...:
Wie der Titel des Eintrages schon sagt haben wir es hier mit einem besonderen Kaliber einer Warmfront zu tun, die ihren breiten Wolkenschirm von der Nordsee quer über Deutschland bis hin über die Alpen spannt.
Nachstehend ein ähnliches Bild mit dem Versuch hinterlegt, die Lage der niederatmosphärischen Fronten widerzugeben:
Und damit einem die Kontraste nicht allzu sehr den Blick auf das Wesentliche versperren, das selbe noch einmal über dem Wasserdampfbild:
Der breite Wolkenschirm ist die Spur aufsteigender, feuchter Atlantikluft, die sich über den Rest des verbliebenen Kaltluftkörpers über Mitteleuropa schiebt.
Auch in den Modellfeldern ist diese Paradefront ausnehmend gut in der Luftmassenanalyse zu erkennen:
Nun ist es Zeit mit ein paar Ammenmärchen Warmfronten bzw. Tiefs betreffend aufzuräumen, die einem immer wieder mal so entgegenschwirren, sei es in Foren oder quasi-offiziellen Wetterberichten.
1) These: Atlantische Warmfronten kommen aus Westen. Dies ist unrichtig. Schaut man auf den Satellitenloop, sieht man eindeutig, wie sich der Wolkenschirm aus Nordwest bis Nord über die Alpen legt...
Mit diesem Loop kann man gleich auch Märchenkapitel 2&3 in den Bereich der Legenden schieben, die da wären: Warmfronten befinden sich an der Vorderseite eines Troges, der die milde Luft aus Niedrigen Breiten nach Norden führt UUUUND Im Rahmen der Evolution eines Tiefs holt die Kaltfront die Warmfront ein und bildet so die Okklusion. Alles Stuss, zumindest sind es Behauptungen ohne Allgemeingültigkeit.
Der Loop zeigt, wie sich der Warmsektor über die letzten Tage stets breit geöffnet gehalten hat bzw. sich sogar zwischenzeitlich weiter verbreitet, keine Chance für die vergleichsweise schwache Kaltfront auf die voraus weglaufende Warmfront aufzulaufen.
Unsere guten, alten Warmfronten liegen in der überwiegenden Mehrzahl aller Fälle an der Vorderseite von Keilen der Höhenströmung, da macht auch diese keine Ausnahme, was man schön an der Position des Jets sehen kann:
Der Jet ist stark antizyklonal, also wie ein Hoch gekrümmt und drückt die Wolkenmassen aus Nordwest bis Nordnordwest gegen die Alpen. Das ist die Normalkonfiguration für diesen Wettertyp, der im übrigen genau in die Singularität *Weihnachtstauwetter* passt.
Fürwahr anders ist die Struktur von Zyklonen über den USA, die sich im Lee der Rockies bilden. Dort liegen Bodentrog und Höhentrog meist genau übereinander, ich hatte dazu schon mal ein Post verfasst, was dazu führt, das die Warmfront tatsächlich an der Vorderseite des Höhentroges zu liegen kommt, die Kaltfront an der Trogachse. Dort steckt aber auch ein anderer Bildungsmechanismus dahinter.
Zum Abschluss, weil es so schön ist, noch eine Querschnittssequenz von Ost nach West durch die Warmfront, von Bratislava bis München...
Am Sonntag zu Mittag erreicht die Warmluft in der Höhe bereits Bratislava, die Temperatur in 2000m Höhe (800 hPa) liegt schon bei 0 Grad. Darunter hält sich aber noch die Kaltluftmit bodennahen Werten teils deutlich unter 0 Grad.
Über Wien setzt sich die Warmluft schon viel näher an den Boden durch, die Kaltluftschicht ist nur noch ein paar 100m dick...
In Linz ist zur selben Zeit nur noch ein hauchdünnes Kaltlufthäutchen übrig ...
.. während sich München schon vollends im Frühlingslüfter aalen kann.
Lg und frohes Schwitzen,
Manfred
zum Einstieg muss ich mich wieder einmal für die doch recht geringe Frequenz an Beiträgen über die letzten Wochen entschuldigen. Diese steht in direkter Proportion der zur Verfügung stehenden Freizeit, die gerade am Ende des Jahres eh immer schon recht spärlich gesäat ist. Über die letzten tage habe ich mich auch wieder ans andere Ende der Welt begeben. Und bei momentan 38 Grad in Melbourne fällt der Blick auf das Wetter in good old Europe recht neutral und dennoch nicht weniger fasziniert aus. Wir haben es momentan damit zu tun...:
Wie der Titel des Eintrages schon sagt haben wir es hier mit einem besonderen Kaliber einer Warmfront zu tun, die ihren breiten Wolkenschirm von der Nordsee quer über Deutschland bis hin über die Alpen spannt.
Nachstehend ein ähnliches Bild mit dem Versuch hinterlegt, die Lage der niederatmosphärischen Fronten widerzugeben:
Und damit einem die Kontraste nicht allzu sehr den Blick auf das Wesentliche versperren, das selbe noch einmal über dem Wasserdampfbild:
Der breite Wolkenschirm ist die Spur aufsteigender, feuchter Atlantikluft, die sich über den Rest des verbliebenen Kaltluftkörpers über Mitteleuropa schiebt.
Auch in den Modellfeldern ist diese Paradefront ausnehmend gut in der Luftmassenanalyse zu erkennen:
Nun ist es Zeit mit ein paar Ammenmärchen Warmfronten bzw. Tiefs betreffend aufzuräumen, die einem immer wieder mal so entgegenschwirren, sei es in Foren oder quasi-offiziellen Wetterberichten.
1) These: Atlantische Warmfronten kommen aus Westen. Dies ist unrichtig. Schaut man auf den Satellitenloop, sieht man eindeutig, wie sich der Wolkenschirm aus Nordwest bis Nord über die Alpen legt...
Mit diesem Loop kann man gleich auch Märchenkapitel 2&3 in den Bereich der Legenden schieben, die da wären: Warmfronten befinden sich an der Vorderseite eines Troges, der die milde Luft aus Niedrigen Breiten nach Norden führt UUUUND Im Rahmen der Evolution eines Tiefs holt die Kaltfront die Warmfront ein und bildet so die Okklusion. Alles Stuss, zumindest sind es Behauptungen ohne Allgemeingültigkeit.
Der Loop zeigt, wie sich der Warmsektor über die letzten Tage stets breit geöffnet gehalten hat bzw. sich sogar zwischenzeitlich weiter verbreitet, keine Chance für die vergleichsweise schwache Kaltfront auf die voraus weglaufende Warmfront aufzulaufen.
Unsere guten, alten Warmfronten liegen in der überwiegenden Mehrzahl aller Fälle an der Vorderseite von Keilen der Höhenströmung, da macht auch diese keine Ausnahme, was man schön an der Position des Jets sehen kann:
Der Jet ist stark antizyklonal, also wie ein Hoch gekrümmt und drückt die Wolkenmassen aus Nordwest bis Nordnordwest gegen die Alpen. Das ist die Normalkonfiguration für diesen Wettertyp, der im übrigen genau in die Singularität *Weihnachtstauwetter* passt.
Fürwahr anders ist die Struktur von Zyklonen über den USA, die sich im Lee der Rockies bilden. Dort liegen Bodentrog und Höhentrog meist genau übereinander, ich hatte dazu schon mal ein Post verfasst, was dazu führt, das die Warmfront tatsächlich an der Vorderseite des Höhentroges zu liegen kommt, die Kaltfront an der Trogachse. Dort steckt aber auch ein anderer Bildungsmechanismus dahinter.
Zum Abschluss, weil es so schön ist, noch eine Querschnittssequenz von Ost nach West durch die Warmfront, von Bratislava bis München...
Am Sonntag zu Mittag erreicht die Warmluft in der Höhe bereits Bratislava, die Temperatur in 2000m Höhe (800 hPa) liegt schon bei 0 Grad. Darunter hält sich aber noch die Kaltluftmit bodennahen Werten teils deutlich unter 0 Grad.
Über Wien setzt sich die Warmluft schon viel näher an den Boden durch, die Kaltluftschicht ist nur noch ein paar 100m dick...
In Linz ist zur selben Zeit nur noch ein hauchdünnes Kaltlufthäutchen übrig ...
.. während sich München schon vollends im Frühlingslüfter aalen kann.
Lg und frohes Schwitzen,
Manfred
Montag, 3. Dezember 2012
Viel Äktschn (Action)
Hallo,
um nach der Ganzen Weltreiserei und einer wohlverdienten wettertechnischen Ruhephase nach Beendigung ebendieser so langsam wieder in die routiniertere Betrachtung des zentraleuropäischen Wettergeschehens einzusteigen, heute früh erst einmla ein Kommentar zur aktuellen Wettersituation über good old Europe...
Den Einstieg macht die Frontenkarte auf dem Wasserdampfbild:
Das Bild wird dominiert von 2 Shapiro-keyserlichen Zyklonen, eine am linken Bildrand, eine am rechten, wir befinden und im Trogsumpf in der Mitte ;)
Besonders giftig ist die Zyklone über dem Schwarzmeer, die derzeit die Küste Rumäniens mit Böen jenseits der 100 km/h herbeutelt. Sie hat alles, was eine SHPK optisch braucht: Dominante Warmtfront/Okklusion, Schwammerlform, sowie ein ausgeprägter dry slot (trockener Einschub) im Wasserdampfbild genau zwischen Kaltfront und Okklusion. In diesem Bereich treten derzeit die schweren Sturmböen bzw. einzelne Orkanböen (in Sulina bis zu 126 km/h) auf.
Die Geschichte wird in dieser Form auch von den Modellen gestützt, sei stellvertretend für die Modellwelt einmal das ECMWF hergenommen:
Verfolgt man die Form dieses trockenen Bandes, das sich von der nordwestlichen Sahara über Griechenland bis hinauf zum Donaudelta erstreckt, so ist die Bezeichnung *Sting&Stacheljet hier überaus treffend.
Für uns im Alpenraum interessant wird das Frontensystem, das derzeit auf Frankreich übergreift. Es ist ein altes, weitgehend okkludiertes System, das uns morgen die Aufwartung mit vorübergehender, aber markanter Erwämung und damit Aufgleitniederschlägen an der Alpennordseite macht. Aufgrund der Tageszeitlichkeit wird dennoch zumindest inneralpin alles als Schnee fallen, während an der Alpennordseite und vermutlich auch im mitteleren/unteren schönen Tal des Inns auffrischender Westwind die Temperaturen in der Früh bzw. am Vormittag soweit nach oben treibt, dass unterhalb 800m eher Regen das Thema bleibt. Mit etwas Glück bekommt das Weinviertel etwas mehr Schnee als so manches Alpental ab, da dort der Wind erst sehr spät auf West drehen wird....
Abschließend noch ein Blick auf den Jet und daraus abgeleitet Schlussfolgerungen für den Rest der Woche:
Zum Ende der Woche zeigen die *Big 2* Modelle einen schlenkernden Jetstream im Wesentlichen von der Ostküste Kanadas über jene Südengrönlands und Islands bis zu uns. Es ist bis auf Weiteres daher davon auszugehen dass auf dieser Rutschbahn weitere Kurzwellentröge mit Okklusionen und Kaltfronten gen Europa marschieren und die Alpennordseite in den etwas höheren Lagen allmählich mit ziemlich viel Schnee zumüllen werden, während das Flachland und der Süden, den Schneeräumern mag das gefallen, nur eher spärlich mit Flankerln bedacht werden wird. Dabei bleibt es polarluftig-kalt, aber eben nicht saukalt...
Lg
Manfred
um nach der Ganzen Weltreiserei und einer wohlverdienten wettertechnischen Ruhephase nach Beendigung ebendieser so langsam wieder in die routiniertere Betrachtung des zentraleuropäischen Wettergeschehens einzusteigen, heute früh erst einmla ein Kommentar zur aktuellen Wettersituation über good old Europe...
Den Einstieg macht die Frontenkarte auf dem Wasserdampfbild:
Das Bild wird dominiert von 2 Shapiro-keyserlichen Zyklonen, eine am linken Bildrand, eine am rechten, wir befinden und im Trogsumpf in der Mitte ;)
Besonders giftig ist die Zyklone über dem Schwarzmeer, die derzeit die Küste Rumäniens mit Böen jenseits der 100 km/h herbeutelt. Sie hat alles, was eine SHPK optisch braucht: Dominante Warmtfront/Okklusion, Schwammerlform, sowie ein ausgeprägter dry slot (trockener Einschub) im Wasserdampfbild genau zwischen Kaltfront und Okklusion. In diesem Bereich treten derzeit die schweren Sturmböen bzw. einzelne Orkanböen (in Sulina bis zu 126 km/h) auf.
Die Geschichte wird in dieser Form auch von den Modellen gestützt, sei stellvertretend für die Modellwelt einmal das ECMWF hergenommen:
Verfolgt man die Form dieses trockenen Bandes, das sich von der nordwestlichen Sahara über Griechenland bis hinauf zum Donaudelta erstreckt, so ist die Bezeichnung *Sting&Stacheljet hier überaus treffend.
Für uns im Alpenraum interessant wird das Frontensystem, das derzeit auf Frankreich übergreift. Es ist ein altes, weitgehend okkludiertes System, das uns morgen die Aufwartung mit vorübergehender, aber markanter Erwämung und damit Aufgleitniederschlägen an der Alpennordseite macht. Aufgrund der Tageszeitlichkeit wird dennoch zumindest inneralpin alles als Schnee fallen, während an der Alpennordseite und vermutlich auch im mitteleren/unteren schönen Tal des Inns auffrischender Westwind die Temperaturen in der Früh bzw. am Vormittag soweit nach oben treibt, dass unterhalb 800m eher Regen das Thema bleibt. Mit etwas Glück bekommt das Weinviertel etwas mehr Schnee als so manches Alpental ab, da dort der Wind erst sehr spät auf West drehen wird....
Abschließend noch ein Blick auf den Jet und daraus abgeleitet Schlussfolgerungen für den Rest der Woche:
Zum Ende der Woche zeigen die *Big 2* Modelle einen schlenkernden Jetstream im Wesentlichen von der Ostküste Kanadas über jene Südengrönlands und Islands bis zu uns. Es ist bis auf Weiteres daher davon auszugehen dass auf dieser Rutschbahn weitere Kurzwellentröge mit Okklusionen und Kaltfronten gen Europa marschieren und die Alpennordseite in den etwas höheren Lagen allmählich mit ziemlich viel Schnee zumüllen werden, während das Flachland und der Süden, den Schneeräumern mag das gefallen, nur eher spärlich mit Flankerln bedacht werden wird. Dabei bleibt es polarluftig-kalt, aber eben nicht saukalt...
Lg
Manfred
Donnerstag, 22. November 2012
Xynthia's Kopie: Very British my dear, isn't it ?
Hallo,
Seit dem letzten Eintrag ist ein bisschen Wasser den Golfstrom folgend nach Osten geflossen, die Modelle haben diese Zeit genutzt um bezüglich der im letzten Eintrag erwähnten imposanten Shapiro-Keyser Zyklogenese in der zweiten Wochenhälfte ziemlich um den heißen Brei herumzueiern, sie zu cachieren, um sie aber nun womit erhöhter Prognosesicherheit wieder lebendig werden zu lassen. Succus: Die eh einigermaßen sturmerprobten Briten, Iren sowie Nordfranzosen müssen sich vermutlich auf ein bissl was Gröberes gefasst machen.... somit ist aus der noch am Sonntag angedachten Kopie der bösen Xynthia in den Modellen eine Art Brenda, ein "Fish+Chips" Sturm geworden, aber was für einer !!!..... zur aktuellen Situation:
.. und wie es dazu kam:
Zurück zur aktuellen Situation. Die interessante Ecke befindet sich links oben. Das breite Wolkenband gehört zu einer Warmfrontwelle, in ihrem südlichen Bereich sieht man die Erbsenstruktur von hochreichender Konvektion, es handelt sich um eine Warmfront aufgebaut aus subtropisch-labiler Luft karibischen Ursprungs. Diese Karibikluft hat bislang die Rechnung ohne den Wirt, den standesgemäßen Herrscher über den Nordatlantik gemacht, nämlich Polar- und Arktikluft aus hohen Breiten. Diese strömt an der Rückseite einer alten Zyklone über Island auf die Warmfront zu, und schon ist am Nordrand der Front ein rot angehauchter Bereich zu sehen, sehr kalte, trockene Luft macht sich nördlich der Front breit. In den sich verschärfenden Luftmassengegensätzen hat sich an der Front bereits ein schwaches, eigenes Zirkulationszentrum entwickelt, eine Warmfrontwelle.
Die aktuellen Prognosen für den obigen Zeitpunkt passen gut zum Satellitenbild:
Laut ECMWF ist diese Konfiguration wie sie sich jetzt darstellt, ideal für eine Kopplung der Subtropen-Warmluftwelle mit dem Trog polaren Ursprungs im Norden, dem enstprechend kräftig ist die Intensivierung des Systems bis Sonntag in den aktuellen Karten modelliert:
Man sieht, ziemlich genau wie zu Wochenbeginn bereits vermutet, dass an dem scharfen Gradienten der relativen Feuchte die Zirkulation in der Höhe rasch zunimmt und dass trockene Luft an der Südflanke des sich vertiefenden Höhentroges massiv nach Osten vorstösst, und sich aus der Kombination beider Prozesse rasch die typische T-Bone-Steak Struktur einer Shapiro-Keyserin entwickelt, bei der Warmfront und Okklusion über längere Zeit einen Schwammerlkopf bilden.
Auch am Boden schreitet die Zyklogenese rasch voran:
sodass wir von Samstag auf Sonntag mit einem (beinahe) Orkantief, das von Südwesten her Irland und Cornwall zusteuert, enden..
Wiederum, es sind noch etwas mehr als 72h bis dahin, hier kann sich noch Einiges an Zugbahn und Intensität tun, da es sich um ein vergleichsweise kleines Sturmsystem handelt, dennoch ist die Wahrscheinlichkeit für etwas *Gröberes* im Bereich Bretagne/Südirland/Cornwall etc. im Moment doch dezent erhöht.
Lg
Manfred
Seit dem letzten Eintrag ist ein bisschen Wasser den Golfstrom folgend nach Osten geflossen, die Modelle haben diese Zeit genutzt um bezüglich der im letzten Eintrag erwähnten imposanten Shapiro-Keyser Zyklogenese in der zweiten Wochenhälfte ziemlich um den heißen Brei herumzueiern, sie zu cachieren, um sie aber nun womit erhöhter Prognosesicherheit wieder lebendig werden zu lassen. Succus: Die eh einigermaßen sturmerprobten Briten, Iren sowie Nordfranzosen müssen sich vermutlich auf ein bissl was Gröberes gefasst machen.... somit ist aus der noch am Sonntag angedachten Kopie der bösen Xynthia in den Modellen eine Art Brenda, ein "Fish+Chips" Sturm geworden, aber was für einer !!!..... zur aktuellen Situation:
.. und wie es dazu kam:
Zurück zur aktuellen Situation. Die interessante Ecke befindet sich links oben. Das breite Wolkenband gehört zu einer Warmfrontwelle, in ihrem südlichen Bereich sieht man die Erbsenstruktur von hochreichender Konvektion, es handelt sich um eine Warmfront aufgebaut aus subtropisch-labiler Luft karibischen Ursprungs. Diese Karibikluft hat bislang die Rechnung ohne den Wirt, den standesgemäßen Herrscher über den Nordatlantik gemacht, nämlich Polar- und Arktikluft aus hohen Breiten. Diese strömt an der Rückseite einer alten Zyklone über Island auf die Warmfront zu, und schon ist am Nordrand der Front ein rot angehauchter Bereich zu sehen, sehr kalte, trockene Luft macht sich nördlich der Front breit. In den sich verschärfenden Luftmassengegensätzen hat sich an der Front bereits ein schwaches, eigenes Zirkulationszentrum entwickelt, eine Warmfrontwelle.
Die aktuellen Prognosen für den obigen Zeitpunkt passen gut zum Satellitenbild:
Laut ECMWF ist diese Konfiguration wie sie sich jetzt darstellt, ideal für eine Kopplung der Subtropen-Warmluftwelle mit dem Trog polaren Ursprungs im Norden, dem enstprechend kräftig ist die Intensivierung des Systems bis Sonntag in den aktuellen Karten modelliert:
Man sieht, ziemlich genau wie zu Wochenbeginn bereits vermutet, dass an dem scharfen Gradienten der relativen Feuchte die Zirkulation in der Höhe rasch zunimmt und dass trockene Luft an der Südflanke des sich vertiefenden Höhentroges massiv nach Osten vorstösst, und sich aus der Kombination beider Prozesse rasch die typische T-Bone-Steak Struktur einer Shapiro-Keyserin entwickelt, bei der Warmfront und Okklusion über längere Zeit einen Schwammerlkopf bilden.
Auch am Boden schreitet die Zyklogenese rasch voran:
sodass wir von Samstag auf Sonntag mit einem (beinahe) Orkantief, das von Südwesten her Irland und Cornwall zusteuert, enden..
Wiederum, es sind noch etwas mehr als 72h bis dahin, hier kann sich noch Einiges an Zugbahn und Intensität tun, da es sich um ein vergleichsweise kleines Sturmsystem handelt, dennoch ist die Wahrscheinlichkeit für etwas *Gröberes* im Bereich Bretagne/Südirland/Cornwall etc. im Moment doch dezent erhöht.
Lg
Manfred
Montag, 19. November 2012
Xynthia - reloaded ?
Hallo,
manchmal spielt einem der Zufall wohlwollend in die Hände, zumindest, was die Modellprognosen angeht. Habe ich im letzten Eintrag auf die wichtige Rolle von trockenen Zungen in der oberen Atmosphäre für die Intensivierung von Zyklonen hingewisen, so bin ich doch mangels passender Großwetterlage ein Beispiel schuldig geblieben.
Mit den Mittagsläufen der *Big 2* kam aber auf einmal ein Paradebeispiel über dem Atlantik ins Spiel, ein System, dessen Entwicklung und entwarnenderweise Nicht-Entwicklung sicher so manche Meteorologen vor allem in Spanien Portugal und Frankreich sicher mit Argusaugen verfolgen werden.
Hier wird es geboren...
Ihr seht nichts ? Richtig, denn da braucht man schon das Vorwissen, was denn da am Freitag, also nur knapp 60h nach dem ersten Bild über der Biskaya passieren soll:
Ein knapp unterschwelliges Orkänchen kreiselt da auf den Westen Frankreichs zu. Von diesem Bild bin ich rückwärts auf die Suche nach den Wurzeln gegangen und habe sie in 2 Systemen identifiziert..
... Unter dem schwarzen Kreis sieht man eine Schwache Bodenwelle, die sich an einer Warmfront einer halbsubtropischen Zyklone außerhalb des Ausschnitts gebildet hat. Unter dem Roten Kreis befindet sich ein Höhentrog, angefüllt mit eiskalter, trockener Luft, der an sich nichts mit dem ersten System zu tun hat, aber geradewegs darauf zusteuert.
Schauen wir uns die Animation von Bodenwind und Bodendruck ab diesem Zeitpunkt an:
Man sieht, wie sich die zunächst sehr unscheinbare Welle auf dem Weg nach Osten (bei hoher Zuggeschwindigkeit) im Modell rasch zu einer kleinräumigen, aber nichts desto weniger intensiven Sturmzyklone intensiviert.
Nun kommt der Clue... schauen wir uns die Angelegenheit (selber Ausschnitt, selber Zeitraum) mit den neuen Feuchtekarten im 500 hPa Niveau an:
Man sieht, dass der herannahende Höhentrog, manifestiert durch trockene Luft scheinbar einen Keil aus der Feuchtemasse der ursprünglichen Warmfrontwelle herausschneidet und das Ganze sehr rasch zu einer typischen Spiralform einer gut entwickelten Zyklone vor der Westküste Europas führt.
Das ist ein bisschen bilderbuchmäßig, nicht gerade Märchenstunde, aber trifft jedenfalls den Kern der Entwicklung nicht ganz. Es ist eine optische, keine dynamische Analyse.
Schauen wir uns einzelne Stationen auf dem Weg vom Band zur Spirale an.
1)
Zu Beginn sieht man erstmal, wie am westlichen Bildrand eine Zunge trockener Höhenluft auf das feuchtegebiet der Welle zusteuert.
2)
30 Stunden später die entscheidende Phase. Die Welle wurde in die Vorderseite des Troges aufgenommen, die Systeme sind vollkommen miteinander verschmolzen. Man sieht, dass knapp vorderseitig der Trogachse enorme Unterschiede in der Feuchte auftreten, und diese Unterschiede sind im Unterschied zum ersten Bild nicht mehr parallel zur Strömung (symbolisiert durch die blauen Isohypsen) sondern normal darauf angeordnet.
3)
weitere 18 Stunden später wird der Weg ganz klar:
Der Trog wird schärfer und schärfer, an seiner Südflanke prescht die trockene Luft weit nach Osten vor, weil dort die Windgeschwindigkeit am höchsten ist (Jet), während näher an der TRogachse bzw. nahe des Zentrums des sich entwickelnden Höhentiefs die Feuchte Luft zurückgehalten wird, es ensteht eine ganz klassische Hammer/Amboßform.... (Kenner des Blogs wissen eh schon, was jetzt folgt)
4)
Wir enden mit der optischen Erscheinungsform einer markant ausgeprägten Shapiro-Keyser Zyklone, wobei sich in 500 hPa jetzt schon ein eigenständiges Zirkulationszentrum (Höhentief) ausgebildet hat, um das sich die feuchte Luft kringelt (Okklusionsfront des Tiefs). Zwischen Okklusion und Kaltfront prescht die Zunge trockener Luft sehr weit nach Osten und Nordosten vor und wird allmählich in die gesamte Zirkulation um das Zentrum herum eingebunden.
Dieser Bereich ist besonders *gefährlich*:
Gerade in diesem Bereich der hereinpreschenden, trockenen Höhenluft ist die Windgeschwindigkeit in den unteren Atmosphärenschichten besonders groß, ich habe beispielhaft 850 hPa gewählt. Es handelt sich um einen Sting-Jet (Sting=Stachel), der vielleicht in 500 hPa eher wie ein Stachel, da weniger gekrümmt als in 850 hPa aussieht:
Was hier im Bereich des Sting-Jets, der mit dem Eindringen trockener Luft in die unteren Atmosphärenschichten verbunden ist passieren kann ist folgendes: Etwaige, vorhandene tiefe und mittelhohe Bewölkung kann in der trockenen Luft regelrecht verdunsten, Verdunstungskühlung setzt ein, damit verstärkte Abwärtsbewegung und ein heruntermischen des Impulses der oberen Luftschichten zum Boden.
Genau dieser Sting-Jet war das Markenzeichen der herben Xynthia Ende Februar/Anfang März 2010:
.. freilich keine eindrucksvolle Zyklone, wenn man sich den Kerndruck allein mit *lediglich* um die 980 hPa ansieht, wohl aber eindrucksvoll bzw. furchterweckend bei der Spur der Verwüstung, die Xynthia durch Teile Portugals, Spaniens, Frankreichs und Deutschlands gezogen hat. Jedenfalls, vergleicht man die Entwicklung von Xynthia damals mit der aktuell prognostizierten, erkannt man eklantate Parallelen, sowohl was die Entstehung (Ort/Art), als auch was die Bahn, die Ausdehung und die Intensität angeht.
Natürlich, wie immer, muss noch viel Wasser den Golfstrom nach Osten fließen, und das Änderungspotential der Vorhersagen ist bei solcher Dynamik auf 5 bis 6 Tage enorm, will ich nur gesagt haben.
Zusammenfassend. Wie jedes konzeptionelle Modell hilft uns jenes der SHPK oder RC lediglich visuell sowie phänomenologisch zu verstehen, was an Dynamik in der Atmosphäre geschieht. Schlampigerweise wird in Zusammenhang mit der RC oft die Diktion verwendet, dass die trockene Luft (dry intrusion) einen keil in die Bewökung schneidet und so sehr schnell die Spiralform auf die Satbilder bringt. Das ist natürlich nicht so, da dieses Beispiel zeigt, wie wichtig auch in diesem Fall die Intensivierung der Zirkluation in der Höhe (Bildung eines Höhentiefs) für die Spiralform ist. Am Ende des Tages geht wie immer in der Dynamik, alles Hand in Hand, die Prozesse laufen parallel und bedingen einander (gekoppelte DGL*s), es ist unmöglich sich den Wasserdampf herauszupicken und ihn als Verursacher hinzustellen, allerdings ist er ein genialer Tracer um zu verstehen, was im Rahmen einer solchen Zyklogenese so abgeht...
Lg
Manfred
manchmal spielt einem der Zufall wohlwollend in die Hände, zumindest, was die Modellprognosen angeht. Habe ich im letzten Eintrag auf die wichtige Rolle von trockenen Zungen in der oberen Atmosphäre für die Intensivierung von Zyklonen hingewisen, so bin ich doch mangels passender Großwetterlage ein Beispiel schuldig geblieben.
Mit den Mittagsläufen der *Big 2* kam aber auf einmal ein Paradebeispiel über dem Atlantik ins Spiel, ein System, dessen Entwicklung und entwarnenderweise Nicht-Entwicklung sicher so manche Meteorologen vor allem in Spanien Portugal und Frankreich sicher mit Argusaugen verfolgen werden.
Hier wird es geboren...
Ihr seht nichts ? Richtig, denn da braucht man schon das Vorwissen, was denn da am Freitag, also nur knapp 60h nach dem ersten Bild über der Biskaya passieren soll:
Ein knapp unterschwelliges Orkänchen kreiselt da auf den Westen Frankreichs zu. Von diesem Bild bin ich rückwärts auf die Suche nach den Wurzeln gegangen und habe sie in 2 Systemen identifiziert..
... Unter dem schwarzen Kreis sieht man eine Schwache Bodenwelle, die sich an einer Warmfront einer halbsubtropischen Zyklone außerhalb des Ausschnitts gebildet hat. Unter dem Roten Kreis befindet sich ein Höhentrog, angefüllt mit eiskalter, trockener Luft, der an sich nichts mit dem ersten System zu tun hat, aber geradewegs darauf zusteuert.
Schauen wir uns die Animation von Bodenwind und Bodendruck ab diesem Zeitpunkt an:
Man sieht, wie sich die zunächst sehr unscheinbare Welle auf dem Weg nach Osten (bei hoher Zuggeschwindigkeit) im Modell rasch zu einer kleinräumigen, aber nichts desto weniger intensiven Sturmzyklone intensiviert.
Nun kommt der Clue... schauen wir uns die Angelegenheit (selber Ausschnitt, selber Zeitraum) mit den neuen Feuchtekarten im 500 hPa Niveau an:
Man sieht, dass der herannahende Höhentrog, manifestiert durch trockene Luft scheinbar einen Keil aus der Feuchtemasse der ursprünglichen Warmfrontwelle herausschneidet und das Ganze sehr rasch zu einer typischen Spiralform einer gut entwickelten Zyklone vor der Westküste Europas führt.
Das ist ein bisschen bilderbuchmäßig, nicht gerade Märchenstunde, aber trifft jedenfalls den Kern der Entwicklung nicht ganz. Es ist eine optische, keine dynamische Analyse.
Schauen wir uns einzelne Stationen auf dem Weg vom Band zur Spirale an.
1)
Zu Beginn sieht man erstmal, wie am westlichen Bildrand eine Zunge trockener Höhenluft auf das feuchtegebiet der Welle zusteuert.
2)
30 Stunden später die entscheidende Phase. Die Welle wurde in die Vorderseite des Troges aufgenommen, die Systeme sind vollkommen miteinander verschmolzen. Man sieht, dass knapp vorderseitig der Trogachse enorme Unterschiede in der Feuchte auftreten, und diese Unterschiede sind im Unterschied zum ersten Bild nicht mehr parallel zur Strömung (symbolisiert durch die blauen Isohypsen) sondern normal darauf angeordnet.
3)
weitere 18 Stunden später wird der Weg ganz klar:
Der Trog wird schärfer und schärfer, an seiner Südflanke prescht die trockene Luft weit nach Osten vor, weil dort die Windgeschwindigkeit am höchsten ist (Jet), während näher an der TRogachse bzw. nahe des Zentrums des sich entwickelnden Höhentiefs die Feuchte Luft zurückgehalten wird, es ensteht eine ganz klassische Hammer/Amboßform.... (Kenner des Blogs wissen eh schon, was jetzt folgt)
4)
Wir enden mit der optischen Erscheinungsform einer markant ausgeprägten Shapiro-Keyser Zyklone, wobei sich in 500 hPa jetzt schon ein eigenständiges Zirkulationszentrum (Höhentief) ausgebildet hat, um das sich die feuchte Luft kringelt (Okklusionsfront des Tiefs). Zwischen Okklusion und Kaltfront prescht die Zunge trockener Luft sehr weit nach Osten und Nordosten vor und wird allmählich in die gesamte Zirkulation um das Zentrum herum eingebunden.
Dieser Bereich ist besonders *gefährlich*:
Gerade in diesem Bereich der hereinpreschenden, trockenen Höhenluft ist die Windgeschwindigkeit in den unteren Atmosphärenschichten besonders groß, ich habe beispielhaft 850 hPa gewählt. Es handelt sich um einen Sting-Jet (Sting=Stachel), der vielleicht in 500 hPa eher wie ein Stachel, da weniger gekrümmt als in 850 hPa aussieht:
Was hier im Bereich des Sting-Jets, der mit dem Eindringen trockener Luft in die unteren Atmosphärenschichten verbunden ist passieren kann ist folgendes: Etwaige, vorhandene tiefe und mittelhohe Bewölkung kann in der trockenen Luft regelrecht verdunsten, Verdunstungskühlung setzt ein, damit verstärkte Abwärtsbewegung und ein heruntermischen des Impulses der oberen Luftschichten zum Boden.
Genau dieser Sting-Jet war das Markenzeichen der herben Xynthia Ende Februar/Anfang März 2010:
.. freilich keine eindrucksvolle Zyklone, wenn man sich den Kerndruck allein mit *lediglich* um die 980 hPa ansieht, wohl aber eindrucksvoll bzw. furchterweckend bei der Spur der Verwüstung, die Xynthia durch Teile Portugals, Spaniens, Frankreichs und Deutschlands gezogen hat. Jedenfalls, vergleicht man die Entwicklung von Xynthia damals mit der aktuell prognostizierten, erkannt man eklantate Parallelen, sowohl was die Entstehung (Ort/Art), als auch was die Bahn, die Ausdehung und die Intensität angeht.
Natürlich, wie immer, muss noch viel Wasser den Golfstrom nach Osten fließen, und das Änderungspotential der Vorhersagen ist bei solcher Dynamik auf 5 bis 6 Tage enorm, will ich nur gesagt haben.
Zusammenfassend. Wie jedes konzeptionelle Modell hilft uns jenes der SHPK oder RC lediglich visuell sowie phänomenologisch zu verstehen, was an Dynamik in der Atmosphäre geschieht. Schlampigerweise wird in Zusammenhang mit der RC oft die Diktion verwendet, dass die trockene Luft (dry intrusion) einen keil in die Bewökung schneidet und so sehr schnell die Spiralform auf die Satbilder bringt. Das ist natürlich nicht so, da dieses Beispiel zeigt, wie wichtig auch in diesem Fall die Intensivierung der Zirkluation in der Höhe (Bildung eines Höhentiefs) für die Spiralform ist. Am Ende des Tages geht wie immer in der Dynamik, alles Hand in Hand, die Prozesse laufen parallel und bedingen einander (gekoppelte DGL*s), es ist unmöglich sich den Wasserdampf herauszupicken und ihn als Verursacher hinzustellen, allerdings ist er ein genialer Tracer um zu verstehen, was im Rahmen einer solchen Zyklogenese so abgeht...
Lg
Manfred