Sonntag, 24. Februar 2013

Details machen den Unterschied....

Hallo,

Pannonien hat mich seit ein paar Tagen wieder, und dass der Willkommensgruß ein tief winterlicher war, ist schon so oft durch alle Medien dieses Landes gegangen, dass das *Schneechaos* im Osten nicht wirklich der detaillierten Betrachtung des Wetterbloggers bedarf, denn *no na ned* find ich eher langweilig.

Spannend finde ich hingegen den Anschluß an mein Posting vom letzten Sonntag, wo ich ja von dem Downstream-Development gesprochen hat, das zu einem nach Südwesten gerichteten Kaltluftvorstoss mit Zyklogenese gen Mittelmeer geführt hat und letztendlich für die 3 Schneeschübe der letzten 3 Tage verantwortlich war.

Am Satloop zeigt sich eingänglich, was geschieht...





Ausgehend von Polen erfolgt die Verlagerung des Kernes ins westliche Mittelmeer, an der Vorderseite des nunmehr neuen Komplexes wird in mehreren Schüben Warmluft über Südost- und Osteuropa geflutet, Pannonien dabei im Übergang zwischen der kalten Kernmasse im Westen und der sehr milden Luft im Osten.

Und damit sind wir auch schon bei der aktuellen Lage....


Das Bloggergartl zeigt sich tief verschneit, es regnet, da sich die milde Luft in der Höhe über weiten Teilen Pannoniens ausgebreitet hat, schmelzen will das Zeug bei minus 0.5 Grad aber nicht. Wie kommt's dass es um und westlich von Wien noch fröstelt ? Wie kommts, dass der in manchem Medium angekündigte starke Ost bis Südostwind im Burgenland nicht weht und die milde Suppe 10km östlich der Grenze verweilt ?


Wie immer bei solchen Geschichten liegt der *Hund* im Detail.

Eine grobe Analyse:


Die Frontalzone, die kalte Luft im Westen von der milden über Osteuropa trennt verläuft irgendwo quer über dem Osten des Landes, das ist klar, denn sonst würd's nicht regnen. Das Detail auf das ich hinauswill, ist die kleine Ausbuchtung der Isobaren über Tschechien. Das ist eine Welle, ein kleines, neues Tief, das sich an der Front gebildet hat. Und mit Folgen, vor allem für Wind und Temperatur...



In einem Lokalmodell sieht man die aktuelle Situation recht gut repräsentiert. Deutlich zu erkennen ist ein Zirkulationszentrum irgendwo über dem Norden Tschechiens, sowie eine deutliche Windkonvergenz knapp östlich der AT Landesgrenze. Südlich dieses kleinen Tiefs über Tschechien strömt die Alpen entlang flache Kaltluft nach Osten... das sieht man auch in den aktuellen Beobachtungen:



Der große Temperaturkontrast liegt östlich von uns, über Ungarn, der Slowakei bzw. Tschechien. Kühler Westwind hält die Temperaturen  auf unserer Seite der Grenze relativ tief, dieses Westwindband biegt über dem Wiener Becken nach Süden ab, wendet sich gen Südburgenland und Oststeiermark, wo das Ganze nach Wechselüberströmung föhnig erwärmt und auch zusehends erodiert wird, deswegen die höheren Temperaturen z.B im Raum Hartberg.

In den kommenden Stunden bzw. bis morgen anhaltend ändert sich daran nichts, nur dass von Norden her (!!) zusehends immer mildere Luft in dieses Westwindband gemischt wird, sodass nichts daran vorbei führt, dass sich das jetzt noch erträgliche weiß bald überall im Flachland in grauslichen Gatsch verwenden wird, wobei die Werte aber immer noch verhältnismäßig nahe an 0 blieben werden.

Wie geht es weiter ? Nun, das Tief mit Zentrum über dem westlichen Mittelmeer bleibt von zentraler Bedeutung und wie schon letzte Woche angekündigt ist die kommende Woche von einer Wetterlage geprägt, die so gar nichts mit Westwetter zu tun hat, denn es wird Ostwetter.....


Hier das wesentliche Feld des EZ-Modells für die kommenden 10 Tage:


Das Tief im Süden weitet sich auf weite Teile des Mittelmeeres auf, gleichzeig sorgt ein kräftiger Warmluftvorstoss gen Nordeuropa für den Aufbau eines massiven Hochs dort, ünder den Alpen stellt sich eine Ostströmung ein. Wäre das im Sommer mit recht warmem, labilem Wetter verbudnen, so macht uns da die doch noch negative Strahlungsbilanz einen Strich durch die Rechnung, sodass mit einer Pendelei von ein paar minus in der Nacht auf ein paar Plus tagsüber zu rechnen ist. Die eine oder andere schwache Welle mit ein bissl Niederschlag, teils Regen teils Schnee kann da auch dabei sein.

Interessantes kündigt sich im EZ (auch im GFS) in der Periode nach dem nächsten Wochenende an: Das zentrale Hoch über Nordeuropa könnte nach Westen abschmieren und damit den Weg frei für einen neuen Schub polarer Kaltluft frei machen, sodass die Ersten Märztage aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zum Frühling zählen werden, den der Monatsname MÄRZ ja sonst meistens mit sich bringt...

Lg

Manfred

Sonntag, 17. Februar 2013

Februar 2013: Winter mit Verlängerungoption

Hallo,

erstmal wieder sorry für die lange Pause, aber die letzten beiden Wochen waren etwas übel. Jetzt, da das Office seit ein paar Tagen in Betrieb ist, habe ich wieder die Zeit und vor allem die Lust zur Feder zu greifen bzw. in die Tasten zu hauen.

Wenn man sich mal ein wenig vom tagtäglichen Wettergeschehen entfernt und auf den bisherigen Winter, der nunmehr zu 2/3 *durch* ist (da hilft auch kein Komet etc. pp), so gehört er in Europa durchaus zu denen, die von komplexen Wetterentwicklungen geprägt waren. 2 Muster konnten wir von Ende Novemebr bis jetzt beobachten:

Entweder straffe Westjets mit Fronten-ICE's aus Westen ODER zahlreiche von Atlantik Richtung Mittelmeer ausbrechende Tröge mit entsprechenden Tiefdruckentwicklungen eben dort.

Die *3-Wochen-Hochs* vieler Winter der vorigen Jahre, blieben den südlichen Mitteleuropäern erspart, den nördlichen und östlichen vielleicht nicht so.

Jetzt kommt möglicherweise etwas ins Spiel, das wir vom Februar 2013 kennen, damals *Ost-Express* genannt... mehr dazu etwas später, wir beginnen mit der aktuellen Lage:



Südlich von Irland wirbelt eine hoch entwickelte, recht alte Shapiro-Keyser Zyklone, die noch mit einem schwachen Tief vor der Küste Norwegens verbunden ist. Über dem östlichen Mittelmeerraum herrscht noch schwache Tiefdrucktätigkeit, weite Strecken des Kontinents werden aber von einem Hoch über dem nördlichen Osteuropa beeinflusst, und dort ist es einfach nur kalt.

In den schwarzen Pfeilen die Entwicklung / Zugbahn der wesentlichen Tiefs. Die Norwegerin verlagert sich in den kommenden Tagen an der Vorderseite eines Keiles, den die nach Westen abdriftende, betagte Shapiro-Keyserin über den Britsichen Inseln und der Nordsee aufbaut behende unter Intensivierung nach Polen und später noch weiter nach Süden.


Es handelt sich abermals um klassisches Downstream-Development.

Ich demonstriere das an der Jetkarte als Animation der kommenden 4 Tage bis Mittwoch:


Dargestellt (eingeringelt) ist der Jestreak, der zum Bodentief der Norwegerin gehört. Am Mottwoch liegt das Zentrum des Höhentiefs dann über den Alpen, und in weiterer Folge wird an der Nordflanke des Tiefs allmählich die kontinentale Kaltuft des Osteuropa-Hochs angezapft, die dann in für den Rest der Woche weit nach Westen strömt.


Dargestellt sei das für den Freitag:


Man sieht ein am Boden durchgehendes Ostwindband von der Ukraine bis weit auf den Atlantik hinaus. So oder so ähnlich präsentierte sich die Situation für 2 Wochen im Februar des letzten Jahres und auch diesmal lässt eine Konfiguration wie diese dem Westwetter für geraume Zeit abermals keine Chance.

Die Details sind natürlich nicht absehbar. Landet der Alpenraum in der Kernmasse der Höhensysteme, so passiert ausser Kälte nicht viel. Angedeutet ist die Möglichkeit, dass Warmluft aus Süden gegen den Kaltluftkörper aufgleitet, sodass weitere Schneefälle im Alpenraum ins Haus stehen könnten. Alles in allem lässt sich jetzt schon festhalten, dass die Chancen für einen *zu warmen* und *zu schneearmen* Februar nun denkbar gering sind.


Lg

Manfred

Sonntag, 3. Februar 2013

Jetstreams - Troposphärische Highways

Hallo,

nun, viel hat sich in der letzten Wetterwoche getan und wie angekündigt hat eine Serie von Okklsuionen und Warmfronten dem Flachlandwinter ein erstes Ende beschert, mancherorts in den Voralpen konnte man sich sogar über 15 Grad und mehr wundern.

Nun, wie das so ist mit dem Westwetter, bringt es ein abwechslungsreiches Potpourri an wärmeren und kälteren Luftmassen mit sich, und gearde jetzt sind die etwas kälteren über den Alpen am werkeln.

Die aktuelle Situation:


Die Alpen liegen unter einem ausgeprägten Trog, an dessen Vorderseite sich über der Adria ein kräftiges Tief gebildet hat, das uns aber kaum noch betrifft. Viel mehr sollte uns kümmern, was wir im nordwestlichen Quadranten des Bildes sehen, denn da kommt wieder heizungstechnisch etwas auf uns zu. Eine Okklusion vor der Küste Norwegens und ein sich noch südwestlich von Island befindliches sehr junges Tief im Wellenstadium schicken sich an, ihren Anteil am Wetter zum Start der Schi-WM beizutragen.

Bevor ich da zur Prognose gehe, zum eigentlichen Kern des heutigen Tages: Die Koexistenz von Fronten und Jets.

Der Jetstream kommt in meinem Blog ja inflationär vor. Nochmals zur Auffrischung: Was ist ein Jetstream ? Frei aus dem Englischen übersetzt ist es ein Starkwindband in der oberen Troposphäre. Und bei *stark* meine ich wirklich stark, so mancher Jet vor allem im Winter erreicht durchaus seine 220 bis 270 km/h Mittelwind...

Die Jetstreams markieren die Position einer Luftmassengrenze, zwischen Subtropischer Luft auf der warmen Seite des Jets und polarer Luft auf der kalten Seite des Jets.

In diesen Temperaturunterschieden liegt auch ihre Stärke begraben. Zur Erinnerung. Der Druck nimmt in kalter Luft mit der Höhe viel schneller ab als in warmer. Selbst wenn man überall den selben Bodendruck hätte, allein durch die Temperaturunterschiede ergibt sich dass der Druck z.B in 9000m Höhe auf der kalten Seite viel tiefer ist als auf der warmen.

Und es gilt ja wiederum eine der fundamentalsten Gleichungen der Meteorologie: Hat man starke Druckdifferenzen auf engem Raum, so geht der Blasius (meist entlang der Isobaren).

Unsere typischen Fronten , seien es Warm- Kaltfronten oder Okklusionen, markieren meist genau diese Zonen, wo subtropische Warmluft auf polare Kaltluft trifft.

Und genau deswegen sollte uns dieses Bild nun an die Frontenkarte eingangs erinnern:


 Schaut man genau hin, kann man so gut wie jeder gezeichneten Front *ihren* Jet zuordnen, in Position und Form.


Besonders stark ist der Jet , der zu den Fronten des Tiefs südwestlich von island gehört, und das ist für die Entwicklung des jetzt noch sehr offenen Systems wichtig: Als Manifestation von Energieunterschieden ist die Position eines Teifs relativ zum Maximum des Jets (Jetstreak genannt) für dessen Entwicklung entscheidend.

Gute Bedingungen ergeben sich links vor und rechts hinter einem Streak, an den anderen Stellen schaut es nicht so gut aus.

Unser Tief (Blogname Ignaz) liegt momentan perfekt im rechten Eingangsbereich des Streaks südlich von Island und es ist von einer Entwicklung nach dem Pilz/Schwammerlmuster favorisiert (SHPK).

Nun zum Forecast.

Heute Mittag:


Die Warmfront des ersten Systems erreicht Frankreich von Nordwesten her, in den Alpen beginnt neuerlich Wolkenaufzug.

Mitternacht:



Das erste System erreicht mehr oder weniger schon vollokkludiert die Alpen, Schneefall v.a im Westen ist die Folge, denn noch ist es in den Alpen kalt genug für Schneefall.

Montag Mittag:



Die Warmfront von Ignaz lässt sich nich lumpen und greift mit anhaltenden Niederschlägen auf die Alpen über, wobei sich die Schneefallgrenze aus den Tälern zurückzuziehen beginnt.

 Mitternacht:


Die Kaltfront von Ignaz schleift die Alpen entlang, es kühlt nicht wirklich ab.....

Dienstag Mittag:


An der langen Kaltfront hat sich neuerlich eine Welle gebildet und der mit dem Durchzug dieser verbundene Kaltluftvorstoss am Mittwoch wird dafür sorgen, dass der Rest der Woche durchschnittlich temperiert, also wieder winterlich verlaufen wird.

Lg und schönen Sonntag

Manfred