Dienstag, 3. Februar 2015

Vorticity, Zirkulation, Drucktendenz ----Wie macht an aus einer Leiche einen Jungspund ?

Hallo,

Anstatt mich darauf zu stürzen, wie viel Schnee wo denn ab Mittwoch Abend fallen wird, lehne ich mich aus dem off lieber etwas zurück und nehme mir die Zeit, da ein bisschen den Hintergrund der Europäischen Synoptik der nächsten Tage ein wenig zu beleuchten und dabei auf die Prinzipien unseres Wettermotors einzugehen. Ist vielleicht stärkerer Tobak, aber das muss sein :)

Zwei Motivationsbilder...

Daraus...



Sollen bis Samstag irgendwo in Südost/Zentraleuropa je nach Modell




30-60 mm Niederschlagsäquivalent, mancherorts fast rein als Schnee ... werden.



Nun, wenn wir uns das aktuelle Tief, das das alles veursachen soll, etwas näher ansehen ....




.. es ist, wie schon im Satbild angedeutet, jenes das gerade über die Grenzregion Spanien-Frankreich gen westliches Mittelmeer zieht, dann ist man erst mal ungläubig.


Der Kerndruck liegt bei nahe 1000 hPa, es ist schon uralt, es liegt in einer sehr schwach baroklinen Zone (die Temperaturunterschiede im Bereich des Tiefzentrums sind sehr schwach), die Höhenströmung (Ausdruck der Baroklinität) ist ebenfalls schwach. Alles deutet darauf hin, dass dieses Tief mehr oder weniger am Ende ist.

Dennoch steht es am Beginn eines zweiten Lebens.... bevor wir aber dieses beleuchten ist es ander Zeit ein paar Prinzipien der troposphärischen Dynamik wieder hervorzukramen.

Es gibt fundamentale Zusammenhänge, die das Temperatur/Wind/Druckfeld mit einander in Zusammenhang bringen und aus denen man Signale für eine Verstärkung / Abschwächung von Druckgebilden ableiten kann.

Es ist das berühmte Gleichungstripel:

Tendenzgleichung
Omegagleichung
Vorticitygleichung

(Schock)

Die Tendenzgleichung lässt eine Aussage zu ob das Geopotential (die Höhe einer fixen Druckfläche) aufgrund der aktuellen Situation in Zukunft steigt oder fällt.

Die Omegagleichung trifft eine Analyse über die Verteilung der Vertikalgeschwindigkeit (steigt Luft auf oder sinkt sie ab )

Die Vorticitygleichung .. wiederum prognostisch sagt uns ob die Rotation des Windfeldes zu- oder abnimmt.

Die Aussagen scheinen nicht miteinander verwandt und dennoch kommen in allen 3 Gleichungen immer wieder die gleichen / sehr ähnliche Terme vor, sodass die Gleichungen dann am Ende des Tages ringförmig miteinander verbunden sind, dh, Änderungen der einen Aussage bedingen sofort Änderungen in den anderen Gleichungen.


Vereinfacht gesagt ist die Aussage der Tendenzgleichung...

Das Potential fällt wenn die Vorticityadvektion positiv ist (zyklonale Rotation herangeführt wird) und die Warmluftadvektion mit der Höhe zunimmt (und 16 Alterationen davon ..)

Omegagleichung: Aufsteigen haben wir bei mit der Höhe zunehmender positiver Vorticityadvektion und Warmluftadvektion (wobei da noch grobe Vereinfachungen dahinter stecken ..)

Die Vorticitytendenz wird über Vorticityadvektion, horizontale barokline Produktion,  diabatische Wärmeübergänge (Heizen !!) Strecken und Kippen geregelt.


In die typischen Orkanzyklogenesen z.B am Atlantik sind im wesentlichen Temperatur- Vorticityadvektion sowie barokline Produktion involviert. Diese forcieren die Zunahme zyklonaler Vorticity, über Druckfall etc. pp. nimmt der Druckfall am Boden zu, die Zirkulation nimmt zu, eine zunächst flache Welle vertieft sich zum Orkan.


 Gehen wir auf die aktuelle Situation findet man über dem aktuellen schwachen Tief keine Hinweise auf starke Temperatur- und Vorticityadvektion und auch bodennah gibt es kaum Baroklinität. Was bleibt hier um die Vorticity und damit Zirkulation und folgend Bodendruckfall und zusammengefasst Wettergeschehen in Zukunft doch anzutreiben ?

Eine vorher erwähnte Komponente habe ich in diesem Zusammenhang bewusst noch nicht erwähnt... diabatische Wärmeübergänge  !.. geht man ein wenig weiter in die Zukunft sieht man dass hinter dem Bodentief ein doch kräftig ausgeprägter Höhentrog mit hochreichender Kaltluft angefüllt auf das westliche Mittelmeer hinaus zieht ...


.. das doch Wassertemperaturen im Mittleren 10-er Bereich aufweist. Hier kommt die Erklärung der diabatischen Übergänge ... damit ist jede Art von Heizen und Kühlen über die Oberfläche, sei diese Wasser oder Land gemeint. Zieht diese Kaltluftmasse über warmes Wasser kommt es über Konvektion (Schauer, Gewitter) zu einem massiven Freisetzen latenter Wärme in der Kaltluftmasse womit wir einen massiven Antrieb für Voricity bzw. über das Integral Zirkulationsbeschleunigung und weiter führend Druckfall erhalten.


Man sieht diesen pulsierenden Antrieb für das nun stärker werdende System über dem Mittelmeer in mehreren Schüben, jedersmal wenn ein weiteres Paket Kaltluft als Höhentrog heran geführt wird....







So weit so gut... diese Mittelmeerzyklone funktioniert also eigentlich ganz anders als unsere bekannten Atlantikzuyklonen... zumindest um diese Jahreszeit. Der treibende Faktor ist die Labilität im Zentrum eines Höhentroges über warmem Wasser. Das hat viel mehr mit dem Mechanismus tropischer Zyklonen zu tun als man meinen möchte. Auch dort ist es das explosionsartige und flächige Freisetzen latenter Energie in die Atmosphäre das die Zirkluation antreibt und den Bodendruck ins unermeßliche fallen lässt.... im Unterschied zu unserem Kalten Walter hier ist es aber das überwärmte Meer und nicht die unterkühlte Luft, die prima causa als Übeltäter in Frage kommt, netto ist der Meachnismus aber ident.


Was dabei z.B im Lokalmodell rauskommt, möchte ich Euch nicht vor enthalten und damit beende ich den wortgewaltigen Beitrag und schaue nach was denn die nächsten Modelläufe so vorhersagen ;)






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LG !

Manfred