Hallo,
diverse Seiten ereifern sich dieser Tage um Schneechaos/Nicht Schneechaos ... dem entziehe ich wieder mal (weil ich das kann ;) sondern rolle die aktuelle Wetterlage nüchtern-neutral von oben auf. Und dort von oben, da eröffnen sich ganz andere Blicke und Überlegungen, die über das pure Schneeflockenzählen hinaus gehen.
Ich beginne mit dem Motivationsbild:
Man sieht im guten alten Europa nicht nur eine, sondern 2 extrem gut ausgeprägte Zyklonen. Eine hat ihren Kern momentan über Luxemburg, die andere über dem Schwarzen Meer. Hier sind sie in Form ihres Wasserdampfabdruckes verewigt. In Grün- und Weißtönen erschillern die Frontengirlanden der Systeme, in Gelb sind trockene Einschübe zu sehen.
2 Systeme - zwar gleichen sich Tiefs wie Menschen ja nie bis auf's Haar, aber hier fällt doch gleich irgendwie ein Unterschied in der Form aus....
Ich erläutere, indem ich noch ein bissl mehr hinauszoome:
... die eine, die Rumänin, ist eine Schwammerlkopfzyklone. der mächtige Warmfrontschild bildet eine Linie mit der Okklusion, die Kaltfront hängt im beinahe rechten Winkel von der Warmfron-Okklusionskalition weg. Zwischen Kaltfront und Okklusion liegt der Einschub trockener Höhenluft. Die linke Zyklone (die Luxemburgerin), ja die linke die ist kreis- um nicht zu sagen kugelrund. Die Warmfront ist als indviduelle Front gar nicht mehr auszumachen, vielmehr verbergen sich ihre Reste in dem dicken Wolkenschild an Cirren über Italien. Die Koalition wird diesmal von Okklusion und Kaltfront gebildet, wobei sich die Okklusion im Unterschied zur Rumänin zyklonal um den Kern des System wickelt.
Stammleserinnnen und geneigte Stammleser können vielleicht dem Brei bereits einen Namen geben, um den ich mich schleiche. Offen gesagt:
Links haben wir es mit einer Zyklone zu tun, die den klassischen Erscheinungserwartungen entspricht, wie sie im Rahmen der Polarfronttheorie schon den 20-er Jahren des letzten Jahrhunderts erfolgreich postuliert wurde.
Rechts hat sich eine Shapiro-Keyserin ein Stellsichein über Ostrumänien gegeben. Die Form dieses Typs von Zyklonen wird mit einem alternativen konzeptionellen Modell erklärt, eben dem Modell von Shapiro und Keyser.
Schaun wir es uns in der Entwicklung der relativen Feuchte an:
Wir sehen hier Verteilung der Relativen Feuchte in 500 hPa (ca. 5500m Höhe) im ECMWF bzw. einem darin genesteten Lokalmodell gestern Abend um 19 Uhr. Über Rumänien liegt eine wellende Front und man sieht schon, wie im Bereich Nordserbiens ein trockenes Zünglein beginnt, Wolkenmasse herauszfräsen. Auch an der Westzyklone dront an der Rückseite trockene Luft ein, der Fräseffekt fehlt aber, weil alles irgendwie mehr oder weniger parallel zueinander orientiert ist. Der trockene Eindringling zieht in diesem Fall mit dem System mit, ohne eine Schneise in die Frontbewölkung zu fressen.
12 Stunden später sind beide Kringel bereits gut entwickelt. Während der Westkringel aber dadurch entstanden ist, dass Wolkenmasse relativ zum ziehenden System nördlich des Kerns nach "hinten" verfrachtet wurde, hat sich beim Ostsystem eine scharfe Zunge trockener Luft weit in die Trogvorderseite hinein vorgefressen. Man beachte, beim Westsystem ist die trockene Luft direkt auf den Trogbereich und die Trogrückseite beschränkt, beim Ostwirbel durchströmt der trockene Einschub den Trog zyklonal.
.. womit wir schlußendlich bei den Formen landen, wie wir sie jetzt am Satbild sehen.
Entscheidend, darüber welches konzeptionelle Modell zur Entstehung und Erklärung der Formen herangezogen werden kann, ist die Jetkonfiguration sowie die Relativströme. Während im klassichen Modell die Dry Intrusion mit dem Trog mitwandert, durchschießt diese beim SHPK Typus den Trog und schneidet eine Kerbe in die trogvorderseitige Bewölkung.
Gut gut... ich darf zum Ende dann noch diese beiden parallel laufenden Entwicklungen im Zeitraffer empfehlen, in solch georgrafischer Nähe und in solcher Makellosigkeit wird das nicht mehr so schnell vorkommen.
Wasserdampf:
IR und Bodendruck:
Damit wünsche ich allen Schneefreunden der Alpenrepublik viel Spaß mit dem Eintreffen des Westwirbels ;)
LG
Manfred
Samstag, 27. Dezember 2014
Sonntag, 16. November 2014
Zyklogenese .. ein Kind vieler Eltern
Hallo,
noch ist das zentraleuropäische Wettergeschehen eines der Art, das wir im Blog schon zig-fach abgehandelt haben.. so eindrucksvoll und tragisch die Regenfälle .. akkumuliert über die Wetterlagen der letzten 2 Wochen vor allem im SüdLuv der Alpen auch gewesen sein mögen .. so sehr sich so mancher über den mehr oder weniger Dauerföhn Alpennordleeseitig auch gefreut hat und im gleichen Atemzug seien auch die erwähnt die im Nebel des mittleren und erweiterten Ostens dem Novemberfrust aufgesessen sind, so sehr sind es keine Dinge die irgendwie dynamisch überraschen. Zwar könnte sich der Charakter im Bereich von 10 Tagen nun doch endlich hin zu angehaucht winterlichen Anwandlungen biegen, dazu mehr am Ende des Eintrages, aber auch das wird Mitte November niemanden vom Hocker hauen, schon gar nicht einen Blogger der eh für fast nix mehr Zeit hat.
Am mitreißendsten sind dann doch immer die Ereignisse, die einen selbst betreffen ... und wer nix mehr aus Australien wissen will, kann an dieser Stelle die Seite getrost zumachen und aus gegebenem Anlaß möchte ich durachaus auch mit einem globalen Anspruch das Thema der Zyklogenese, also der Bildung und Intensivierung von (außer)tropischen Zyklonen behandeln. Mit einem Nebensatz sei erwähnt, dass Betrachtungen hier im südlichen Indischen Ozean genauso Relevanz für Japan, den östlichen Pazifik, nördlichen und südlichen Atlantik haben, da das Wetter keine Grenzen, sondern nur Physik kennt. Also, mangels einer prächtigen Europäischen Zyklone zerlegen wir halt eine Australische, und zwar diese:
Es handelt sich um eine Zyklone mit Shaprio-Keyser Anwandlungen ....
.. da die Genese in den Wasserdampfbildern zeigt, wie die Sprialform im Wesentlichen dadurch zu Stande kommt, dass ein Keil trockener Stratosphärenluft einen Keil in den mächtigen Wolkenschirm frisst, den die Warmfront an der Vorderseite des Systems aufspannt.
So weit so gut und das sollte mal zur Einleitung reichen. Als kleine Rekapitualtion darf ich noch einmal auf die Grundzüge der außertropischen Zykogensen zu sprechen kommen. Zyklogenese steht im Allgemein dafür, dass die Rotation bzw. die horizontale Zirkulation um ein Gebilde des Interesses zunimmt. Mathemathisch drückt man das als die zeitliche Ableitung eines Ringintegrals aus das...
Genug Klugschei*erei :D.
Der Satz davor reicht als Übereinkunft vollkommen... man beobachtet bei der Zyklogenese, dass etwas (i.d.R.) ein Tief sicht- und meßbar immer stärker rotiert. Damit verbunden ist auch in der Regel eine Abnahme des oberflächennnahen Luftdruckes im Zentrum dieses Systems. Das ist fürwahr kein Zufall, da solche für das Wetter immanent wichtigen Größen wie...
Konvergenz/Divergenz
Rotation
Zirkulation
Drucktendenz
mit einander in ziemlich festen Beziehungen stehen. Wer das ganz genau verstehen will, muss sich durch min. 4 Jahre Uni quälen. Wichtig ist für uns.... verändert sich das eine (z.B die Rotation), verändern sich andere Parameter (Luftdruck etc. pp) zwangsweise mit, weil es die Physik eben so will.
Man kann bei diesen gekoppelten nichtlinearen partiellen Differentielgleichungen ..
(Großkotz..)
auch nicht sagen wo genau der Anlaß ist, wer die Henne, wer das Ei ist, alle Felder sind miteinander instantan gekoppelt und Informationen über Änderungen des einen Feldes breiten sich mit Schallgeschwindigekit (also recht rasch) auf alle Gegenden aus... alles geschieht nicht sequentiell sondern quasi instantan und parallel.
Die Energie, aus denen solche Zyklogenesen gespeist werden, und auch das ist eine Rekapitulation kommt aus der Umschichtung von potentieller Energie (Energie der Lage) und ein bisserl latenter Energie (solche die im Wasserdampf gespeichert ist) in kinetische Energie (Bewegung) und innere Energie (wenn man will Wärme), es wird durch eine Zyklogenese umgeschichtet und umgewandelt, in der Art, dass das System am Ende der Zyklogenese in einem ausgeglicheneren Zustand ist als vorher, ohne dass etwas netto an Energie verloren geht.
Für die Außertropischen Zyklonen kommt der Löwenanteil aus Unterschieden in der potentiellen Energie, umgerechnet heißt das durch Temperaturunterschiede auf engem Raum. Sehr kalt neben sehr warm auf einer Druckfläche ist Treibstoff für die Zirkulationsbeschleunigung (im Jargon heißt das Baroklinität, da bei solchen Verhältnissen Druckflächen und Dichteflächen gegeneinander geneigt sind, also inkliniert sind. Im faden Zustand (im barotropen) liegen sie parallell).
Also... große Temperaturunterschiede auf engem Raum führen zu hohen Windgeschwindigkeiten und (über große Druckunterschiede auf engem Raum) zu starken Advektionen und so weiter und so fort und in Summe zu einem starken Anheizen der Zirkulation/Zyklogenese, das kennt jeder vom Lüften des 35° heißen Wohnzimmers an einem kalten Wintertag...
Ganz generalisiert kann man dieses Urprinzip auch auf die Australische Zyklone des Interesses anwenden, doch da gibt es noch mehr zu sagen.
Die besondere Ausprägung von Zyklonen, Australischen wie Europäischen, sowie das tiefere Verständnis des 'warum genau so' kann man manchmal erst greifen, wenn man sich die Landschaft über die so einen Zyklone zieht genauer anschaut. Und bei dieser Zyklone sieht man ....
.. dass die massive , ja sogar sprunghafte Intensivierung erst dann einsetzt, sobald der Kern das Gebirge an der Ostküste überschreitet und auf's offene Meer hinauszieht. Nun sind die Australischen Alpen ein bissl höher als der Wienerwald (immerhin bis an die 2200m) und stellen schon eine massive Barriere in der unteren Atmosphäre dar. Vielleicht klingelt es jetzt schon bei dem einen oder anderen, wir sind beim Thema der Leezyklogenesen angekommen, einer Art von Zyklogenese, die genau so auch im Mittelmeer und vielen anderen Regionen der Welt vorkommt.
Anhand dieser doch eindrucksvollen Leeyklogenese erlaube ich mir das Prinzip der Zirkulationsbeschleunigung im Lee von Gebirgen zu erörtern:
Über das Prinzip der potentiellen Vorticity aber noch viel einfacher durch logisches Denken kommt man darauf, dass die vertikale Ausdehnung einer Luftsäule und ihre Rotation aneinander gekoppelt sind.
Beispiel Erde: Die Erde ist fast kugelrund und dreht sich einmal am Tag um ihre Achse. Käme ein böses überirdisches Wesen auf die Idee die Erde flach wie Laberl (normal zur Drehachse) zu drücken, würde sie sich viel langsamer drehen. Würde das Wesen die Erde entlang der Drehachse wie eine Zigarre zusammendrücken, hätten wir hingegen extrem kurze Tage... wegen schneller Rotation.
Das Prinzip der potentiellen Vorticity machen sich auch Eiskunstläufer bei Pirouetten zu nutze.. Arme rein/raus entscheiden über die Drehgeschwindigkeit.
Auf die Zyklone gemünzt. Schiebt sie sich von Westen her mühsam die Australischen Alpen hinauf, wird sie vertikal gequetscht, die Rotation nimmt ab. Fällt der Kern dann auf der Ostseite recht abrupt zum Meer runter, erfolgt vertikale Streckung (Zigarre !) und die Rotation nimmt zu. Über die Kopplung mit dem Druck fällt dadurch aber auch der Bodendruck rasch ab, worauf der Bodenwind rasch reagiert und auf einmal starke Advektionen von warmer, feuchter Meeresluft hin zum Kern stattfinden (man sieht das an den obigen Karten sehr gut). An der Rückseite des Kerns strömt aber energiearme und und auch noch föhnig getrocknete Luft nach, wodurch die Baroklinität im Bereich des Kerns aufeinmal enorm ansteigt, da nun sehr energiereiche auf der einen und sehr energiearme auf der anderen Seite um den Kern konzentriert sind. Flugs erfolgt die Entwicklung zu einem Sturmtief innerhalb nur weniger Stunden.
Am Beispiel der äquivalentpotentiellen Temperatur ist die sprunghafte Zunahme der Energiegradienten im Bereich des Kerns gut auszumachen:
So erfolgen überall auf der Welt, wo Gebirge und Meer nur gut zusammenspielen rasche Zyklogenesen an an sich braven und nicht gewalttätigen Systemen, sei es an der Ostküste der USA, sei es am Golf von Genua, oder eben in Ostaustralien, wo man eine Unterart dieser Teile auch East Coast Lows nennt.
Implizit habe ich den Einfluß der Feuchte auch schon erwähnt, würde ich das aber jetzt auch noch detaillieren, wären wir morgen noch nicht fertig....
Wir enden mit Europa:
Momentan dominieren zwei Systeme das Europäische Wettergeschehen: Zum einen das uralte, massive Höhentief mit seinem Kern zwischen Frankreich und dem wieder Vereinigten Königinnenreich und ganz unaugenscheinlich ein Höhenhoch über Nordskandinavien...... durch das Zusammenspiel der beiden baut sich in den kommenden Tagen allmählich eine Hochdruckbrücke über Nordeuropa auf...
.. die dazu führt, dass zum Einen weiteren Atlantikzyklonen der Vormarsch nach Europa verwehrt wird, womit die ewigen Südlagen einem natürlichen Ende zusteuern. Zum anderen schleicht sich an der Südflanke des Hochs aus Osten (ob wir andere Leihgaben aus Russland derzeit wollen möchte ich bezweifeln ..) immer kältere Luft heran, zumindest bodennah. Die Dynamik mit einem solch schleichenden Wechsel hält sich in Grenzen, es ist aber eine potentielle Vorstufe zu einer möglichen Periode wirklich winterähnlichen Wetters zum Ende des Vorhersagezeitraumes der Modelle. Wichtig: Südwind : baba.
LG
Manfred
noch ist das zentraleuropäische Wettergeschehen eines der Art, das wir im Blog schon zig-fach abgehandelt haben.. so eindrucksvoll und tragisch die Regenfälle .. akkumuliert über die Wetterlagen der letzten 2 Wochen vor allem im SüdLuv der Alpen auch gewesen sein mögen .. so sehr sich so mancher über den mehr oder weniger Dauerföhn Alpennordleeseitig auch gefreut hat und im gleichen Atemzug seien auch die erwähnt die im Nebel des mittleren und erweiterten Ostens dem Novemberfrust aufgesessen sind, so sehr sind es keine Dinge die irgendwie dynamisch überraschen. Zwar könnte sich der Charakter im Bereich von 10 Tagen nun doch endlich hin zu angehaucht winterlichen Anwandlungen biegen, dazu mehr am Ende des Eintrages, aber auch das wird Mitte November niemanden vom Hocker hauen, schon gar nicht einen Blogger der eh für fast nix mehr Zeit hat.
Am mitreißendsten sind dann doch immer die Ereignisse, die einen selbst betreffen ... und wer nix mehr aus Australien wissen will, kann an dieser Stelle die Seite getrost zumachen und aus gegebenem Anlaß möchte ich durachaus auch mit einem globalen Anspruch das Thema der Zyklogenese, also der Bildung und Intensivierung von (außer)tropischen Zyklonen behandeln. Mit einem Nebensatz sei erwähnt, dass Betrachtungen hier im südlichen Indischen Ozean genauso Relevanz für Japan, den östlichen Pazifik, nördlichen und südlichen Atlantik haben, da das Wetter keine Grenzen, sondern nur Physik kennt. Also, mangels einer prächtigen Europäischen Zyklone zerlegen wir halt eine Australische, und zwar diese:
Es handelt sich um eine Zyklone mit Shaprio-Keyser Anwandlungen ....
.. da die Genese in den Wasserdampfbildern zeigt, wie die Sprialform im Wesentlichen dadurch zu Stande kommt, dass ein Keil trockener Stratosphärenluft einen Keil in den mächtigen Wolkenschirm frisst, den die Warmfront an der Vorderseite des Systems aufspannt.
So weit so gut und das sollte mal zur Einleitung reichen. Als kleine Rekapitualtion darf ich noch einmal auf die Grundzüge der außertropischen Zykogensen zu sprechen kommen. Zyklogenese steht im Allgemein dafür, dass die Rotation bzw. die horizontale Zirkulation um ein Gebilde des Interesses zunimmt. Mathemathisch drückt man das als die zeitliche Ableitung eines Ringintegrals aus das...
Genug Klugschei*erei :D.
Der Satz davor reicht als Übereinkunft vollkommen... man beobachtet bei der Zyklogenese, dass etwas (i.d.R.) ein Tief sicht- und meßbar immer stärker rotiert. Damit verbunden ist auch in der Regel eine Abnahme des oberflächennnahen Luftdruckes im Zentrum dieses Systems. Das ist fürwahr kein Zufall, da solche für das Wetter immanent wichtigen Größen wie...
Konvergenz/Divergenz
Rotation
Zirkulation
Drucktendenz
mit einander in ziemlich festen Beziehungen stehen. Wer das ganz genau verstehen will, muss sich durch min. 4 Jahre Uni quälen. Wichtig ist für uns.... verändert sich das eine (z.B die Rotation), verändern sich andere Parameter (Luftdruck etc. pp) zwangsweise mit, weil es die Physik eben so will.
Man kann bei diesen gekoppelten nichtlinearen partiellen Differentielgleichungen ..
(Großkotz..)
auch nicht sagen wo genau der Anlaß ist, wer die Henne, wer das Ei ist, alle Felder sind miteinander instantan gekoppelt und Informationen über Änderungen des einen Feldes breiten sich mit Schallgeschwindigekit (also recht rasch) auf alle Gegenden aus... alles geschieht nicht sequentiell sondern quasi instantan und parallel.
Die Energie, aus denen solche Zyklogenesen gespeist werden, und auch das ist eine Rekapitulation kommt aus der Umschichtung von potentieller Energie (Energie der Lage) und ein bisserl latenter Energie (solche die im Wasserdampf gespeichert ist) in kinetische Energie (Bewegung) und innere Energie (wenn man will Wärme), es wird durch eine Zyklogenese umgeschichtet und umgewandelt, in der Art, dass das System am Ende der Zyklogenese in einem ausgeglicheneren Zustand ist als vorher, ohne dass etwas netto an Energie verloren geht.
Für die Außertropischen Zyklonen kommt der Löwenanteil aus Unterschieden in der potentiellen Energie, umgerechnet heißt das durch Temperaturunterschiede auf engem Raum. Sehr kalt neben sehr warm auf einer Druckfläche ist Treibstoff für die Zirkulationsbeschleunigung (im Jargon heißt das Baroklinität, da bei solchen Verhältnissen Druckflächen und Dichteflächen gegeneinander geneigt sind, also inkliniert sind. Im faden Zustand (im barotropen) liegen sie parallell).
Also... große Temperaturunterschiede auf engem Raum führen zu hohen Windgeschwindigkeiten und (über große Druckunterschiede auf engem Raum) zu starken Advektionen und so weiter und so fort und in Summe zu einem starken Anheizen der Zirkulation/Zyklogenese, das kennt jeder vom Lüften des 35° heißen Wohnzimmers an einem kalten Wintertag...
Ganz generalisiert kann man dieses Urprinzip auch auf die Australische Zyklone des Interesses anwenden, doch da gibt es noch mehr zu sagen.
Die besondere Ausprägung von Zyklonen, Australischen wie Europäischen, sowie das tiefere Verständnis des 'warum genau so' kann man manchmal erst greifen, wenn man sich die Landschaft über die so einen Zyklone zieht genauer anschaut. Und bei dieser Zyklone sieht man ....
.. dass die massive , ja sogar sprunghafte Intensivierung erst dann einsetzt, sobald der Kern das Gebirge an der Ostküste überschreitet und auf's offene Meer hinauszieht. Nun sind die Australischen Alpen ein bissl höher als der Wienerwald (immerhin bis an die 2200m) und stellen schon eine massive Barriere in der unteren Atmosphäre dar. Vielleicht klingelt es jetzt schon bei dem einen oder anderen, wir sind beim Thema der Leezyklogenesen angekommen, einer Art von Zyklogenese, die genau so auch im Mittelmeer und vielen anderen Regionen der Welt vorkommt.
Anhand dieser doch eindrucksvollen Leeyklogenese erlaube ich mir das Prinzip der Zirkulationsbeschleunigung im Lee von Gebirgen zu erörtern:
Über das Prinzip der potentiellen Vorticity aber noch viel einfacher durch logisches Denken kommt man darauf, dass die vertikale Ausdehnung einer Luftsäule und ihre Rotation aneinander gekoppelt sind.
Beispiel Erde: Die Erde ist fast kugelrund und dreht sich einmal am Tag um ihre Achse. Käme ein böses überirdisches Wesen auf die Idee die Erde flach wie Laberl (normal zur Drehachse) zu drücken, würde sie sich viel langsamer drehen. Würde das Wesen die Erde entlang der Drehachse wie eine Zigarre zusammendrücken, hätten wir hingegen extrem kurze Tage... wegen schneller Rotation.
Das Prinzip der potentiellen Vorticity machen sich auch Eiskunstläufer bei Pirouetten zu nutze.. Arme rein/raus entscheiden über die Drehgeschwindigkeit.
Auf die Zyklone gemünzt. Schiebt sie sich von Westen her mühsam die Australischen Alpen hinauf, wird sie vertikal gequetscht, die Rotation nimmt ab. Fällt der Kern dann auf der Ostseite recht abrupt zum Meer runter, erfolgt vertikale Streckung (Zigarre !) und die Rotation nimmt zu. Über die Kopplung mit dem Druck fällt dadurch aber auch der Bodendruck rasch ab, worauf der Bodenwind rasch reagiert und auf einmal starke Advektionen von warmer, feuchter Meeresluft hin zum Kern stattfinden (man sieht das an den obigen Karten sehr gut). An der Rückseite des Kerns strömt aber energiearme und und auch noch föhnig getrocknete Luft nach, wodurch die Baroklinität im Bereich des Kerns aufeinmal enorm ansteigt, da nun sehr energiereiche auf der einen und sehr energiearme auf der anderen Seite um den Kern konzentriert sind. Flugs erfolgt die Entwicklung zu einem Sturmtief innerhalb nur weniger Stunden.
Am Beispiel der äquivalentpotentiellen Temperatur ist die sprunghafte Zunahme der Energiegradienten im Bereich des Kerns gut auszumachen:
So erfolgen überall auf der Welt, wo Gebirge und Meer nur gut zusammenspielen rasche Zyklogenesen an an sich braven und nicht gewalttätigen Systemen, sei es an der Ostküste der USA, sei es am Golf von Genua, oder eben in Ostaustralien, wo man eine Unterart dieser Teile auch East Coast Lows nennt.
Implizit habe ich den Einfluß der Feuchte auch schon erwähnt, würde ich das aber jetzt auch noch detaillieren, wären wir morgen noch nicht fertig....
Wir enden mit Europa:
Momentan dominieren zwei Systeme das Europäische Wettergeschehen: Zum einen das uralte, massive Höhentief mit seinem Kern zwischen Frankreich und dem wieder Vereinigten Königinnenreich und ganz unaugenscheinlich ein Höhenhoch über Nordskandinavien...... durch das Zusammenspiel der beiden baut sich in den kommenden Tagen allmählich eine Hochdruckbrücke über Nordeuropa auf...
.. die dazu führt, dass zum Einen weiteren Atlantikzyklonen der Vormarsch nach Europa verwehrt wird, womit die ewigen Südlagen einem natürlichen Ende zusteuern. Zum anderen schleicht sich an der Südflanke des Hochs aus Osten (ob wir andere Leihgaben aus Russland derzeit wollen möchte ich bezweifeln ..) immer kältere Luft heran, zumindest bodennah. Die Dynamik mit einem solch schleichenden Wechsel hält sich in Grenzen, es ist aber eine potentielle Vorstufe zu einer möglichen Periode wirklich winterähnlichen Wetters zum Ende des Vorhersagezeitraumes der Modelle. Wichtig: Südwind : baba.
LG
Manfred
Samstag, 4. Oktober 2014
Tod dem Hochnebel und willkommen Oktobersommer
Hallo,
Oktober, das ist der Inbegriff der Saure-Gurkenzeit beim Wetterblog. Die Dynmaik des Sommers ist weg und die des Winters noch nicht da, die Natur gibt sich in mehreren Farbstufen dem Verfall hin und wenn es die Sonne überhaupt noch durch Nebel und Wolken schafft so ist es mehr eine matte Sache eher denn herzerwärmend. Genug der Suderei, das einzige Vernünftige das man im Flachland tun kann ist sich mal so einen Nebelsud von oben anzusehen....
Das ist die Europäische Tageslichtaufnahme von 13:40. Zu sehen.... eine Kaltfront über GB und Frankreich, ein Nebelstrang vom Waldviertel über den Zentralraum und das Innviertel, Südbayern bis in den Raum Zürich. Über Ostösterreich liegt er fleckig auch, dort aber zusätzlich durch mittelhohe Wolken getoppt.
Den direkten Abdruck gibt es in der Temperaturanalyse für den Alpenraum:
Die Erklärung für den Hochnebel ist prinzipiell einfach. Vor ein paar Tagen ist die Strahlungsbilanz bei uns negativ geworden, dh, gibt es keine Wolken und keinen Luftmassenaustausch, so verliert ein Punkt Erde bei uns in der Nacht mehr Energie als er tagsüber durch die vom Himmel fallende Sonne weider rein bekommen kann. Durch den Kontakt mit dem Erdboden wird so auch die unterste Atmosphärenschicht, (die Grenzschicht) sukzessive gekühlt. Die Schichtung wird stabil, es bildet sich am Oberrand der Grenzschicht ein Deckel durch den so gut wie nix mehr durchkann. Sobald an diesem Deckel Kondensation einsetzt ... hamma ihn.. den Hochnebel. Was kann dem Hochnebel was anhaben ? Turbulente Durchmischung durch starken Wind (mit Ausnahmen) , Abkühlung oberhalb (Verringerung der Stabilität) sowie Zirkulationsprozesse am Rand der Nebelsuppe. Wenn sich so ein Feld auflöst geht das nie von der Mitte sondern vom Rand aus, der Mechanismus nennt sich thermisch direkte Zirkulation.
Wieso sind die Alpentäler wolkenfrei ? Nun da sind die o.g. Zirkulationsprozesse, durch Hang, Talwindsysteme unterstützt stärker und effektiver, sodass sich eine Talwanne leichter vom Nebel befreien kann als ein Flachländer.
Zeit für das große Bild und den Ausblick (denn der ist vielleicht nebelfeindlich !)
Der Nordatlantikausschnitt zeigt die bereits im oberen Abschnitt angesprochene wellende Kaltfront, sowie ein Tiefdrucksystem vor Island, wie auch eines ehemals tropischen Urspungs am westlichen Bildrand über dem Mittelatlantik.
Um das Bild zu komplettieren, die anderen Satellitenkanäle zu diesem Zeitpunkt:
IR, Geopotential
Wasserdampf:
Insgesamt hat man den Eindruck recht reger Aktivität am Atlantik und der Laie könnte meinen, dass uns in den nächsten Tagen vielleicht ein Kaltfrontdurchgang aus Westen ins Haus steht, der den Nebel genauso ausräumen würde.
Zu früh gefreut, es passiert was anderes, was nicht aus dem JETZT ersichtlich ist, aber um das zu beleuchten, gibts ja den Herrn Blogger. AAAAAAAlso:
Schaun wir ins Modell des Vertrauens, das ECMWF:
Bis morgen Mittag ist ein Teilsystem des ehemals tropischen Systems ganz im Westen in die Fänge der Isländerin geraten, die heutige Front über GB und Frankreich ist kaum mehr der Rede wert, sie liegt irgendwo dort im Sterben. An der Vorderseite der sich nun aufsteilenden Isländerin kommt allmählich kräftige Warmluftadvektion nach Norden in Gang...
Man kann schon erahnen, dass das Tief nicht mehr weiter nach Osten vorankommt und daran ist es selber schuld. Die Warmluftadvektion baut einen Keil davor auf (das ist die Folge der Geopotentialgleichung :-D) und damit ist der Einmarsch in Europa gestoppt.
Zwar wird Richtung Dienstag die Kaltfront des Systems peitschengleich um die Periferie des Systems zu uns herein gewirbelt ...
.. allerdings bildet sich westlich von Spanien rasch eine neue Welle an der ziehenden Frontalzone und beginnt die Strömung abermals aufzusteilen ...
.. womit wir Richtung Mittwoch / Donnerstag im Modell des Vertrauens im Zustrom hochreichend warmer Luft nordafrikanischen Ursprungs liegen, ein paar Föhntendenzen gib's noch dazu...
die Höhenwerte...
von 16 , 17 Grad in 850 hPa reichen von Mai bis August für zahlreiche 30-er, in den Tälern und im Flachland. Jetzt im Oktober ist das natürlich dann schon so eine Sache, dass es nicht mehr komplett durchmischen wird, zumindest nicht ohne fremde Hilfe wie z.B Föhn. Da kanns dann schon sein, dass wir Ende der neuen Woche im Heiligen Land (Tirol oder auch im Land der 6 Gaue (namentlich Flach-, Tennen-,Pinz-, Pongau) dem 30-er des Nachmittags näher sein werden als dem 20-er. Und die Erfahrung lehrt, es gibt eine nicht geringe Chance, dass auch zwar die Inversion im Flachland nicht komplett ausgeräumt wird, aber so dehydriert (entfeuchtet) wird dass sich an ihrem Deckel kein Wolkerl mehr bildet.
Also... die Aussichten könnten übler sein....
In diesem Sinnen LG !
Manfred
Oktober, das ist der Inbegriff der Saure-Gurkenzeit beim Wetterblog. Die Dynmaik des Sommers ist weg und die des Winters noch nicht da, die Natur gibt sich in mehreren Farbstufen dem Verfall hin und wenn es die Sonne überhaupt noch durch Nebel und Wolken schafft so ist es mehr eine matte Sache eher denn herzerwärmend. Genug der Suderei, das einzige Vernünftige das man im Flachland tun kann ist sich mal so einen Nebelsud von oben anzusehen....
Das ist die Europäische Tageslichtaufnahme von 13:40. Zu sehen.... eine Kaltfront über GB und Frankreich, ein Nebelstrang vom Waldviertel über den Zentralraum und das Innviertel, Südbayern bis in den Raum Zürich. Über Ostösterreich liegt er fleckig auch, dort aber zusätzlich durch mittelhohe Wolken getoppt.
Den direkten Abdruck gibt es in der Temperaturanalyse für den Alpenraum:
Die Erklärung für den Hochnebel ist prinzipiell einfach. Vor ein paar Tagen ist die Strahlungsbilanz bei uns negativ geworden, dh, gibt es keine Wolken und keinen Luftmassenaustausch, so verliert ein Punkt Erde bei uns in der Nacht mehr Energie als er tagsüber durch die vom Himmel fallende Sonne weider rein bekommen kann. Durch den Kontakt mit dem Erdboden wird so auch die unterste Atmosphärenschicht, (die Grenzschicht) sukzessive gekühlt. Die Schichtung wird stabil, es bildet sich am Oberrand der Grenzschicht ein Deckel durch den so gut wie nix mehr durchkann. Sobald an diesem Deckel Kondensation einsetzt ... hamma ihn.. den Hochnebel. Was kann dem Hochnebel was anhaben ? Turbulente Durchmischung durch starken Wind (mit Ausnahmen) , Abkühlung oberhalb (Verringerung der Stabilität) sowie Zirkulationsprozesse am Rand der Nebelsuppe. Wenn sich so ein Feld auflöst geht das nie von der Mitte sondern vom Rand aus, der Mechanismus nennt sich thermisch direkte Zirkulation.
Wieso sind die Alpentäler wolkenfrei ? Nun da sind die o.g. Zirkulationsprozesse, durch Hang, Talwindsysteme unterstützt stärker und effektiver, sodass sich eine Talwanne leichter vom Nebel befreien kann als ein Flachländer.
Zeit für das große Bild und den Ausblick (denn der ist vielleicht nebelfeindlich !)
Der Nordatlantikausschnitt zeigt die bereits im oberen Abschnitt angesprochene wellende Kaltfront, sowie ein Tiefdrucksystem vor Island, wie auch eines ehemals tropischen Urspungs am westlichen Bildrand über dem Mittelatlantik.
Um das Bild zu komplettieren, die anderen Satellitenkanäle zu diesem Zeitpunkt:
IR, Geopotential
Wasserdampf:
Zu früh gefreut, es passiert was anderes, was nicht aus dem JETZT ersichtlich ist, aber um das zu beleuchten, gibts ja den Herrn Blogger. AAAAAAAlso:
Schaun wir ins Modell des Vertrauens, das ECMWF:
Bis morgen Mittag ist ein Teilsystem des ehemals tropischen Systems ganz im Westen in die Fänge der Isländerin geraten, die heutige Front über GB und Frankreich ist kaum mehr der Rede wert, sie liegt irgendwo dort im Sterben. An der Vorderseite der sich nun aufsteilenden Isländerin kommt allmählich kräftige Warmluftadvektion nach Norden in Gang...
Man kann schon erahnen, dass das Tief nicht mehr weiter nach Osten vorankommt und daran ist es selber schuld. Die Warmluftadvektion baut einen Keil davor auf (das ist die Folge der Geopotentialgleichung :-D) und damit ist der Einmarsch in Europa gestoppt.
Zwar wird Richtung Dienstag die Kaltfront des Systems peitschengleich um die Periferie des Systems zu uns herein gewirbelt ...
.. allerdings bildet sich westlich von Spanien rasch eine neue Welle an der ziehenden Frontalzone und beginnt die Strömung abermals aufzusteilen ...
.. womit wir Richtung Mittwoch / Donnerstag im Modell des Vertrauens im Zustrom hochreichend warmer Luft nordafrikanischen Ursprungs liegen, ein paar Föhntendenzen gib's noch dazu...
die Höhenwerte...
von 16 , 17 Grad in 850 hPa reichen von Mai bis August für zahlreiche 30-er, in den Tälern und im Flachland. Jetzt im Oktober ist das natürlich dann schon so eine Sache, dass es nicht mehr komplett durchmischen wird, zumindest nicht ohne fremde Hilfe wie z.B Föhn. Da kanns dann schon sein, dass wir Ende der neuen Woche im Heiligen Land (Tirol oder auch im Land der 6 Gaue (namentlich Flach-, Tennen-,Pinz-, Pongau) dem 30-er des Nachmittags näher sein werden als dem 20-er. Und die Erfahrung lehrt, es gibt eine nicht geringe Chance, dass auch zwar die Inversion im Flachland nicht komplett ausgeräumt wird, aber so dehydriert (entfeuchtet) wird dass sich an ihrem Deckel kein Wolkerl mehr bildet.
Also... die Aussichten könnten übler sein....
In diesem Sinnen LG !
Manfred
Sonntag, 14. September 2014
Meteorlogischer Horrormovie: Von Untoten - Leichen, die keine sind
Hallo,
frei nach Wolf Haas ... jetzt ist schon wieder was passiert, dabei hat alles so harmlos angefangen...
In den letzten 72h hat der Himmel einmal mehr in diesem zur Neige gehenden 'Sommer' mehr als nur eine Schleuse geöffnet.. die Onlineportale sind voll mit Schnappschüssen der freiwilligen und beruflichen Feuerwehren, die überschwemmte Strassen, abgerutschte Hänge und geflutete Keller zeigen.. vornehmlich im Südosten der Republik. Betitelt sich viele der Geschichten mit Katzenfotos, doch darum soll sich ein anderer kümmern.... in Zahlen:
Mehr als 100 L/m² sind im Jauntal, im Seewinkel, im östlichen Marchfeld und auch in Südmähren gefallen. Das entspricht (wieder einmal) der 2-3fachen durchschnittlichen Monatsmenge , diesmal halt für September. mit 84-94mm sind auch die östlichen Bezirke Wiens, namens Simmering und Donaustadt nicht übel dabei, Tulln , diesmal hat es *nur* 82mm ausgefasst war auch schon einmal trockener. Eine weitere Konzentration der Mengen sieht man im Raum Graz und der Weststeiermark sowie im Salzkammergut.
Was ist denn da schon wieder passiert.... den Anfang nimmt das Unglück schon weiter in der vorletzten Woche, wirklich sichtbar auf den für uns relevanten Ausschnitten wurde der Übeltäter erst bzw. schon am Donnerstag/Freitag der letzten Woche.. am 3/4. September...
Was ist da eingekringelt ? Ein Zipfel eines Höhentroges an der Südwestspitze Islands, angefüllt mit hochreichend kalter Luft. An sich nichts besonderes, man sieht solche Gebilde meit am Ende der Laufbahn von normalen Zyklonen, wenn die Zirkulation und die Dynamik in den unteren Schichten bereits geendet haben und nur noch eben die Höhenkaltluft eines sich dermaßen abschnürenden Troges sicht- und sprürbar bleibt. Man kann das also die Leiche eines Tiefs nennen.
Während aber in der menschlichen Welt kein Pfad mehr vom Jenseits in die Welt der lebenden führt, muss das in der Synoptik aber nicht zwingend so sein und die folgende Geschichte erzählt eben die Geschichte eines untoten Tiefs, das in weiterer Folge nochmals zu blühendem Leben erwacht...
An den weiteren Tagen ...
verlagert sich das Höhentief, an seine Vorderseite eine Kaltfront integrierend, was nicht so viel zur Sache tut, langsam aber stetig Richtung Südosten, es symmetrisiert sich dabei weitgehend, nimmt also den Pfad einer Transformation hin zum kreisrunden, intensiviert sich aber nicht - es gibt ja auch keinen Grund/ keine Möglichkeit dazu, da die Energiedifferenzen im bereich des Eies ja schon lange weg sind.
Der Montag bringt eine bahnbrechende Änderung (im wahrsten Sinne des Wortes) ... Von Westen her schiebt sich ein frischer, flacher und sehr dynamischer Trog in den Bildausschnitt. An seiner Vorderseite setzt Warmluftadvektion ein, was durch den Roten Pfeil symbolisiert ist. Den Gesetzen der Thermdynamik folget baut diese Warmluftadvektion stetig einen Keil auf, dessen Achse mit der orange-untebrochenen Linie dargestellt ist.
An der Vorderseite dieses Keiles nun muss die Strömung aufsteilen, dh stärker als zuvor auf Nordwest drehen. In der Folge verstärken sich auch im Bereich zwischen dem sich aufwälbenden Keil und dem alten Höhentief im Osten die Geopotentialgegensätze, die Strömung legt hier also auch an Geschwindigkeit zu. Wozu führt das ?
.. wir kennen diesen Prozess gut .. in unserem Fall ist es des Unheils beginn, neutral betrachtet handelt es sich aber um klassisches Downstreamdevelopment. Ich rekapituliere: Downstremadveleopment: Eine Intensive Entwicklung stromaufwärts (im Westen) führt dazu, dass weiter östlich gelagerte Systeme zwingend in Richtung Äquator gelenkt werden. Auf dem zweiten Bild sieht man, dass am Mittwoch das alte System nun schon deutlich unsymmetrischer ist, eine starke Strömung am Westrand und schwache am Ostrand aufweist und daher von der Quasistationarität hin zu einer raschen Südwärtsverlagerung übergeht.
Blöderweise liegt zwischen der obigen Position des Höhentiefs und dem Äquator das Mittelmeer.... was also geschieht wenn ein immer noch vergleichsweise schwach aktives System (es handelt sich immer noch um eine Zyklonenleiche) über warmes Wasser zieht, das soll der 3-fache Satellitenfilm zeigen....
Die Reaktivierung in Form des Aufschießens von Wolkenmassen, der Abkühlung der Wolkentops und der Anfeuchtung im Wasserdampfloop setzt dann ein, wenn die Kernmasse des Ei's die Alpen nach Süden hin überschritten hat. Der Prozess ist an sich einfach zu erklären, aber umso effizienter. Erreicht die Hähenkaltluftmasse das warme Wasser, ist die Atmosphäre mit einem Mal hochgradig instabil, es kommt zu starken diabatischen Wärmeübergängen, Konvektion setzt ein und auch ab Boden bildet sich rasch wieder ein Tief. Es ist gleichsam so, als ließe man seine Zimmerpflanzen eintrocknen bis zu dem Moment wo sie dabei sind , den Löffel bzw. die Blätter abzugeben und genau dann mit der rettenden Gießkanne daherzukommen, also das System Pflanze bzw. Höhentief mit frischem Sprit (Energie) zu versorgen.
Zum Zeitpunkt der Reaktivierung setzt nun auch das Ende der Verlagerung ein und in mehreren Schöben greifen gewittrig durchsetzte Okklusionsbilder von Süden, später aus Osten und Südosten auf dem Alpenraum über und lassen die Adriafeuchte darniederprasseln.
Mit der Detaildarstellung auf dem kombinierten Satelliten-Radar-Blitzloop des Prozesses des Überschreitens der Alpen und der darauf folgenden Regenerierung wünsche ich noch einen schönen, allmählich trockeneren Sonntag !
LG
Manfred
frei nach Wolf Haas ... jetzt ist schon wieder was passiert, dabei hat alles so harmlos angefangen...
In den letzten 72h hat der Himmel einmal mehr in diesem zur Neige gehenden 'Sommer' mehr als nur eine Schleuse geöffnet.. die Onlineportale sind voll mit Schnappschüssen der freiwilligen und beruflichen Feuerwehren, die überschwemmte Strassen, abgerutschte Hänge und geflutete Keller zeigen.. vornehmlich im Südosten der Republik. Betitelt sich viele der Geschichten mit Katzenfotos, doch darum soll sich ein anderer kümmern.... in Zahlen:
Mehr als 100 L/m² sind im Jauntal, im Seewinkel, im östlichen Marchfeld und auch in Südmähren gefallen. Das entspricht (wieder einmal) der 2-3fachen durchschnittlichen Monatsmenge , diesmal halt für September. mit 84-94mm sind auch die östlichen Bezirke Wiens, namens Simmering und Donaustadt nicht übel dabei, Tulln , diesmal hat es *nur* 82mm ausgefasst war auch schon einmal trockener. Eine weitere Konzentration der Mengen sieht man im Raum Graz und der Weststeiermark sowie im Salzkammergut.
Was ist denn da schon wieder passiert.... den Anfang nimmt das Unglück schon weiter in der vorletzten Woche, wirklich sichtbar auf den für uns relevanten Ausschnitten wurde der Übeltäter erst bzw. schon am Donnerstag/Freitag der letzten Woche.. am 3/4. September...
Was ist da eingekringelt ? Ein Zipfel eines Höhentroges an der Südwestspitze Islands, angefüllt mit hochreichend kalter Luft. An sich nichts besonderes, man sieht solche Gebilde meit am Ende der Laufbahn von normalen Zyklonen, wenn die Zirkulation und die Dynamik in den unteren Schichten bereits geendet haben und nur noch eben die Höhenkaltluft eines sich dermaßen abschnürenden Troges sicht- und sprürbar bleibt. Man kann das also die Leiche eines Tiefs nennen.
Während aber in der menschlichen Welt kein Pfad mehr vom Jenseits in die Welt der lebenden führt, muss das in der Synoptik aber nicht zwingend so sein und die folgende Geschichte erzählt eben die Geschichte eines untoten Tiefs, das in weiterer Folge nochmals zu blühendem Leben erwacht...
An den weiteren Tagen ...
verlagert sich das Höhentief, an seine Vorderseite eine Kaltfront integrierend, was nicht so viel zur Sache tut, langsam aber stetig Richtung Südosten, es symmetrisiert sich dabei weitgehend, nimmt also den Pfad einer Transformation hin zum kreisrunden, intensiviert sich aber nicht - es gibt ja auch keinen Grund/ keine Möglichkeit dazu, da die Energiedifferenzen im bereich des Eies ja schon lange weg sind.
Der Montag bringt eine bahnbrechende Änderung (im wahrsten Sinne des Wortes) ... Von Westen her schiebt sich ein frischer, flacher und sehr dynamischer Trog in den Bildausschnitt. An seiner Vorderseite setzt Warmluftadvektion ein, was durch den Roten Pfeil symbolisiert ist. Den Gesetzen der Thermdynamik folget baut diese Warmluftadvektion stetig einen Keil auf, dessen Achse mit der orange-untebrochenen Linie dargestellt ist.
An der Vorderseite dieses Keiles nun muss die Strömung aufsteilen, dh stärker als zuvor auf Nordwest drehen. In der Folge verstärken sich auch im Bereich zwischen dem sich aufwälbenden Keil und dem alten Höhentief im Osten die Geopotentialgegensätze, die Strömung legt hier also auch an Geschwindigkeit zu. Wozu führt das ?
.. wir kennen diesen Prozess gut .. in unserem Fall ist es des Unheils beginn, neutral betrachtet handelt es sich aber um klassisches Downstreamdevelopment. Ich rekapituliere: Downstremadveleopment: Eine Intensive Entwicklung stromaufwärts (im Westen) führt dazu, dass weiter östlich gelagerte Systeme zwingend in Richtung Äquator gelenkt werden. Auf dem zweiten Bild sieht man, dass am Mittwoch das alte System nun schon deutlich unsymmetrischer ist, eine starke Strömung am Westrand und schwache am Ostrand aufweist und daher von der Quasistationarität hin zu einer raschen Südwärtsverlagerung übergeht.
Blöderweise liegt zwischen der obigen Position des Höhentiefs und dem Äquator das Mittelmeer.... was also geschieht wenn ein immer noch vergleichsweise schwach aktives System (es handelt sich immer noch um eine Zyklonenleiche) über warmes Wasser zieht, das soll der 3-fache Satellitenfilm zeigen....
Die Reaktivierung in Form des Aufschießens von Wolkenmassen, der Abkühlung der Wolkentops und der Anfeuchtung im Wasserdampfloop setzt dann ein, wenn die Kernmasse des Ei's die Alpen nach Süden hin überschritten hat. Der Prozess ist an sich einfach zu erklären, aber umso effizienter. Erreicht die Hähenkaltluftmasse das warme Wasser, ist die Atmosphäre mit einem Mal hochgradig instabil, es kommt zu starken diabatischen Wärmeübergängen, Konvektion setzt ein und auch ab Boden bildet sich rasch wieder ein Tief. Es ist gleichsam so, als ließe man seine Zimmerpflanzen eintrocknen bis zu dem Moment wo sie dabei sind , den Löffel bzw. die Blätter abzugeben und genau dann mit der rettenden Gießkanne daherzukommen, also das System Pflanze bzw. Höhentief mit frischem Sprit (Energie) zu versorgen.
Zum Zeitpunkt der Reaktivierung setzt nun auch das Ende der Verlagerung ein und in mehreren Schöben greifen gewittrig durchsetzte Okklusionsbilder von Süden, später aus Osten und Südosten auf dem Alpenraum über und lassen die Adriafeuchte darniederprasseln.
Mit der Detaildarstellung auf dem kombinierten Satelliten-Radar-Blitzloop des Prozesses des Überschreitens der Alpen und der darauf folgenden Regenerierung wünsche ich noch einen schönen, allmählich trockeneren Sonntag !
LG
Manfred
Donnerstag, 14. August 2014
Fertigprodukte beim Wetter - die Instant Occlusion
Hallo und guten Morgen/Nachmittag/Abend,
gestern hat sich beim Europäischen Großwetter wieder mal seit längerem eine Möglichkeit aufgetan, ein bisschen mehr an die Basis zu gehen. Nebst der Tatsache, dass es dieser Tage im Rahmen einer unendlich lange schleifenden Frontalzone so einiges an Dynamik und auch Unbill beim Wetter gibt (siehe Hochwasser in Tirol bei Kollega CLEMENS bzw. ebendeswegen auch die Nachrichten vom verunglückten Zug bei der Rhätischen Bahn in der Schweiz), gab es in der neutralen Sicht von oben, die keine Wertung kennt, sondern nur die Deutung, eine wunderschöne Struktur zu bewundern.
Es handelt sich um den Kringel über Ostfrankreich, den ich heute ein bisschen auseinander nehmen möchte.
Befände man sich in der kalten Jahreszeit (nun, ja, wenn man so aus dem Fenster sieht, kann ein Novembertag auch nicht viel übler ausfallen).. würde meinereiner und so manch andere an irgend eine heftige Zyklogenese , vielleicht nach dem klassischen Modell oder nach dem alternativen SHPK Modell denken. Manchmal und damit verlassen wir die Fährte wieder, ist der erste Eindruck aber nicht der richtige, sondern der , der über die wahren Gegebenheiten hinwegtäuscht.
Das Wasserdampfbild würde zu der einen oder anderen RapidCyclogenesis passen:
Es zeigt, wie hinter einem offensichtlich Frontalen Wolkenband, dass sich von Südostfrankreich über die Schweiz und Süddeutschland bis nach Polen erstreckt, trockene, obertroposhärische Luft in die Rückseite des Systems einwirbelt. Ein klassische Rapid Cyclogenesis wäre denkbar.
Schön und gut, es fehlt aber leider die Zyklone im Bodendruck ;-)
Zu jedem Zeitpunkt ist am Boden nur ein ganz flacher, zum Abend hin etwas stärkerer Bodentrog bzw. ein flaches Tief zu erkennen.
gehen wir ein paar Stunden zurück. Gestern 00Z
Viel Wirbelei ist nicht zu sehen, die Frontenschnellanalyse zeigt eine langgestreckte, schleifende, mehrfach wellende Front, die sich von Portugal bis ins Baltikum erstreckt. Über dem Norden Frankreichs sieht man im Bereich der Verdickung in den Wolken eine nochmalige Verschärfung der Temperaturgegensätze.
Bezieht man das Geopotential in 500 hPa zum Satellitenbild mit ein...
.. dann liegt die Hauptfront schön im einem Bereich der Drängung der Isohypsen, wie es sich gehört, und der Knubbel in Nordfrankreich vor einem kleinen, aber umso schärferen Randtrog in der Höhenströmung. Und um diesen baut sich nun in den nächsten 12 Stunden die Fake-Zyklone auf:
Wolkenmasse wird optisch im weiteren Verlauf an die Nordperiferie des Randtroges verfrachtet, es entsteht spontan eine Spiralstruktur, die aber auch dem zweiten Blick dann doch noch irgendwie physisch von der weiter östlich verlaufenden Front getrennt ist.
Dieser Prozess einer mehr optischen als dynamischen Spiralbildung im Bereich einer Front ist bekannt und hört auf den Namen *instant occlusion*
Zu meiner Unizeit wurde mir die Instant Occlusion als etwas verkauft, was man erhält, wenn optisch ein Komma (eine hochreichende , konvektive kaltluftentwicklung) in eine vor ihr ziehende Front läuft. Diese Definition passt hier ganz gut. Die langegzogene Front haben wir hinreichend beschrieben und ein Komma steht meist mit einem scharfen, kleinen Trog der Höhenströmung in Verbindung, und ein ebensolcher nähert sich der Front von hinten, also Nordwesten an.
Lokal werden dadurch die Temperaturgradienten verschärft und die Zirkulation angeheizt.
Der gezoomte Ablauf auf dem Kombinierten Radar/Blitz/Satellitenbild:
Klar trennt sich auch im Radarbild die Niederschlagssignatur der wellenden Front im Osten von der spiralierenden Form der um den Trog gewickelten Instant Occlusion über Deutschland.
Bezüglich der Wettererscheinungen kann sich das Gebilde jedenfalls sehen lassen. Die Niederschlagsmengen der letzten 36h:
Auffallend sind die großen Mengen vom Engadin bis hin zum Tiroler Alpenhauptkamm (z.B die Station in Südtirol mit 81mm). Für gewöhnlich ist das eine Region, die von gröberen Niederschlagsereignissen gerne verschont bleibt, umso stärker haben die den AHK entwässernden rechten Zuflüsse des Inns reagiert.
Der zweite Streifen vom Loibl bis Graz hat sein Werden dem gewittrig durchsetzten Südteil der Front zu verdanken. Sonst halten sich die Mengen in Grenzen, von Extrem keine Spur.
Spannend war auch das Windsignal nach Mitternacht:
So traten mit dem Durchzug der Signatur der Instant Occlusion spät Nachts, meist so zwischen 01 und 3 in der Früh im Wiener Raum doch Böen zwischen 80 und 90 km/h auf. Signifikant, doch weit weg von einer besonderen Unwetterartigkeit.
Damit hat der Blogger auch einer im Sommer besonders seltenen Instant Occlusion Ehre zukommen lassen und verabschiedet sich in den grauen restnachmittag !
LG
Manfred
gestern hat sich beim Europäischen Großwetter wieder mal seit längerem eine Möglichkeit aufgetan, ein bisschen mehr an die Basis zu gehen. Nebst der Tatsache, dass es dieser Tage im Rahmen einer unendlich lange schleifenden Frontalzone so einiges an Dynamik und auch Unbill beim Wetter gibt (siehe Hochwasser in Tirol bei Kollega CLEMENS bzw. ebendeswegen auch die Nachrichten vom verunglückten Zug bei der Rhätischen Bahn in der Schweiz), gab es in der neutralen Sicht von oben, die keine Wertung kennt, sondern nur die Deutung, eine wunderschöne Struktur zu bewundern.
Es handelt sich um den Kringel über Ostfrankreich, den ich heute ein bisschen auseinander nehmen möchte.
Befände man sich in der kalten Jahreszeit (nun, ja, wenn man so aus dem Fenster sieht, kann ein Novembertag auch nicht viel übler ausfallen).. würde meinereiner und so manch andere an irgend eine heftige Zyklogenese , vielleicht nach dem klassischen Modell oder nach dem alternativen SHPK Modell denken. Manchmal und damit verlassen wir die Fährte wieder, ist der erste Eindruck aber nicht der richtige, sondern der , der über die wahren Gegebenheiten hinwegtäuscht.
Das Wasserdampfbild würde zu der einen oder anderen RapidCyclogenesis passen:
Es zeigt, wie hinter einem offensichtlich Frontalen Wolkenband, dass sich von Südostfrankreich über die Schweiz und Süddeutschland bis nach Polen erstreckt, trockene, obertroposhärische Luft in die Rückseite des Systems einwirbelt. Ein klassische Rapid Cyclogenesis wäre denkbar.
Schön und gut, es fehlt aber leider die Zyklone im Bodendruck ;-)
Zu jedem Zeitpunkt ist am Boden nur ein ganz flacher, zum Abend hin etwas stärkerer Bodentrog bzw. ein flaches Tief zu erkennen.
gehen wir ein paar Stunden zurück. Gestern 00Z
Viel Wirbelei ist nicht zu sehen, die Frontenschnellanalyse zeigt eine langgestreckte, schleifende, mehrfach wellende Front, die sich von Portugal bis ins Baltikum erstreckt. Über dem Norden Frankreichs sieht man im Bereich der Verdickung in den Wolken eine nochmalige Verschärfung der Temperaturgegensätze.
Bezieht man das Geopotential in 500 hPa zum Satellitenbild mit ein...
.. dann liegt die Hauptfront schön im einem Bereich der Drängung der Isohypsen, wie es sich gehört, und der Knubbel in Nordfrankreich vor einem kleinen, aber umso schärferen Randtrog in der Höhenströmung. Und um diesen baut sich nun in den nächsten 12 Stunden die Fake-Zyklone auf:
Wolkenmasse wird optisch im weiteren Verlauf an die Nordperiferie des Randtroges verfrachtet, es entsteht spontan eine Spiralstruktur, die aber auch dem zweiten Blick dann doch noch irgendwie physisch von der weiter östlich verlaufenden Front getrennt ist.
Dieser Prozess einer mehr optischen als dynamischen Spiralbildung im Bereich einer Front ist bekannt und hört auf den Namen *instant occlusion*
Zu meiner Unizeit wurde mir die Instant Occlusion als etwas verkauft, was man erhält, wenn optisch ein Komma (eine hochreichende , konvektive kaltluftentwicklung) in eine vor ihr ziehende Front läuft. Diese Definition passt hier ganz gut. Die langegzogene Front haben wir hinreichend beschrieben und ein Komma steht meist mit einem scharfen, kleinen Trog der Höhenströmung in Verbindung, und ein ebensolcher nähert sich der Front von hinten, also Nordwesten an.
Lokal werden dadurch die Temperaturgradienten verschärft und die Zirkulation angeheizt.
Der gezoomte Ablauf auf dem Kombinierten Radar/Blitz/Satellitenbild:
Klar trennt sich auch im Radarbild die Niederschlagssignatur der wellenden Front im Osten von der spiralierenden Form der um den Trog gewickelten Instant Occlusion über Deutschland.
Bezüglich der Wettererscheinungen kann sich das Gebilde jedenfalls sehen lassen. Die Niederschlagsmengen der letzten 36h:
Auffallend sind die großen Mengen vom Engadin bis hin zum Tiroler Alpenhauptkamm (z.B die Station in Südtirol mit 81mm). Für gewöhnlich ist das eine Region, die von gröberen Niederschlagsereignissen gerne verschont bleibt, umso stärker haben die den AHK entwässernden rechten Zuflüsse des Inns reagiert.
Der zweite Streifen vom Loibl bis Graz hat sein Werden dem gewittrig durchsetzten Südteil der Front zu verdanken. Sonst halten sich die Mengen in Grenzen, von Extrem keine Spur.
Spannend war auch das Windsignal nach Mitternacht:
So traten mit dem Durchzug der Signatur der Instant Occlusion spät Nachts, meist so zwischen 01 und 3 in der Früh im Wiener Raum doch Böen zwischen 80 und 90 km/h auf. Signifikant, doch weit weg von einer besonderen Unwetterartigkeit.
Damit hat der Blogger auch einer im Sommer besonders seltenen Instant Occlusion Ehre zukommen lassen und verabschiedet sich in den grauen restnachmittag !
LG
Manfred